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Mannheim. (JR) Lukas Kälble hat im Nachwuchs des Mannheimer ERC mit Eishockey spielen begonnen. Um seine Ausbildung voranzutreiben, folgte der Wechsel in eine der... Lukas Kälble (23) im Interview: „Der College-Weg ist definitiv nichts für jeden Spieler“

Lukas Kälble im U20 DEB Trikot – © Sportfoto-Sale (DR)

Mannheim. (JR) Lukas Kälble hat im Nachwuchs des Mannheimer ERC mit Eishockey spielen begonnen.

Um seine Ausbildung voranzutreiben, folgte der Wechsel in eine der besten Nachwuchsligen Nordamerikas. Nachdem er ein Jahr in der USHL gespielt hatte, ging er aufs College und spielte in den letzten vier Spielzeiten sehr erfolgreich in der NCAA für die Lake Superior State Universität. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm und seiner Zukunft gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Kälble, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Eishockey-Saison 2021/2022 steht kurz bevor. Sie haben in den letzten vier Jahren für die Lake Superior State Uni gespielt. Nun folgt ein fünftes Jahr an der Clarkson Uni. Können Sie uns kurz erklären, warum Sie noch ein weiteres Jahr an der Uni spielen werden und weshalb der Wechsel an die Clarkson Uni?

Lukas Kälble: Das weitere Jahr an der Uni hat sich angeboten, da jeder Collegespieler durch Covid-19 ein extra Jahr bekommen hat. Dadurch, dass ich im Frühling meinen Bachelor bei meiner vorherigen Uni beendet habe, muss ich in meinem fünften Jahr meinen Master anfangen, um weiterhin spielen zu können. Lake Superior State bietet keine Masterabschlüsse an, weshalb es klar war, dass ich die Uni wechseln muss. Daraufhin bin ich auf die Transferliste gesetzt worden und habe dann mit mehreren interessierten Teams geredet und mich letztendlich für die Clarkson University entschieden. Clarkson ist eine elitäre Universität, die außerdem jedes Jahr ein sehr gutes Eishockeyteam hat, dass um eine Meisterschaft kämpft. Diese Kombination hat mir die Entscheidung letztendlich einfach gemacht. .

E-M /J. R.: Im Laufe der Saison 2020/2021 gab es schon Spekulationen, Sie würden zur kommenden Saison zum Team der Adler nach Mannheim zurückkehren. Müssen sich die Adlerfans noch ein Jahr gedulden, bis man Sie eventuell im Adler-Trikot spielen sehen wird? Gibt es Kontakte zu den Adlern?

Lukas Kälble: Als ich mir noch nicht sicher war, das ich noch ein Jahr in der College Liga spielen wollte, war es auf jeden Fall eine Option für mich, wieder nach Deutschland zu kommen. Priorität war es jedoch für mich erstmal einen Vertrag in Amerika zu bekommen. Falls ich wieder nach Deutschland komme ist Mannheim natürlich einer meiner ersten Ansprechpartner.

„Es ist ein unglaubliches Gefühl, solch einen Fußabdruck bei einer Uni-Mannschaft zu hinterlegen“

E-M /J. R.: Welche Rolle hatten Sie zuletzt im Team, wie wurden Sie eingesetzt? Wie würden Sie die letzten vier Jahre aus sportlicher aber auch aus persönlicher Sicht beschreiben?

Lukas Kälble: In allen vier Jahren bei Lake State hatte ich eine tragende Rolle im Team, besonders in meinem dritten Jahr als Assistent-Kapitän und in meinem Senior Jahr als Kapitän. Ich bin ein Spieler, der in allen Situationen eingesetzt werden kann und das haben meine Trainer auch ausgenutzt. In den vier Jahren bin ich sehr gewachsen, einmal aus sportlicher Sicht aber auch menschlich und in meiner Ausbildung. Die College-Ligen sind gut und sehr wettbewerbsfähig. Das mit einem Bachelor zu verbinden war nicht immer leicht, aber ich bin froh jetzt auch einen Universitätsabschluss zu haben. Mein Senior-Jahr war auch etwas ganz besonderes, denn wir konnten den ersten Meistertitel für unsere Mannschaft gewinnen seit 25 Jahren und uns auch gleichzeitig für das NCAA-Endturnier qualifizieren. Es ist ein unglaubliches Gefühl, solch einen Fußabdruck bei einer Uni-Mannschaft zu hinterlegen.

E-M /J. R.: In den vergangenen Jahren sind einige Spieler aus Deutschland den Weg über die Uni gegangen. Es scheint inzwischen ein sehr erfolgsversprechender Weg zu sein. Würden Sie diesen Weg auch anderen jungen Deutschen Spielern empfehlen?

Lukas Kälble: Der College-Weg ist definitiv nichts für jeden Spieler. Ich habe es nie bereut, diesen Weg gegangen zu sein. Man muss sich nur bewusst sein, dass man nicht nur Eishockeyspieler ist, sondern auch Student in einer fremden Sprache. Ich glaube jedoch, dass es der richtige Weg war auch für meine Eishockey Karriere, denn die Trainer hier an den Unis versuchen alles, den Spielern das bestmögliche an einer guten Eishockeyausbildung mitzugeben. Wenn man vom College kommt, ist man definitiv bereit für den Sprung zum Profi.

E-M /J. R.: Aktuell spielt neben Ihnen noch Julian Napravnik in der NCAA. Zur kommenden Saison kommen mit Timo Bakos und Luca Münzenberger zwei weitere Deutsche hinzu. Haben Sie Kontakt zu den anderen deutschen Spielern in der NCAA?

Lukas Kälble: Nur mit Julian und Timo, zu Julian habe ich immer Kontakt gehabt, weil wir uns ja schon lange kennen und damals zusammen bei den Jungadlern gespielt haben und dann im College in der gleichen Liga. Dadurch haben wir oft gegeneinander gespielt. Timo Bakos kenne ich schon seitdem ich noch jung war, denn wir haben damals in einer Straße gewohnt als sein Vater bei den Adlern gespielt hat und unsere Eltern hatten immer guten Kontakt.

„Mache mir keine Gedanken, dass ich nach diesem Jahr meine ersten Profispiele machen werde und darauf gut vorbereitet bin“

E-M /J. R.: Sie sind inzwischen 23 Jahre alt und haben bisher noch kein Profispiel gespielt. Stattdessen absolvieren Sie die Ausbildung an der Uni. Für die Zeit nach der Eishockeykarriere wird Ihnen das sicherlich zu Gute kommen. War das auch ihr Gedanke, warum Sie anstatt in jungen Jahren bereits im Profibereich zu spielen, in die NCAA gegangen sind?

Lukas Kälble: Ich hatte es immer im Hinterkopf, dass es diese Option gibt und bin sehr froh darüber, dass alles so geklappt hat wie ich mir es erhofft hatte als ich damals nach Fargo in die USHL gegangen bin. Dass man hier in Amerika neben dem Eishockey auch einen Bachelor machen kann war natürlich immer ein Bonus, der für diese Option spricht. Jedoch war meine Eishockeyausbildung immer meine erste Priorität. Natürlich bin ich jetzt schon in einem Alter, in dem ich kein junger Spieler mehr bin. Ich mache mir aber keine Gedanken, dass ich nach diesem Jahr meine ersten Profispiele machen werde und darauf gut vorbereitet bin.

E-M /J. R.: Marc Michaelis und Nico Sturm haben zuletzt den Sprung in die NHL geschafft, Parker Tuomie und David Trinkberger sind von der NCAA in die DEL gewechselt. Die Adler Mannheim sind sicherlich immer eine Option für Sie in der Zukunft, aber es könnte eventuell auch die Möglichkeit bestehen, einen Vertrag bei einem NHL-Team zu bekommen?

Lukas Kälble: Das ist natürlich mein höchstes Ziel nach dieser Saison einen NHL- oder AHL-Vertrag zu bekommen. Dass ist das, worauf jeder Collegespieler hofft und wofür er hart arbeitet. Ich will sehen, ob ich das Zeug dazu habe, mich auf dem höchsten Level zu beweisen. Es ist auch klar für mich, dass ich irgendwann wieder nach Deutschland in die DEL kommen werde.

E-M /J. R.: Sie haben sowohl die Nachwuchsausbildung in Deutschland als auch die Nachwuchsausbildung in Nordamerika genossen. Können Sie uns kurz beschreiben, wo vor allem die Unterschiede liegen zwischen der Nachwuchsausbildung in Deutschland und in Nordamerika?

Lukas Kälble: Ich würde sagen, dass in der Nachwuchsausbildung in Nordamerika der Fokus viel mehr auf dem Eistraining liegt. Die Trainer in den Nachwuchs- und College-Ligen achten sehr auf jedes kleinste Detail. Dadurch dass die Fläche kleiner ist und es eine höhere Dichte an talentierten Spielern gibt, ist es einfach eine andere Erfahrung hier zu spielen. Der Druck ist höher und das Spiel schneller.

E-M /J. R.: Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der letzten Weltmeisterschaft das Halbfinale erreicht. Hat Corona die Möglichkeit verhindert, dass Sie vielleicht schon bei der WM 2021 in Lettland dabei gewesen wären?

Lukas Kälble: Ich denke Corona hat es sicherlich schwerer gemacht. Ich hatte mir auf jeden Fall erhofft, bei der Vorbereitung eine Chance zu bekommen. Die Dichte in der Nationalmannschaft ist immens geworden in den letzten fünf Jahren und ich denke es ist auf jeden Fall nicht einfach, sich dort durchzusetzen. Ich glaube auch, dass ich für viele Deutsche Eishockeyfans auch etwas unter dem Radar schwebe. Aber das ist ok, ich denke meine Zeit wird kommen.

E-M /J. R.: Besteht Kontakt mit Bundestrainer Toni Söderholm? Ist die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022 ein Ziel von Ihnen?

Lukas Kälble: Es besteht kein direkter Kontakt. Mein erstes Länderspiel für Deutschland zu bestreiten ist ein großes Ziel von mir. Natürlich wäre es etwas ganz besonderes, bei einer WM den Adler auf der Brust zu tragen.

Jannis Kälble spielt aktuell für Düsseldorf – © Sportfoto-Sale (DR)

E-M /J. R.: Sie haben noch einen jüngeren Bruder, der auch Eishockey spielt. Wie ist seine sportliche Entwicklung und was trauen Sie ihm in der Zukunft zu? Liegt eine Profikarriere bei ihm auch im Bereich des Möglichen?

Lukas Kälble: Jannis hat sich sehr entwickelt in den letzten drei Jahren. Er ist körperlich schon viel weiter, als ich es war in seinem Alter und er hat den Willen sich durchzusetzen. Ich glaube daran, dass wenn er weiterhin hart dafür arbeitet, kann er den Sprung nach Übersee oder in den Profibereich schaffen.

E-M /J. R.: Herr Kälble, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

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