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Spieler suchen Wettkampfbedingungen – DEL2 wird immer häufiger zum Auffangbecken – Marcel Brandt von der Champions League in die Landesliga Neuss. (EM) Vor knapp... Moritz Müller und Patrick Reimer machen es vor: Der Trend geht vermehrt zur Ausleihe!

Spieler suchen Wettkampfbedingungen – DEL2 wird immer häufiger zum Auffangbecken – Marcel Brandt von der Champions League in die Landesliga

Moritz Müller in Kassel – (C) by Huskies Media/PR

Neuss. (EM) Vor knapp zwei Wochen forderte die neu gegründete Spielervereinigung Eishockey (SVE) als Reaktion auf den erneut verschobenen Saisonstart „Klartext, Konzepte und ein finales Datum für Fans, Spieler und die Zukunft des Eishockeys“.

Seitdem ist zumindest öffentlich wenig Klartext gesprochen worden und ein finales Datum für einen DEL-Start gibt es schon gar nicht. Verständlicherweise, denn täglich nach oben schnellende Inzidenzwerte bestimmen momentan mehr das Denken und Handeln der Verantwortlichen, als Spielpläne und Scorerlisten.

Immer mehr Spieler versuchen aus der Not eine Tugend zu machen und versuchen irgendwie Spielpraxis zu erlangen. Die derzeit wohl prominentesten DEL-Spieler, die unterklassig trainieren und spielen, sind mit Patrick Reimer und Moritz Müller zwei Gründungsmitglieder der Spielervereinigung. Reimer spielt anstatt in Nürnberg bei seinem Heimatklub in Kaufbeuren und Kölns Kapitän Moritz Müller hat sich vorübergehend den Kassel Huskies angeschlossen.

Wettkampfbedingungen besser, als Kurzarbeit

Aus Sicht der Spieler ein völlig nachvollziehbares Handeln, denn ihr Körper und ihre Fitness sind ihr Kapital. Wer rastet, der rostet, heißt es nicht ohne Grund. Und somit sind Trainingseinheiten und unterklassige Spiele unter Wettkampfbedingungen besser, als sich in Kurzarbeit irgendwie selbst fitzuhalten. Eine Denkweise, die auch schon während des Lockout in der NHL viele Spieler aus Übersee so praktiziert haben. Damals war die DEL ein dankbarer Abnehmer für die NHL Stars, die in den europäischen Ligen ebenfalls für erheblich weniger Gehalt spielten, als sie es eigentlich in der NHL verdienen würden.

Nürnbergs Geschäftsführer Wolfgang Gastner erklärte im Gespräch mit CEF Nürnberg TV, dass für derartige Ausleihen, wie beispielsweise von Patrick Reimer, kein Geld in Form einer Ablösesumme fließen würde. Es gäbe vielmehr auch Spieler, die für Kost und Logie einem vorübergehenden Wechsel zustimmen würden.

Die DEL Klubs haben natürlich auch ein Interesse daran, dass ihre Spieler nicht zu viel Rost ansetzen. Wichtig ist, dass die Spieler auch bei aufnehmenden Klubs versichert sind. Die Zahl der Ausleihen hat in den vergangenen Tagen zugenommen. Der Trend wird sich wohl weiter verstärken, dass Routiniers ausgeliehen werden und junge Spieler mittels Förderlizenz beim Kooperationspartner Spielpraxis sammeln. Vereinzelt haben ältere Spieler auch das Karriereende vorgezogen, da ihnen die Ungewissheit und das Infektionsgeschehen zu viele „Bauchschmerzen“ bereitet haben. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die Nordamerika-Legionäre, die eigentlich in der DEL bis zum Start in Übersee geparkt werden sollten und teilweise schon wieder zu anderen europäischen Klubs transferiert wurden. Moritz Seider und Dominik Bokk sind hier zu nennen.

Reimer und Müller sind also längst keine Exoten mehr. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass viele junge Spieler in den „neuen“ Teams von den Erfahrungen der Veteranen profitieren und viel lernen können.

Nachfolgend einmal eine Auflistung der aktuellen Ausleihen der DEL-Klubs ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

München parkt zwei Top-Talente in Salzburg

Augsburger Panther: Miller und Kharboutil spielten am Freitag mittels Förderlizenz für Oberligist Memmingen in Garmisch.

Eisbären Berlin: Die Eisbären befinden sich nach einer durch eine Infektion ausgelöste Corona Pause wieder im Trainings- und Spielbetrieb. Zudem werden die Berliner durch fünf Gastspieler des NHL Kooperationspartners LA Kings unterstützt.

Fischtown Pinguins Bremerhaven:

Düsseldorfer EG: Maximilian Kammerer (Leihe zum EC VSV/ICEHL),

Grizzlys Wolfsburg: Die Grizzlys befinden sich in der Saisonvorbereitung und absolvierten bereits Ende September ein Testspiel gegen Crimmitschau.

EHC Red Bull München: John-Jason Peterka, Justin Schütz (beide per Leihe nach Salzburg/ICEHL),

Adler Mannheim: Ben Smith (Leihe zu Rögle BK), Moritz Seider (Leihe der Detroit Red Wings beendet, Wechsel nach Rögle BK), Davis Koch (planmäßige Ausleihe nach Heilbronn), Valenti, Elias, Wirth, Klos, Preto und Tiefensee können mittels Förderlizenz auch für DEL2 Partner Heilbronn spielen.

ERC Ingolstadt: Enrico Henriquez-Morales und Jonas Stettmer sind mittels Förderlizenz für Oberligist Rosenheim spielberechtigt.

Iserlohn Roosters: Dustin Friesen (Karriereende), Jonas Neffin, Tobias Schmitz (beide mittels Förderlizenz beim Herner EV), der erst 17- jährige Nils Elten aus der U20 spielt ebenfalls für den Herner EV und erzielte gegen Limburg am Freitag den Siegtreffer.

Kölner Haie: Moritz Müller (Leihe zu den Kassel Huskies),

Krefeld Pinguine: Dominik Bokk (Vertrag wieder aufgelöst, Wechsel zu Djurgarden IF), Bappert, Kuhnekath und Postel mittels Förderlizenz in der DEL2 für Ravensburg im Einsatz, Artur Tianulin (Leihe zu Lada Togliatti), Christian Bull (Leihe zu Lillehammer),

Straubing Tigers: Marcel Brandt (Leihe nach Dingolfing/Landesliga), Nick Latta, Adrian Klein (beide ausgeliehen an Oberligist Blue Devils Weiden), Fredrik Eriksson (Leihe nach Klagenfurt/ICEHL), Jeff Zatkoff (Karriereende),

Nürnberg Ice Tigers: Patrick Reimer (37, Leihe zum ESV Kaufbeuren), Marcus Weber (Leihe zum SC Riessersee), Tim Bender (Leihe zu den Ravensburg Towerstars), Julius Karrer, David Trinkberger, Max Kislinger, Vincent Hessler und Timo Walther nehmen am Spielbetrieb von DEL2-Kooperationspartner Bayreuth Tigers teil.

Schwenninger Wild Wings: Goalie Luis Benzing saß am Freitag auf der Bank von Kooperationspartner EHC Freiburg beim 4:2 Sieg gegen Bad Nauheim

Vertragsloser Felix Schütz nach Landshut, „Krasser Wechsel“ von Marcel Brandt

Nationalstürmer Felix Schütz (zuletzt Straubing), der noch keinen neuen DEL-Klub hat, wird für den EV Landshut auflaufen. Den wohl krassesten Tapetenwechsel vollzieht Marcel Brandt, der mit Straubing eigentlich in der Champions League spielen würde und nun in der als Hobbyliga einzustufenden Landesliga für seinen Heimatverein Dingolfing aufläuft.

Droht der DEL2 eine Spielerflut, falls die DEL Saison komplett abgesagt wird?

Die Auflistung zeigt, dass die DEL2 ein gern genutztes vorübergehendes Auffangbecken ist. Planmäßig will die DEL2 am 6. November starten. Alle Leihgeschäfte sollen enden, sobald sicher ist, ob und wann die DEL starten wird. Sollte die DEL die Spielzeit 20/21 komplett ausfallen lassen, dann könnte eine regelrechte Flut an Spielern in die DEL2 wechseln. Andere, etatmäßige Spieler, müssten dann vermutlich ihren Platz abgeben und vermutlich auch Gehaltseinbußen hinnehmen. Ob diese „Verschiebung von Spielern“ dann auch bis zum Ende der DEL2 Saison für die Klubs wirtschaftlich darstellbar wäre, bleibt abzuwarten.

Denn auch in der DEL2 ist mit starken Einschränkungen der Zuschauerzahlen zu rechnen. Aktuell (Stand 17.10.2020) überschreiten mit Bietigheim, Freiburg und Frankfurt drei DEL2 Standorte den kritischen Inzidenzwert von 35.

Infektionen und damit verbundene Quarantänemaßnahmen haben zuletzt in Bayreuth und Landshut die Vorbereitungsphase schwierig gestaltet.

Nationalspieler haben den Deutschland Cup vor Augen

Abgesehen davon haben die Nationalspieler natürlich auch den Anfang November geplanten Deutschland Cup in Krefeld im Auge. Auch hier liegt der Wert (47,9) knapp an der Schwelle zum Risikogebiet. Planbar ist somit in Punkto Zuschauerzahlen aktuell fast nichts. Und nicht nur das. Durch das hohe Infektionsgeschehen im Ausland hat sich das ursprüngliche Teilnehmerfeld ebenfalls verändert. Die Slowakei und Russland mussten ihre Teilnahme absagen.

Es bleibt in allen Ligen ein hohes Risiko an den Start zu gehen. Niemand kann momentan seriös vorhersagen, wie weit die Saisonreise tatsächlich gehen kann.

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