Düsseldorf. (MR) Was wurde vor der Saison nicht alles aus dem Umfeld des Brehmstraßen-Clubs schlecht geredet. „Nicht konkurrenzfähig“, „unerfahren“ und „Absteiger“ hieß es da... Saisonbilanz Düsseldorfer EG: Totgesagte leben länger – Viertelfinale statt Abstieg!
Torjubel bei der DEG – © Sportfoto-Sale (DR)

Torjubel bei der DEG – © Sportfoto-Sale (DR)

Düsseldorf. (MR) Was wurde vor der Saison nicht alles aus dem Umfeld des Brehmstraßen-Clubs schlecht geredet. „Nicht konkurrenzfähig“, „unerfahren“ und „Absteiger“ hieß es da seitens der selbsternannten Experten. Die DEG wurde also schon vor dem Start in die Spielzeit 2021/22 für tot erklärt. Klar war, dass der sportliche Leiter Niki Mondt nicht die finanziellen Mittel (unvorhersehbare Einnahmen aus Ticketverkauf und zurückhaltendes Sponsoreninteresse) zur Verfügung hatte, um eine namhafte Mannschaft aufs Eis zu stellen. Dennoch gelang es ihm trotz aller Widrigkeiten, die eine oder andere positive Überraschung aus dem Hut zu zaubern.

Sparzwang beim Spieleretat sorgte für einen runderneuerten und stark verjüngten, unerfahrenen Kader. Es war die Frage, wie die Abgänge der namhaften Leistungsträger Nicholas B. Jensen, Johannes Johannesen, Maximilian Kammerer, Ken Andre Olimb, Alexander Karachun, Jerome Flaake und während der Vorbereitungsphase Marc Zanetti (anhaltende Unterschenkel-Thrombose) kompensiert werden könnten. Insgesamt 13 Abgänge galt es annähernd adäquat zu ersetzen.

Feiernde-DEG-Fans-–-©-Sportfoto-Sale-DR.jpg

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Was die Fans aber von Beginn an von der erneut von Harold Kreis und Thomas Dolak trainierten Mannschaft zu sehen bekamen, war ein Team, das sich in jedes Spiel hineinkniete und auch keines kampflos herschenkte. Als Saisonziel wurde insgeheim der 10. Tabellenplatz, und somit die Qualifikation für die Playoffs ausgegeben. Ein mutiges Ziel? Nein, die DEG bewegte sich während der gesamten Hauptrunde in den Playoff Rängen. Die Rheinländer starteten mit zwei Siegen in die Saison. Viele Spiele waren eng, nur wenige deutliche Siege aber auch Niederlagen waren zu vermelden. Besonders erfreulich für die Fanseele waren natürlich die drei Derbysiege gegen die Haie, wobei es sogar mit dem 6:1 den deutlichsten und höchsten Saisonsieg gab, wie auch gegen Bremerhaven. Eine so deutliche Niederlage musste man nur gegen München einstecken (0:6), aber auch ein 2:5 gegen Schwenningen oder Aufsteiger Bietigheim tat natürlich weh. Spannend und torreich war es in der Begegnung vom 2. Dezember, als es ein 7:6 nach Overtime in Berlin gab mit der Top-Ten Vorlage von Fischbuch und der Vollendung durch O’Donnell in der Overtime. Oder das – vom Ergebnis her ärgerlichere zweite Spiel der ersten Playoffrunde gegen die Nürnberg Ice Tigers, als man früh mit drei Toren vorne lag, um dann am Ende durch ausgerechnet Patrick Reimer den 5:5 Ausgleich und in der Verlängerung den Nürnberger Siegtreffer schlucken musste – um gleich 20 Stunden später in Nürnberg nochmals anzutreten. Aber es gab auch das Spiel in Augsburg, in dem Augsburgs Adam Payerl das einzige Tor erzielte, nach 61:31 gespielten Minuten.
Nach 6 Siegen in Folge im Dezember folgten 8 Niederlagen um den Jahreswechsel. Und die unerklärliche Flaute im Düsseldorfer Spiel kurz vor den Playoffs! So wurde es gegen Ende der Runde zwar noch einmal eng mit der Mindestvorgabe, aber es reichte für den 9. Platz in der Endabrechnung. In der ersten Playoff Runde wurden dann, wie bereits erwähnt, die Nürnberg Ice Tigers in drei packenden Spielen aus dem Weg geräumt. In ebenso spannenden vier Viertelfinalspielen gegen den EHC Red Bull München war dann aber Endstation.
Dennoch kann die DEG hoch erhobenen Hauptes in die Sommerpause gehen, da die Vorgaben mehr als erfüllt wurden.

Die Spieler in der Einzelkritik:

Mirko Pantkowski - DEG

Mirko Pantkowski – © Sportfoto-Sale (DR)

Torhüter:
#30 Mirko Pantkowski:
Seine teils waghalsigen Ausflüge hinters Tor ließen so manchem Fan den Atem stocken. Bekam in den Playoffs das Vertrauen und zahlte es voll und ganz zurück. Ein Verbleib ist aktuell noch ungewiss.

#32 Hendrik Hane: Wechselte sich zunächst regelmäßig mit Pantkowski im Tor ab. Hatte dann auch mal Phasen mit mehr Spielen als der Kollege, spielte insgesamt sehr unaufgeregt. War in den Playoffs nur Backup. Hat noch Vertrag bis Juni 2023.

Verteidiger:
#5 Nicolas Geitner:
Das 23-jährige Eigengewächs erzielte in seiner 3. Saison im Profiteam seinen ersten Treffer und zeigte sich in der Defensive weiter gereift. Er fällt nicht mehr unter die U23-Regel, aber sein Verbleib wird noch verhandelt.

#8 Marco Nowak: Solide Saison des gebürtigen Dresdners. Schrubbte mit Cumiskey die meiste Eiszeit. Manchmal, wie gehabt, Bruder Leichtfuß, ging im Powerplay auch gerne mal nach vorne. Fiel während der Saison mehrmals aus (Corona, Verletzungen), erlebte das Saisonende wegen einer Handverletzung nur von der Tribüne aus mit. Verlässt die DEG (vermutlich in Richtung Berlin).

Marco Nowak - DEG

Marco Nowak – © Sportfoto-Sale (DR)


#16 Kyle Cumiskey: Das unermüdliche Duracell-Männchen in der Verteidigung. Bestach erneut durch viel Übersicht, gute Hände, harte Checks und schlittschuhläuferische Fähigkeiten. Hielt die Abwehr zusammen. Auch in Über- und Unterzahl eine Bank. Es war ein großes Glück, Cumiskey in Düsseldorf halten zu können. Cumiskey wird auch noch die kommenden 2 Jahre seine Skates bei der DEG schnüren.

#27 David Trinkberger: Kam von den Ice Tigers aus Nürnberg an den Rhein, entpuppte sich oftmals als zu behäbig in seinen Bewegungen. Bekam in den Playoffs aber noch einmal einen Schub. Wird die DEG verlassen.

#36 Joonas Järvinen: Kam vom finnischen Erstligisten Ässät Pori als Ersatz für den Langzeitverletzten Marc Zanetti. Konnte dessen Kultstatus nicht erreichen, konnte aber auch die erhoffte körperliche Präsenz zu selten einbringen. Agierte insgesamt sehr unauffällig.

#43 Luca Zitterbart: Lange Zeit und mehrmals verletzungsbedingte Rückschläge, entwickelte sich zum Saisonende hin zu einem sicheren Verteidiger, der auch mal einen guten ersten Pass spielen konnte. Nächste Saison wird er wieder angreifen (oder besser: verteidigen).

#67 Bernhard Ebner: Der dienstälteste Akteur bei der DEG musste ebenfalls zwei Phasen durch Corona aussetzen, fand danach immer wieder schwer ins Team zurück. Spielte kaum Überzahl, hatte aber manches Mal eine zündende und mitreißende Idee. Wurde in den Playoffs Vater (schlecht geplant!), an seinem Verbleib wird noch gebastelt.

#88 Niklas Heinzinger: Spielte vergangene Saison bei den Tölzer Löwen (DEL2) und sollte bei der DEG den nächsten Schritt gehen, wurde aber manches Mal als „nicht DEL-tauglich“ eingestuft. Auch er steigerte sich in den Playoffs.

Stürmer:
#9 Jerry D’Amigo:
Dem US-Amerikaner war die DEL bereits von 2 Jahren in Ingolstadt bekannt, legte zunächst spritzig und mit Spielwitz los, um dann im Laufe der Saison etwas abzutauchen. Er schien irgendwie das Scheibenglück verloren zu haben. Punktemäßig seine schlechteste Saison in der DEL. Sein Verbleib im Verein ist noch offen.

#15 Carter Proft: Ist einer dieser Spielertypen, die dem Gegner unter die Haut fahren. Ging vor allem im Powerplay dahin, wo es wehtut, war sich auch für keine Provokation zu schade – sieht man ihm gar nicht an. Wird die DEG verlassen (vermutlich Richtung Kölner Haie).

#17 Mike Fischer: Der 22-Jährige war mehrmals verletzt, dass er auch nur auf 4 Einsätze beim Kooperationspartner sowie 21 in der DEL kam. Konnte sich noch nicht im Team festspielen.

#19 Niklas Postel: Kam aus Krefeld, war mehr ein Ergänzungsspieler, kam aber immerhin auf 4 Treffer und 9 Punkte. Auch sein Verbleib ist noch offen.

#20 Tobias Eder: Machte den nächsten Schritt. Unermüdlicher Kämpfer, entwickelte auch Leader-Qualitäten. Musste oft vors Mikrofon nach den Spielen und hat dort aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, vor allem wenn’s nicht lief. Beste Plus/Minus Statistik im Team, verbesserte seine persönliche Bilanz auch in Punkten. Hat sich die ersten Einsätze in der Nationalmannschaft verdient.

Brendan O'Donnell - DEG

Brendan O’Donnell – © Sportfoto-Sale (DR)


#21 Brendan O’Donnell: Kam erst in der Vorbereitung zum Team, suchte zunächst seine passenden Mitspieler. Schrubbte in der ersten Phase mit dünner Personaldecke sehr viel Eiszeit und bekam in dieser Zeit viele Freiheiten, die er mit Treffern belohnt hat. Wurde zum Saisonende bei wenigen Verteidigern auch defensiv auffälliger. Hat sich auf jeden Fall als Top-Verpflichtung entpuppt und in die Herzen der Fans gespielt. Sein Vertrag konnte frühzeitig verlängert werden.

#22 Cedric Schiemenz: Unauffälliger junger Spieler, der auch mal in einer der vorderen Reihen zum Einsatz kam und sich auch dort zurechtfand. Mit 10 Punkten ein Riesenschritt weiter als in seinen zwei Jahren zuvor in Schwenningen. Hat seinen Vertrag um eine weitere Saison verlängert.

#26 Brett Olson: Einer der besten Bullyspieler der Liga. Wechselte von den Krefeld Pinguinen in die Nachbarstadt. Hatte die Saison über immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und war für die 4. Reihe vorgesehen. Kam auch von daher auf wenig Eiszeit. Er verlässt den Verein.

#28 Alexander Ehl: Einer der wenigen Spieler, die alle Partien absolvierte. Konnte mit 9 Toren und 17 Assists sowie 3 weiteren Punkten in den Playoffs seine persönliche Statistik weiter verbessern. Wurde bereits in den erweiterten Nationalmannschaftskader berufen. Verlängerte seinen Vertrag frühzeitig.

#29 Alexander Barta: Oldie but Goldie! Der Kapitän bleibt noch ein weiteres Jahr an Bord. Der inzwischen 39-jährige war teilweise nicht mehr wirklich ein Faktor im Spiel und hätte sich manches Mal besser in der 4. Reihe als Führung für die Youngster gemacht. Dann wiederum erzielte er mit Genialität wichtige Treffer und riss die Mannschaft mit. Hat oftmals eine andere Auffassung vom Bullyspiel als die Linespersons. Drehte in den Playoffs noch einmal richtig auf und zeichnete für 4 Treffer verantwortlich.

#39 Victor Svensson: Der Center blieb in dieser Saison weitestgehend von Verletzungen verschont, war ein wichtiger Faktor als Bullyspieler. Nicht der große Scorer und auch sonst eher unauffällig. Svensson läuft auch nächste Saison wieder für die DEG auf.

#41 Jakob Mayenschein: Kam aus München von den Red Bulls nach Düsseldorf. Stieg aus nicht näher kommunizierten, persönlichen Gründen erst spät in die Saison ein. Kam in der Hauptrunde noch zu 18 Einsätzen, in den Playoffs auf 7, konnte hier aber keine Impulse setzen.

#71 Daniel Fischbuch: War zu Beginn der Saison über mehrere Spieltage Topscorer der Liga, fiel in der ersten Welle auch Corona zum Opfer und kam nur auf 46 Spiele. Gab im Powerplay den Quarterback, ergänzte sich im Spiel hervorragend mit O’Donnell, glänzte diese Saison mehr als Vorlagengeber denn als Torschütze. „Fischi“ steht auch in der kommenden Saison im Kader.

#77 Paul Bittner: Wurde während der Saison nachverpflichtet, fiel dann aber auch verletzungsbedingt zwei Male aus, kam meist in der 4. Reihe zum Einsatz. Stark als 4. oder gar 5. Stürmer im Powerplay: dann ging er dahin, wo es wehtut. Die Gespräche laufen noch.

#81 Stephen MacAulay: Kam mit Sturmpartner Carter Proft aus der DEL2 von den Löwen Frankfurt, glänzte am Bully, kam mit unterschiedlichen Leuten in der Reihe zurecht und war neben O’Donnell der auffälligste Neuling im Sturm der DEG. Wird auch kommende Saison der Abteilung Attacke erhalten bleiben.

Mit Pascal Seidel als dritter Goalie und Stürmer Maksim Anton erhielten 2 lizenzierte junge Spieler überhaupt keinen Einsatz bei den Profis.

v. l.: Daniel Kreutzer, Roger Hansson, Thomas Dolak - © DEG Media/PR

v. l.: Daniel Kreutzer, Roger Hansson, Thomas Dolak – © DEG Media/PR


Auch für die kommende Saison muss Niki Mondt sich verstärkt wieder beim Nachwuchs umschauen, da die meisten Spieler des diesjährigen Kaders dann nicht mehr unter die U23-Grenze fallen. Aber auch ein bis zwei stabile Verteidiger, die zudem einen guten ersten Pass spielen können und einen guten Schlagschuss haben, werden wieder gesucht, vom Knipser ganz zu schweigen – davon kann man gerne auch drei oder vier im Team haben! Auf der Trainerposition ist Mondt mit dem Schweden Roger Hansson ja bereits fündig und einig geworden. Hansson kommt aus der Organisation des EV Zug / Schweiz und ersetzt Harold Kreis an der Bande, der nach vier Jahren zu den Schwenninger Wild Wings wechseln wird. Dem 54-jährigen neuen Coach der DEG, der zwischen 1996 und 2001 für die Kassel Huskies in der DEL 263 Spiele als Stürmer absolviert hatte, werden Thomas Dolak sowie neu Club-Legende Daniel Kreutzer als Assistenten zur Seite stehen.

Michaela-Ross

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