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Bad Nauheim. (PM) Siebzehn Tage ist die Saison nun beendet, nachdem der EC Bad Nauheim mit einem 4:1-Erfolg nach Spielen gegen die Eispiraten aus... „DEL2 in Bad Nauheim ist keine Selbstverständlichkeit“
EC Bad Nauheim

Andreas Ortwein – © by A. Chuc

Bad Nauheim. (PM) Siebzehn Tage ist die Saison nun beendet, nachdem der EC Bad Nauheim mit einem 4:1-Erfolg nach Spielen gegen die Eispiraten aus Crimmitschau den Klassenerhalt in den Playdowns der DEL2 sicherte.

 

Grund genug also mit den drei Verantwortlichen – Trainer Petri Kujala, Geschäftsführer Andreas Ortwein und Geschäftsstellenleiter Matthias Baldys – ein Fazit zu ziehen und den Ausblick auf die Saison 2017/18 zu wagen.

EC: Mittlerweile sind einige Tage vergangen seit dem Klassenerhalt: Wie fällt euer Fazit aus?

MB: Unterm Strich hatten wir eine ordentliche und ereignisreiche Saison. Neben vielen Highlights – wie dem Sonderzug, dem Traditionsspiel, den Feierlichkeiten rund um unsere 70 Jahre Eissport – mussten wir erstmals in den vier Jahren unserer DEL2-Zugehörigkeit mit den vier Wochen im Dezember auch eine längere sportliche Durststrecke wegstecken. Am Ende zählt für den EC Bad Nauheim der Klassenerhalt, auch wenn wir dies erst über die Playdowns erreicht haben. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit und geht nicht mit angezogener Handbremse, wenn man die Ausgeglichenheit der Liga sieht. Jeder der die Spiele im Stadion verfolgt hat, wird das bestätigen.

PK: Am Anfang der Saison lief bis November vielleicht alles etwas zu leicht. Platz sechs bis zum Bietigheim-Spiel Ende November hat etwas über die Leistungen, die wir bis dahin gebracht hatten, hinweggetäuscht. Das hatten wir intern auch entsprechend diskutiert. Jedes Team hat mal innerhalb einer Saison eine Schwächephase, aber wir hatten diese zum falschen Zeitpunkt – ausgerechnet dann, wenn man viele Spiele hat. Das Auftreten im Januar bis März war wieder ein anderes. Hier haben uns die Kaderveränderungen sicher auch geholfen.

AO: Die Saison war keine einfache. Vor allem im wirtschaftlichen Bereich war es für die Geschäftsstelle und alle Beteiligten ein Kraftakt und bleibt es immer noch. Wir sind mit einem Punkt im Kampf um die Playoffs gescheitert. Auch wenn wir an unserem Ziel Platz 10 gemessen werden, so war nicht alles schlecht, was mancher so sieht. Man sieht ja jetzt auch in der Serie Rosenheim gegen Crimmitschau wie wichtig und wie viel einfacher der Klassenerhalt über Platz 10 ist. Daher müssen wir im Sommer darauf hinarbeiten, dass wir Platz 10 in der kommenden Saison gemeinsam wieder packen.

EC: Was war der oder die Knackpunkte aus eurer Sicht, dass es nicht gereicht hat für die Pre-Playoffs?

PK: Ich denke, dass das Wochenende mit der Niederlage in letzter Sekunde gegen Bietigheim, als wir ein tolles Spiel abgeliefert haben, sehr weh tat. Und dann die anschließende Niederlage mit den 800 mitgereisten Fans in Rosenheim war auch sehr bitter. Das Team wollte dort unbedingt siegen und es ging schief. Der Stachel steckte uns in den Knochen.

MB: Die langwierigen Verletzungen unter anderem von Vitali Aab, Dusan Frosch, Andreas Pauli und von Joel Johansson im Dezember / Anfang Januar haben uns sehr weh getan. Das sind Spieler, die offensiv Scoring-Touch und Erfahrung haben. Joel ist für Petri der zentrale Spieler in der Verteidigung gewesen, der jedes Spiel in allen Situation gespielt und die meiste Eiszeit hatte.

AO: Ein Punkt war auch der gewachsene Anspruch aus dem Umfeld nach Platz sechs im Vorjahr. Damals lief alles für uns und wir hatten damals Spiele gewonnen, obwohl wir teils die schlechtere Mannschaft waren. Am Ende blieben die Punkte aber bei uns. Das war in diesem Jahr öfter mal nicht so. Mal war es, weil wir einfach nicht gut genug gespielt haben, manchmal fehlte aber auch das Quäntchen Glück oder auch die Konstanz bei unseren Leistungsträgern und / oder auch jüngeren Spielern.

EC: Vielen Fans fehlte in der Saison etwas die Identifikation. Es wurde auch Kritik geübt an der Art wie das Team auftrat.

AO: Die Kritik nehmen wir entgegen und werden sicher auch daran arbeiten, die Verbindung zwischen Team und Fans wieder zu verbessern. Das ist ja auch etwas, was uns als Bad Nauheim ausmachen muss, um gegen die starke, teils einfach finanzkräftigere Konkurrenz zu bestehen. Deswegen hatten wir ja auch vor den Playdowns den Zusammenhalt nochmal beschworen. Er war ja anschließend auch[nbsp] vorhanden – auf dem Eis und auf den Rängen. Dafür einen großen Dank.

PK: Wir hatten in der Kabine ein Team. Aber wir haben es in einigen Spielen nicht auf das Eis gebracht. Dreizehn Niederlagen mit einem Tor – das ist schon eine Hausnummer und zeigt, dass uns in den Spielen etwas fehlte, [nbsp]um die Spiele für uns zu entscheiden. Wir hatten Ende November bereits versucht, Spieler zu bekommen wie Gawlik oder Hauner, um dem Kader noch mehr Tiefe zu verleihen und weitere Konkurrenz zu haben, was uns aber nicht gelang. Der Transfer von Steve Slaton und der Tausch von Rajala gegen Sarault hat uns dann gut getan.

MB: Wenn ich den Zuspruch der Fans und Eishockeyfreunde beim letzten Playdown-Spiel oder auch die Saisonabschlussfeier sehe, stimmt mich das positiv. [nbsp]Da wurden wir von der Anzahl der Besucher ehrlich gesagt ein wenig überrascht. Das würde ich mir natürlich häufiger wünschen. Ich denke der Zuspruch geht ein Stück weit auch im Einklang mit sportlichem Erfolg, dieser hielt sich natürlich etwas in Grenzen. Daher wird die Art und Weise, wie die Mannschaft spielt, immer auch in Frage gestellt und diskutiert. Das ist völlig ok und das gute Recht der Fans. In der Vorsaison war die Art und Weise grundsätzlich keine andere, dennoch waren wir erfolgreicher, genauso wie es jetzt bspw. Weißwasser oder Kaufbeuren waren.

AO: Natürlich wollen die Fans im Stadion Unterhaltung, das kann ich verstehen. Faustkämpfe, laute Checks sind da natürlich aufregend und gern gesehen. Das ist ganz normal. Es ist halt ein schmaler Grat zwischen einem harten Check und die richtige Position zum Gegenspieler zu verlieren und damit einen entscheidenden Fehler zu machen. Wenn´s dann knallt, na klar umso besser. Aber ganz so einfach ist das halt nicht, der Sport hat sich nun mal verändert. Heutzutage muss man agil, schnell, beweglich, stark und clever sein, um einen Zweikampf zu gewinnen. Taktisches Verhalten und Disziplin sind zudem entscheidend für den Erfolg des Teams. Emotionen und auch aggressives Spiel sind gut und oftmals erforderlich,[nbsp] nur Emotionen allein bringen dich nicht erfolgreich durch eine ganze Saison, das ist nun mal so.

Petri Kujala (Trainer Rote Teufel EC Bad Nauheim)

Petri Kujala (Trainer Rote Teufel EC Bad Nauheim)- © A. Chuc

EC: Der Blick zurück spielt sicher auch eine Rolle beim Blick nach vorne. Wie geht ihr die Kaderplanungen an?

AO: Wir haben in Bayreuth beim Gesellschafter-Workshop einen vorläufigen Etat beschlossen, den wir aber zum 15. Mai – also zum Ende der ersten Dauerkarten-Vorverkaufsphase – nochmal finalisieren müssen. Am 24. Mai werden wir die Lizenzunterlagen bei der DEL2 abgeben. Wir müssen mit den 100.000 EUR weniger Zuschauer- und Cateringeinnahmen planen, da wir diese eben einfach weniger hatten in der abgelaufenen Saison. So ist die Vorgabe der Liga. Wir tun aktuell alles, um im Verwaltungs- und Sachkostenbereich Geld einzusparen, so dass wir am Teambudget nichts verändern müssen. Offen und ehrlich gesagt ist aber ein Zeichen der Fans mit dem Kauf einer Dauerkarte wichtiger denn je. Denn wenn wir da weitere größere Fix-Einnahmen verlieren würden, werden wir gemäß den Lizenzierungs-Vorgaben weitere Einsparungen – dann aber am Spieleretat – vornehmen müssen.

MB: Wir haben ja bereits sechs Abgänge vermeldet. Ich denke, wir werden sicher mindestens neun bis zehn neue Spieler im Kader begrüßen. Wir setzen dabei weiterhin auch auf junge und entwicklungsfähige Spieler, die den Blick nach oben richten und permanent an sich arbeiten möchten. Das Beispiel Joel Keussen letztes Jahr oder auch diese Saison mit Diego Hofland und Eugen Alanov zeigen, dass junge Spieler den Weg zu besser dotierten Verträgen oder in die DEL über uns gehen können. Das macht uns als DEL2-Adresse attraktiv.

PK: Dadurch, dass wir die Torhüter Position mit drei starken deutschen Torhütern besetzen werden, gibt es uns die Möglichkeit, im Feld mit vier Ausländern zu planen. Da Nick Dineen und Mikko Rämö uns verlassen, schauen wir aktuell den gesamten Ausländer-Markt in Ruhe durch. Mit Joel und Charlie sowie Ales stehen wir noch in Kontakt. Wichtig ist jetzt in den nächsten Wochen, dass wir zunächst die Schlüssel-Positionen besetzen. Daher haben wir dem einen oder anderen Spieler auch mitgeteilt, dass er noch warten und / oder mit teilweise reduzierten Angeboten leben muss.

EC: Wie sieht die strategische Ausrichtung des Kaders vom Grundgerüst her aus? Welche Rolle spielen dabei die Kooperationen?

PK: Aktuell planen wir mit drei Ausländern vorne und einem hinten. Hundertprozentig ist das aber nicht, die strategische Ausrichtung geht jedoch dahin. Wir planen acht eigene Verteidiger zu haben inklusive Garret Pruden, der aber noch ein Jahr Schule in Köln zu absolvieren hat. Hinzu kommen voraussichtlich zwei Förderlizenz-Verteidiger. Hier müssen wir aber die Gespräche mit der neuen sportlichen Führung in Düsseldorf abwarten, wie sie sich für die DEL aufstellen wollen. Dies wird natürlich auch Einfluss auf unsere Kaderbildung nehmen. Im Sturm planen wir mit elf bis zwölf eigenen Stürmern plus einem Förderlizenz-Spieler.

AO: Wir prüfen darüber hinaus im Sinne unseres Nachwuchses und der Agenda 2020, wie wir perspektivisch generell im Kooperationsbereich arbeiten wollen. Eine Kooperation mit einem DNL-Team und mit einem oder auch zwei Oberliga-Teams sollen da wieder helfen, perspektivisch eigene und externe junge Spieler heran zu führen, ihnen Eiszeiten zu geben und sie somit auch als Kaderergänzung zu haben. Die Gespräche hierzu laufen bereits.

EC: Ein Schluss-Statement für Fans und Sponsoren?

MB: Die nächste DEL2-Saison ist eine enorm wichtige – wenn nicht die wichtigste für den Eishockey-Sport in Bad Nauheim in den letzten Jahren – dies nicht zuletzt auch wegen der anstehenden politischen Veränderungen. Wir müssen uns weiterhin als stabiler zuverlässiger Partner für die Politik zeigen, um auch in Zukunft das wichtigste Aushängeschild der Stadt zu sein. Daher kann ich jeden Fan und Sponsor nur dazu aufrufen, jetzt und unmittelbar den Weg, den wir beschreiten, weiter und nachhaltig zu unterstützen, indem man sich eine Dauerkarte kauft oder sein Sponsoren-Engagement verlängert.

AO: Die DEL2 in Bad Nauheim ist alles – aber keine Selbstverständlichkeit. Es bedarf viel Ehrenamt und harter Arbeit aller Beteiligten in den aktuell bestehenden Rahmenbedingungen, die DEL2 für Bad Nauheim darzustellen. Wir haben immer Transparenz und Ehrlichkeit versprochen und das ist kein Jammern – sondern nur eine ehrliche Einschätzung, wenn ich auch sehe, was sich in anderen DEL2-Städten und Standorten bewegt sowie von unten aus der Oberliga an Potential nachdrängt. Matthias Baldys hat es gesagt: der Club und dessen Zukunft steht am Scheideweg. Ich bin 110 Prozent davon überzeugt, dass wir nun dem Bund, dem Land Hessen, dem Wetteraukreis und auch unserer Stadt zeigen müssen, wie wichtig der Eissport für Bad Nauheim ist. Die zwingend notwendigen und zukunftsgerichteten Projekte zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit für die DEL2 und den Nachwuchs müssen angeschoben und umgesetzt werden.

PK: Wir werden im Sommer alles dafür tun, ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen, um im kommenden Jahr wieder anzugreifen und eine gute Rolle in der DEL2 zu spielen. Bis dahin wünschen wir euch allen einen schönen Sommer.

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