Eishockey-Magazin

Eishockey News, Videos, Fotos, Stories – – – alles kostenlos seit 25 Jahren

Düsseldorf. (MR) Was sich bereits ein paar Tage vorher angedeutet hatte, wurde in der vergangenen Woche zur Gewissheit: Auch in Deutschland wurden aufgrund der... Das plötzliche Ende der Eishockey-Saison 2019/20

© Sportfoto-Sale (SD)

Düsseldorf. (MR) Was sich bereits ein paar Tage vorher angedeutet hatte, wurde in der vergangenen Woche zur Gewissheit: Auch in Deutschland wurden aufgrund der Corona-Pandemie die Playoffs der Eishockey-Ligen eingestellt oder erst gar nicht begonnen, wie in ganz Europa.

Am 10.3.2020 gaben DEL und DEL2 den Saisonabbruch bekannt (die DEL2 hatte gerade die erste Playoffrunde beendet), am 11.3. – ebenfalls nach den Pre-Playoffs in der Oberliga Nord – zogen die beiden Oberligen nach. Und alle anderen Ligen erklärten am 12.3. die Saison ebenfalls für beendet (DNL, Nachwuchs, Frauen und Landesverbände).
Was bedeutet das jetzt für die Betroffenen? Eishockey-Magazin sprach in den letzten Tagen stellvertretend mit einigen Aktiven aus allen Bereichen und fasst die – natürlich nicht repräsentativen – Stimmen und Stimmungen zusammen.

„Schwierig für die, die „auf Knopf“ genäht haben“

Achim Staudt - Eishockey

Achim Staudt – © by Sportfoto-Sale (DR)

Achim Staudt, Eishockey Verband NRW und Spielervater: „Es ist tragisch, dass praktisch der gesamte Sport zum Erliegen kommt. Die Folgen für die Clubs sind überhaupt nicht abzusehen, da man ja auch nicht weiß, wie sich die Sponsoren verhalten werden. Wenn man aber den Sanierungsstau bei unseren Eisstadien anschaut, dann muss man sich schon fragen, woher hier noch zusätzliche Hilfen für die Clubs kommen sollen. Die Ereignisse haben uns überholt, wir stehen und standen, sowohl vom Verband, wie auch vom Verein (Krefelder EV) mit den Landesverbänden, dem Bundesgesundheitsministerium und dem DEB in engem Kontakt und Austausch und es ist das einzig Sinnvolle aus gesundheitlicher Sicht gewesen, den Spielbetrieb zu beenden. Es ist eine Entscheidung zum Wohle aller. Es besteht aber meiner Meinung nach kein Grund zur Panik oder zur Hamsterkauf-Hysterie, wenn man sich an grundlegende Handhygieneregeln hält und Menschenansammlungen soweit möglich meidet. Finanziell wird es sicher vor allem für die Vereine eng und schwierig, die die Saison „auf Knopf genäht“ haben und die eine oder andere Playoffrunde mit einkalkuliert haben. Wer sowieso nur die Hauptrunde zum Maßstab genommen hat, kommt auf jeden Fall besser raus.“

Straubings Marcel Brandt: „Mega schade nach so einer Saison“

Marcel Brandt – © by Sportfoto-Sale (DR)

Gerade die Spieler, deren Mannschaft eine sehr gute bis überragende Saison gespielt haben, fühlen sich jetzt verständlicherweise sehr enttäuscht. Allerdings hatten die meisten es bereits befürchtet, doch als die offizielle Meldung dann kam, traf es sie doch wie ein Hammerschlag. Die allermeisten erfuhren es am Tag nach dem letzten absolvierten Spiel oder beim Morgentraining.

Marcel Brandt (Straubing Tigers, DEL): „Es ist mega schade nach so einer erfolgreichen Saison, ich bin schon extrem enttäuscht“.

Auch Mathias Niederberger (Torwart der Düsseldorfer EG / DEL) sah sein Team auf einem guten Weg: „Wir hatten das Gefühl, dass wir etwas erreichen könnten … Gerade zum Ende der Saison hatten wir einen richtigen Aufwärtstrend.“

Patrick Klöpper von den Kassel Huskies (DEL2) „Es ist sehr ärgerlich, da ich sehr lange verletzt ausgefallen bin. Da freut man sich umso mehr auf die Playoffs. Und deswegen ist es für mich persönlich umso bitterer. Wir hätten mit dieser Mannschaft das große Ziel erreichen können, doch wenn man fast die ganze Saison auf Platz 1 stand und dann am Ende nach 52 Spieltagen die Saison auf dem 2. Platz beenden muss, ist das noch ärgerlicher.“

Erik Keresztury (Eisbären Regensburg / OL Süd) sieht vor allem ein weggenommenes Jahr. „Wir hätten aufsteigen können. Die jungen Spieler kämpfen und arbeiten das ganze Jahr dafür, dass sie irgendwann vom Eishockey leben können. Diese verlorene Möglichkeit tut weh.“

Und sein Teamkollege Korbinian Schütz ergänzte: „Wir haben uns in der zweiten Hälfte der Saison zu einem richtigen Team entwickelt und wollten das auch in den Playoffs zeigen“.

Wölfe Freiburg (DEL2) Stürmer Erik Betzold: „Es wäre schön gewesen, wenn man die gelungene Hauptrunde nochmal mit sehr guten Playoffs hätte abschließen können.“

Patrick Glatzel (Torhüter bei den IceFighters Leipzig / OL Nord) hatte sich besonders auf die Playoffs gefreut, weil er schon in der vergangenen Saison (mit Sonthofen) keine PO’s hatte spielen können.

Julian Lautenschlager – © Sportfoto-Sale (MK)

Julian Lautenschlager (Iserlohn Roosters / DEL) wollte eigentlich noch mit dem Iserlohner Kooperationspartner, dem Herner EV, in der Oberliga Playoffs spielen. Für ihn war es „zunächst alles surreal, dass ein Virus eine derartige Auswirkung auf die ganze Sportwelt haben sollte. Es war auch schade, dass die Saison ohne Abschlussfeier (Roosters) zu Ende gegangen ist, da sich die Spieler schnell in alle Winde zerstreut haben.“

Und Sören Sturm von den Ravensburg Towerstars (DEL2): „Ich war im ersten Moment fassungslos. Darauf hat man die ganze Saison hingearbeitet. Und dann wird dir gesagt, dass es nicht weitergeht. Nüchtern betrachtet ist es aber die richtige Entscheidung, die Gesundheit aller nicht zu gefährden.“

Diese Einsicht überwiegt auch bei Hernes Kapitän Michel Ackers, der zwar natürlich enttäuscht war, weil „dieses Jahr das Gefühl für den Aufstieg da war, und die Möglichkeit hat man als Sportler ja nicht so oft. Aber das Thema Gesundheit bestimmt jetzt schon stark den Alltag und schränkt ja auch ein.“

„Ebenso wichtig ist es, sich um das Wohlbefinden aller zu sorgen, auch wenn man es (die Absage) im ersten Moment nicht glauben wollte, und es schwer zu akzeptieren ist, dass alles umsonst war“, so Yannik Valenti (Heilbronner Falken / DEL2).

Diego Hofland (Tilburg Trappers / OL Nord): „Die Gesundheit steht ganz klar über unserem Sport und ist wichtiger. Ein großer Respekt an die Ärzte und Helfer, die sich jeden Tag der Gefahr aussetzen!“

Für Thore Weyrauch und die Hannover Indians war bereits dienstags das Training ausgefallen, da sie im Team einen Verdachtsfall hatten: „Erstmal muss jetzt die Quarantäne zu Ende gehen. Aber enttäuscht ist man natürlich schon, dass alles abgesagt wurde.“

Für Tom Lorer (Düsseldorfer EG / DNL) überwiegt noch die Traurigkeit, da es sein letztes DNL-Jahr war. „Das ist dann schade, wenn es so abrupt endet. Auch die Jungs regelmäßig um sich herum zu haben und der Austausch wird mir fehlen.“

„Versuche jetzt etwas mehr Abstand zu halten“

Dominik Lascheit, (Crocodiles Hamburg) – © Sportfoto-Sale (RH)

Wie es weitergeht, vermag noch niemand sagen. Bei Diego Hofland ist vor allem die Playstation öfter in Betrieb als sonst, während die meisten jetzt erst einmal abwarten, wie sich alles entwickelt.

„Ansonsten werde ich morgen ganz normal in die Arbeit gehen und lasse meinen Körper ein paar Wochen regenerieren“, so Quirin Stocker, der mit dem EV Füssen als Aufsteiger in die OL Süd die Playoffs als „Schmankerl“ ansah.

Die Sommerpause ist jetzt lang genug, dass man sich auch in Ruhe und zu späterer Zeit noch mit einem möglichen Reiseziel auseinandersetzt. Und wer weiß heute schon, ob und wann es mit einem Sommertraining losgeht.

In Freiburg hatte man nach der Absage mit der Mannschaft noch gegrillt, ehe die Spieler nach Hause fuhren. Erik Betzold selbst befindet sich auf dem Rückweg nach Köln, wo er hofft, bald wieder ins Training einsteigen zu können.

Andere benötigen nicht unbedingt das Fitnesstudio. „Ich mache eher Training mit dem eigenen Körpergewicht im Garten“, wie Dominik Lascheit von den Hamburg Crocodiles (OL Nord) sagte.

Aus medizinischer Sicht sehen es natürlich die beruflich „vorbelasteten“ Gesprächspartner als einzig machbaren Schritt an – „Eine nötige und zwingende Maßnahme“ (Michael Hedderich, DEL-Fanbeauftragter sowie Gesundheits- und Krankenpfleger und Leiter eines OP’s im Klinikum Rechts der Isar), denn „die neue Form des Virus führt allerdings zu einer nie dagewesenen internationalen Schutzaktion.“

„Ob die Maßnahmen übertrieben oder gerade ausreichend sind, läßt sich wohl erst in ein paar Wochen abschließend beurteilen. Klar ist jedoch, dass jeder Todesfall einer zuviel ist. Daher hat der Sport ganz klar zurückzustecken“, so Christoph Oster, Goalie beim Regionalligisten Ratinger Ice Aliens und Assistenzarzt auf der neurologischen Intensivstation des Uniklinikums Essen.

„Ich versuche jetzt etwas mehr Abstand zu halten, besuche vielleicht Oma und Opa nicht, um diese zu schützen“, so Dominik Lascheit.

Hernes Trainer Danny Albrecht: „Wir hätten in diesem Jahr ein Wörtchen mitzureden gehabt beim Aufstieg, aber es trifft ja alle gleich. Und aus gesundheitlicher Sicht war es unumgänglich, so wie sich die Lage in den letzten Tagen massiv verschlechtert hat. Trainieren können die Jungs aber auch zuhause.“

Keine Hamsterkäufe, stattdessen Nervennahrung, Dachboden aufräumen, Serien gucken und Gartenarbeit

Michel Ackers – © by Sportfoto-Sale (DR)

Eingkeit herrscht auch darüber, dass man sich nicht von der Hysterie zu Hamsterkäufen anstecken lassen möchte. Es werden die normalen Haushaltseinkäufe erledigt, und man bezeichnet seine Vorratshaltung als nicht anders als sonst.

„Wenn jeder normal einkaufen würde, gäbe es auch keine Probleme“, so Sören Sturm. Michel Ackers achtet jedoch darauf, dass sein Lieblingsbier im Keller steht und er immer genug Kaugummi hat, während Tom Lorer im Falle einer Ausgangssperre andere Vorlieben hat: „Ich werde viele Gummibärchen und Schokolade kaufen als Nervennahrung für meine anstehenden Abiturprüfungen“. Julian Lautenschlager fragt sich allerdings, wie lange es noch möglich ist, den Kühlschrank „ganz normal“ zu füllen. Diego Hofland hat ein bisschen Mineralwasser gebunkert. Ansonsten geht die Tendenz von „ich bin optimistisch“ über „das ist übertriebene Panikmache“ bis hin zu „vielleicht bin ich naiv, dass ich nicht mehr kaufe als sonst“. Für die Familien mit Kindern stehen eh Nudeln als Lieblingsspeise auf dem Plan, daher hat man dafür immer einen guten Vorrat, eventuell wolle man noch etwas mehr Pesto mitbringen lassen.

DEG-Fan Steffi Gehrke hatte bis zum Schluss gehofft, dass es doch noch zu einem guten Ende kommt. „Ich war ziemlich traurig, hatte mich 52 Spiele lang auf die geilste Zeit gefreut“, während Melanie Bogner (Fan der Grizzlys) es „irgendwie schon vermutet und direkt richtig gefunden“ hat. Auch wenn sie „natürlich Playoffs gerne gesehen hätte.“ Aber es ist jetzt weniger stressig, also nicht extra früher anfangen müssen, um den Arbeitsplatz zeitiger verlassen zu können, weil man zum Eishockey will, „hat somit auch etwas Gutes.“ Melanie wird die Zeit nutzen, um den Dachboden aufzuräumen, während Steffi verstärk Serien guckt und liest.

Die Schiedsrichterin Ramona Weiss sieht sich „nahezu im Hockey-Ruhestand“, weiß aber für „Kollegen, Spieler, Vereine, die sich auf die Playoffs vorbereitet haben, ist es eine kleine bis größere Katastrophe. Ich finde aber, dass sich das Hockey vorbildlich der Gemeinschaft gegenüber gezeigt hat, auch wenn es wehtut.“ Bei Ramona gab es hauptsächlich noch Käufe im Gartencenter „Nun ist Gartenarbeit angesagt.“

Auch Amateure, Nachwuchs und Nachbarländer sind betroffen

Chris van Grinsven (LM) – © Sportfoto-Sale (DR)

Aber nicht nur die Profiligen sind enttäuscht über die Absage der Playoffs, auch im Nachwuchs ruht der Spielbetrieb. Die Kölner Junghaie hätten mit der U20 Playoff-Heimrecht gehabt und außerdem das Endturnier der U17 ausrichten sollen. „Da wir mitten in der finalen Organisation des Final 4 standen, haben wir bereits mittags die Information vom DEB bekommen, damit wir z.B. die Hotels absagen konnten. Erstmalig hatten wir den Zuschlag als Ausrichter bekommen, hatten schon mit vielen Kräften eine Menge Arbeit reingesteckt, da ist die Enttäuschung natürlich groß“, so Steffen Thaut, sportlicher Leiter bei den Junghaien.

Auch im benachbarten Ausland bleiben die Eishallen dunkel und geschlossen. Chris van Grinsven beispielsweise, Linesman in der BeNeLiga und Deutschland (OL und DEL2), bekam zunächst auch die Information bezüglich der Deutschen Ligen, als er das Viertelfinal-Spiel 3 der BeNeLiga zwischen Herentals und Leuven leitete. Zwei Tage später wurde auch die Saison in Belgien und den Niederlanden abgebrochen. Er fühlt mit den spielenden Kollegen, die ebenso wie die Unparteiischen so unvorbereitet vor dem Saisonende stehen. Auch für die Nationalspieler und die für die Weltmeisterschaften nominierten Schiedsrichter sei es sehr schade und traurig, genau wie für die Leute, die viel ihrer Freizeit für den Verband opfern und für die Vorbereitung der Teams und Turniere sorgen. Er selbst hält zwar nichts von Hamsterkäufen, die es offenbar im Nachbarland auch gibt, doch er genießt es aktuell, mit seiner Freundin in Ruhe einen Wocheneinkauf zu erledigen, anstatt in knapper Freizeit zwischen Arbeit und Eishockey nur auf die Schnelle das Nötigste besorgen zu können.

Für Lukas Haudum (Klagenfurter AC / EBEL) kam das persönliche Saisonende nicht ganz so plötzlich, da sein Team in der Serie gegen Linz bereits 0:3 hinten lag, als vor dem vierten Spiel die Absage kam. „Ich glaube auch, dass die WM (Div.I Gr. A) abgesagt wird, da kann man nichts machen. Am besten würden dann alle Turniere um ein Jahr nach hinten verschoben.“ Hamsterkäufe sieht er für sich nicht als nötig an, da er immer genügend Vorräte zuhause hat, auch wenn er sich „zurzeit in Selbstquarantäne mit der Freundin“ befindet.

Am Freitag bekam auch das Team von Vilmos Gallo (Kookoo / Liiga) die Info, dass der Spielbetrieb eingestellt würde, was sehr ärgerlich ist, da man dort das ganze Jahr auf die Playoffs hinarbeitet hatte. Außerdem sagte er: „Es ist jetzt so lange Sommerpause und das heißt Sommertraining, was ja wesentlich weniger Spaß macht als die reguläre Saison. Außerdem hatte ich mich schon sehr auf die diesjährige WM (Vilmos spielt für Ungarn in der Div.I Gr.A) gefreut. Nein, ich breche jetzt nicht in Panik aus, habe nur einen kleinen Vorrat an Mehl gekauft, man weiß ja nie.“

Eishockey-Magazin

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert