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Köln. (MR) Die Kölner Haie durchlebten in der Saison 2021/22 durchaus wechselhafte Phasen und retteten sich am Ende noch in die Pre-Playoffs und damit... Saisonbilanz Kölner Haie: Äußerst wechselhaft – erst hui, dann pfui!
Bauchlandung Mark Olver – © Sportfoto-Sale (DR)

Bauchlandung Mark Olver – © Sportfoto-Sale (DR)

Köln. (MR) Die Kölner Haie durchlebten in der Saison 2021/22 durchaus wechselhafte Phasen und retteten sich am Ende noch in die Pre-Playoffs und damit zur ersten Playoff-Teilnahme, nachdem man in den beiden Vorjahren diese verpasst hatte.

Obwohl der Club um Trainer Uwe Krupp die Abgänge von namhaften Spielern, vor allem den Topscorern Jason Akeson (Straubing) und Frederik Tiffels (München) verkraften musste, wurden die Haie vor der Saison als Playoff-Aspirant gehandelt, also einem Platz im Mittelfeld zwischen 6 und 10. Mit Andreas Thuresson, dem Vorjahres-Topscorer bei den Schwenninger Wild Wings, sowie dem Kapitän der Norwegischen Nationalmannschaft, Jonas Holøs für die Verteidigung hatte man Erfahrung und Stabilität an den Rhein geholt. Und auf der Torhüterposition den jungen Hannibal Weitzmann (nach Iserlohn) durch den erfahrenen Tomas Pöpperle ersetzt, der ebenfalls über einen Deutschen Pass verfügt. Der erste Rückschlag folgte bereits in der Vorbereitung: Holøs verletzte sich im zweiten Spiel so schwer, dass man befürchten musste, ihn in dieser Saison überhaupt nicht mehr einsetzen zu können. Kurzfristig wurde der US Amerikaner Patrick Sieloff aus der AHL für die Verteidigung verpflichtet. Dieser entpuppte sich zwar nicht als die Führungspersönlichkeit wie sie Holøs hätte zukommen sollen, half aber der Stabilität der Verteidigung.

Ständig angepasste Corona Regeln behindern Planungssicherheit mehrfach

Jonas Holos – © Sportfoto-Sale (DR)

Jonas Holos – © Sportfoto-Sale (DR)

Auf jeden Fall wollte man nach zwei enttäuschenden – weil ohne Playoffs – Jahren wieder in die entscheidenden Endrunden kommen, das Salz in der Suppe einer jeden Saison, sowohl für Spieler als auch die Fans. Zumindest bestand die Hoffnung, vor Fans spielen zu können, denn eine zweite Saison vor leeren Rängen konnte man sich in Köln nicht vorstellen und vor allem nicht leisten. Der September startete mit reduzierter Auslastung, im ersten Spiel meldete die Lanxess Arena mit 9.300 Zuschauern „ausverkauft“, Ende September sahen sogar 11.400 Zuschauer das Spiel gegen Liga-Neuling Bietigheim Steelers. Das blieb die Zuschauergrenze bis Dezember, als wieder drastisch auf 5.000 reduziert werden musste, um dann zwischen Weihnachten und der Olympiapause die Spiele wieder als Geisterspiele austragen zu müssen. Kurz vor Olympia versuchte es die Politik mit 750 (!) Zuschauern, eine Ticketzahl, die die Kölner nur ein einziges Mal per Verlosung im Derby gegen die DEG an die Interessierten brachten, während die anderen NRW-Vereine auf diesen Aufwand gänzlich verzichteten. Nach der Pause ging es mit zunächst 4.000 erlaubten Zuschauern weiter, im März erhöht auf 7.500, um dann zum Saisonfinale ab 3. April wieder Vollauslastung zuzulassen – das ganze also mit einem ewigen Auf und Ab und weit weg von „Planungssicherheit“. Genauso unabwägbar war natürlich die Corona-Situation mit Ausfällen im Team und vielen verlegten Begegnungen, einer verkürzten Olympiapause sowie Verlängerung der Hauptrunde. Trotzdem waren die Haie eine von nur 6 Mannschaften, die alle 56 Hauptrunden-Spiele hatten absolvieren können.

Leere Lanxess Arena – © Sportfoto-Sale (DR)

Leere Lanxess Arena – © Sportfoto-Sale (DR)

Das Team aus der Domstadt legte einen guten Start hin mit 5 Siegen aus 8 Spielen im September. Der Oktober sah ähnlich gut aus, und im November waren es sogar 7 Siege bei nur einer einzigen Niederlage, was den Haien über einen langen Zeitraum einen Tabellenplatz unter den ersten 6 bescherte. Allerdings zeigte sich während der Saison, dass der Angriff oftmals stotterte, die Haie behielten ihre aus der Vorsaison bekannte Abschlussschwäche bei und haben im Saisonverlauf mit 155 Treffern die fünft-wenigsten Tore erzielt. Auch landete man oft, allzu oft auf der Strafbank, ohne jedoch den einen „Rüpel“ in den eigenen Reihen zu haben. Vielmehr waren es eine Vielzahl von kleinen Strafen, die sich auf 211 Unterzahlsituationen in der Hauptrunde summierten – der schlechteste Wert hinter den Nürnberg Ice Tigers. Und aus diesen 211 Situationen resultierten 49 Gegentore, nur die Steelers kassierten hier mehr. In eigener Überzahl konnte Jon Matsumoto nur in der ersten Saisonhälfte seine Knipserfähigkeiten ausspielen, danach tauchte er wie alle anderen für eine lange Durststrecke ab. Nach dem 17.12. konnten die Domstädter bis zum 1.3. nur 2 Siege einfahren, was 10 Niederlagen am Stück bedeutete und in eine Wutrede Krupps nach der 4:7 Niederlage in Nürnberg Ende Februar gipfelte. Durch die lange Niederlagenserie hatten die Haie den komfortablen Tabellenplatz verloren und sahen sich auf einmal dem Gespenst Abstieg gegenüber. Da der Spielplan durch Corona verzerrt war und man die Tabelle anhand des Quotienten errechnete, rutschten die Haie immer tiefer in den Keller, auch wenn sie selbst gar kein Spiel hatten. Erst mit den 3 Siegen in ihren letzten 3 Hauptrundenspielen konnten die Haie nicht nur den Klassenerhalt sichern sondern auch das letzte zu vergebene Playoff-Ticket lösen. Hier hatte auch die Konkurrenz im Fernduell ein wenig Schützenhilfe geleistet.

Dann endlich der Saisonhöhepunkt und passend dazu weggefallene Zuschauerbeschränkungen. Nach dem 2:0 Durchmarsch gegen Ingolstadt in der ersten Playoffrunde war für die Haie allerdings gegen den Ligaprimus Eisbären Berlin nach 3 sieglosen Spielen der Traum zu Ende. Ausverkauft waren die beiden Heimspiele allerdings nicht.

Welche Spieler fielen in welche Richtung besonders auf?

Bei den Torhütern wechselten Licht und Schatten, besonders bei Justin Pogge, der im Saisonverlauf mehr Starts hatte als Tomas Pöpperle und auch die Playoffs bestritt, lagen Genie und Wahnsinn dicht beieinander. Der als dritter Torhüter lizensierte Philipp Maurer verbrachte seine Zeit beim Kooperationspartner EC Bad Nauheim in der DEL2. DNL-Goalie Niklas Lunemann kam gegen Berlin im 2. Spiel der Viertelfinalserie zu seinem ersten Einsatz, als er als Standby Goalie nach der Spieldauerstrafe gegen Pöpperle (auf der Bank!) sich zum 2. Drittel umziehen musste und zum Schlussabschnitt sogar im Tor stand.

Justin Pogge - Tomas Pöpperle – © Sportfoto-Sale (DR)

Justin Pogge – Tomas Pöpperle – © Sportfoto-Sale (DR)

In der Verteidigung spielte Dauerbrenner und Kapitän Moritz Müller hinten seinen gewohnten Stiefel runter und konnte vorne einige Akzente setzen, dass er es teamintern sogar auf den 4. Platz gebracht hat. Es war punktemäßig seine bisher beste Saison. Sein Reihenpartner Maurice Edwards mit 24 Punkten blieb etwas hinter Mo. Die beiden bildeten das zuverlässigste Verteidigerpärchen. Edwards hatte teamintern dazu die meiste Eiszeit, besonders in den coronabedingten Ausfallzeiten kam manch einer gefühlt überhaupt nicht mehr vom Eis. Patrick Sieloff und Alex Roach verrichteten ihre Arbeit im großen und ganzen gut, wobei Sieloff der unauffälligere von beiden war, während Roach manches Mal hart und robust zur Sache ging. Jonas Holøs zeigte, kaum dass er in den letzten Saisonspielen endlich lizensiert werden konnte, wofür er geholt worden war, konnte allerdings nicht mehr viel Einfluss nehmen. Ein Lichtblick war der junge Jan-Luca Sennhenn, der einen weiteren Entwicklungsschritt gemacht und mit wenig Fehlern agiert hat. Das kann man über Colin Ugbekile und Pascal Zerressen nicht wirklich sagen, wobei Ugbekile das Saisonende verletzt nicht mehr auf dem Eis miterlebt hat. Maximilian Glötzl stand oft als 7. Verteidiger auf dem Bogen. Der in der Endphase der Saison nachverpflichtete Kanadier Carl Neill brachte es auf ganze 4 Spiele und war kein Faktor.

Kapitän Moritz Müller – © Sportfoto-Sale (DR)

Kapitän Moritz Müller – © Sportfoto-Sale (DR)

Im Sturm dominierte Landon Ferraro, der mit Andreas Thuresson und ab Dezember mit David MacIntyre die schlagkräftigste Reihe der Haie bildete. Jon Matsumoto lief in verschiedensten Reihen und mit unterschiedlichen Sturmpartnern auf und beendete die Hauptrunde knapp als bester Scorer. Einer seiner Reihenkollegen, Marcel Barinka, kam in den letzten Spielen nicht mehr zum Einsatz, der sich wie die meisten anderen ab Dezember eine Auszeit genommen hatte und auch sonst als hochgelobter junger Liganeuling der Vorsaison an das Potential nicht anknüpfen konnte. Maximilian Kammerer, der als Ersatz für Tiffels aus Düsseldorf gekommen war und der nach einer durchwachsenen Saison auf der anderen Rheinseite wieder neu angreifen wollte, konnte sich im Saisonverlauf nicht durchsetzen oder Akzente setzen. Erst in der Endphase der Saison war er im Team angekommen und konnte seine Punkte auf das Vorjahresniveau anheben. Alexander Oblinger als harter Arbeiter, der teilweise auch in der Defensive aushelfen musste, und Sebastian Uvira zeigten manch schlitzohrigen Treffer, letzterer aber auch wieder (über-)harten Körpereinsatz. So schnell wie Uvira war auch Lucas Dumont unterwegs, konnte aber ebenfalls seine Werte vom Vorjahr nicht verbessern. Hingegen haben sich die jungen Luis Üffing und Julian Chrobot zum Ende der Saison fest in den Kader gespielt. Wurden sie zunächst noch abwechselnd in Köln und dann wieder in Bad Nauheim eingesetzt, waren seit Januar zumeist beide gleichzeitig und durchgehend im DEL Team aktiv. Und das ist wörtlich zu verstehen: sie waren nicht nur Spielbogenfüller sondern bekamen regelmäßig Eiszeit, wo sie durchaus selbstbewusst agierten und auch für den einen oder anderen Scorerpunkt sorgten (9 bzw. 11). Marcel Müller mit emotionslosen Auftritten und Quinton Howden rotierten immer mal wieder aus dem Lineup, und gerade letzterer konnte wenig Akzente setzen, da kam für eine AL (Ausländerlizenz) einfach zu wenig. Zach Sill kam zwar auch nicht so häufig aufs Scoreboard, aber er war ebenfalls als harter Arbeiter in den hinteren Reihen sowie als Bullyspieler immens wichtig. Andrej Bires kam erst als Tryouter, wurde dann lizensiert. Verließ den Club aber nach nur 19 Spielen wieder Richtung DEL2. Mark Olver war von den Eisbären gekommen und spielte meist unauffällig in Reihe 3 oder 4. Entpuppte sich in der Schlussphase der Saison als unermüdlicher Antreiber, der die Scheibe schnörkellos ins Angriffsdrittel trug. Die Förderlizenzspieler Robin van Calster, Michael Bartuli und Pascal Steck haben ihre Zeit noch vor sich und kamen nur zu jeweils 1 bzw. 2 Ligaspielen in der höchsten Deutschen Spielklasse.

Maximilian Kammerer – © Sportfoto-Sale (DR)

Maximilian Kammerer – © Sportfoto-Sale (DR)

Frühzeitig wurde der Vertrag mit Trainer Uwe Krupp verlängert, der damit in seine insgesamt 8. Saison als Hauptverantwortlicher bei den Kölner Haien geht. Vom aktuellen Team haben nur Kammerer und Uvira Verträge über die Saison hinaus. Das Ziel für die kommende Saison kann nur lauten, den vielzitierten Mannschaftsgeist und Teamspirit im zukünftigen Team zu erwecken und erneut (mindestens) die Playoffs zu erreichen. Außerdem muss wahrscheinlich weiter am Mannschaftsetat gespart werden, um diese erneut durch Zuschauerbeschränkungen verlustreiche Saison zu kompensieren.

Michaela-Ross

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