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Passau. (PM) Geboren am 1. April 1983 im russischen Novosibirsk und seit der Saison 2006/2007 im Trikot der Passau Black Hawks: Unmittelbar vor dem...

Passau. (PM) Geboren am 1. April 1983 im russischen Novosibirsk und seit der Saison 2006/2007 im Trikot der Passau Black Hawks: Unmittelbar vor dem Beginn der Bezirksligaspielzeit 2012/2013 diesen Freitag in Germering stand Andreas Popp, seines Zeichens 1,84 Meter großer Stürmer und Spielertrainer der Black Hawks in Personalunion, für ein Interview zur Verfügung.

 

Die Meldung am letzten Mai-Wochenende über den Rückzug der Black Hawks aus der drittklassigen Ober- in die sechstklassige Bezirksliga schlug ein wie eine Bombe. Wie und wann hast Du davon erfahren? Und was war Deine erste Reaktion?

Anfangs war ich auch schockiert, vor allem, weil ich davon ausgegangen bin, dass der Verein das schon reißt. Aber gleich danach hat mich Christian Eder gefragt, ob ich mir eine Zukunft als Spielertrainer vorstellen könnte, um alles von unten wieder mit aufzubauen. Da war es für mich sofort klar, dass ich weitermachen werde – auch wenn ich in dieser Liga noch nie gespielt habe.

 

Zu welchem Zeitpunkt ist dann für Dich die Entscheidung gefallen, trotz der Bezirksliga in Passau zu bleiben? Und vor allem: Was waren die ausschlaggebenden Gründe dafür?

Voraussetzung für mich war, dass bestimmte Spieler geholt werden, die ich gerne im Kader haben würde. Das waren vor allem Vladimir Gomov und Andreas Toth. Auch einen Verbleib von Florian Horvath und Christoph Zawatsky aus dem letztjährigen Oberligateam habe ich für wichtig erachtet. Als das alles klar war, musste ich nicht mehr lange überlegen. Ich liebe Passau, habe hier meine Familie, meinen Freundeskreis und meine Arbeit. Da wäre nichts anderes in Frage gekommen. Vor allem wollte ich nicht immer nach Regensburg oder Deggendorf pendeln, nur um zwanghaft weiter Oberliga spielen zu können.

 

Wie und wo hast du eigentlich das Eishockeyspielen gelernt? Geboren wurdest Du ja nicht in Deutschland, sondern in Novosibirsk – ging es auch dort für Dich erstmals aufs Eis? Oder war das dann doch in Deutschland?

Früher in Russland habe ich drei Jahre lang Bandy gespielt (Anmerkung: Bandy ist eine Ball- und Mannschaftssportart, deren Regeln mehr denen des Fußballs und Feldhockeys als denen des Eishockeys entsprechen. Es gilt als Vorläufer des heutigen Eishockeys, wird ebenfalls auf Eis ausgetragen, allerdings mit einem Ball als Spielgerät und auf einem Spielfeld von der Größe eines Fußballplatzes). Mit zehn Jahren kam ich nach Deutschland, gewohnt haben wir in Straubing. Und mit elf Jahren habe ich dann beim EHC Straubing mit dem Eishockey begonnen. Mit 15 ging ich nach Deggendorf, dort habe ich auch bis zu meinem 20. Lebensjahr gespielt, unter anderem Schüler- und Juniorenbundesliga und auch Landesliga Bayern. Sogar einen Meistertitel haben wird dort geholt. 2003 ging es dann zu den Moskitos nach Essen zum professionellen Senioreneishockey.

 

Zur Saison 2006/2007 hast Du von den Roten Teufeln Bad Nauheim zum damaligen Bayernliga-Team der Black Hawks gewechselt, mit dem Du auch direkt den Aufstieg in die Oberliga geschafft hast. Gab es einen bestimmten Grund für den Wechsel in den Süden zu einem relativen Neuling? Und wie kam der Kontakt überhaupt zustande?

Nachdem die Roten Teufel damals insolvent waren, war ich erst mal vereinslos. Irgendwann hatte ich Kontakt zu einigen alten Straubinger Jungs wie Christian Setz oder Helmut Kößl, die in Passau gespielt haben. Die haben mich einfach angesprochen, haben von Passau als toller Stadt geschwärmt, vom Eishockey-Hype und der guten Mannschaft hier, und ob ich nicht Lust hätte, auch mitzuspielen. Da habe ich dann recht schnell zugesagt.

 

Seitdem bist Du der Dreiflüssestadt auch durchgehend treu geblieben und es steht bereits Deine siebte Saison in Passau auf dem Programm – bereut scheinst Du den Wechsel also nicht zu haben?

Nein, es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Vor über vier Jahren bin ich auch fest nach Passau gezogen, hier ist jetzt einfach mein Lebensmittelpunkt.

 

Wenn Du nun Passau mit Deinen Stationen davor, also u.a. Deggendorf, den Moskitos Essen, Preußen Berlin und eben auch Bad Nauheim vergleichst – wie fällt Dein Fazit dabei aus?

Bei meinen früheren Stationen waren Tradition und die Strukturen natürlich besser, aber die haben alle auch schon in der DEL oder der 2. Liga gespielt und dementsprechend ganz andere Erfahrungen vorzuweisen. Passau ist ein junger Verein, der noch dazulernen kann, und das geht nicht von heute auf morgen. Das muss nach und nach mitwachsen. Was ich mitbekomme und sagen kann, ist dies hier aber auch von Jahr zu Jahr der Fall.

 

Gab es für Dich in Passau besondere Momente, die in Erinnerung bleiben – auf sportlicher, aber auch auf privater Ebene?

Sportlich war es die Meisterschaft in der Bayernliga, aber auch das zweite Jahr in der Oberliga war toll. Da hatten wir eine gute Truppe beisammen, einen guten Trainer – da lief alles überraschend gut. Privat habe ich hier meine Frau kennengelernt, und natürlich war die Geburt unserer Tochter ein Highlight. Jetzt schauen wir mal, dass noch ein paar Momente dazukommen, dass wir möglicherweise von Jahr zu Jahr wieder aufsteigen oder zumindest immer oben mitspielen. Denn das macht definitiv mehr Spaß als unten.

 

Ab dieser Saison stehst Du nicht mehr nur als Spieler im Kader der Black Hawks, zusätzlich hast Du auch noch das Amt des Spielertrainers inne. Hast Du im Trainerbereich in der Vergangenheit schon Erfahrungen gesammelt? Oder ist das jetzt erst mal komplettes Neuland für Dich?

Für mich ist das tatsächlich alles komplett neu. Ich kann aber all meine Erfahrungen weitergeben, die ich selbst von meinen bisherigen Trainern erfahren habe. Das ist natürlich eine große Herausforderung, aber bisher läuft alles gut, und ich bin davon überzeugt, dass dies mit unserem Team auch weiterhin der Fall sein wird. Ich gebe aber zu, dass ich niemals gedacht hätte, jemals eine Trainerkarriere einzuschlagen.

 

Interessante Punkte sind auch die Akzeptanz und die Stellung von Spielertrainern in einer Mannschaft. Was würdest Du dazu sagen – sowohl allgemein, als auch im Speziellen bei den Black Hawks: Ist das eher besser und einfacher, weil man einer aus den eigenen Reihen ist? Oder ist es schwieriger, vielleicht sogar aus demselben Grund, da man sich gut kennt und versteht, und man genau deswegen ab und an Probleme hat, auch wirklich die nötige Härte an den Tag zu legen?

Bisher kann ich nichts Negatives sagen. Ich kann natürlich nicht sagen, wie die Jungs das empfinden, aber ich selbst bin einfach ein direkter Mensch. Ich sage meine Meinung ins Gesicht und habe davor auch keine Angst. Dafür habe ich zu viel Selbstvertrauen. Dazu stehe ich auch. Aber die Saison ist noch jung. Wenn eine schwierige Zeit kommt – was ich nicht hoffe – dann wird es sich herausstellen.

 

Hast Du zum jetzigen Zeitpunkt nach Abschluss der Vorbereitungsphase schon einen aussagekräftigen Ein- und Überblick vom diesjährigen Kader gewinnen können?

Vom Kader ja, von der Liga gar nicht. Die kann ich nicht wirklich einschätzen. Wir haben in unseren Spielen gegen Landesligisten viel dazugelernt, trotzdem haben wir noch viel Arbeit vor uns. Außerdem haben wir nicht so viel Eiszeit wie noch in der Oberliga – wir trainieren nur zweimal in der Woche. Daher wird es bestimmt noch mindestens zwei Wochen dauern, bis wir wirklich eingespielt sind.

 

Wie sieht es mit den Reihenzusammenstellungen aus? Mit wie vielen Reihen plant ihr zu spielen? Und hast Du schon geplante Konstellationen im Kopf?

Spielen wollen wir eigentlich wie in der Vorbereitung – mit drei Reihen. Vor allem möchte ich die jungen Spieler verbessern und ihnen Spielpraxis geben. Nach aktuellem Stand spielen in der ersten Reihe Martin Lamich, Sebastian Hesslinger, Florian Horvath, Ruben Kapzan und ich. In der zweiten Reihe Vladimir Gomov, Andreas Toth, Stefan Friedl, Mathias Pilz und Maximilian Wanninger, und in der dritten Reihe die jungen Spieler. Je nach Lauf und Verletzungen kann das natürlich auch variieren und wieder anders sein, aber vom Prinzip her spielen in den ersten beiden Reihen die Erfahrenen, in der dritten dann die Jungen.

 

Schaut man auf den Kalender, dann sieht man, dass am Freitag der Saisonstart in Germering auf dem Programm steht. Nach dem Rückzug aus der Oberliga erwartet nun so gut wie jeder einen klaren und lockeren Aufstieg in die Landesliga, am besten ungeschlagen oder gar verlustpunktfrei. Schaut man sich aber die Kader einiger Konkurrenten an, beispielsweise von Waldkirchen, bei denen Topscorer Milan Blaha verlängert hat und auf der Goalieposition Roman Kondelik verpflichtet werden konnte, der knapp zehn Jahre lang bei den Hannover Indians in der Oberliga das Tor gehütet hat, oder auch Dennis Martindale, kanadischer Spielertrainer in Pfaffenhofen und in den ersten beiden Saisonspielen schon mit 12 Scorerpunkten – als wie realistisch schätzt Du diese Erwartungen ein?

Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich mir die Liga erst mal anschauen muss. Das wird teils eine komplette Überraschung werden, vor allem, da ich überhaupt nur wenige Spieler dort kenne. Ich gehe davon aus, dass wir zu den Topfavoriten zählen werden, aber locker oder von selbst laufen wird es keinesfalls. Außerdem haben wir noch Oberligaspieler in unserem Kader – da wird es gegen uns viele extramotivierte Gegner geben. Ob es nötig ist, in der Saison möglicherweise noch einen Transfer zu tätigen, das ist noch offen. Aber Ziel ist klar der Aufstieg.

 

Würdest Du sagen, dass ihr aufgrund der hohen Erwartungen von Fans und Umfeld von Anfang an unter einem besonderen Druck steht?

Jein. Im ersten Spiel der Vorbereitung gegen Regen schon. Da sind einige Spieler nervös gewesen. Aber den erfahrenen Spielern wurde klar gesagt, dass der Aufstieg geschafft werden muss. Die jungen Spieler sollen in erster Linie Tore verhindern und ihre Arbeit gut machen, dann passt es. Alles andere sollen dann die Erfahrenen machen. Ich muss aber auch sagen: Jeder, der in Passau spielt, muss den Druck aushalten können. Wir brauchen Siegertypen, und das war mit dem Ziel „Aufstieg“ von Beginn an klar.

 

Mit dem Tschechen Martin Lamich wurde nun doch noch die Kontingentstelle im Team besetzt. Damit hat man sich noch einen absolut erfahrenen und durchschlagskräftigen Stürmer mit an Bord geholt. Könnte er am Ende einer der Spieler sein, die das Zünglein an der Waage in Richtung Landesliga-Aufstieg sind?

Ich hoffe es. In Ansätzen hat er ja in der Vorbereitung schon gezeigt, dass er ein guter und wichtiger Spieler für uns ist. Hoffentlich kann er sich noch weiter steigern und auch Verantwortung übernehmen. Die Last liegt aber keinesfalls nur auf ihm. Wir haben genug erfahrene Spieler, die das genauso gut können.

 

Welche Teams sind für Dich die härtesten Konkurrenten um den Aufstieg in die Landesliga?

Das ist schwer zu sagen. München war in der letzten Saison Erster, allerdings gab es dort viele Wechsel und einen großen Umbruch. Wie sie in dieser Spielzeit aufgestellt sind, das ist aktuell schlecht einzuschätzen. Auch Erding soll nicht schlecht sein, dazu kommt vielleicht noch eine weitere Mannschaft, die zu den Mitkonkurrenten zählen wird.

 

Auch wenn das letztendlich eine hoffentlich nur theoretische Frage bleiben wird, aber was hätte es für Folgen, wenn es mit dem Aufstieg am Ende nicht klappen sollte?

Was dann passiert, weiß ich wirklich nicht. Wahrscheinlich wird der Trainer entlassen und die Mannschaft ausgewechselt (lacht). Aber ich glaube nicht, dass es so kommt. Ich wüsste auch nicht, ob Passau zwei Jahre Bezirksliga verkraften kann.

 

Welche Ziele und Erwartungen hast Du persönlich für die anstehende Saison?

Erstes Ziel ist der Aufstieg. Dazu hoffe ich, dass wir nur wenige Verletzungen haben werden, auch wenn ich weiß, dass es ohne fast nicht geht. Und natürlich wollen wir eine gute Stimmung rüberbringen, sodass möglichst viele Zuschauer in die Eis-Arena kommen und Spaß haben bei den Spielen. Es soll einfach wieder eine Euphorie in der Stadt entstehen.

 

Zum Abschluss: Könnte man zusammenfassend sagen, dass Du in Passau einfach heimisch geworden bist?

Auf jeden Fall. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich nochmals wechseln werde. Entweder höre ich dann auf oder ich bleibe dem Verein in einer anderen Funktion erhalten. Erfahrungen aus meiner früheren Zeit hätte ich jedenfalls viele einzubringen.

 

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für den Saisonauftakt am Freitag in Germering!

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