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Dresden. (JR) Andreas Brockmann ist aktuell Trainer bei den Dresdner Eislöwen in der DEL 2. Zuvor trainierte der ehemalige Nationalspieler sehr erfolgreich den ESV... Dresdens Headcoach Andreas Brockmann im Interview: „Grundsätzlich arbeite ich immer gerne mit jungen lernwilligen Spielern“

Andreas Brockmann – © Eislöwen Media-PR

Dresden. (JR) Andreas Brockmann ist aktuell Trainer bei den Dresdner Eislöwen in der DEL 2. Zuvor trainierte der ehemalige Nationalspieler sehr erfolgreich den ESV Kaufbeuren.

Die erfolgreichste Zeit als Spieler hatte er mit der Düsseldorfer EG. Dabei gehörte er dem Team der DEG an, welches das Deutsche Eishockey in den 90ern über einige Jahre dominierte. Unter anderem war er Sturmpartner des legendären Sturmduos Chris Valentine und Peter John Lee. Wir haben ihm zu aktuellen Themen rund um die Dresdner Eislöwen und das Deutsche Eishockey ein paar Fragen gestellt.

Eishockey Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Brockmann, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Sie haben die Dresdner Eislöwen im Laufe dieser außergewöhnlichen Eishockey-Saison übernommen. Die Eislöwen sind nicht gut in die Saison gestartet. Sicherlich war es nicht so einfach für Sie das Team zu diesem Zeitpunkt zu übernehmen. Wie zufrieden sind Sie aktuell mit der Entwicklung ihrer Mannschaft?

Andreas Brockmann: Auf der einen Seite bin ich sicherlich nicht unzufrieden damit, wie sich das Team entwickelt hat. Auf der anderen Seite haben wir derzeit leider einige Verletzte und spielen mit einem sehr kleinen Kader, der auf Dauer an die Substanz geht. Sicherlich besteht insgesamt Luft nach oben, aber die Saison ist noch nicht vorbei und wir wollen das bestmögliche noch erreichen.

EM / JR: Die Dresdner Eislöwen haben in den letzten Jahren sportlich eher kleinere Brötchen backen müssen, der ein oder andere Spieler konnte nicht die Leistungen erbringen, die man sich erwünscht hatte. Der Blick geht aber sicherlich in Richtung Zukunft. Wird es zur Saison 2021/2022 einen größeren Umbruch geben oder werden Sie versuchen mit punktuellen Verstärkungen das Team in der Tabelle nach oben zu führen?
Andreas Brockmann: Aktuell konzentrieren wir uns auf die laufende Runde, was dann kommt, wird man sehen. Sicherlich wird es Veränderungen geben, wie die dann genau aussehen werden, kann und möchte ich derzeit noch nicht voraussagen.

Andreas Brockmann

Andreas Brockmann (hier als Trainer des ESVK) – © by A. Chuc

EM / JR: Beim ESV Kaufbeuren ist es Ihnen in beeindruckender Manier gelungen, ein Team mit vielen jungen Spielern, die im eigenen Nachwuchs ausgebildet wurden, zu formen. Ein paar starke Ausländer und ein paar gute Deutsche Spieler haben das Team ergänzt. Diese Kaderzusammenstellung war vorbildlich für das Deutsche Eishockey. Ist dies auch in Dresden möglich?
Andreas Brockmann: Die Voraussetzungen in Kaufbeuren und Dresden sind sicherlich unterschiedlich. Obwohl in Dresden inzwischen gute Nachwuchsarbeit geleistet wird, ist der Nachwuchs des ESV Kaufbeuren dem Dresdner Nachwuchs sicherlich noch einiges voraus. In Kaufbeuren war die Philosophie vom Verein vorgegeben, junge Spieler sollten aus dem eigenen Nachwuchs in das DEL 2-Team eingebaut werden. In Dresden werden zur Vorbereitung auf die nächste Saison sicherlich auch Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ihre Chance bekommen. Sind sie bereit für die DEL 2, werden sie sicherlich integriert werden. Für mich als Trainer ist es immer wichtig, eine gesunde Mischung zwischen jungen und älteren Spielern im Team zu haben. Grundsätzlich arbeite ich immer gerne mit jungen lernwilligen Spielern, das gehört für mich als Trainer selbstverständlich dazu.

EM / JR: Im Nachwuchsbereich des Dresdner Eishockeys wurden in den letzten Jahren viele Verbesserungen erzielt. Inzwischen gibt es auch einige Spieler, denen der Sprung aus dem Nachwuchs in die DEL 2 gelungen ist. Wie sehen Sie die Entwicklung im Dresdner Nachwuchs und gibt es neben den bereits ins Profiteam eingebauten Spielern weitere, die für die Saison 2021/2022 oder darüber hinaus in Frage kommen?
Andreas Brockmann: Wie schon bei der vorigen Frage erwähnt, werden in der Vorbereitung zur nächsten Saison junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs die Chance bekommen, sich für den Kader zu empfehlen. Aktuell ist es für mich als noch relativ neuer Trainer in Dresden schwierig zu beurteilen, welche Spieler dafür in Frage kommen, da die Saison im Nachwuchs ja leider abgebrochen wurde und ich so keine Spiele des Nachwuchses anschauen konnte.

EM / JR: Das Deutsche Eishockey ist prinzipiell im Aufschwung, viele gute junge Spieler wurden in den letzten Jahren ausgebildet. In der DEL 2 werden immer mehr junge Spieler eingesetzt und sorgen dafür, dass die DEL 2 an Tempo und Intensität hinzugewonnen hat. Täuscht dieser Eindruck oder wie sehen Sie die Entwicklung in der Liga?
Andreas Brockmann: Sicherlich wurde in den letzten Jahren viel mehr getan im Nachwuchs. Der DEB hat in Sachen Nachwuchs- und auch Trainerausbildung viele gute Dinge entwickelt, die dafür gesorgt haben, dass es mehr gut ausgebildete junge Spieler gibt. Die DEL 2 hat sich entsprechend gut entwickelt, läuferisch und technisch haben die Spieler sich weiterentwickelt, denke das kann man schon sagen ja.

Andreas Brockmann 2010 als Coach der Ice Tigers © ISPFD

EM / JR: Sie waren auch einige Jahre als Headcoach in der DEL in Nürnberg tätig. Nachdem Sie beim ESV Kaufbeuren gezeigt haben, wie Sie ein Team entwickeln können, wäre ein Wechsel in die höchste Deutsche-Eishockey-Liga keine Überraschung gewesen. Gab es für Sie nach der Saison 2019/2020 keine Möglichkeit, als Cheftrainer in die DEL zu wechseln?
Andreas Brockmann: Vor dieser Saison war es schwierig, da so gut wie alle Teams in der DEL ihre Trainer behalten haben. Auch in der DEL 2 gab es als Trainer kaum Möglichkeiten, einen Verein zu finden. Corona hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Clubs eher darauf setzten, ihre bisherigen Coaches zu behalten. Die Lage insgesamt war natürlich sehr unsicher, gibt es überhaupt eine Saison oder wann beginnt sie schließlich? Alle Ligen und Clubs mussten von daher sehr defensiv planen, so dass ich zunächst auch nur abwarten konnte.

EM / JR: Die DEL sieht derzeit eine Selbstbeschränkung an Kontingentspielern von neun plus zwei Spieler vor. Die Mannschaften in der DEL sind zum großen Teil nordamerikanisch geprägt. Haben Sie das Gefühl, dass es mit diesen strukturellen Bedingungen für Deutsche Trainer sehr schwierig ist, in der DEL zu arbeiten? Ein junger Deutscher Trainer scheint derzeit so gut wie überhaupt keine Chance zu haben, in die DEL zu kommen. Täuscht dieser Eindruck?
Andreas Brockmann: Es ist richtig, das Deutsche Eishockey ist nordamerikanisch geprägt. In den letzten Jahren gab es immer mal wieder mehr und immer wieder mal weniger viele Deutsche Trainer in der DEL. Insgesamt ist es sicherlich nicht einfach für junge Deutsche Trainer in die DEL zu kommen, aber mit der verbesserten Ausbildung durch den DEB sollte es in Zukunft eventuell doch wieder mehr Deutsche Trainer in der Liga geben. Klar wäre es gut, wenn die Clubs in Zukunft vermehrt Deutsche Trainer einsetzen würden. Man wird sehen, ob die Clubs in Zukunft bereit dazu sind.

EM / JR: Die U20-Nationalmannschaft hat bei der letzten U20-Nationalmannschaft eine starke Leistung gezeigt und ist trotz schwierigen Umständen ins Viertelfinale eingezogen. Mit Tim Stützle, JJ Peterka und Florian Elias gab es eine herausragende Angriffsreihe, aber auch die restlichen Spieler zeigten, dass sie auf diesem Niveau mithalten können. Erstaunlicherweise ist es aber so, dass nur ganz wenige U20-Nationalspieler in der DEL die Chance auf regelmäßige Einsatzzeiten bekommen. Sollten sich die Clubs der DEL nicht hinterfragen, ob es nicht Zeit dafür wäre, die strukturellen Gegebenheiten für den regelmäßigen Einsatz junger Spieler anzupassen?
Andreas Brockmann: Grundsätzlich ist es immer schön, wenn Clubs junge Deutsche Spieler einsetzen und sie dann auch spielen lassen. Ich bin aber kein Fan von irgendwelchen Regulierungen und verpflichtendem Einsatz junger Spieler. Junge Spieler sollten eingesetzt werden, aber sie müssen sich ihre Eiszeit auch verdienen und bereit dazu sein, in der Liga zu spielen. Natürlich müssen sie auch ihre entsprechende Chance bekommen und muss es Trainer geben, die mit jungen Spielern arbeiten möchten.

EM / JR: Eine Reduzierung der Kontingentspieler auf höchstens sechs je Club, dafür ein vermehrter Einbau junger Spieler in die Teams. Wäre das nicht der richtige Weg, um das Deutsche Eishockey nachhaltig weiter zu verbessern?
Andreas Brockmann: Klar eine Reduzierung der Kontingentstellen wäre der richtige Weg, um mehr Deutsche Spieler in die Liga zu bekommen. Es muss natürlich gewährleistet sein, dass es auch die Spieler gibt, um eine entsprechende Reduzierung herbeizuführen. Natürlich verstehe ich auch die Clubs, die den Erfolg ihres Clubs sehen wollen. Es ist wünschenswert, dass sich hier für die Zukunft eine Lösung finden lässt.

Im Laufe der Saison übernahm Andreas Brockmann die Eislöwen – © Eislöwen Media-PR

EM / JR: Die U23- bzw. U24-Regelungen in der DEL und DEL 2 sind Regelungen die jungen Deutschen Spielern helfen sollen, mehr Eiszeiten zu bekommen. Es ist geplant die Stellen für U23/U24-Spieler in der DEL weiter zu erhöhen, die Kontingentstellen aber nicht zu reduzieren. D.h. für Deutsche Spieler über 23/24 Jahre wird es immer schwieriger Verträge zu bekommen. Man bildet also Spieler aus, verbaut Ihnen dann aber den Weg. Zur Saison 2021/2022 kommen also mehr junge Spieler in die DEL, die auch eine Perspektive benötigen, wenn Sie aus dem U23/24-Bereich rausfallen. Ein weiterer Gesichtspunkt, der die Liga nun zu Überlegungen zwingen müsste?
Andreas Brockmann: Wie schon erwähnt, ich bin kein Freund von irgendwelchen Regulierungen für junge Spieler. Die Lizenzen für junge Spieler U23 zu erhöhen und die Kontingentstellen gleichzeitig nicht zu reduzieren, ist sicherlich nicht richtig. Deutsche Spieler über 23 Jahre werden dadurch benachteiligt und das sollte sicherlich nicht der Fall sein. Für junge Spieler ist das gut um in die Liga zu kommen, aber wie gesagt, sie müssen auch bereit dafür sein.

EM / JR: Ist der Egoismus im Deutschen Eishockey zu groß, um die Entwicklung für das gesamte deutsche Eishockey voranzubringen oder werden die Potentiale, die im Deutschen Eishockey schlummern, von den Verantwortlichen der DEL und des DEBs nicht erkannt? Wie sehen Sie das?
Andreas Brockmann: Sehr schwierige Frage. Es ist alles natürlich auch immer eine Geldfrage, die Nachwuchsarbeit ist sehr kostenintensiv. Red Bull München oder Adler Mannheim machen sehr viel für den Nachwuchs und haben tolle Projekte an ihren Ausbildungsstandorten am laufen. Aber es hat halt nicht jeder Standort die finanziellen Möglichkeiten, Nachwuchsarbeit so intensiv zu betreiben. Jeder Standort versucht für sich das Beste aus seinen Gegebenheiten zu machen. Klar ist auch, Nachwuchsarbeit an allen Standorten voranzutreiben um die Breite an Spielern zu verbessern, würde das Deutsche Eishockey insgesamt weiter voranbringen.

EM / JR: Herr Brockmann, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

(Jörg Reich)

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