Saisonausblick Saale Bulls Halle: Im Osten Favorit, ab Zwischenrunde Zünglein an der Waage?
Oberliga Nord 13. Oktober 2012 Eishockey-Magazin 0
Halle. (MB) Die Saale Bulls Halle hatten in der letztjährigen Saison nicht nur eine Erfolgsgeschichte nach der anderen geschrieben, sondern auch ihr bisher bestes Ergebnis der Vereinsgeschichte erzielt. Nach einem mehr als nur durchwachsenen Saisonstart kam man nur schwer in die Gänge. Durch gezielte Kaderveränderungen und Neuverpflichtungen fing sich die Mannschaft und spielte besonders ab der Zwischenrunde erfrischendes Eishockey. Entgegen aller Expertenmeinungen überstanden die Saale Bulls, dank eines Sieges in einem hochdramatischen Final-Sonderzug-Spiel gegen die Kassel Huskies, die Zwischenrunde. Der Wahnsinn an der Saale ging bis ins Play-Off-Halbfinale weiter. Dort musste man sich aber am Ende verdient gegen den späteren Oberligameister aus Bad Tölz geschlagen geben.
Das Wunschziel aller Anhänger und des Vorstandes ist der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Doch selbst Andreas Werkling, der sportliche Leiter der Bulls, schätzte vor Saisonbeginn die Chancen darauf wesentlich geringer ein, als in der vergangenen Saison. Gleichwohl soll dies für die Mannschaft kein Alibi sein. Die Meisterschaft in der Oberliga Ost, was gleichzeitig zu einer Teilnahme zum DEB-Pokal 2013/2014 berechtigen würde und der Gewinn des Nord-Ost Pokals sind freilich wieder die Minimalziele der Vorstandschaft. Die Ziele wurden aber in einem Fangespräch kurz vor Saisonstart noch höher gesetzt. Man will die Halbfinal-Teilnahme der Vorsaison toppen, das heißt nichts anderes als das Finale bzw. der Aufstieg zählt.
Mit der Prämisse „das Erfolgsteam wollen wir halten“ ging es in die lange Sommerpause. Schaut man sich die Kaderveränderungen an, so konnte dieses „Versprechen bzw. diese Wunschvorstellung“ aus verschiedenen Gründen nicht eingehalten werden. Im Tor wird man sich in Halle auf komplett neue Gesichter einstellen müssen. Nachdem für Lukas Steinhauer, welcher schon vor Saisonende seinen Abgang verkündet hatte, mit Dustin Haloschan schnell ein Ersatz auf der Position der Nummer 1 gefunden wurde, mussten die Fans auch ihre heimliche Nummer 1 Robert Wolfermann ziehen lassen. Für den äußerst sympathischen Weißwasseraner holten die Saale Bulls erst vor kurzer Zeit Braeden Johnson aus Übersee (als Nummer 2 eingeplant, besitzt deutschen Pass), weil der eingeplante Sebastian Kinader völlig überraschend wieder absprang. Beide Goalies erhalten zusätzlich noch eine Förderlizenz für die Hannover Scorpions. Aber auch die Scorpione teilen in Form einer Förderlizenz mit Maximilian Englbrecht einen Torhüter mit den Bulls. Die Rollen sind also in der neuen Saison scheinbar klar verteilt, was ein großer Vorteil gegenüber der abgelaufenen Saison ist.
In der Abwehr verloren die Saale Bulls gleich 5 von 7 Verteidigern. Sehr schmerzlich sind besonders die Abgänge von Kilian Glück und Nikolaus Meier. Die Variabilität eines Kilian Glücks, der sowohl in der Abwehr als auch im Sturm einsetzbar war, wird Jiri Otoupalik (Trainer der Saale Bulls), sicherlich vermissen. Als Ersatz wurden dafür aus Frankfurt Daniel Sevo und aus Essen, der ehemalige Publikumsliebling, Kai Schmitz verpflichtet. Für den ruhigen und besonnenen agierenden Nicolas Turnwald (EHC Dortmund) scheint man mit Tim Katzer den perfekten Ersatz gefunden zu haben, denn das Offensiv-Spiel scheint nicht das Spezialgebiet der beiden zu sein. Auf der Position des ausländischen Verteidigers tauschte man Jiri Polak mit dem jahrelangen Zweitliga-erfahrenen Robin Sochan aus, da Jiri Polak aus familiären Gründen zurück in die Heimat wollte. Ein weiterer Abgang im Defensiv-Verbund ist Andreas Schmelcher, welcher sich nach einem kurzen Gastspiel im Osten für die bayrischen Erding Gladiators entschieden hat. Die Abwehr des so defensivstarken Ost-Oberligisten hat sich damit sehr verändert, wobei die Stärke dieses Mannschaftsteils damit im Vergleich zum Vorjahr gleich bleiben dürfte.
Auch im Sturm gab es leider nicht unwichtige Wechsel zu beklagen. Die ärgerlichsten Abgänge hierbei sind zweifelsohne die von Florian Eichelkraut und Sebastian Lehmann, dem wohl besten deutschen Spieler der abgelaufenen Saison vom MEC. Während der mehr als passable Ersatz für Florian Eichelkraut aus Kassel gekommene Christoph Koziol dem Ruf aus Frankfurt nicht wiederstehen konnte, hat der Neuzugang aus Hannover, Daniel Lupzig, ein schweres Erbe anzutreten. Ob die erste Reihe weiterhin so stark wie im Vorjahr ist wird sich spätestens zur Zwischenrunde zeigen, denn ob die Neuzugänge auch so perfekt harmonieren mit Ivan Kolozvary, dem Dreh- und Angelpunkt der ersten Reihe, muss dann noch bewiesen werden. Außerdem verließ Matthias Schubert für mindestens ein Jahr die Saale Bulls (Auszeit in Australien). Dafür wurde mit Robin Slanina ein hervorragendes Talent aus Peiting an die Saale geholt.
Eine Prognose ist aufgrund der Leistungsdichte und des Aufrüstens in den anderen Oberligen nur schwer abzugeben. Für die Saale Bulls sind die Minimalziele Pflicht, alles andere hängt von entscheidenden Faktoren ab. Ein frühes Ausscheiden in der Zwischenrunde muss auch eingeplant werden, falls man in eine Todesgruppe mit den Löwen Frankfurt und den Kassel Huskies kommt. Auch so scheint der Weg bis ins Finale der Oberliga, wenn man den besonders kleinen Kader vom Papier her nimmt, utopisch. Falls man dennoch die Zwischenrunde tatsächlich gegen den bärenstarken Westen überstehen sollte, kann in Halle schnell die Euphorie vom Aufstieg in die 2. Liga zurückkehren und erneut ungeahnte Kräfte freisetzen.
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