Central Division: Cream oft the crop
NHL 26. Februar 2014 Eishockey-Magazin 0
New York. (LM) In Teil drei des NHL-Zwischenberichts geht es um die Central Division. Die wohl stärkste Division der Liga hat zwei echte Titelfavoriten, eine Überraschungsmannschaft, und selbst der Tabellenletzte aus Nashville würde im Osten noch um einen Playoff-Platz spielen.
No-Cup Hangover
Als die Chicago Blackhawks 2010 das erste Mal nach 49 Jahren den Stanleycup gewannen, war das Management des Teams gezwungen einen Teil der Mannschaft aus Kostengründen an andere Teams abzugeben. Ganz anders dagegen in diesem Jahr. Nach der Rekordsaison[1] und dem Titelgewinn im letzten Jahr, ist das Team im Großen und Ganzen weitgehend unverändert auf die Mission Titelverteidigung gegangen. Viele Experten trauen den Blackhawks daher zu, das erste Team seit den Red Wings 1997-1998 zu werden, das seinen Titel verteidigen kann. Der Eindruck, den das Team aus der Windy City dabei in den ersten Monaten der Saison hinterlassen hat, spricht zumindest nicht dagegen.
Der Spielstil, den die Blackhawks bevorzugen, ist dabei schnelles und offensives Eishockey. Mit 207 Treffern ist Chicago das mit Abstand torgefährlichste Team der NHL. Die ersten beiden Reihen dürften die besten zwei Angriffsreihen der gesamten Liga sein. Patrick Kane, Patrick Sharp und Marian Hossa haben jeweils schon über 20 Treffer erzielt. Auch Kapitän Jonathan Toews und Brandon Saad liegen schon fast über der 20-Tore Marke.
Gegenteilig ist allerdings die Entwicklung in der Verteidigung. Stellte Chicago im Meisterjahr noch die beste Defensive der Liga, so ist die Abwehr in dieser Saison mit 163 Gegentoren nur noch Mittelmaß[2]. Zusätzlich scheint den Blackhawks ein wenig der „Killerinstinkt“ verloren gegangen zu sein. Null zu sechs lautet die Bilanz bei Spielen nach Verlängerung, und von dreizehn Penaltyschiessen wurden acht verloren.
Die Erfahrung der letzten Jahre wird aber dafür sorgen, dass die Blackhawks mit Heimrecht in die Playoffs gehen werden. Wie weit der Weg dann führen wird, könnte auch von einem Team aus der Central Division abhängen.
Die Blues spielen groß auf
Einen der größten Konkurrenten um den Titel im Westen und damit auch den Stanley-Cup haben die Blackhawks in der eigenen Division. Die Blues aus St. Louis liegen mit 84 Punkten und 39 Siegen noch vorm Titelverteidiger. Vor allem innerhalb der Central Division sind die Blues eine Macht. Von 16 Spielen gegen die direkten Konkurrenten hat St. Louis noch kein Spiel nach regulärer Spielzeit verloren[3].
Auf den ersten Blick besteht das Team aus Missouri eher aus unbekannten Spielern. Der in Winnipeg geborene Schwede Alexander Steen z.B. hat als Saisonbestleistung in seiner Karriere bisher nur 24 Tore gehabt. Diesen Wert hat er mit 28 Treffern allerdings schon jetzt bereits übertroffen. Ohne einige Verletzungen könnte der Stürmer sogar um die „Torjägerkanone“[4] mitspielen. Auch im Rest des Kaders sucht man große Namen vergeblich. Aber die Blues sind dafür sehr ausgeglichen und fast alle Spieler im Kader haben bereits mindestens ein Tor erzielt.
Zusätzlich gehört die Verteidigung der Blues zu den besten der NHL. Bei einem Team, das von Ken Hitchcock trainiert wird, ist das allerdings auch keine Besonderheit. Seitdem der Kanadier 2011 das Team übernahm, ist das Tore schießen gegen St. Louis äußerst schwierig geworden. Außerdem verfügen die Blues mit Jaroslav Halak und Brian Elliott über eines der besten Torwartduos der Liga.
Das Gesamtpaket könnte also stimmen, beim Team aus der Stadt am Mississippi, das seit mittlerweile 47 Jahren auf den ersten Stanley Cup Triumph wartet.
Ãœberraschung in den Bergen
Die erste große Überraschung der Saison war die Draft Night. Dort wählten die Colorado Avalanche nicht den hochgehandelten Verteidiger Seth Jones, sondern Mittelstürmer Nathan MacKinnon an erster Stelle der Nachwuchsrunde. Die größere Überraschung war aber dann der Saisonstart der Lawine. Von den ersten 16 Saisonspielen konnten 12 gewonnen werden. Trotz einiger Niederlagenserien im November und Dezember, hat sich das Team aus Denver als dritte Kraft der Central Division etabliert.
Neben MacKinnon sind dabei auch die anderen jungen Spieler von Colorado zu Leistungsträgern geworden. Von Kapitän Gabriel Landeskog, über Matt Duchene und Paul Stastny bis zu Ryan O’Reilly spielen die „jungen Wilden“ eine sehr gute Saison.
Hauptgrund für diesen Leistungssprung dürfte der neue Coach Patrick Roy sein. Der ehemalige Torwart von Colorado lässt sein Team schnelles und offensives Eishockey spielen. Außerdem profitiert anscheinend auch Torwart Semyon Varlamov von den Ratschlägen des Kanadiers. Zusammen mit dem erfahrenen Jean-Sebastien Giguere sind die beiden ebenfalls ein Garant für den Aufschwung in Denver. Inwieweit Varlamov allerdings das enttäuschende Ausscheiden seiner russischen Mannschaft bei Olympia verkraftet hat, könnte entscheidend für den weiteren Saisonverlauf der Avalanche sein.
Die Musik ist aus
In den Jahren 2010 – 2012 waren die Predators aus Nashville ein beliebter Tipp, wenn vor den Playoffs ein Geheimfavorit genannt werden sollte. Das Team verfügte über eine gute Defensive und mit Pekka Rinne stand im Tor ein sicherer Rückhalt. Das große Problem war aber immer die Offensive. Spätestens in der zweiten Playoff-Runde war für das Team aus der Music City Schluss.
Was passiert also, wenn dann auch noch einer der besten Verteidiger das Team verlässt[5] und der Stammtorwart mit einer Verletzung[6] ausfällt? Nun, die Antwort auf diese Frage kann aktuell in Nashville beobachtet werden. Die Predators sind auf den letzten Platz der Central Division abgerutscht, und neben der traditionell schlechten Offensive ist die Mannschaft in diesem Jahr auch defensiv anfällig.
Dabei hatte sich das Management im Sommer noch gefreut, dass in der Nachwuchs-Draft mit Seth Jones ein Nachfolger für den abgewanderten Ryan Suter verpflichtet werden konnte. Doch der 19-jährige Sohn vom ehemaligen NBA-Spieler „Popeye“ Jones, konnte bisher auch nicht verhindern, dass, außer Edmonton, kein Team im Westen mehr Gegentore als die Predators bekommen hat. So liegen die Hoffnungen in Nashville auf der Rückkehr von Pekka Rinne nach der Olympiapause.
Als wäre die sportliche Situation nicht schon enttäuschend genug, bangt Manager David Poile seit ein paar Wochen auch noch um sein rechtes Auge[7]. Schlechte Zeiten also in Tennessee.
Durchschnitt in Dallas
164 Tore, 164 Gegentore, die Dallas Stars sind statistisch gesehen der pure Durchschnitt. Vielleicht wurde deswegen im Sommer ein neues Logo für das Team aus Texas vorgestellt. Doch nicht nur das Logo in Dallas ist neu, auch Tyler Seguin spielt erst seit dem Sommer für die Stars[8]. Nachdem der 22-jährige in Boston zuletzt eher durch Partys als durch gute Spiele aufgefallen war, hat er sich bei den Stars sofort zu einem echten Führungsspieler entwickelt. Mit 56 Punkten nach 56 Spielen passen auch seine Daten hervorragend zum neuen Team.
Ansonsten ist man in Dallas froh, dass nach den finanziellen Problemen in den letzten Jahren, die durch die Pleite des ehemaligen Besitzers Thomas Hicks verursacht wurden, endlich wieder die Ergebnisse auf dem Eis zählen. Es gilt für das Team durch gute Leistungen den verlorenen Kredit bei den Zuschauern wiederzugewinnen. Mit einer Auslastung von etwas über 80 Prozent sind die Stars in dieser Statistik alles andere als Durchschnitt, sondern haben die viertschlechteste Auslastung der gesamten Liga[9].
Aktuell liegt das Team aber auf einem der beiden Wildcard-Plätze im Westen, und die ersten Playoff-Heimspiele seit sechs Jahren könnten auch die Texaner wieder in das American Airlines Center locken.
Jets starten durch
Die Fans in Winnipeg sind eishockeyverrückt. 15 Jahre hatte die Stadt im Herzen Kanadas kein Team in der NHL[10]. Seit die Jets wieder in der NHL spielen, ist das MTS Centre immer ausverkauft. Sportlichen Grund zum Jubeln hatten die Fans aber bisher nicht oft. Auch in dieser Saison löste der Start der Jets keine Begeisterungsstürme aus. Bis zum Jahreswechsel lagen die Jets mit einer ausgeglichenen Bilanz in der Tabelle knapp unter den Playoff-Rängen.
Als dann aber fünf Spiele hintereinander verloren wurden, zog das Management die Reißleine und entließ Cheftrainer Claude Noel. Als Nachfolger wurde Paul Maurice vorgestellt. Die Maßnahme scheint das junge Team[11] der Jets wachgerüttelt zu haben. Neun der nächsten elf Spiele wurden gewonnen.
Um aber wirklich die erste Playoff-Serie in Winnipeg seit 1996 erleben zu können, muss das Team die Anzahl der Gegentore reduzieren. Die Offensive ist dagegen schon reif für die Endrunde. Neben den Rangers hat Winnipeg als einziges Team neun verschiedene Spieler, die bereits 10 oder mehr Tore erzielen konnten. Dadurch sind die Jets auch nicht so abhängig von einzelnen Spielern. So konnten die Ausfälle von Torjäger Evander Kane bisher sehr gut kompensiert werden.
Gerade aufgrund der schwachen Defensive wird Winnipeg aber jeden Treffer benötigen, damit es in Winnipeg auch endlich ausverkaufte Playoff-Spiele gibt.
The State of Hockey
Am 4. Juli 2012 war in Minnesota nicht nur der amerikanische Nationalfeiertag, sondern der State of Hockey[12] hatte noch einen weiteren Grund zum Feiern. Die beiden heftig umworbenen Spieler Zach Parise und Ryan Suter unterschrieben [13] langfristige Verträge beim Team aus ihrem Heimatstaat, den Minnesota Wild. Diese beiden Hoffnungsträger sollen das Team aus dem Bundestaat der tausend Seen endlich zum ersten Stanley-Cup-Gewinn führen.
Nach dem Erreichen der Playoffs im letzten Jahr, stagniert die Entwicklung der Mannschaft aber aktuell. Das Team liegt zwar zum Zeitpunkt der Olympiapause auf Rang 6 im Westen, als Titelkandidat sehen Experten die Wild aber nicht. Die Schwachstelle der Mannschaft ist seit Jahren gleich. Minnesota erzielt zu wenig Tore. 145 Treffer ist der drittschlechteste Wert in der Western Conference[14].
Ferner haben die Wild in diesem Jahr auch im Tor einige verletzungsbedingten Probleme. Josh Harding spielte zu Beginn der Saison wieder sehr gut, nachdem er wegen der Behandlung seiner Multiple Sklerose Erkrankung fast die komplette Vorsaison aussetzen musste. Durch einen Rückfall ist Harding aber seit Anfang 2014 nicht einsatzfähig, und auch der zweite Torwart Niklas Backstrom kämpft mit Verletzungen. Nur gut, dass der 23-jährige Deutsch-Kanadier Darcy Kuemper bei seinen ersten regelmäßigen Einsätzen in der NHL bisher gute Leistungen ablieferte.
Fazit: Das Beste vom Besten
Die Central Division kann mit Fug und Recht als beste Division der gesamten NHL bezeichnet werden. St. Louis und Titelverteidiger Chicago sind zwei große Titelkandidaten. Colorado ist das Überraschungsteam der Saison und auch die anderen Teams können alle noch die Playoffs erreichen. Gut möglich also, dass der Meister auch in dieser S
[1] Chicago startete mit 21 Siegen und 3 Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschiessen.
[2] Platz 16 von 30 Teams
[3] 15-0-1 gegen die Central Division
[4] Die Maurice ‚Rocket‘ Richard Trophy wird jährlich an den Spieler verliehen, der die meisten Tore in der abgelaufenen Saison erzielt hat.
[5] Ryan Suter ging 2012 nach Minnesota.
[6] Pekka Rinne fällt mit einer Infektion der Hüfte seit dem 22. Oktober aus.
[7] Bei einem Training wurde er außerhalb des Eis so unglücklich am Kopf getroffen, dass im Moment noch offen ist, ob er auf dem rechten Auge wieder sehen kann.
[8] Seguin wechselte mit Rich Peverley und Ryan Button nach Dallas. Die Boston Bruins erhielten dafür Loui Eriksson, Matt Fraser, Reilly Smith und Joe Morrow.
[9] Nur Columbus, Phoenix und Florida haben eine geringere Auslastung ihrer Arenen.
[10] Die Original Winnipeg Jets Franchise wechselte 1996 nach Phoenix und spielt dort seitdem als Phoenix Coyotes.
[11] Durchschnittsalter 26,1 – Nur Columbus hat im Durchschnitt eine jüngere Mannschaft.
[12] Die American Hall oft Fame liegt in Minnesota und mit knapp 54.000 Hockeyspielern hat Minnesota die meisten registrierten Hockeyspieler aller US-Bundesstaaten.
[13] 13 Jahre 98 Millionen Dollar
[14] Los Angeles und Calgary haben weniger Tore.
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