Eishockey „in the middle of nowhere“ – Betrachtungen zur WM IIA in Spanien
AllgemeinCentral European Hockey LeagueInternational 18. April 2016 Eishockey-Magazin 0
Jaca. (MR) Jaca ist eine spanische Kleinstadt mit ca. 12.000 Einwohnern in den aragonesischen Pyrenäen gelegen, 29 km von der Grenze zu Frankreich entfernt, ca. 800 m über NN. Hier gibt es ein paar nicht allzu große Hotels, eine alte Festung und eine neue Eishalle, die sich seit 2007 majestätisch wie eine Muschel aus dem Boden erhebt. Und es gibt hier fast jedes Jahr eine Eishockey-Weltmeisterschaft; in diesem Jahr sogar gleich derer zwei, denn nach den Damen (IIB) trugen nun auch die Herren hier ihr Turnier aus. Einen internationalen Flugplatz in der Nähe sucht man allerdings vergeblich…
Es kannten sich schon von den vorherigen Turnieren die Teams aus Belgien, Island, Serbien und Spanien, neu hinzu kamen dieses Jahr Absteiger Niederlande und der Aufsteiger aus China. Es gab an fünf Turniertagen teilweise recht spannende Spiele, teilweise mit überraschendem Verlauf. Ein einziges fiel in die Kategorie „Kantersieg“, nämlich das 9:0 der Holländer gegen China. In diesem fairen Turnier gab es zwei Spieldauerstrafen und insgesamt 94 Tore. Die Abendspiele waren immer gut besucht, dann nämlich trat Gastgeber Spanien auf. 8200 Zuschauer waren es insgesamt, davon abends im Schnitt etwas über 1000.
Nun, dass die Niederländer sofort wieder aufsteigen, war im Vorfeld nicht als Selbstläufer zu sehen – es kommt eben bei allen Turnieren darauf an, welche Spieler mitkommen und ob/wie die dieses enge Programm durchstehen. Die „Oranjes“ haben es trotz der Absage einer ganzen Reihe von Spielern (Stichwort Tilburg Trappers) relativ problemlos geschafft. Einzig gegen Spanien wurde ein Punkt abgegeben nach einem verrückten Spiel, als Spanien bis zur 52. Spielminute mit zwei Treffern vorne gelegen hatte. Eine Spieldauerstrafe gegen Spanien brachte den Anschluss und kurz vor dem Ende erneut Kapitän Kevin Bruijsten den Ausgleich. Ãœberhaupt steigerten sich die Spanier vor eigenem Publikum von Spiel zu Spiel, sie waren läuferisch super gut drauf und frech, wenn’s drauf ankam. Dass sie am Ende Silber holten, war dann auch durchaus verdient. Belgien konnte zunächst drei Siege einfahren, wobei zwei Punkte doch noch verschenkt wurden. Im vorletzten Spiel lief dann gegen Spanien wenig zusammen, und Spanien war an ihnen vorbei. Nach dem letzten Spiel gab es teilweise hängende Köpfe, denn auch gegen den „geliebten“ Nachbarn Holland ging man etwas höher als erhofft unter. So blieb der realistische dritte Platz. Serbien zeigte das gesamte Turnier über eine gute Leistung, wurde aber an den ersten drei Spieltagen nicht belohnt. Erst das Kunststück vom vierten Spieltag, als man nach 20 Minuten gegen Island 3:0 hinten gelegen hatte und das Spiel mit vier Treffern im Mitteldrittel drehen konnte, schob Serbien auf den vierten Tabellenplatz. Ein glatter 3:0 Sieg gegen China bestätigte diesen Platz. Enttäuscht fährt Island nach hause. Hier hatten vor allem die Torhüter nie ihren besten Tag, und auch der Rest der Mannschaft lief am Ende nur noch hinterher. Gerade beim letzten Spiel sah man hier schwindende Kräfte und Ideen. So blieb wie im Vorjahr nur der fünfte Platz. Den Chinesen hatte einer der Offiziellen im holländischen Team gute läuferische und stocktechnische Fähigkeiten bescheinigt, und was sie spielerisch nicht konnten, versuchten sie mit viel Arbeitsmoral auszugleichen. Allein es reichte nur zu einem einzigen Punkt aus fünf Spielen, und damit muss China wieder in die Gruppe B absteigen, aus der man gerade gekommen war.
Kurios und erwähnenswert sei noch der Treffer von Raphaël Joly (NED / Füchse Duisburg), der mit nur 8 Sekunden nach dem Eröffnungsbully das schnellste Tor des Turniers erzielte, oder auch der Hattrick von Julian van Lijden (NED / FASS Berlin).
Die Hoteliers stehen immer wieder vor einer Schwerstaufgabe beim Frühstücksbuffet: wenn gerade ein komplettes Team dort wie ein Heuschreckenschwarm eingefallen ist, kommt man mit dem Nachlegen kaum nach.
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