Kai Hospelt: „Ich war doch etwas überrascht, wie gut das Spielniveau in der DEL 2 tatsächlich ist“
Aktuell Ticker 1AllgemeinHintergrund / InterviewsRavensburg Towerstars 30. März 2021 Eishockey-Magazin 1

Ravensburg. (RR) Kai Hospelt ist inzwischen 35 Jahre alt und spielt aktuell bei den Ravensburg Tower Stars in der DEL 2. Der ehemalige Nationalspieler hat in der DEL für seinen Heimatverein Kölner Haie, die Grizzly Wolfsburg, die Adler Mannheim und zuletzt für die Krefeld Pinguine gespielt.
Zu dieser Saison ist er zu den Towerstars gewechselt und spielt seine erste Saison in der DEL 2. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm, den Towerstars und dem Deutschen Eishockey gestellt.
Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Hospelt, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen. Sie sind kurz vor Saisonbeginn aus der DEL von den Krefeld Pinguinen in die DEL 2 zu den Towerstars Ravensburg gewechselt. Wie ist Ihnen die Umstellung von der höchsten Deutschen Eishockey-Liga in die DEL 2 gelungen und was sind die größten Unterschiede zwischen DEL und DEL 2?
Kai Hospelt: Ich war doch etwas überrascht, wie gut das Spielniveau in der DEL 2 tatsächlich ist. In jedem Team gibt es einige offensiv sehr talentierte Spieler, die ein Spiel entscheiden können. Auch die Ausgeglichenheit der Liga ist beachtlich. Ein Unterschied zur DEL ist sicherlich die Stabilität in der Defensive, die insgesamt in der DEL schon merklich höher ist. In der DEL 2 bekommt man offensiv doch immer wieder Möglichkeiten, die man in der DEL so nicht erhält. Ein Unterschied zwischen DEL und DEL 2 ist ganz klar vorhanden, aber wie gesagt, es gibt auch in der DEL 2 viele gute Spieler.
E-M / JR: Sie haben ihre Karriere im Nachwuchs der Kölner Haie begonnen und haben den Sprung aus dem Nachwuchs in das Profiteam geschafft. Mit dem Wechsel zu den Grizzlys Wolfsburg kam Ihre Karriere so richtig in Fahrt. Sie entwickelten sich bei den Niedersachsen zum Nationalspieler und zu einem der besten Deutschen Mittelstürmer in der DEL. Kann man rückblickend sagen, die Entscheidung des Wechsels zu den Grizzly Wolfsburg war die beste Entscheidung in ihrer Eishockeylaufbahn?
Kai Hospelt: Es war sicherlich zu diesem Zeitpunkt die beste Entscheidung für mich. Ich hatte gerade den Sprung aus dem Nachwuchs in den Profibereich bei den Kölner Haien geschafft und bin gemeinsam mit dem gleichaltrigen und neu nach Köln gekommenen Marcus Kink in den Profikader gelangt. Dennoch hatte ich das Gefühl, eine Luftveränderung wäre gut für mich, weg von zu Hause in eine neue Umgebung. Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf bemühte sich sehr um mich und mit Pavel Gross hatte ich dann einen Toptrainer, der mich in meiner Entwicklung weitergebracht hat. In Wolfsburg konnte ich mich unter ihm zum Nationalspieler entwickeln.
E-M / JR: Der Wechsel aus der DEL von den Krefeld Pinguinen in die DEL 2 nach Ravensburg kam ziemlich überraschend. Wie kam es dazu und was waren die Gründe, warum Sie den Schritt zurück von der DEL in die DEL 2 gemacht haben?
Kai Hospelt: Ja die Situation bei den Krefeld Pinguinen war doch sehr schwierig. Durch die personellen Veränderungen in den führenden Positionen des Clubs herrschte viel Unruhe und es war für mich als Spieler äußerst schwer, sich auf das sportliche zu konzentrieren. Das ging an die Substanz, so dass ich das Gespräch mit den Verantwortlichen suchte und mich zu einem Wechsel entschloss. Dabei war es zweitrangig, ob es ein Club in der DEL oder in der DEL 2 war. Die Rahmenbedingungen mit den Towerstars haben für mich einfach am besten gepasst.
E-M / JR: Die Saison 2020/2021 bei den Towerstars verläuft bisher wohl eher durchwachsen, was auch am Wechsel der Position des Cheftrainers zu erkennen ist. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, warum die Mannschaft die in sie gesteckten Erwartungen bisher nicht vollends erfüllen konnte?
Kai Hospelt: Die Liga ist sehr ausgeglichen und es entscheiden Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Man kann an der Tabelle erkennen, wie eng die Teams in der DEL 2 zusammenliegen. Verletzungen spielen eine große Rolle und bei uns gab es doch einige langfristige Ausfälle. Das ist sicherlich einer der Hauptgründe, warum wir in der Tabelle nicht da sind, wo wir gerne stehen würden.
E-M / JR: Sie haben 18 Spielzeiten in der DEL gespielt und verfolgen die Liga sicherlich weiterhin intensiv. Mit dem Gehaltsverzicht haben die Spieler ihr Verständnis für die aktuelle Situation in den Clubs gezeigt. Obwohl es diese Saison keinen Abstieg gibt, haben die Clubs der DEL viele Spieler nachverpflichtet, vor allem Kontingentspieler. Oftmals waren diese Nachverpflichtungen nicht zwingend erforderlich und es hätte die Möglichkeit gegeben, dafür jungen Spielern eine Chance zu geben. Wie sehen Sie das?
Kai Hospelt: Ich verstehe die Clubs, dass sie den maximalen Erfolg haben wollen und dann auch entsprechend reagieren, wenn es nicht wie gewünscht läuft. Auf der anderen Seite wäre es natürlich wünschenswert, wenn die Clubs mehr Geduld mit jungen Spielern hätten und ihnen auch das Vertrauen schenken würden, wenn es nicht so läuft. Wichtig ist auch die Kommunikation zwischen Clubs und Spieler, damit die Spieler die getätigten Nachverpflichtungen verstehen können. Dadurch wächst auch das Verständnis von den Spielern für die Clubs.
E-M / JR: Die DEL sieht derzeit eine Selbstbeschränkung an Kontingentspielern von 9+2 vor. Wäre es inzwischen nicht angebracht, diese Anzahl an erlaubten Kontingentspieler zu verringern, damit mehr junge Deutsche Spieler die Möglichkeit bekommen in der DEL Fuß zu fassen? Wären sechs Kontingentspieler je Club nicht genug?
Kai Hospelt: Ich bin auch der Meinung, dass die Kontingentstellen reduziert werden sollten. Natürlich muss man sehen, was ist möglich und eine hauruckartige Aktion ist sicherlich auch fraglich. Nach und nach den einen oder anderen Kontingentspieler durch einen jungen Deutschen zu ersetzen, das wäre aus meiner Sicht der richtige Weg.
E-M / JR: Die Nachwuchsarbeit hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert und es gibt eine viel größere Anzahl an jungen talentierten Spielern als früher. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe, warum die DEL-Clubs bisher nicht bereit sind, auf den einen oder anderen Kontingentspieler zu verzichten?
Kai Hospelt: Es ist sicherlich nicht einfach Mehrheiten zu finden, um Veränderungen herbeizuführen. Die Eigeninteressen von jedem Club mit den Interessen des Deutschen Eishockey zu verbinden, das ist sicherlich ein Problem, warum man hier in den letzten Jahren nicht weitergekommen ist.
E-M / JR: Das Deutsche Eishockey ist immer noch sehr stark nordamerikanisch geprägt. Die sportlichen Leiter und Trainer aus Nordamerika sind an einem vermehrten Einbau junger Deutsche Spieler und einer Weiterentwicklung des Deutschen Eishockey nicht interessiert, die Gesellschafter der Clubs vertrauen ihren Sportlichen Leitern. Liegt hier das Problem?
Kai Hospelt: Es ist klar, dass die Gesellschafter den sportlichen Leitern vertrauen, ansonsten würde man ja keine sportlichen Leiter benötigen und die Gesellschafter könnten es selbst machen. Sicherlich haben ausländische Verantwortliche einen anderen Blick auf das Deutsche Eishockey, aber es gibt sicherlich auch da welche, die gerne bereit sind mit jungen Deutschen Spielern zu arbeiten und diese auch fördern. Es wäre sicherlich förderlich, wenn ehemalige erfolgreiche Deutsche Spieler in Zukunft vermehrt, wichtige Rollen in den Clubs übernehmen würden. Das würde dem Deutschen Eishockey schon weiterhelfen.
E-M / JR: In der Schweiz ist geplant die Anzahl der Kontingentspieler von vier auf sieben je Club zu erhöhen. Diese geplante Erhöhung stößt auf großen Widerstand des Schweizer Eishockeyverbandes, der Schweizer Eishockeyspieler und Fans. Wie sehen Sie das?
Kai Hospelt: Sicherlich ist es einfacher Änderungen abzulehnen, als neue Änderungen einzuführen. Von einer Erhöhung der Kontingentstellen in dieser Höhe halte ich selbst nichts und das hilft aus meiner Sicht dem Schweizer Eishockey sicher nicht weiter.
E-M / JR: Mit der Gründung der Spielervereinigung gibt es einen Zusammenschluss der Spieler in Deutschland. Sollte sich die Spielervereinigung nicht auch dafür einsetzen, mit den Clubs ins Gespräch zu kommen, um das Thema Reduzierung der Kontingentstellen anzugehen?
Kai Hospelt: Die Spielervereinigung kann sich glücklich schätzen, mit Alexander Sulzer einen solch erfahrenen Mann an der Spitze zu haben. Insgesamt wird es darauf ankommen, dass man über Gespräche zwischen Clubs, Verband und Spieler eine sinnvolle stufenweise Reduzierung der Kontingentstellen herbeiführen kann. Es wäre auf jeden Fall am besten, wenn dies in einem konstruktiven Miteinander geschieht und nicht von einer Seite Forderungen gestellt werden und die andere Seite dann reagieren muss. Dies könnte auch zu einem Bumerang führen und dann hätten weder die Spieler, noch die Clubs etwas davon.
E-M / JR: Sie sind inzwischen 35 Jahre alt. Wie lange möchten Sie noch weiterspielen? Gibt es bei Ihnen schon konkrete Überlegungen, was Sie nach Ihrer Karriere machen werden? Bleiben Sie dem Eishockey erhalten, evtl. als Trainer?
Kai Hospelt: Es ist sicherlich möglich, dass ich nach meiner Karriere dem Eishockey erhalten bleibe, aber genaue Vorstellungen habe ich noch nicht. Ich werde mir dann im Sommer meine Gedanken machen, wie es für mich weitergeht und dann wird man sehen, was passiert.
E-M / JR: Herr Hospelt, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!
(Jörg Reich)