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Kassel. (JR) Eric Valentin hat im Nachwuchs des Schwenninger ERC begonnen, Eishockey zu spielen. Aus dem Schwarzwald wechselte er in die Talentschmiede der Kölner... Eric Valentin im Interview: „Hätte einen Vertrag in der DEL unterschreiben können, hatte auf die Förderlizenzregelung aber keine Lust mehr“

Eric Valentin nach dem verlorenen Finalspiel gegen Bietigheim – © Sportfoto-Sale (SD)

Kassel. (JR) Eric Valentin hat im Nachwuchs des Schwenninger ERC begonnen, Eishockey zu spielen. Aus dem Schwarzwald wechselte er in die Talentschmiede der Kölner Haie.

Nach der Zeit bei der damaligen U19 der Kölner Junghaie spielte er eine Saison bei den Dresdner Eislöwen in der DEL2. Ein weiteres Jahr in der DEL2 als Förderlizenzspieler bei den Löwen Frankfurt folgte. Anschließend bekam er einen Vertrag bei den Grizzly Wolfsburg als Förderlizenzspieler. Neben Einsätzen in der DEL spielte er auch weiterhin in der DEL2, nun für die Kassel Huskies. Letzte Saison war er dann komplett bei den Huskies unter Vertrag. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm und seiner Zukunft gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Valentin, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Sie standen mit den Kassel Huskies im Finale um die Meisterschaft der DEL2 und den Aufstieg in die DEL. Leider gelang es den Huskies nicht, das entscheidende fünfte Finalspiel für sich zu entscheiden. Sicherlich auch rückblickend noch sehr ärgerlich, diese Serie nach einer 2:0 Führung verloren zu haben?
Eric Valentin: Ja das ist immer noch sehr ärgerlich. Ich denke immer noch darüber nach, was man hätte anders machen können und woran es gelegen hat. Ich bin aber trotzdem stolz auf unsere Mannschaft und auf das, was wir in der vergangenen Saison geleistet haben.

E-M / JR: Die Kassel Huskies waren Hauptrundensieger und haben auch in den Playoffs den Eindruck gemacht, die Meisterschaft und der Aufstieg geht nur über die Huskies. War man sich vielleicht und vor allem nach der zwei zu null Führung gegen Bietigheim schon zu sicher, das Finale als Sieger zu beenden?
Eric Valentin: Das denke ich nicht. Wir wussten, dass Bietigheim eine starke und erfahrene Mannschaft hat und es sehr schwer werden wird. Jeder wusste auch, dass das letzte Spiel in einer Serie das Schwerste ist. Am Ende hat es nicht gereicht, so ist der Sport. Es entscheiden dann Kleinigkeiten darüber, ob es am Schluss reicht oder nicht. Vielleicht war Bietigheim am Ende etwas abgezockter als wir.

E-M / JR: Kassel ist eine Eishockeystadt und wohl fast ganz Kassel hat den Huskies die Daumen gedrückt, wieder in die DEL aufzusteigen. Hat man die Euphorie um die Huskies in der Saison und vor allem in den Playoffs gespürt, auch ohne Zuschauer in der Halle?
Eric Valentin: Ja, unsere Fans haben uns sehr unterstützt. Egal ob sie zu Hunderten in der Damaschkestraße Spalier standen oder unsere Halle mit motivierenden Bannern versehen haben, die Fans waren immer voll da und man hat die Euphorie trotz der leeren Ränge gespürt. Dennoch hoffe ich, dass bald wieder viele Fans in die altehrwürdige Eishalle kommen dürfen, um uns anzufeuern. Das ist einfach nicht dasselbe, der Sport lebt nun mal von Emotionen. Und wer weiß wie das Finale ausgegangen wäre, wenn uns über 6000 eigene Fans voran gepeitscht hätten.

E-M / JR: Sie haben zwei Spielzeiten als Förderlizenzspieler und eine Saison komplett bei den Huskies gespielt. Wie würden Sie die Zeit bei den Huskies für sich persönlich einordnen? Konnten Sie sich persönlich wie erhofft weiterentwickeln?
Eric Valentin: Ich habe mich bei den Huskies und in Kassel von Beginn an direkt wohlgefühlt. Für meine Entwicklung war die vergangene Saison die Wichtigste meiner Karriere und ich bin auch sehr zufrieden mit meiner Leistung. Es ist nicht einfach, wenn man als Förderlizenzspieler zwischen zwei Teams steht und nie weiß wo man am Wochenende spielen wird. So war es auch schwer für die Huskies, die nie wirklich dauerhaft mit mir planen konnten. Zum Glück ist diese Zeit vorbei, denn nicht jeder Spieler kann so seine Leistung bringen und sich unter Förderlizenzbedingungen weiter entwickeln. Es benötigt auch Zuspruch und Vertrauen des Trainers, alles andere kann zu großer Verunsicherung führen.

Eric Valentin – © Sportfoto-Sale (SD)

E-M / JR: Sie sind inzwischen 24 Jahre alt und haben mit Ihren Leistungen in der abgelaufenen Saison sicherlichauch Clubs aus der DEL auf sich aufmerksam gemacht? Einen Vertrag in der DEL zu bekommen, ist das ihr Ziel?
Eric Valentin: Es sollte das Ziel jedes Sportlers sein, in der höchsten Liga seiner Sportart zu spielen. Ich weiß aber inzwischen auch, wie wichtig Spielpraxis ist. Man kann nicht besser werden, wenn man nicht viel spielt und keine Verantwortung übertragen bekommt.

E-M / JR: In der Vergangenheit war es für junge Spieler immer sehr schwierig in die DEL zu gelangen. Die erweiterte U 23-Regel hilft jungen Spielern dabei sicherlich. Wie sehen Sie das?
Eric Valentin: Jede Medaille hat zwei Seiten. Natürlich hilft die Regelung den jungen Spielern, sich in der DEL zu zeigen und verschafft ihnen Eiszeit und Platz in der Mannschaft. Deswegen gibt es aber nicht automatisch mehr Talente. Es fallen durch Maßnahmen auch Plätze weg, die durch ältere deutsche Spieler besetzt werden könnten, die das Niveau mitbringen würden, den Konkurrenzdruck auf die arrivierten deutschen Spieler zu erhöhen. Auch so entsteht Qualität! Die wenigen übrigen Plätze fallen nun aber Ausländern und Spielern zu, die nicht in Deutschland geboren oder nicht für die deutsche Nationalmannschaft spielberechtigt sind. Das finde ich persönlich sehr schade, denn im Leistungssport gilt, dass nur die Leistung darüber entscheiden sollte, wer auf dem Eis steht.

E-M / J. R.: Sie waren als Förder- und U 23-Spieler in der DEL, haben in Wolfsburg auch Einsätze bekommen. Letztendlich konnten Sie sich aber nicht für einen Vertrag bei den Grizzlys oder auch bei einem anderen Club, nach der Zeit als U 23-Spieler, empfehlen. Woran lag das?
Eric Valentin: Wenn man nicht gerade ein Supertalent wie Seider, Stützle, Reichel und Co. ist, muss man sich die Dinge hart erarbeiten. Dafür benötigt man eben auch Zeit. Und es geht nur über das Vertrauen des Trainers und über ein entsprechendes, ausgearbeitetes Förderprogramm zwischen den Clubs. Nicht jedem Spieler gelingt das alles sofort, gerade auf meiner Spielposition braucht man sehr viel Eiszeit. Dazu bin ich der Spielertyp, der Betreuung und Ansprache, Motivation und Zuspruch benötigt. Stattdessen pendelt man zwischen zwei Teams, gehört nirgends richtig dazu. Ich hätte einen Vertrag in der DEL unterschreiben können, hatte auf die Förderlizenzregelung aber keine Lust mehr.

E-M / JR: In der DEL werden die U 23-Spieler immer mehr gefördert. Zur Saison 2021/2022 sind drei Stellen auf dem Spielbericht für U 23-Spieler reserviert. Fällt ein Spieler altersbedingt aus dieser U 23-Regelung heraus, muss er als U 23-Spieler Eindruck hinterlassen haben und auch viel Eiszeit bekommen haben, um einen Anschlussvertrag in der DEL zu bekommen. Wie sehen Sie das?
Eric Valentin: Wie oben schon erwähnt führt die Regelung ja nicht automatisch dazu, dass es mehr Talente in Deutschland gibt, die auf dem Niveau der DEL Eishockey spielen können. Dazu bedarf es anderer Regelungen, die die Nachwuchsausbildung betreffen. Aber zumindest haben die jungen Spieler die Möglichkeit, sich zu zeigen, sie bekommen eine Chance, die es früher vielleicht so nicht gab.

E-M / JR: In der DEL sind neun Kontingentspieler je Club auf dem Spielbericht erlaubt. Die DEL weigert sich bisher, diese Anzahl zu reduzieren. Eine Reduzierung würde aber gerade Deutschen Spielern im Alter von 24, 25 oder 26 Jahren enorm weiterhelfen, sich in der DEL durchsetzen zu können. Sehen Sie das auch so?
Eric Valentin: Ich sehe das Problem nicht einmal so sehr in der Anzahl der Kontingentspieler in der Liga, denn sie können das Niveau ja auch heben und sind für die Entwicklung deutscher Talente sehr wichtig. Es ist eher ein Problem, dass die Klubs beispielsweise lieber einen älteren Kanadier in der 4. Reihe spielen lassen, der oftmals auch kein höheres Niveau als ein deutscher DEL2 Spieler mitbringt. Dann kann man auch Stellen für deutsche Spieler frei machen. Oder die übrigen freien Stellen
werden mit eingedeutschten Spielern aufgefüllt, die damit den Zugang für alle deutschen Ü23 Spieler verschließen. Da sehe ich noch viele konzeptionelle Lücken und befürchte, dass man sich
auf der guten Nachwuchsförderung ausruht.

E-M / JR: Einige deutsche Spieler im Alter von 24 bis 26 Jahren sind durch diese U 23-Regel und die unverändert hohe Anzahl an Kontingentspielern von der DEL in die DEL2 gegangen. Wie schwierig ist es, sich in der DEL2 wieder für die DEL zu empfehlen und wieder einen Vertrag von einem DEL-Club angeboten zu bekommen?
Eric Valentin: Wenn man aktuell beobachtet, welche Spieler in die DEL 2 gehen und welche deutschen Spieler in
der Liga trotz überragender Leistungen mangels eines sinnvollen Angebotes bleiben, ist die Frage deutlich mit schwer bis unmöglich zu beantworten. Es gibt dann zwar schon Angebote, die sind
aber oftmals nicht akzeptabel. Hier wird die Situation des Spielers dann eben auch ausgenutzt und das gesparte Geld lieber in vermeintliche Top Ausländer investiert.

2016: Lucas Dumont (Dresden) und -27- Eric Valentin (Dresdner Eislöwen) gegen -88- Marcel Pfänder (Nauheim) und -26- Dominik Lascheit Nauheim) vor -35- Mikko Rämö (Torwart Nauheim) – © by A. Chuc

E-M / JR: Wo liegen Ihre Stärken in ihrem Spiel, in welchem Bereich können Sie sich noch verbessern? Auf welche Position sehen Sie sich am besten aufgehoben?
Eric Valentin: Ich bin der klassische Zwei-Wege-Center. Ich führe gerne meine Reihe, gebe das Tempo und die Richtung vor. Ich hasse es zu verlieren und möchte kein Gegentor bekommen, den Puck lieber in den eigenen Reihen haben. Dementsprechend sehe ich mich als Unterzahl-Spezialist und bin am Anspiel sehr stark. Hier sehe ich mich am besten aufgehoben, wenngleich ich natürlich auch auf den Flügeln spielen kann. An meinem Scoring muss ich weiter arbeiten, oftmals stelle ich meine defensive Leistung für das Team vor meinen offensiven Output.

E-M / JR: Sie haben in Schwenningen mit dem Eishockey begonnen. Haben Sie noch Kontakt zu ihrem Heimatverein und wie würden Sie die Nachwuchsarbeit bei den Wild Wings auch im Vergleich mit Köln einordnen?
Eric Valentin: Natürlich habe ich noch Kontakt zu meinem Heimatverein, ich habe noch viele Freunde dort. Auch meine Familie ist ja noch in der Gegend, alles Wild Wings Fans, so dass der Kontakt nicht abreißt. Mit Wayne Hynes haben die Schwenninger einen tollen Cheftrainer, der auch mich schon trainiert hat. Da hat sich viel entwickelt die letzten Jahre, nicht umsonst ist Schwenningen ein 5-Sterne-Nachwuchs-Standort. Die Infrastruktur ist besser als in den meisten anderen Standorten in Deutschland, da können sich viele etwas abschauen. Dennoch ist es für einen kleinen Standort natürlich viel schwieriger, genügend Kinder für den Sport zu gewinnen. In Köln, Berlin, Mannheim und München kommen die Spieler von alleine und man muss gut genug sein, um dort spielen zu dürfen. Das ist nach meiner Meinung der Hauptunterschied.

E-M / JR: Eine Rückkehr mit einem DEL-Vertrag zu den Wild Wings, vielleicht schon zur Saison 2021/2022, wäre das für Sie denkbar und eventuell eine Option?
Eric Valentin: Zu seinem Heimatverein zurück zu kehren ist immer eine Option, ja sogar eine Herzensangelegenheit. Es muss aber auch für beide Seiten passen, da spielen ja viele Faktoren eine Rolle. Ich würde das also nicht ausschließen, aber auch anmerken, dass ich den Kassel Huskies in Person von Joe Gibbs und Tim Kehler viel zu verdanken habe. Und Loyalität ist in diesem Geschäft ja auch ein sehr wertvolles Gut.

E-M / JR: Herr Valentin, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben.

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