Düsseldorf. (EM) Die Tränen sind bei den Fans der Düsseldorfer EG natürlich längst getrocknet. Der Frust, die Wut und die Enttäuschung sitzen nach dem... Wenn aus 99% plötzlich 50% werden: Die Düsseldorfer EG zwischen Himmel und Hölle

Bange Momente für die DEG am letzten Spieltag – © Sportfoto-Sale (DR)

Düsseldorf. (EM) Die Tränen sind bei den Fans der Düsseldorfer EG natürlich längst getrocknet. Der Frust, die Wut und die Enttäuschung sitzen nach dem sportlichen Abstieg aber noch nimmer tief im Herzen des rot-gelben Anhangs.

Große Unruhe nach dem sportlichen Abstieg

Seit dem feststeht, dass die DEG den sportlichen Klassenerhalt am 7. März verpasst hat, ist bei der „alten Dame“ vom Rhein einiges passiert.

Zerstrittene Gesellschafter, ein Geschäftsführer, der den drohenden Abstieg scheinbar völlig außer Acht gelassen hat und eine sportliche Leitung, die es nicht geschafft hat, den Klub in ruhiges Fahrwasser zu bringen: All das sorgte für ein schon sehr beachtliches Stühlerücken in der NRW-Landeshauptstadt.
Geschäftsführer Harald Wirtz, Niki Mondt als sportlicher Leiter, sowie die Trainer Steven Reinprecht und Saku Martikainen sind mittlerweile allesamt nicht mehr in ihren Ämtern.

Die Rheinische Post berichtete zudem in der vergangenen Woche, dass zukünftig aus dem Gesellschafterkreis auch weniger Geld zu erwarten ist. Viel weniger, denn so sollen demnach rund 1,5 Millionen Euro für einen „vernünftigen“ Etat fehlen. Was auch immer man in Zahlen unter „vernünftig“ in Düsseldorf versteht.

Laut RP haben aus dem Gesellschafterkreis die Hobergs und Harald Wirtz angekündigt, keine Gelder mehr zur Verfügung zu stellen, Daniel Völkel und Jens Thiermann (TIMOCOM) sollen nur unter gewissen Bedingungen bereit sein weiter zu unterstützen. Der Stammverein zahlte ohnehin nicht. Apropos TIMOCOM: Die schon vor Monaten angekündigte deutliche Aufstockung der Gelder für den zukünftigen DEL-Etat soll laut RP nie schriftlich fixiert worden sein. Ein sicherlich schwerwiegendes Versäumnis, das sich aber nur in die Pleiten, Pech & Pannen Saison einreiht.
Die DEG steht also in jeder Hinsicht vor einem riesigen Scherbenhaufen.

DEG-Legenden Niederberger und Amann packen an

Andreas Niederberger will helfen – © Marco Leipold/City-Press


Die Gesellschafter ließen vor zehn Tagen verkünden, dass sie zwei absolute DEG-Legenden beratend eingebunden haben. Andreas Niederberger (61) und Rick Amann (64) sollen helfen das sinkende Schiff wieder auf Kurs zu bringen.

Die beiden Meisterspieler aus den „goldenen“ 1990ér Jahren bringen dabei durchaus Expertise mit. Niederberger machte sich nach der aktiven Karriere erfolgreich selbständig, blieb dem Eishockey als TV-Experte und später auch als DEB-Vizepräsident treu. Amann absolvierte ein wirtschaftswissenschaftliches Studium mit Stationen in Marketing, Finance (MBA) sowie der CPA-Zertifizierung. Seine Karriere führte ihn in leitende Positionen im internationalen Bankwesen über mehrere Kontinente hinweg. Parallel blieb auch er dem Eishockey stets eng verbunden – als Trainer, TV-Experte und als Vorstandsmitglied sowie Schatzmeister der Vancouver Canucks Alumni.

Geplant ist, dass das Duo im Mai in die Geschäftsführung berufen wird. Bis dahin heißt es vor allem Geld eintreiben, um den Klub im Profibereich am Leben zu erhalten. So sollen zahlreiche Gespräche bereits in den vergangenen Tagen stattgefunden haben. Man sei auf allen Ebenen tätig heißt es nur. So wird mit bestehenden Partnern gesprochen, alte Kontakte werden neu belebt und natürlich darf das Duo auch die sportlichen Kaderplanungen nicht außer Acht lassen. Den schlimmsten Befürchtungen, einen Totalcrash mit Neustart in den Niederungen des Landesverbandes, einer möglicherweise drohenden Insolvenz bis hin zu einem Neustart in der Oberliga nahm man schnell den Wind aus den Segeln.

Planungen laufen in erster Linie für eine gesicherte und solide Saison in der DEL2

„Wir planen in erster Linie für die DEL2, denn dorthin sind wir sportlich abgestiegen. Das erfolgt in enger Absprache mit den Ge3sellschaftern und hat Priorität. Im Hinterkopf haben wir natürlich, dass es noch die kleine Möglichkeit gibt, dass wir in der DEL bleiben können. Aber damit beschäftigen wir uns erst dann, wenn es wirklich dazu kommen sollte. Auch ein Start in Oberliga spielt in unseren Überlegungen keine Rolle. Unser Fokus liegt ganz klar auf der DEL2. Ziel ist es, dort eine gesicherte und solide Saison zu spielen. Wir freuen uns über jeden Fan und jedes Unternehmen, das uns auf diesem Weg unterstützt“, wurde Rick Amann in einer DEG-Pressemitteilung zitiert.

Gegenüber der RP war sogar von 99% der sportlichen Planungen für die DEL2 die Rede. Mit der Aussage eine gesicherte und solide Saison spielen zu wollen, wird auch schnell klar, dass man vollmundige Ankündigungen vermeidet.

Ravensburg als allerletzter Strohhalm

Unter besonderer Beobachtung: Das Finale Towerstars – Dresden – © Kim Enderle


Doch nun sind aufgrund der Finalteilnahme der Ravensburg Towerstars in der DEL2 aus 99% immerhin schon 50% geworden. Denn sollten sich die Towerstars den Meistertitel gegen Dresden sichern, dann bliebe der DEG der bittere Gang ins Unterhaus erspart. Im Gegensatz zu Dresden hatten die Towerstars keinen Lizenzantrag bei der DEL gestellt und wären somit nicht aufstiegsberechtigt.

Es genügt ein Blick zum Nachbarn Krefeld Pinguine, um zu sehen, dass ein Neubeginn in der DEL leichter ist als ein Neustart nach einem Abstieg. Die Pinguine gehen mittlerweile ins vierte DEL2-Jahr.

Kaderplanung bis zur DEL2 Entscheidung nur schwer möglich

Wie aber sähe der Kader der DEG im Falle eines Falles beim überraschenden, aber auch wieder möglichen Klassenerhalt aus?

Alex Ehl, Nikita Quapp und Bennet Roßmy zieht es bekanntlich zu anderen Klubs, sie wurden nun auch von der DEG verabschiedet.

Bestehende Verträge hätten wohl Henrik Haukeland, Kyle Cumiskey, Oli Mebus, Alex Blank, Jakub Borzecki und Luis Üffing. Mögliche Neuzugänge wie zum Beispiel die gerüchteten Daniel Fischbuch (Mannheim) oder Filip Varejcka (München), um die sich die DEG sehr früh im Glauben des sicheren Klassenerhalts und den Zusagen für einen erhöhten Etat, bemüht hatte, dürften vermutlich Ausstiegsklauseln haben und den Gang ins Unterhaus nicht mit antreten. Abgesehen davon, dass sie wohl auch kaum in der DEL2 zu finanzieren wären. Fahrlässig wäre es auch aus Sicht eines Spielers sich nicht um eine Alternative zu bemühen. So wird Alex Blank seit Tagen als sicherer Neuzugang der Löwen Frankfurt gerüchtet, wenn die DEG endgültig eine Liga tiefer antreten muss.

Mit Blick auf die DEL2 hatte Andreas Niederberger berichtet, dass man eine große Unterstützung aus der DEG-Familie erfahre und man keine Mannschaft zusammenkaufen will. Vielmehr wolle man eine schlagkräftige Truppe Stück für Stück, Position für Position aufbauen. Das dürfte allerdings auch in der DEL2 kein leichtes Unterfangen sein, da viele gute deutsche Spieler längst einen Vertrag für die Saison 25/26 in der Tasche haben. Der Markt ist hier im April schon sehr überschaubar. Wer aus dem DEL-Kader bereit wäre finanzielle Abstriche in Kauf zu nehmen und den Gang in Liga zwei mit antreten würde? Fraglich!
Darüber hinaus könnte mit Blick auf die übernächste Saison der gute Ruf des Traditionsklubs und eine kontinuierliche Förderung junger deutscher Spieler der DEG einen gewissen Zulauf an deutschen Spielern fast schon garantieren.


Sportliche Klarheit spätestens am 29. April

Noch aber steckt man mitten in der (Aufräum)Arbeit, ohne zu wissen in welcher Liga man wirklich spielt. Die DEG und ihre Anhänger werden mit Argusaugen auf das am Gründonnerstag beginnende DEL2-Finale zwischen Dresden und Ravensburg blicken. Es sind Tage zwischen Hoffen und Bangen, Himmel und Hölle. Ähnlich, wie es die Augsburger Panther zuletzt zwei Mal durchlebt haben.

Sollte erneut kein Zweitligist aufsteigen, werden sicherlich auch die Fragen nach der Sinnhaftigkeit, der erst vor einem Jahr reformierten Aufstiegsregelung aufkommen. Welchen Sinn ergibt es, wenn die wirklich aufstiegswilligen wie Kassel in schöner Regelmäßigkeit scheitern und andere die Unterlagen fristgerecht einreichen, dann aber das ganze doch eher erst einmal als „Testballon“ (Landshut, Rosenheim) ansehen oder vor dem Start der Playoffs über fehlendes Geld für die Lizenzgebühr berichten. (Krefeld)

Für die DEG heißt es aber erst einmal weiter hart an der eigenen Zukunft arbeiten, egal wie die sportlichen Entscheidungen in der DEL2 ausgehen. Frühestens am 23. April und spätestens am 29. April besteht sportlich Klarheit. Die Lizenzierung im Falle einer Dresdner Meisterschaft muss natürlich auch noch positiv für die Eislöwen erfolgen.

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