Mannheimer Adler kehren aufs Eis zurück
DEL 5. August 2013 Eishockey-Magazin 0
Mannheim (GK). Am Wochenende fand in der Mannheimer SAP-Arena für die Eishockey-Cracks der Adler die traditionelle Willkommens-Party unter dem Motto „Boys are back in town“ statt.
Damit werden die Kufenflitzer offiziell von ihren Fans in der Quadratestadt begrüßt. Die meisten deutschen Spieler sind zwar schon seit einiger Zeit in Mannheim und haben dort Kondition gebolzt und Muskelaufbau betrieben, doch stießen nun auch alle Nordamerikaner zum Team. Bisher weilten diese größtenteils in Übersee und haben sich dort auf die Saison vorbereitet.
Seit Montag ist die Vorbereitung auf die am 13. September beginnende DEL-Spielzeit in seine heiße Phase getreten, denn es ging wieder aufs Eis. „Endlich!!“, so die einhellige Meinung aller Cracks.
Top-Verteidiger gesucht
Ein Platz im Kader ist dabei allerdings noch unbesetzt. Dies ist die Position eines Top-Verteidigers mit Offensivqualitäten für die 1. Abwehrformation. Hier sucht man einen starken Nordamerikaner. Trotz zahlreicher Verhandlungen ist Manager Teal Fowler hier noch keine Verpflichtung gelungen. Ungeachtet der bisherigen Absagen wird an der Besetzung der Position mit Hochdruck gearbeitet. Hintergrund ist, dass das Fehlen von Offensivqualität bei den Verteidigern eine der großen Achillesfersen der Adler in der abgelaufenen Spielzeit war. Fast alle Verteidiger waren so genannte Allrounder mit gutem Defensivverhalten, also eher Zerstörer. Was aber fehlte war ein Spieler, der besonders im Überzahlspiel das Power-Play mit klugen Pässen aufzieht und auch mal mit hartem Schlagschuss Tore von der blauen Linie erzielen kann. Ein Manko, das gerade in den Play-Offs das Mannheimer Überzahlspiel ideen- und kraftlos erscheinen ließ.
Das Knie von Christopher Fischer
Zwar haben die Mannheimer mit Christopher Fischer einen Nationalspieler und Offensiv-Verteidiger mit Top-Qualitäten engagiert, doch konnte Christopher Fischer in der abgelaufenen Saison wegen einer Knorpelverletzung im Knie kein einziges Macht für Wolfsburg bestreiten. Zurzeit befindet er sich erst wieder im Aufbautraining. Ein Einsatz kommt wohl erst in zwei, drei Monaten in Frage. Wobei ein Fragezeichen bleibt, ob die Verletzung endgültig überwunden ist. Fans und Verantwortliche hoffen dies natürlich.
Somit haben die Adler zurzeit nur sechs Verteidiger zur Verfügung. Zu wenig für eine DEL-Saison. Hier erweist es sich als ungeschickt, Nachwuchscrack Corey Mapes, der vergangenes Jahr beim Kooperationspartner Heilbronn in der 2. Liga agierte, nicht nach Mannheim geholt zu haben. Corey Mapes hat inzwischen bei der Düsseldorfer EG angeheuert.
Ryan Grimshaw nur für Trophy
Der Am Montag verpflichtete US-Verteidiger Ryan Grimshaw soll nach Aussage des Pressesprechers der Adler nur im Vorbereitungsturnier European Trophy zum Einsatz kommen. Ein längerfristiges Engagement ist nicht geplant.
Im Sturm komplett
Im Sturm sind die Mannheimer hingegen komplett. Und hier sind zahlreiche Top-Verpflichtungen gelungen. So konnten die deutschen Nationalspieler Kai Hospelt (Wolfsburg) und Martin Buchwieser (München) engagiert werden. Dazu gesellt sich Heimkehrer Jochen Hecht, welcher aus der nordamerikanischen Profiliga NHL zurück zu alter Wirkungsstätte nach Mannheim kommt. Jochen Hecht ist aus der Mannheimer Jugend hervorgegangen, spielte bereits mit 17 Jahren im Bundesligateam der Mannheimer war 1997 und 1998 mit den Adlern Deutscher Meister. Nach vier Spielzeiten in Mannheim wechselte er in die NHL und kehrt nun mit 36 Jahren zu den Adlern zurück. Für Furore sorgte er bereits in der vergangen Saison als er während des Streiks in der NHL für sechs Matches zu dem Adlern zurückkehrte und in diesen sechs Partien fünf Tore schoss und acht Vorlagen gab!
Ergänzt werden die Neuverpflichtungen im Sturm durch den Nordamerikaner Jon Rheault, der im ersten Sturm neben Ken Magowan und Christoph Ullmann zu Einsatz kommen wird.
Auf die deutsche Karte
Auffällig bei Mannheim, man setzt verstärkt auf die deutsche Karte. Während sechs Nordamerikaner nach Ablauf der vergangen Saison den Club verließen oder exakter, verlassen mussten, hat man bisher nur Jon Rheault als Kontingentspieler eingekauft. Der Rest der Neuzugänge sind alles Deutsche. Von insgesamt neun Ausländerlizenzen, die ein Club vergeben kann, haben die Adler bisher so nur fünf vergeben. Hier hat man also noch jede Menge Spielraum, sollte es nicht wie gewohnt laufen.
Insgesamt sollte die Mannschaft stärker sein als im letzten Jahr. Besonders was die läuferischen Fähigkeiten angeht, hat man zugelegt, etwa durch Kai Hospelt. Und aufgrund dieses Zuwuchses an Dynamik kann das Spiel noch schneller werden. Bleibt nur die Frage nach der Abwehr. Was, wenn kein starker Kanadier kommt, Christopher Fischer nicht schnell gesund wird und dann auch noch ein oder zwei verletzte Defender hinzukommen?
Doch anderseits sollte man nicht die Nerven verlieren, schließlich hat Mannheim ja noch vier Ausländerlizenzen.
Bei der Titelvergabe mitreden
Fragt man nach den Zielen in der Quadratstadt, ist man nach zwei mehr oder weniger enttäuschenden Jahren vorsichtig geworden. Man will angreifen und bei der Vergabe der „Meisterschaft“ mitreden, das Wort Titel hört man aber selten. Und dies aus gutem Grund, denn bei Fans und Spielern sind die zwei vergangenen, bitteren Jahre noch präsent. Wir erinnern uns, die Adler führten in der Spielzeit 2011/12 im vierten Spiel der Endspielserie gegen die Eisbären Berlin bei nur noch 14 Minuten Spielzeit bereits 5:2 und Mannheim hatte schon eine, ja, fast anderthalb Hände an der Meisterschale. Doch dann drehte Berlin zunächst das Match, dann die Serie und wurde Meister.
Noch blamabler das Ausscheiden in der Play-Off-Serie 2012/13 als Mannheim sang- und klanglos gegen den Tabellenzehnten Wolfsburg im Viertelfinale ausschied. Und dies obwohl Mannheim Punktrundensieger war.
Titelrennen spannend wie nie
Der Blick in Mannheim geht zwar nach vorne und nicht mehr in Richtung Vergangenheit, aber die Frage ist, kann die Mannschaft mental die Debakel der vergangenen Jahre wegstecken, daraus lernen und angreifen. Einer wie Jochen Hecht mit seiner großen NHL-Erfahrung, der schon alle Höhen und Tiefen des Sports erlebt hat, soll hier helfen und in kritischen Phasen Vorbild und Lenker sein.
Allerdings ist es in der kommenden Saison nicht leichter geworden, Meister zu werden. Denn neben den Dauerkonkurrenten aus Berlin, Köln, Ingolstadt und Hamburg ist jetzt auch noch Red Bull München hinzu gekommen. Die Oberbayern haben hochkarätige Stars eingekauft und gehören zum Kreis der absoluten Top-Favoriten auf den Titel.
Â
No comments so far.
Be first to leave comment below.