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Neuss. (DR) Seit Jahren verfolgt Eishockey-Magazin Artem Klein auf seinen Stationen durch die hiesige Eishockeylandschaft. Der im russischen Omsk geborene Stürmer kam mit neun... Die Reise des Artem Klein geht weiter – von Mannheim über Tel Aviv nach Barcelona

Artem Klein (rechts) – © privat

Neuss. (DR) Seit Jahren verfolgt Eishockey-Magazin Artem Klein auf seinen Stationen durch die hiesige Eishockeylandschaft.

Der im russischen Omsk geborene Stürmer kam mit neun Jahren nach Deutschland. Nach einer sehr guten Zeit im deutschen Nachwuchs-Eishockey (Jungadler Mannheim, KEV ’81, Deutsche U-Nationalmannschaften) und den ersten DEL-Verträgen bei den Krefeld Pinguinen und den Hannover Scorpions (welcher letztendlich wegen des Ausstiegs der Scorpions aus der DEL nicht zustande kam) spielte Klein zunächst bei Red Bull Salzburg, in der russischen Nachwuchsliga MHL, ehe Stationen in der Oberliga mit Förderlizenzen bei DEL2-Vereinen den Weg des 27- jährigen prägten. 2017 entschied sich Klein für eine akademische und berufliche Karriere und startete damals sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim, die insbesondere im Bereich Wirtschaft als eine der führenden Forschungseinrichtungen Europas gilt. Während seines Studiums spielte Klein überwiegend in der Regionalliga Süd West und konnte darüber hinaus in der Saison 2019/20 im Rahmen eines Auslandssemesters eine Saison für das Team der San Diego State University in der amerikanischen College-Liga ACHA absolvieren. Was Artem Klein heute so macht und plant, haben wir im folgenden Interview erfahren.

EHM: Hallo Artem, wie geht es dir und wo erreichen wir dich gerade?

Artem Klein: Hallo! Mir geht es ganz gut soweit. Nach einem Monat in Israel bin ich vor ein paar Tagen in Deutschland angekommen und befinde mich momentan zuhause in Mannheim.

EHM: Daran knüpfen wir doch gerne an. Wir hatten gesehen, dass du dieses Jahr, besser gesagt diesen Sommer, Eishockey in Israel gespielt hast. Was kann man sich unter der IEHL (Israel Elite Hockey League) vorstellen?

AK: Die IEHL ist eine neu gegründete Liga in Israel, die dazu dienen soll die besten und talentiertesten israelischen Spieler, die in der nationalen Liga spielen, zu fördern. Diese Spieler werden in Kombination mit ausländischen Spielern in Teams aufgeteilt, um über den Sommer eine Mini-Saison zu spielen. Dabei sollen insbesondere Import-Spieler das Niveau der Liga anheben und für Wettbewerb sorgen. Der langfristige Plan der Veranstalter ist eine Liga auf dem Level der AIHL (Australian Ice Hockey League) und der NZIHL (New Zealand Ice Hockey League), die allesamt auch im Sommer spielen, zu etablieren. Dafür bedarf es aber sicherlich noch einige Jahre der Praxis.

EHM: Hört sich interessant an. Wo genau fand die Liga statt, wie viele Teams waren dabei und für welches Team hast du gespielt?

AK: Alle Spiele wurden in Holon (Vorort von Tel Aviv) ausgetragen. Aufgrund der Pandemie haben dieses Jahr insgesamt nur vier Teams teilgenommen, die innerhalb von vier Wochen jeweils neun Spiele absolviert haben. Auch das soll sich in Zukunft ändern – So soll die Liga auf mindestens zwei Monate, auf mehr Teams und mehr Spiele aufgestockt werden. Mein diesjähriges Team, die Bat Yam Dolphins, können sich also auf ein paar mehr Gegner freuen.

EHM: Israel ist ja nicht gerade als Eishockey-Hochburg bekannt. Wie war das Niveau der Liga und gab es dort auch Spieler, die die Liga nutzten, um sich fit zu halten? Wie lief es dort für dich ab?

AK: Allgemein ist es schwierig das Niveau einzuschätzen, da wir auf einer kleineren Eisfläche und im 4-4 Format die Saison gespielt haben. Somit sind auch sehr viele Tore in den Spielen gefallen. Insbesondere unter den Import-Spielern waren sicherlich 2-3 Jungs aus den nordamerikanischen College-Ligen dabei, die das Zeug hätten in Europa zu spielen. Einige von den Spielern nutzten somit die Liga als Vorbereitung für die kommende Saison und befinden sich jetzt in Try-outs, wo sie sich für einen Vertrag in Europa empfehlen wollen.
Für mich persönlich stand aber der Spaß und das Erlebnis im Vordergrund. Ich war noch nie in Israel, hatte aber mehrmals Positives über das Land gehört. Dazu wollte ich nicht die Gelegenheit verpassen, einen Monat lang in Tel Aviv zu leben. Selbstverständlich fand ich es auch schade diese Saison nur vier Spiele in der Regionalliga Süd-West gespielt zu haben, ehe die Saison erneut abgebrochen wurde. Somit war die Mischung aus Reisen, Urlaub und Sport wie maßgeschneidert. Dazu habe ich in diesem Sommer mein Studium abgeschlossen, weshalb die Reise quasi ein persönliches Geschenk war.

EHM: Wie geht es für dich nach der Zeit in Israel weiter? Wenn wir recht informiert sind, liegen dir auch Angebote aus der Oberliga vor. Ist das für dich noch ein Ziel höherklassiger in Deutschland zu spielen oder fokussierst du dich nach deinem abgeschlossenen Studium nun völlig auf deine berufliche Karriere?

AK: Das ist richtig, tatsächlich ist das aber kein Ziel mehr von mir. In den letzten Jahren lagen mir eigentlich vor jeder Saison 2-3 Angebote aus der Oberliga vor. Dies wäre logischerweise mit einem Umzug und einem enormen sportlichen Aufwand verbunden. Ich hatte mich 2017 aber bewusst dafür entschieden zu studieren und im Eishockey kürzer zu treten. Da die Oberliga sich immer mehr Richtung einer Vollprofi-Liga entwickelt, steigt auch der Aufwand. Neben täglichen Trainingseinheiten kommen wöchentliche Auswärtsfahrten dazu und zum Teil spielt man sogar drei Spiele in einer Woche. Wenn man den Sport mit einem Studium oder Beruf verbinden möchte, leidet meiner Meinung nach bei so einem Aufwand mindestens eine Sache daran, erfolgreich angegangen zu werden. Genau das wollte ich vermeiden. Persönlich hätte ich es mir jedoch trotzdem vorstellen können, zumindest die letzte Saison in der Oberliga zu beenden, da die Regionalliga-Saison abgebrochen wurde und ich digital studieren und arbeiten hätte können. Dies hat sich im Laufe der Saison aber leider nicht ergeben.
In der Zukunft möchte ich mich somit auf meine berufliche Karriere fokussieren. So geht es für mich zunächst ins Ausland, genauer gesagt nach Barcelona. Da ich aber noch nicht mit Eishockey aufhören möchte, werde ich nebenbei für den FC Barcelona in der spanischen Liga spielen.

EHM: Das wird ja immer interessanter! Eishockey beim FC Barcelona? Aktueller spanischer Meister und Teilnehmer der ersten Runde des IIHF Continental Cups. Wie groß ist bei dir die Vorfreude und was glaubst du erwartet dich dort in der Liga? Als was wirst du in Barcelona arbeiten?

AK: Da ich in Barcelona die Chance habe für ein weltweit bekanntes Technologie-Unternehmen zu arbeiten, fiel die Entscheidung relativ einfach. Dementsprechend ist die berufliche Vorfreude enorm. Dass ich das Ganze noch mit Eishockey verbinden kann, ist natürlich ein sehr glücklicher Zufall. Auch wenn es in Anführungszeichen nur Eishockey ist, ist es eine einzigartige Gelegenheit für einen der bekanntesten Sportvereine der Welt zu spielen. Unser Stadion befindet sich auf dem Sportgelände des Camp Nou, sodass man täglich auch Sportler aus anderen Sportarten begegnet.
Da die Saison noch nicht begonnen hat, fällt es mir auch hier schwer das Niveau einzuschätzen. Dennoch ist die Titelverteidigung das ausgerufene Ziel für diese Saison. Dazu würden wir auch gerne den spanischen Pokal gewinnen und uns auch beim Continental Cup beachtlich schlagen.

Artem Klein (HEV) – © Sportfoto-Sale (DR)

EHM: Sprechen wir noch kurz über deine Vergangenheit. Wie sehr trauerst du der Gelegenheit noch nach, in der DEL spielen zu können? Du hattest zur Saison 2012/13 einen Profivertrag bei den Hannover Scorpions unterschrieben, die aber im Sommer 2012 ihren Rückzug aus der DEL bekannt gegeben haben. Die frei gewordene Lizenz ging dann nach Schwenningen, wo dein Vertrag aber nicht übernommen wurde.

AK: Selbstverständlich hätte ich gerne in der DEL gespielt, die ganze Situation muss man rückblickend aber auch etwas realistisch sehen. Auch wenn ich ziemlich erfolgreich im Nachwuchs-Eishockey war und knapp 40 Länderspiele für die U-Nationalmannschaften bestreiten durfte, habe ich es letztendlich nicht geschafft in der Oberliga mit meinen Leistungen auf mich aufmerksam zu machen. Sicherlich hätte man die eine oder andere Entscheidung anders treffen können und mit etwas mehr Glück wäre ich vielleicht einen ganz anderen Weg gegangen, nichtsdestotrotz muss man den Fakten in die Augen schauen. Hier habe ich im Endeffekt nicht überzeugt, um höherklassiger spielen zu können.

EHM: Du bist aber dennoch extrem ehrgeizig gewesen. Es ging für dich durch fast alle Ligen in Deutschland mit Stationen in Krefeld, Chemnitz, Dresden, Halle, Crimmitschau, Essen und Herne, bevor du den Schritt in die Regionalliga gemacht hast. Was hast du aus all den Stationen Positives und auch Negatives mitgenommen?

AK: Ich habe natürlich früh gelernt selbstständig zu sein. Mit 16 Jahren bin ich damals ins Internat nach Krefeld gezogen und war sieben Jahre lang kaum zuhause. Diese Jahre haben mich als Menschen grundlegend geprägt. Man ist sehr früh auf sich allein gestellt und besonders in den Phasen, wo es für einen nicht so gut läuft, lernt man viel über sich selbst. Für diese Zeit bin ich sehr dankbar und unheimlich froh, diesen Weg gegangen zu sein.
So weit ich zurückdenken kann, wollte ich professionell Eishockey spielen. Genau deshalb wollte ich es vor allem mir beweisen, dass ich höherklassig spielen kann. Ob ständige Vereinswechsel dafür förderlich waren, wage ich eher zu bezweifeln, aber auch hier habe ich aufgrund meines Ehrgeizes oft überhastet entschieden. In dieser Zeit hatte ich die Möglichkeit viele Menschen kennenzulernen und viel Positives als auch Negatives zu erleben. Ich denke die Erfahrungen im Sport haben mich als Person stärker gemacht, weshalb ich im Nachhinein nichts bereue und all die Erfahrungen als sehr wertvoll betrachte, obwohl ich mir die ein oder andere Station sicherlich hätte ersparen können (lacht).

 

 

EHM: Wir alle haben den sensationellen Penalty von Marcel Noebels bei der WM in Lettland im Viertelfinale gegen die Schweiz bestaunt und bejubelt. Dir ist dieser Kunstschuss auch schon einmal gelungen beim Ligaspiel der Mad Dogs Mannheim bei den Baden Rhinos Hügelsheim, von dem es auch Videomaterial gibt. Marcel Noebels hat vor seinem Penalty gesagt, er habe in der Situation an nichts gedacht. Wie gehst du einen solchen Penaltyschuss an?

AK: Auch wenn es derselbe Move war, kann man natürlich einen Penalty bei der WM nicht mit einem aus der Regionalliga vergleichen (lacht). Persönlich mache ich den One-Hander schon seit meiner DNL-Zeit sehr gerne. Auch wenn es spektakulär aussieht, finde ich den Move nicht unbedingt anspruchsvoll, dafür aber umso effektiver, wenn man ihn beherrscht. Den Siegtreffer bei einem KO-Spiel bei der Weltmeisterschaft auf die Art und Weise zu schießen ist sicherlich etwas Besonderes, was Marcel und die Fans so schnell nicht vergessen werden. Darüber hinaus sollte es auch Nachwuchsspieler ermutigen bei den Penaltys kreativer zu sein. Denn ob man den Penalty durch einen One-Hander oder einen einfachen Schuss neben das Tor verschießt, ist im Endeffekt egal.

EHM: Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg auf deinem beruflichen Weg, sowie sportlich die größtmöglichen Erfolge und Gesundheit.

AK: Vielen Dank!

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