Düsseldorf. (MR) Wie schnell es auch einen Eishockey-Spieler „erwischen“ kann – zur falschen Zeit am extrem falschen Ort, dabei will man doch nur eines,... Kanadisch-Israelischer Eishockeyspieler sitzt in der Falle Ukraine – Vater ist „sehr besorgt“
Eliezer Sherbatov – © Sportfoto-Sale (DR)

Eliezer Sherbatov – © Sportfoto-Sale (DR)

Düsseldorf. (MR) Wie schnell es auch einen Eishockey-Spieler „erwischen“ kann – zur falschen Zeit am extrem falschen Ort, dabei will man doch nur eines, nämlich Eishockey spielen!

Der Kapitän des Teams Israel bei der letzten Weltmeisterschaft, die 2019 stattgefunden hatte, Eliezer Sherbatov, schnürt aktuell seine Schlittschuhe für den HC Mariupol in der Ukrainischen Superliga. Für den 30-jährigen, der russische Wurzeln hat, aber in Kanada aufgewachsen ist, ist Eishockey sein Leben und neben der Familie das wichtigste. Nach Stationen in Profiligen mehrerer Länder – u.a. beim damaligen KHL-Team Slovan Bratislava – hatte es ihn nun im Sommer in die Ukraine in die Nähe von Donezk verschlagen, wo er in seiner Mannschaft Topscorer ist.

Doch von heute auf morgen, oder besser gesagt wortwörtlich über Nacht war für ihn und sein Team nichts mehr wie vorher. Die Mannschaft war auf einer Auswärtstour, hatte am Vortag ein Spiel in der Hauptstadt Kiew bestritten. Nach der Zwischenübernachtung jedoch erfuhren sie, dass der russische Präsident Putin den bewaffneten Militäreinsatz in der Ukraine begonnen hatte. Bisher war es trotz der geografischen Lage seiner aktuellen sportlichen Heimat relativ ruhig gewesen, Freunde und Nachbarn hätten es nur für Säbelrasseln gehalten. Und dann ist über Nacht der Krieg im Land, das Team – außer Sherbatov nur Ukrainer und Russen – ist in einem Hotel eingeschlossen, kann in der Ferne Artilleriefeuer hören.

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„Ich bin müde, ich habe Angst“

Mit diesen Worten wird Sherbatov von „La Presse“ in Montréal zitiert. Er sitzt in dieser Falle, nur mit seinem Pass und 100 $ in der Tasche. Der Luftverkehr ist lahmgelegt, die Straßen sind verstopft, weil viele Menschen die Städte und am besten gleich das Land verlassen möchten. „Ich kann nicht einfach meinen Rucksack nehmen und loslaufen“, klingt der sonst immer zu Späßen aufgelegte Stürmer besorgt, gar verzweifelt. Seine Habseligkeiten sind in seiner Wohnung in Mariupol – natürlich, wer nimmt schon seinen ganzen Hausstand mit auf eine einfache Auswärtstour – wo seit Donnerstag gewaltige Explosionen zu hören seien. „Ich habe nichts mehr, ich habe alles verloren“. Jetzt versuchte er, über die Kanadische Botschaft Hilfe zu bekommen, um hoffentlich nach Hause zu seiner Familie – Eltern, Brüder, Frau und Kinder leben in der Nähe von Montréal – ausreisen zu können. Dass das geplante Eishockeyspiel abgesagt wurde, ist da logischerweise zweitrangig, „Eishockey ist mir jetzt egal“.

Sherbatov kann nur versuchen, kühlen Kopf zu bewahren und auf positive Nachrichten zu warten. Sein Vater zeigte sich in einem Kurzinterview mit Agence France-Presse „sehr besorgt“. Eishockey Magazin versucht weiterhin, Kontakt zu dem Kanadischen Spieler zu bekommen.

Michaela-Ross

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