Wolfsburgs Matchwinner Julian Melchiori: „Wir wollen es uns in jedem Drittel verdienen“ – Eisbären stehen nach 2:3 Niederlage unter Druck
Aktuell Ticker 1AllgemeinEisbären BerlinGrizzlys Wolfsburg 2. Mai 2021 Eishockey-Magazin 0

Wolfsburg mit einer Hand am Henkelpott
Berlin. (twl) Wenn man kleine Kinder hat, werden den Eltern oft Löcher in den Bauch gefragt.
Nachdem meine drei Kinder (10, 7, 7 Jahre) am Samstag die Zusammenfassungen der entscheidenden Halbfinalspiele gesehen haben, fragte die Große, ob die Eisbären jetzt gegen die Grizzlys die Deutsche Meisterschaft gewinnen werden. Mein siebenjähriger Sohn meinte ganz selbstbewusst: „Die Eisbären haben doch die Gruppe gewonnen. Sie werden Meister.“ „Das kann sein“, sagte ich. „Aber Berlin hat gegen Wolfsburg in dieser Saison alle vier Spiele verloren“. Betretenes Schweigen. Meine kleine Tochter sagte dann: „Dann müssen die Eisbären jetzt einfach anfangen zu gewinnen“. So ähnlich hat es am Samstag auch Eisbären-Cheftrainer Serge Aubin bei der Medienrunde gesagt: „Die Hauptrunden-Ergebnisse spielen für mich und mein Team keine Rolle mehr“. Im Finale sei jetzt alles neu.
Die Eisbären verloren in dieser Saison alle fünf Spiele gegen Wolfsburg
Aber die Niederlagen-Serie geht für die Hauptstädter immer noch weiter. Die Berliner verloren das erste Finalspiel in der Overtime mit 2:3 gegen Wolfsburg. Die fünfte Niederlage im fünften Saisonspiel. Es war ein von der Taktik geprägtes Spiel, welches trotzdem schön anzuschauen war. In den ersten beiden Dritteln belauerten sich beide Mannschaften. Es war klar: Wer den ersten Fehler macht, wird bestraft. Und so war es dann auch. Der Berliner Verteidiger Ryan McKiernan musste zwei Minuten in die Kühlbox. Das wurde von den Wolfsburger eiskalt ausgenutzt. Wolfsburg – mit dem besten Powerplay in den Playoffs – ging durch Gerrit Fauser mit 0:1 (33:05 Minute) in Führung. Die Grizzlys verteidigten gut an der neutralen Zone. Mit dem kompakten Spiel der Wolfsburger kamen die Hauptstädter – wie in der Hauptrunde – in den ersten beiden Dritteln nicht zurecht.
Overtime-Drama in Berlin
Im letzten Drittel wurden die Berliner dann besser und glichen durch Eisbär Marcel Noebels im Powerplay verdient zum 1:1 aus (53:25). Garrett Festerling (58:00) schoss kurz vor Schluss die Grizzlys erneut in Führung. Die Berliner nahmen dann ihren Goalie Mathias Niederberger raus. Und Tatsächlich: Kurz vor Schluss schaffte Zach Boychuk für die Eisbären noch den verdienten 2:2 Ausgleich (59:22). Es ging in die Overtime. Dort kam es zu einem dramatischen Krimi. Beide Mannschaften gaben alles. Es gab auf beiden Seiten gute Torchancen. Der Wolfsburger Julian Melchiori entschied dann das erste Finalspiel mit einem schönen Kurvenlauf für die Grizzlys (77:59). Wolfsburg gewann in Berlin mit 3:2.
Berlin braucht jetzt wieder Comeback-Qualitäten
Die Eisbären-Fans hatten ein Banner hinter die Spielerbänke gehängt. Darauf stand: „Sie sagten stets: Der Süden macht´s, Im Norden wurde laut gelacht. Im Osten geht die Sonne auf. Jetzt hol´n wir den Pokal nach Haus.“
Schauen wir mal, ob die Hauptstädter wieder ihre Comeback-Qualitäten zeigen und auch diese Serie drehen. Das nächste Duell findet am Mittwoch, 5.5. um 19.30 in Wolfsburg statt. Dann wird man sehen, ob die Berliner die Niederlagen-Serie aus dem Kopf bekommen und es noch ein drittes Spiel geben wird oder ob Wolfsburg Überraschungsmeister wird.
best of three:
1. Finale pur. Kampf um jeden Puck, Checks, laute Rufe auf den Bänken, schnelles Eishockey. Dramatische Overtime. Ein tolles erstes Final-Spiel mit einem verdienten Sieg der Wolfsburger, die in der Overtime einen Ticken besser waren. Jetzt können sie den nächsten Meisterschafts-Favoriten schlagen und damit Deutscher Meister werden.
2. Finale Nord gegen Nord. Der Süden hat es trotz Vorhersagen nicht in das Finale geschafft. München und Mannheim, die großen Meisterschafts-Favoriten, scheiterten schon vor dem Finale.
3. Wie immer in den Finals der Berliner rockte Bernd Römer von der Gruppe Karat vor dem Spiel mit seiner Gitarre die Nationalhymne. Eine schöne Tradition.

(L-R) Janik Möser (Grizzlys), Kai Wissmann (Berlin) und Linienrichter Marius Wölzmüller – © von City-Press
Stmmen zum Spiel
Serge Aubin (Trainer Eisbären Berlin): „Es war ein typisches Playoffs-Spiel, das sehr hart geführt wurde. Das erste Drittel war ausgeglichen, im zweiten Spielabschnitt war Wolfsburg etwas stärker und ist auch in Führung gegangen. Wir haben uns aber zurückgekämpft und das Powerplay-Tor hat uns wieder ins Spiel gebracht. Auch beim erneuten Rückstand haben wir einen Weg gefunden zurück zu kommen. In der Verlängerung wurde das Tempo sogar noch einmal erhöht und wir hatten auch unsere Chancen. Beim Gegentor stand die Reihe schon länger auf dem Eis und war etwas müde. Da haben wir den Puck einfach nicht aus dem Drittel bekommen. Uns war von Vornherein bewusst, dass es eine enge Serie wird. Das war aber nur ein Spiel und wir werden am Mittwoch bereit sein.“
Kai Wissmann (Verteidiger Eisbären Berlin): „Natürlich sind wir enttäuscht über die Niederlage. Es ist aber noch nichts verloren. Auch im Viertel- und Halbfinale hatten wir jeweils das erste Spiel der Serie verloren. Wir glauben weiterhin fest an uns und dass wir Wolfsburg in den nächsten beiden Partien bezwingen können. Am Mittwoch müssen wir hart arbeiten, die Zweikämpfe annehmen und diese auch gewinnen. Wir müssen die Pucks zum Tor bringen und dem Torhüter die Sicht nehmen.“
Trainer Pat Cortina sagte nach dem Sieg bei MagentaSport: „Es war ein gutes Eishockeyspiel von beiden Mannschaften. Es war unglaublich viel Tempo in der Overtime. Beide Mannschaften waren läuferisch stark und haben gut gespielt. Es hat Spaß gemacht, dabei zu sein.“
Wie Cortina sein Team auf das nächste Spiel vorbereitet: „Wir müssen viel Energie finden. Es war sehr viel Eishockey in den letzten 20 Tagen und Regeneration ist ganz wichtig. Aber wichtiger ist, dass wir mit dem Kopf hierbleiben.“
Wolfsburgs Matchwinner Julian Melchiori bei MagentaSport: „Es ist ein Traum. Wo wir am Anfang der Saison standen und wo wir jetzt sind. Man kann keine bessere Geschichte schreiben für das, was hier gerade los ist. Es ist noch eins mehr zu gehen und etwas Arbeit zu verrichten, aber wir sind einen Schritt nähergekommen.“ Das 2. Finalspiel „wird das schwerste bis jetzt… Wir wollen es uns in jedem Drittel verdienen.“
Wolfsburgs Sportdirektor Karl-Heinz Fliegauf bei MagentaSport zur Belastung in dieser Saison: „Das ist extrem. Man muss ja auch noch sehen, dass die Hygienevorschriften eingehalten werden an jedem Tag. Das ist schon ein Riesenaufwand auch für unsere Betreuer. Die darf man auch nicht vergessen. Und jetzt fast jeden zweiten Tag ein Spiel seit 6 Wochen und dann kommt noch dazu ist die ganze Fahrerei. Das ist schon sehr unangenehm für die Spieler. Aber Hut ab vor denen. Wir tun alles, damit wir auch hierhergekommen sind und auch heute dabei sind. Das ist schon eine lange Reise jetzt.“
Zum Saisonverlauf: „Das gesamte Trainerteam hat einen sehr guten Job gemacht. Die Mannschaft ist gut eingestellt. Für uns war der Turning-Point das Head-to-Head gegen Nürnberg, wo wir in Nürnberg richtig schlecht waren und eigentlich ziemlich k.o. waren. Da hat die Mannschaft sich selber richtig am eigenen Schopf gepackt und rausgezogen. Da haben wir uns dann erholt und besser gespielt… Es war das ganze Jahr eine Berg und Talfahrt und wir sind immer besser geworden. Die Mannschaft ist zusammengewachsen und zusammengeschweißt.“
Statistik
Endergebnis:
Eisbären Berlin – Grizzlys Wolfsburg 2:3 n. V. (0:0, 0:1, 2:1, 0:1)
Aufstellungen:
Eisbären Berlin: Niederberger (Ancicka) – Després, McKiernan; Hördler (C), Wissmann (A); Müller, Ramage (A); Mik – Noebels, Reichel, Pföderl; White, Boychuk, Fiore; Tuomie, Olver, Foucault; Labrie, Zengerle, Streu – Trainer: Serge Aubin
Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier (Pickard) – Möser, Bittner; Wurm, Bruggisser; Melchiori, Likens; Adam – Rech, Olimb, Machacek; Furchner, Järvinen, Görtz; Fauser, Festerling, Jormakka; Hungerecker, Raabe, Busch – Trainer: Pat Cortina
Tore:
0:1 – 33:05 – Fauser (Rech,Olimb) – PP1
1:1 – 54:25 – Noebels (Després, White) – PP1
1:2 – 57:42 – Festerlin (Jormakka) – EQ
2:2 – 59:22 – Boychuk (White, McKiernan) . EQ, EN
2:3 – 77:59 – Melchiori (Olimb, Fauser) – EQ
Strafen:
Eisbären Berlin: 4 (0, 6, 0, 0) Minuten – Grizzlys Wolfsburg: 10 (0, 0, 6, 0) Minuten
Schiedsrichter:
Aleksi Rantala, Marian Rohatsch (Joep Leermakers, Marius Wölzmüller)
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