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Berlin. (JR) Haakon Hänelt ging zur Saison 2021/2022 nach Nordamerika in die Juniorenliga QMJHL, um seine sportliche Entwicklung voranzutreiben. Zuvor spielte er eine Saison... Top-Talent Haakon Hänelt im Interview: „Gehe aktuell davon aus, ein weiteres Jahr in der CHL / QMJHL für Gatineau zu spielen“

Haakon Hänelt im Berliner Trikot – © EHC Red Bull München / City-Press

Berlin. (JR) Haakon Hänelt ging zur Saison 2021/2022 nach Nordamerika in die Juniorenliga QMJHL, um seine sportliche Entwicklung voranzutreiben.

Zuvor spielte er eine Saison bei den Eisbären Berlin und wurde mit dem Club Deutscher Meister in der DEL. Der gebürtige Berliner wurde auch drei Jahre an der RB Hockey Academy in Salzburg ausgebildet. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm, zur abgelaufenen Saison und zu seiner Zukunft gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Hänelt, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Zur Saison 2021/2022 gingen Sie von den Eisbären Berlin nach Nordamerika in die QMJHL nach Gatineau. Was waren die Gründe dafür?
Haakon Hänelt: Mein Ziel ist es eines Tages in der NHL zu spielen. Während der Interviews der NHL Teams zum Draft wurde mir von den Teams geraten, wegen der Eiszeit, in die CHL zu wechseln. Man ist dort deutlich näher am NHL-Verein, der Kontakt mit Washington ist sehr eng und man lernt das sehr schnelle, körperintensive Spiel auf der kleinen Eisfläche.
In fast jedem Team sind fünf gedraftete Spieler. Wir haben 68 Regular Season Games plus Play-Offs. Bei der Anzahl an Spielen und einer deutlich höheren Eiszeit hat man sehr gute Chancen sich weiter zu entwickeln. Olympiques de Gatineau ist eine super Organisation. Vor Beginn der Saison 2021/22 wurde die neue Arena fertiggestellt – ca. 5.000 Plätze, ein Main Rink und drei Training Rinks. Das Ganze soll über 60 Mio .CAD gekostet haben!

E-M /J. R.: Wie hatten Sie sich in Nordamerika und bei ihrem Team eingelebt? Wie waren Sie untergebracht und wie war der Tageslauf an einem normalen Wochentag bei Ihnen während der Saison?
Haakon Hänelt: Sehr gut, sehr schnell. Nach nicht einmal 10 Tagen in Gatineau (andere Seite des Flusses gegenüber von Ottawa) flog ich nach Washington und war beim Rookies- und Main Camp der Caps. Nach 12 Tagen zurück und ein paar Pre Season Games startete die Saison.
Ich wohne mit einem russischen Spieler bei einer sehr netten Billet Family. Die sind wie zweite Eltern. Ich habe echt großes Glück. Die Billet Family und die Organisation sind große Klasse.

E-M /J. R.: Leider waren Sie lange Zeit in der abgelaufenen Saison verletzungsbedingt außer Gefecht. Welche Verletzung hatten Sie und sind Sie inzwischen wieder vollständig genesen?
Haakon Hänelt: Ja, leider. Die Saison lief alles andere als geplant. Die Verletzung stammte noch aus dem Trainings-Camp zur U18 WM im April 2021. In der Schulter hatte ich einen Tossy 2. Laut Ärzte sollte ich sieben Wochen Pause im April/Mai machen. Im Mai konnte ich wieder ins Training einsteigen, hatte aber keinen Körperkontakt. In Kanada und USA unter vollem Körpereinsatz hatte ich sehr große Schmerzen, teilweise konnte ich den Arm nicht bewegen und hatte keine Kraft. Washington und Gatineau entschieden, mich im November in Montreal operieren zu lassen.
Das war sehr bitter, weil damit die U20 WM für mich ausfiel und die Saison auszufallen drohte. Es hieß, ich falle vier bis sechs Monate aus.
Es verlief sehr gut, im April spielte ich wieder die ersten Spiele und konnte mich für die Play-Offs einspielen. Ich bin vollständig genesen und beschwerdefrei. Ich wurde sehr gut betreut.

E-M /J. R.: Wie würden Sie die Saison sportlich, auch aufgrund ihrer Verletzung, für sich selbst bewerten? Welche Rolle hatten Sie im Team und wie zufrieden waren Sie in der Zeit, in der Sie für ihr Team spielen konnten?
Haakon Hänelt: Na ja, viel zu bewerten gab es leider nicht. Ich hatte vielleicht fünf Pre-Season-Games, 16 Regular Season Games und 6 Play-Off Spiele. Mir fehlen ca. 50 Spiele. Unter diesen Bedingungen war ich zufrieden. Ich hatte entsprechend viel Eiszeit, spielte in den ersten beiden Reihen und im PP.

E-M /J. R.: Die Eisbären sind wieder Deutscher Meister geworden. Wie haben Sie das verfolgt und haben Sie es auch ein wenig bereut, nicht dabei gewesen zu sein?
Haakon Hänelt: Ja klar, natürlich habe ich die Eisbären verfolgt. Einmal ein Eisbär, immer ein Eisbär! Ich freue mich sehr, sie haben es absolut verdient. Es ist eine super Mannschaft und tolle Organisation.

Marco Nowak lässt Eisbär Haakan Hänelt aussteigen – © Sportfoto-Sale (DR)

Marco Nowak lässt Eisbär Haakon Hänelt aussteigen – © Sportfoto-Sale (DR)


E-M /J. R.: Sie haben in der Saison 2020/2021 für die Eisbären debütiert und sind im ersten DEL-Jahr Deutscher Meister geworden. Wie zufrieden waren Sie mit ihren persönlichen Einsatzzeiten?
Haakon Hänelt: Die Saison verlief aufgrund Corona schon sehr eigenartig. Es war ein tolles Jahr. Wir hatten eine super Mannschaft, einen tollen Charakter. Im ersten Profi-Jahr Meister zu werden ist riesig. Natürlich will man immer so viel wie möglich spielen. Ich denke, dass es für die erste Profi-Saison als 17-jähriger recht ordentlich war.

E-M /J. R.: Wie würden Sie die DEL für junge Spieler einstufen. Bekommen junge Spieler in der Liga eine ernsthafte Chance sich entsprechend weiterentwickeln zu können oder sehen Sie in diesem Bereich Verbesserungsbedarf?
Haakon Hänelt: Der Schritt vom Nachwuchs, bei dem man eine Führungsrolle hat, viel Eiszeit hat und Special Teams spielt, zu den Profis in der ersten Liga, ist schon sehr groß. Es ist keine Entwicklungsliga. Wenn Du spielen willst, musst Du einen gestandenen Profi verdrängen. Du darfst keine Fehler machen. Da gibt es keinen Nachwuchsbonus.

E-M /J. R.: Wie sehen Sie die U23-Regelung in der DEL? Junge Deutsche Spieler sollen in der DEL gefördert werden, aber wenn Sie altersbedingt aus der U 23-Regel fallen, wird es für viele schwierig, weiter in der DEL zu verbleiben. Haben Sie als junger Spieler das Gefühl, dass diese Regelung sinnvoll ist?
Haakon Hänelt: Ich habe darüber nie nachgedacht. Wenn man als U23-Spieler nur aufgrund der Quote den Kader auffüllt hilft das auch wenig weiter.
In Kanada gibt es die Regel, dass die gedrafteten kanadischen Spieler entweder gleich in der NHL spielen oder in der CHL bleiben müssen bis zu ihrem 20ten Lebensjahr, um das Niveau in der CHL sehr hoch zu halten.

E-M /J. R.: Werden Sie ein weiteres Jahr in Nordamerika spielen oder kehren Sie eventuell als U23-Spieler in die DEL zu den Eisbären zurück? Steht das schon fest?
Haakon Hänelt: Ich gehe aktuell davon aus, ein weiteres Jahr in der CHL / QMJHL für Gatineau zu spielen, um meinem Ziel, bei Washington zu signen, näher zu kommen.

E-M /J. R.: Im August wird die abgebrochene U20-WM in Canada nachgeholt. Im Dezember konnten Sie auf Grund ihrer Verletzung leider nicht dabei sein. Wie stehen die Chancen für Sie, dass Sie im August für dieses große Turnier nominiert werden? Besteht Kontakt mit Tobias Abstreiter und dem DEB bezüglicher einer eventuellen Teilnahme?
Haakon Hänelt: Ich denke, ganz gut. Nach einer verpassten U18 WM und 2 verpassten U20 WMs, aufgrund von Verletzungen und COVID möchte ich endlich dabei sein! Ja ich bin mit Tobi in regelmäßigem Kontakt.

E-M /J. R.: Die U20-WM im Dezember 2022 folgt, das Turnier ihres Jahrgangs 2003. Sicherlich ein großes Ziel und Highlight für Sie in der kommenden Saison?
Haakon Hänelt: Absolut! Die beiden WMs sind die absoluten Saison Highlights. In der kommenden QMJHL-Saison wollen wir mit Gatineau deutlich weiter kommen. Das frühe Play-Off-Aus in diesem Jahr wurmt uns alle sehr. Wir hatten eine tolle Mannschaft und viel vor.

E-M /J. R.: Wie und wo bereiten Sie sich auf die eventuell anstehende U20-WM und die kommende Saison vor?
Haakon Hänelt: Ich denke, dass ich diesen Sommer nur für zwei, drei Wochen Anfang Juni sowie zu den DEB Camps nach Deutschland kommen werde. In Washington ist ein Camp im Juli, und ich bin dann hoffentlich im September beim Rookie-Tournament auch dabei. Außerdem plane ich an Camps in Kanada teilzunehmen, bei denen NHL, AHL und kanadische DEL-Profis sind. Die reguläre Saison-Vorbereitung im Sommer werde ich in Gatineau absolvieren.

E-M /J. R.: Herr Hänelt, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!
(Jörg Reich)

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