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Berlin. (PM Teamsport Deutschland) Während in Berlin die politische Sommerpause begonnen hat, bewegt sich die 20. Legislaturperiode bereits auf ihre Halbzeit zu. Teamsport Deutschland... Interview mit DEB-Präsident Dr. Peter Merten über die Weltmeisterschaft 2027 daheim, die deutsche Sportstätteninfrastruktur sowie das Ehrenamt im Sport

DEB Präsident Dr. Peter Merten – © Deutscher Eishockey-Bund e.V. (DEB) / City-Press

Berlin. (PM Teamsport Deutschland) Während in Berlin die politische Sommerpause begonnen hat, bewegt sich die 20. Legislaturperiode bereits auf ihre Halbzeit zu.

Teamsport Deutschland – die Interessengemeinschaft der fünf größten deutschen (Profi)Mannschaftssportverbände – möchte diese Chance nutzen, um sowohl die Gesichter hinter dem Verbund als auch seine Kernpositionen und -themen vorzustellen. Im Laufe der folgenden Wochen freuen wir uns, einzelne Verbandspräsidenten als Interviewgäste genau hierfür begrüßen zu dürfen. Eine spannende Interviewreihe, die tiefe Einblicke verspricht, wo der deutsche Mannschaftssport gemeinschaftlich Handlungsbedarfe sieht und wie sich eine Praxis gestaltet, in der Basketball, Eishockey, Fußball, Handball und der Volleyball gemeinsam an einem politischen Strang ziehen.

In der aktuellen Ausgabe begrüßen wir Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, mit dem wir u.a. über die Weltmeisterschaft 2027 daheim, die Notwendigkeit einer intakten deutschen Sportstätteninfrastruktur sowie die Rolle des Ehrenamtes im Sport sprechen werden.

Frage 1: Herr Dr. Merten, Sie sind einer der fünf Verbandspräsidenten, die im Rahmen der Interessengemeinschaft Teamsport Deutschland, an einem politischen Strang ziehen. Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den anderen Teamsportarten und warum sucht der Deutsche Eishockey-Bund den politischen Schulterschluss mit den anderen deutschen Mannschaftssportverbänden?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit im Rahmen von Teamsport Deutschland sehr wichtig und produktiv, weil sich die für die fünf Mitgliederverbände relevanten Themen immer wieder gleichen und wir Synergien heben können. Insofern stimmen wir uns politisch ab, wenn es um gemeinsame Themen geht, wie bspw. zur Sportstätteninfrastruktur, dem Ehrenamt oder Sportgroßveranstaltungen. Hier halte ich Teamsport Deutschland als Vertretung der Interessen der Teamsportarten, neben dem DOSB für essenziell. Insbesondere in Anbetracht der Spezifika des (Profi)Mannschaftssportes und der weitreichenden gesellschaftlichen Durchdringung, die vom Spitzen- bis hin zum Breitensport reicht. So dient Teamsport Deutschland für uns zum einen als sehr wertvolles Netzwerk untereinander aber auch mit der Politik, sowie zum anderen als wichtiges Sprachrohr für fünf Sportarten, die nicht nur die Mehrheit der Profisportlerinnen und -sportler in Deutschland stellen, sondern auch einen sehr großen Teil der Bevölkerung bewegt.

Frage 2: Sie haben eben das Thema Sportstätten schon angerissen, welche besonderen Bedürfnisse bringt Ihre Sportart, der Eishockey, hinsichtlich der Sportstätteninfrastruktur mit. Wo sehen Sie hier – ggf. mit Blick auf ihren eigenen Verband – die größten Handlungsbedarfe, in denen ein Wandel erfolgen muss?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: In der aktuellen energiepolitischen Situation fühlt sich das Eishockey bei den Sportstätten insbesondere angesprochen, das ist klar. Genauso klar ist auch, dass wir in Deutschland bei der Sportstätteninfrastruktur ein Defizit haben. Wir wissen, dass unsere gut 200 Eishallen im überwiegenden Teil nicht mehr neueren Datums und insofern auch energetisch nicht optimal ausgelegt sind. Grundsätzlich bin ich der festen Überzeugung, dass wir im Eishockeysport Energiebedarfe und unseren CO2-Fußabdruck nachhaltig über renovierte oder neue Eishallen relativ schnell verbessern könnten. Mit Blick auf den Klimaschutz aber auch die Energiekrise, haben wir in unserem Verband vor einem Jahr eine Arbeitsgruppe zum Thema Eissport und Nachhaltigkeit gegründet. Zusammen mit den Eishockeyverbänden und Partnern aus der Industrie, werden hier Lösungsansätze für einen nachhaltigeren Eissport skizziert, die der DEB bei der kommenden FSB-Messe in Köln vorstellen wird.
„Nachhaltige Sportstätten-Infrastruktur im Eissport ist das Thema unserer Zeit! – Eine Chance durch die Eishockey-Weltmeisterschaft 2027 in Deutschland“ so das Motto der Veranstaltung am 24. Oktober 2023 in der Köln-Messe. Dazu brauchen wir, der organisierte Sport bzw. die Kommunen jedoch dringend Mittel. Da die deutschen Eishallen wie die meisten Sportstätten in Deutschland im Besitz der
Kommunen sind, braucht es einen konsequenten Schulterschluss zwischen Sport und Politik insbesondere auf Bundes- und Landesebene. Dies gilt aber nicht nur für Eishallen.
Letztendlich sind Investitionen in Sportstätten Investitionen in die Zukunft des Eishockeys in Deutschland. Diese ist dringend erforderlich, wenn wir die Erfolge, die wir im Moment einfahren auch in der Zukunft erleben wollen und auch den Nachwuchs nachhaltig für unsere Sportart begeistern möchten. Wir müssen also einerseits in Sportstätten für die Jugend- und Nachwuchsmannschaften, sowie das Frauen-Eishockey investieren – andererseits aber natürlich auch in Sportstätten für den Profibereich. Im Übrigen halte ich eine sehr gute Sportstätteninfrastruktur in der Breite für eine entscheidende Basis, um zukünftig in der Bevölkerung eine erhöhte Akzeptanz für internationale Sportgroßveranstaltungen wie z.B. Olympiaden oder Weltmeisterschaften zu generieren. So haben wir Zustimmungsquoten von über 90% unserer Eishockeyfans für die Heim-WM 2027 erhalten, die wir in den bestehenden Top-Arenen in Mannheim und Düsseldorf spielen werden.

Frage 3: Sie sprechen den Bund und die Länder an. Was muss jetzt konkret geschehen, um den herrschenden Sanierungsstau bei deutschen Sportstätten nachhaltig zu überwinden und welche Rolle nehmen Sie mit Teamsport Deutschland dabei ein?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: Mein Appell an die Politik: Sparen Sie nicht an der Infrastruktur im Sport und unterstützen Sie die innovativen Ansätze des DEB, auch in Zeiten, in denen die Mittel knapp sind. Bei den wenigen Fällen, die ich kenne, in denen es aktuell wirklich vorangeht, ist immer ein privater Sponsor involviert – beispielsweise in Kassel oder Nauheim. So dankbar wir der Privatwirtschaft an dieser Stelle sind, so klar müssen wir auch sagen, dass diese nicht die Aufgaben der öffentlichen Hand übernehmen können.
Lassen sie uns die Investition in die Sportstätteninfrastruktur nicht nur als Investition in den Sport sehen, sondern auch gerade in Bezug auf den Eissport als Möglichkeit zur energetischen Optimierung, von der wir noch lange profitieren werden. Dies ist allerdings nur durch eine sachgerechte Bereitstellung von Mitteln auf Bundesebene möglich. In diesem Rahmen kann ebenfalls der digitale Sportatlas als adäquate Datengrundlage für gezielte und sportartenspezifische Förderungen dienen. Diese Förderungen sind enorm wichtig für die Erhaltung und Weiterentwicklungen unserer Sportarten – beispielsweise im Bereich unserer Nachwuchsentwicklung.

Frage 4: Sie haben zudem die Heim-WM 2027 bereits angesprochen. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier für Sie und den DEB?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: Wir freuen uns sehr, dass wir den Zuschlag der IIHF für die Weltmeisterschaft 2027 mit einem Zuspruch
von 75% der Delegierten erhalten haben, das war – trotz unserer Bemühungen um die Austragung – wirklich eine sehr schöne Überraschung! Die WM 2027 wird für uns ein Leuchtturmprojekt im Hinblick auf die optimale Durchführung von Sportgroßveranstaltungen. In Bezug auf die vorige Frage, möchte ich darauf hinweisen, dass die energetische Sanierung von Sportstätten in diesem Zusammenhang lediglich einen wichtigen Punkt darstellt. Für den Punkt Nachhaltigkeit haben wir uns neben unseren Austragungsstadien in Mannheim und Düsseldorf, die beide mit grüner Energie versorgt werden, bspw. weitreichende Zielsetzungen für sowohl den Nah- als auch Fernverkehr rund um das Turnier gesetzt.
Weiterhin müssen gesellschaftliche und soziale Aspekte, Digitalisierung und wirtschaftlicher Erfolg in den kommenden vier Jahren bis zur WM konsequent mitgedacht werden. Diese wollen wir mit dem bestmöglichen Abschneiden unserer Nationalmannschaft im eigenen Land unter einen Hut bringen – im Zentrum steht natürlich der sportliche Erfolg unserer Nationalmannschaft.

Frage 5: Ein weiteres viel diskutiertes Thema ist die Förderung des Ehrenamtes. Ohne Ehrenamtliche wäre das Sporttreiben in Deutschland kaum möglich. Welche Ansätze sehen Sie, um das Ehrenamt nachhaltig zu entwickeln?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: Wir wissen, dass vor allem der Amateursport vollumfänglich vom Ehrenamt abhängt und dieser ohne das Engagement so vieler motivierter Menschen nicht möglich wäre. Insbesondere im Eishockey haben wir viele Beispiele, wo bereits Kindergartenkinder mit den bekannten Pinguin-Hilfen aufs Eis geholt werden. Da wird Eishockey von klein auf gelebt. Und genauso gestaltet es sich bei den anderen Sportarten, unabhängig davon, ob es Eltern sind, die Fahrdienste übernehmen oder Trainerinnen und Trainer sowie Betreuerinnen und Betreuer, die ihre Abende und Wochenenden investieren. Bei all diesen motivierten und engagierten Menschen möchte ich mich von Herzen bedanken, denn sie sind der Grund, warum Sportdeutschland so in seiner Breite bestehen kann!
Ich wünsche mir, dass auch die Politik dies weiterhin entsprechend sieht und würdigt. Wir, als Teamsport Deutschland, haben dazu einen Maßnahmenkatalog erarbeitet, mit dem wir zeitnah an die Bundespolitik herantreten werden. Sowohl im Ehrenamt aber auch im Bereich der Gemeinnützigkeit gibt es immer noch politischen Optimierungsbedarf.
Natürlich muss man aber auch sehen, dass eine gewisse Professionalisierung von Strukturen – insbesondere im Spitzensport – unabdingbar ist, um vor allem im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu sein. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass von einer Stärkung des Hauptamtes genauso das Ehrenamt profitieren wird. Wir sind es den ehrenamtlich tätigen Menschen schuldig, Rahmenbedingungen zu schaffen, in welchen ihre Freude an der Ausübung des Amtes im Mittelpunkt steht und nicht auf der unschönen Gewissheit wurzelt, dass ohne ihren Einsatz nun mal kein Jugendtraining oder Turnier am Wochenende stattfinden könnte.

Frage 6: Herr Dr. Merten, vielen Dank für diese Einordnungen und Einblicke. Bereits jetzt werfen einige wichtige Sportgroßveranstaltungen – teilweise auf deutschem Boden – ihre Schatten voraus. Auf welches Turnier freuen Sie sich am meisten und haben sich seit Ihrem Engagement bei Teamsport Deutschland ggf. neue Leidenschaften auch für andere Mannschaftssportarten entwickelt?
Dr. Peter Merten, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes: Das Turnier, auf das ich mich natürlich am meisten freue, ist unsere bereits angesprochene Eishockey-WM 2027. Nachdem wir die WM 2017 bereits in Zusammenarbeit mit Frankreich realisieren durften, ist die alleinige Austragung in Mannheim und Düsseldorf sicherlich eine Krönung. Ich hoffe natürlich, dass wir gemeinsam mit Teamsport Deutschland für diese Sportgroßveranstaltung eine breite politische und finanzielle Unterstützung erhalten.
Das zweite Event, auf das ich mich freue, liegt wesentlich näher – der Deutschland Cup im November dieses Jahres in Landshut. Der Deutschland Cup wird insofern eine Neuheit darstellen, dass wir parallel ein Turnier unserer Männer- und Frauenmannschaften spielen werden. Die Männer- und Frauenmannschaften werden sich hierbei in der gleichen Halle mit ihren Spielen abwechseln. Das schöne ist, dass wir somit sowohl unseren Männern als auch Frauen die gleiche Bühne – vor hoffentlich ausverkauftem Haus in Landshut – bieten können. Das haben sich beide Mannschaften, unsere Vizeweltmeister bei den Männern und unsere WM-Viertelfinal-Teilnehmerinnen bei den Frauen wirklich verdient. Ich glaube es ist wichtig auch die Profis zusammenzubringen und ich hoffe auch, dass daraus der ein oder andere Lerneffekt und vielleicht die ein oder andere Initiative, was man noch gemeinsam machen kann, hervorgeht. Dass die Chemie zwischen dem DEB Frauen- und Männerteam bestens passt, konnten wir bereits vor kurzem am gemeinsamen DEB Media Day beobachten.
Zum zweiten Aspekt: Ich muss ganz klar sagen, dass Teamsport Deutschland mein Interesse an anderen Mannschaftssportarten wieder geweckt hat. Die Basketball-WM im letzten Jahr war mitreißend und auch die Möglichkeit, das WM-Finale der U21 Handballer in diesem Jahr in Berlin zu sehen, wo unsere Mannschaft wirklich sensationell Weltmeister wurde, war ein tolles Sporterlebnis. Daher versuche ich, wann immer es mir möglich ist, Spiele oder Turniere der anderen Verbände zu besuchen und hinter die Kulissen zu schauen. Man kann sich dann immer sehr gut in die Lage der anderen versetzen, wenn ich sie angespannt am Spielfeldrand sehe. Und auch da kann man voneinander lernen. Insofern ist Teamsport Deutschland sowohl für mich als auch den DEB eine immense Bereicherung, die gleichzeitig großen Spaß macht.





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