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Augsburg. (JR) Der gebürtige Augsburger Timo Bakos hat die Nachwuchsabteilung seines Heimatvereines Augsburger EV durchlaufen, um dann den Sprung nach Nordamerika zu wagen. Im... Timo Bakos (22): „Es ist auf jeden Fall ein anderer Weg, den ich gehe, aber ich bin zuversichtlich, dass das der richtige Weg ist“

Timo Bakos – © Starbulls Media/PR

Augsburg. (JR) Der gebürtige Augsburger Timo Bakos hat die Nachwuchsabteilung seines Heimatvereines Augsburger EV durchlaufen, um dann den Sprung nach Nordamerika zu wagen.

Im vergangenen Jahr absolvierte er seine erste Saison in der Universitäts-Liga NCAA, in der auch Spieler wie Nico Sturm und Marc Michaelis ausgebildet wurden. Wir haben ihm zu seiner Zeit im Nachwuchs, zur abgelaufenen Saison und zu seiner Zukunft ein paar Fragen gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Bakos, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
In der vergangenen Saison absolvierten Sie ihr erstes Jahr in der NCAA. Wie lief es für Sie persönlich insgesamt, sowohl schulisch als auch sportlich?

Timo Bakos: Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, wie gut mein erstes Jahr für mich verlaufen ist. Vor allem nach dem schwierigen Corona-Jahr, das ich hatte. Sportlich gesehen war es ein top Jahr für mich, ich durfte jedes Spiel spielen und ich habe oft genug das Vertrauen meiner Trainer bekommen, um beweisen zu können, dass ich auf dem Level spielen kann und ich meinen Platz im Line-up verdient habe. Schulisch war das Jahr sehr gut, meine Noten waren gut und ich habe einiges dazu gelernt, sei es vom sprachlichen als auch viele neue Dinge, die ich in meinen Kursen gelernt habe. Ich muss aber auch dazu sagen, der Anfang war nicht sehr leicht. Ich musste erstmal schauen, wie alles funktioniert und wie ich alles gut unterbekomme.

E-M /J. R.: Wie konnten Sie sich sportlich weiterentwickeln?

Timo Bakos: Ich finde ich konnte mich im ersten Jahr sehr gut weiterentwickeln, weil ich viel spielen durfte, das half mir enorm. Ich habe noch nie auf so einem Niveau gespielt, deshalb fiel mir das sehr gut in die Karten nach dem harten Corona-Jahr. Ich bin sehr dankbar für mein erstes Jahr, es hat mir gezeigt, dass selbst nach harten Jahren auch wieder gute Jahre wiederkommen können und man immer wieder neue Dinge lernen kann.

E-M /J. R.: Wie verlief die Integration als Deutscher in ihrem Team und an der Uni und welche Rolle hatten Sie in der vergangenen Saison im Eishockeyteam der Lake Superior State University inne?

Timo Bakos: Es war nicht wirklich schwer, ich meine wir haben eine super Truppe, die es einem leicht gemacht haben sich hier wohl zu fühlen. Als Freshmen ist es immer etwas schwer sich zu beweisen, aber ich habe es ganz gut hinbekommen. Ich durfte jedes Spiel das Trikot anziehen und war auch in spannenden Spielen weiterhin auf dem Eis.

E-M /J. R.: Aufgrund der Corona-Pandemie folgte der Wechsel aus Deutschland nach Nordamerika mit Verzögerung. DNL U20, dann ein kurzer Abstecher über die Oberliga und dann der Wechsel in die NCAA. Wie schwierig war es für Sie, in der NCAA Fuß zu fassen?

Timo Bakos: Ich muss sagen, es war eine ziemlich schwierige Zeit für mich, denn ich wurde sehr auf die Probe gestellt und das nicht nur einmal. Nach der DNL bin ich in die USHL gegangen und durfte erstmals das amerikanische Eishockey erleben. Dies war eine super Erfahrung und hat mir die Möglichkeit gegeben, aufs College zu gehen. Geplant war ein zweites Jahr dort zu spielen, was dann leider nicht geklappt hat wegen Corona. Ich stand am Flughafen und wollte zurückfliegen, um meine zweite Saison für die Sioux Falls Stampede zu spielen. Da sagten sie zu mir, sie lassen mich nicht fliegen, denn ich bin kein Amerikaner. Dann stand ich da und wusste nicht, was ich machen soll. Ich konnte nirgendwo einen Vertrag unterschreiben, denn das würde mir meinen Weg zum College verbauen, da ich kein Geld verdienen durfte. Das ganze Jahr war ein Hin und Her, nichts Halbes, nichts Ganzes, so könnte man es sehr gut beschreiben. Wegen diesem Jahr waren meine Ängste relativ groß, ob ich überhaupt auf dem College bestehen kann. Zum Glück ist alles sehr gut verlaufen.

E-M /J. R.: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen den Ligen DNL U20, Oberliga und NCAA?

Timo Bakos: Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll, ehrlich gesagt. Ich denke einfach, dass es hier auf dem College viel professioneller ist. Ich merke es einfach brutal, wie man jeden Tag 100% geben muss, sei es im Eishockey oder in der Schule. Die Erwartungen sind sehr hoch, was es natürlich nicht leichter macht. Klar könnte ich jetzt sagen, ein Unterschied wäre, die Eisflächen sind unterschiedlich groß, aber im Endeffekt ist fast alles anders.

E-M /J. R.: Sie gehen nun in ihr zweites Jahr an der Uni. Spieler wie Marc Michaelis oder Nico Sturm spielten vier oder fünf Jahre in dieser Liga. Ist das auch ihr Plan?

Timo Bakos: Auf jeden Fall ist das mein Plan, ich will mich die nächsten drei Jahre sehr gut auf das, was danach kommt, vorbereiten und so viel wie möglich aus den drei Jahren rausholen, was geht. Und natürlich will ich hier mein Studium abschließen.

Timo Bakos´ Karriere in Zahlen


E-M /J. R.: Sie sind inzwischen 22 Jahre alt. Viele Spieler haben in diesem Alter einen Profivertrag. Sie legen durch die Ausbildung an der NCAA auch großen Wert auf die schulische Ausbildung. Was kommt danach? Wie ist ihr langfristiger Plan bzw. ihr Ziel im Sport oder Beruf?

Timo Bakos: Ich muss schon sagen ich bin manchmal ein bisschen neidisch auf die Jungs, die in meinem Alter schon Geld verdienen, das macht manche Dinge schon etwas leichter, aber im Endeffekt bin ich glücklich mit dem was ich gerade mache und das ich überhaupt die Chance bekomme mich sportlich und schulisch so gut weiter entwickeln zu können. Bis jetzt habe ich noch wirklich einen Plan, was ich nach den drei Jahren machen werde, da kann noch so viel passieren. Aber natürlich ist mein Ziel Eishockey zu meinem Beruf zu machen.

E-M /J. R.: Warum der Wechsel nach Nordamerika? Gibt es in Nordamerika bessere Möglichkeiten, schulische und sportliche Ausbildung zu kombinieren oder haben Sie sich bewusst für den Weg über den großen Teich entschieden?

Timo Bakos: Ich meine jeder geht seinen eigenen Weg und man kann nicht wirklich sagen was besser oder schlechter ist, aber für mich war es eine sehr gute Option nach Amerika zu gehen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, viel Neues gelernt und viele neue Freunde gefunden, was mir so keiner mehr nehmen kann. Was mit Sicherheit besser ist, ist die Kombination zwischen Eishockey und Schule, aber ich denke, das ist relativ offensichtlich. Es ist auf jeden Fall ein anderer Weg, den ich gehe, aber ich bin zuversichtlich, dass das der richtige Weg ist.

E-M /J. R.: Der Augsburger EV ist ihr Heimatverein. Gab es seitens der Augsburger Panther kein Interesse, Sie in den Kader der Panther zu integrieren oder war dies aktuell für Sie keine Option?

Timo Bakos: Nach meiner DNL Zeit war ich mit Augsburg im Gespräch, aber für mich war dies nicht wirklich eine Option, weil ich mich nicht wirklich bereit gefühlt habe. Sie wissen aber, dass ich jetzt erst noch drei Jahre auf dem College bin und dann werden wir sehen, was passiert.

Timo Bakos (rechts) im Trikot des EHC Königsbrunn – © EHC Media/PR


E-M /J. R.: Die Clubs in der DEL, wie die Augsburger Panther, sind zum großen Teil nordamerikanisch geprägt. Für junge Spieler ist es sehr schwierig, genügend Eiszeit in einem DEL-Team zu erhalten. Die aktuell hohe Anzahl von neun erlaubten Kontingentspielern auf dem Eis ist für junge Spieler sicherlich ein großer Nachteil. Der ein oder andere junge talentierte Spieler resigniert irgendwann und setzt die Prioritäten neu, wie das Beispiel Marco Sternheimer zeigt. Ist das auch ein Grund, warum Sie sich gegen ein Engagement bei Ihrem Heimatverein entschieden haben?

Timo Bakos: Auf jeden Fall, ich bin ein sehr guter Freund von Marco und ich habe sehr viel mitbekommen, auch wie er zu allem steht. Er ist ein sehr guter Spieler und es ist natürlich sehr schade zu sehen, dass es jetzt so schnell vorbei war. Aber ich weiß natürlich, dass es nicht leicht ist, als junger Spieler sich direkt in der DEL durchzusetzen. Deswegen war es sehr gut, dass ich auf den Weg nach Amerika zu gehen eingeschlagen bin.

E-M /J. R.: Ihr Vater Michael war ein sehr erfolgreicher Verteidiger bei den Augsburger Panthern, den Adler Mannheim und der Nationalmannschaft. Anschließend war er auch als Nachwuchstrainer beim AEV aktiv. Inzwischen hat er sich aus dem Eishockey verabschiedet. Der Abschied kam doch ziemlich überraschend. Man kann vermuten, dass er nicht unbedingt zufrieden war, wie sich das Eishockey in Deutschland entwickelt hat und vor allem dass die Clubs nur unzureichend junge Spieler in die Profiteams eingebaut haben, wohl auch in Augsburg?

Timo Bakos: Ja klar, ich denke, das war für viele ein kleiner Schock, dass er es schnell beendet hat. Er hat im Allgemeinen ein anderes Bild über das deutsche Eishockey gehabt und er konnte, so wie es ist, gerade einfach nicht unterstützen. Ziemlich schade, denn er liebt Eishockey und er hat auch einen sehr guten Trainer abgegeben.

E-M /J. R.: Inwieweit verfolgt er noch das Eishockey und inwiefern gibt er Ihnen Ratschläge für ihre sportliche Entwicklung?

Timo Bakos: Da hat sich nicht viel verändert, er verfolgt trotzdem noch das Eishockey, mehr im Hintergrund aber ja er interessiert sich immer noch dafür. Wir zwei reden trotzdem noch über Eishockey, über meine Spiele oder was ich besser machen kann. Da bin ich ihm sehr dankbar, weil er genau weiß wie ich als Spieler bin und er vieles einfach deswegen besser sieht als ich.

E-M /J. R.: Was könnte oder sollte sich im Deutschen Eishockey verbessern, damit junge Spieler bessere Möglichkeiten bekommen, sich in der DEL langfristig zu etablieren?

Timo Bakos: Das ist eine sehr schwere Frage, aber ich glaube einfach, man sollte und man muss viel mehr mit jungen deutschen Spielern arbeiten, um das Deutsche Eishockey zu verbessern. Ich meine es klappt in vielen anderen Ländern, warum nicht auch in Deutschland, denn wir haben viele gute junge deutsche Spieler, die nur darauf warten mehr gefördert zu werden.

E-M /J. R.: Herr Bakos, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

Timo Bakos: Sehr gerne!!

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