Seit drei Jahren in der NCAA aktiv – Julian Napravnik: „Der Plan für mich ist, so lange wie es geht in Nordamerika zu bleiben“
Aktuell Ticker 1AllgemeinAllgemein InternationalHintergrund / InterviewsMinor Leagues 12. Juni 2021 Eishockey-Magazin 2
Bad Nauheim. (JR) Julian Napravnik hat im Nachwuchs des EC Bad Nauheim mit dem Eishockey begonnen.
Um seine Ausbildung voranzutreiben, ist er in die Nachwuchsschmiede der Jungadler Mannheim gegangen. Anschließend folgte der Wechsel in eine der besten Nachwuchsligen Nordamerikas. Nachdem er zwei Jahre in der USHL gespielt hatte, ging er aufs College und spielte in den letzten drei Spielzeiten in der NCAA. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm und seiner Zukunft gestellt.
Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Napravnik, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Eishockey-Saison 2020/2021 ist auch für Sie beendet. Sie spielen nun bereits das dritte Jahr an der Minnesota State University. Diese Saison war auf Grund von Corona in allen Ligen eine große Herausforderung. Wie sehr war der Spielbetrieb in der NCAA beeinträchtigt bzw. welche Einschränkungen gab es in dieser Liga?
Julian Napravnik: Unser Spielbetrieb war auch relativ eingeschränkt das ganze Jahr über. Wir haben relativ pünktlich angefangen, dennoch mussten wir an manchen Wochenenden auf Grund positiver Fälle pausieren. Alles in allem sind wir relativ gut durchgekommen und haben am Ende alle unsere Spiele gespielt. Die größte Einschränkung war natürlich die fehlenden Fans. Die erste Hälfte der Saison waren keine Fans erlaubt, was jedoch in der zweiten Hälfte ein wenig gelockert wurde. 25% der möglichen Fans waren dann erlaubt.
E-M /J. R.: Sie haben nun bereits die dritte Saison an der Minnesota State Uni absolviert und waren Topscorer in ihrem Team. Wie zufrieden waren Sie selbst mit der Eishockey-Saison 2020/2021?
Julian Napravnik: Sehr zufrieden! Wir haben etwas geschafft was sonst zuvor in der Geschichte der Minnesota State noch niemand erreicht hatte und darauf waren wir sehr stolz auch wenn es nicht ganz zur National Championship gereicht hat.
E-M /J. R.: In ihren ersten beiden Spielzeiten hatten Sie mit Marc Michaelis und Parker Tuomie (hier im Interview / Anm. der Red.) zwei weitere deutsche Spieler in ihrer Mannschaft. Das war sicherlich sehr hilfreich für Sie, mit den beiden in einem Team zu spielen?
Julian Napravnik: Ja sehr hilfreich. Ich kannte die beiden schon aus der Vergangenheit und habe mit ihnen auch schon in Mannheim bei den Jungadlern zusammengespielt. Ich habe mich immer sehr gut mit beiden verstanden und das wir dann in den USA wieder zusammen spielen konnten, war natürlich sehr schön.
E-M /J. R.: Folgt dem dritten, ein viertes Jahr an der Minnesota State Uni für Sie? Es wird dann das letzte Jahr für Sie an der Uni sein oder wie lange werden Sie vermutlich noch an der Uni studieren und spielen? Oder gibt es schon Überlegungen, nächste Saison in den Profibereich zu wechseln?
Julian Napravnik: Ja, das vierte Jahr wird auf jeden Fall noch durchgezogen. Habe noch ein Jahr um meinen Abschluss zu machen und das werde ich auch mitnehmen und danach steht dann der Sprung in den Profibereich an.
E-M /J. R.: Marc Michaelis und Nico Sturm haben zuletzt den Sprung in die NHL geschafft, Parker Tuomie und David Trinkberger sind von der NCAA in die DEL gewechselt. Sind das Vorbilder für Sie? Sicherlich gibt es schon Überlegungen bei Ihnen, welche Liga es für Sie nach der NCAA-Zeit sein könnte?
Julian Napravnik: Definitiv sind es Vorbilder. Zu sehen das die Jungs ihren Weg machen, ist schön zu sehen und ich hoffe das ich den gleichen Weg einschlagen werde. Der Plan für mich ist, so lange wie es geht in Nordamerika zu bleiben und hier meinen eigenen Weg zu gehen.
E-M /J. R.: Sie sind inzwischen 24 Jahre alt und haben bisher noch kein Profispiel gespielt. Stattdessen haben Sie eine gute Ausbildung an der Uni genossen und absolviert. Für die Zeit nach der Eishockeykarriere wird Ihnen das sicherlich zu Gute kommen. War das auch ihr Gedanke, warum Sie anstatt in jungen Jahren bereits im Profibereich zu spielen, in die NCAA gegangen sind?
Julian Napravnik: Ich hatte schon immer den Traum in Amerika zu spielen und als ich damals in die USHL gewechselt bin, wollte ich auch so lange wie es geht dortbleiben. Da ich selbst noch nicht bereit war, nach der USHL in den Profibereich einzusteigen, war es für mich persönlich die beste Entscheidung, mich noch einmal vier Jahre zu entwickeln.
E-M /J. R.: Sie haben sowohl die Nachwuchsausbildung in Deutschland, als auch die Nachwuchsausbildung in Nordamerika genossen. Wie würden Sie die Nachwuchsausbildung in Deutschland im Vergleich mit der in Nordamerika bewerten? Wo sind die größten Unterschiede?
Julian Napravnik: Ich denke der größte Unterschied damals war die Eisfläche, was das Spiel im Allgemeinen schneller und härter gemacht hat. Durch das kleinere Feld hat man weniger Zeit und Raum, um Entscheidungen zu treffen.
E-M /J. R.: Wie würden Sie sich als Spieler beschreiben? Wo liegen ihre Stärken, worin können Sie sich noch verbessern?
Julian Napravnik: Ich würde sagen, dass meine größte Stärke meine Schnelligkeit ist. In den Ecken mich schnell zu bewegen und einen Weg zum Tor finden, dies würde mich als Spieler am besten beschreiben. Verbessern kann man sich immer in allen Bereichen, aber für mich persönlich würden ein paar Kilos mir definitiv weiterhelfen, um solider zu spielen.
E-M /J. R.: Sind Sie derzeit wieder in Deutschland oder noch in den USA? Haben Sie schon einen Plan, wie und wo Sie sich auf die Saison 2021/2022 vorbereiten werden?
Julian Napravnik: Jetzt im Moment bin ich in Deutschland bei meiner Familie. Nach unserer Saison haben wir vier Wochen frei bekommen und am 13 Juni geht es wieder nach Mankato, wo dann unser Sommertraining ansteht und wir uns gemeinsam auf die nächste Saison vorbereiten.
E-M /J. R.: Gibt es noch Kontakte zu ihrem Heimatverein EC Bad Nauheim? Wie würden Sie die Nachwuchsausbildung bei ihrem Heimatverein einstufen? Welchen Stellenwert hat das Eishockey in Bad Nauheim?
Julian Napravnik: Kontakt gibt es nicht sehr häufig, dennoch kennt man alle Gesichter die in dem Verein beschäftigt sind und es ist immer wieder schön mit ihnen Kontakt zu haben und zu sehen wie es in der Heimat voran geht. Ich denke das der Stellenwert immer recht gut war in Bad Nauheim. Ich erinnere mich noch an früher. Es war immer gute Stimmung in der Halle und das hat sich bis heute nicht wirklich verändert.
E-M /J. R.: Herr Napravnik, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!