Eisbär Frank Hördler: „Ich liebe den Verein“
Aktuell Ticker 1AllgemeinEisbären BerlinHintergrund / Interviews 30. März 2021 Eishockey-Magazin 4
Berlin. (TWL) Der 36- jährige Verteidiger Frank Hördler hat schon viele Titel mit den Eisbären gewonnen. Sieben mal Meister, Pokalsieger (2008) und Gewinner der European Trophy 2010.
Zudem gehört er zu den Olympia-Helden von Pyeongyang. Bei den Olympischen Spielen 2018 holte der 123-malige Nationalspieler Silber. Sicherlich ein Karrierehöhepunkt.
Frank Hördler begann in Weißwasser mit dem Eishockeyspielen. Eishockey spielt in der Familie eine sehr große Rolle. Sein Vater war der ehemalige DDR-Ex-Nationalspieler Jochen Hördler. Frank Hördler wuchs in Selb zum Talent heran und wechselte 2003 nach Berlin. Er ist der letzte aktive Meister-Eisbär und gehört zur goldenen 1985-Generation. Inzwischen ist ein Eisbären-Team ohne ihn nicht mehr vorstellbar. Die nächste Generation der Hördlers wartet schon. Seine Söhne Eric (U20 der Eisbären) und Jonas (U15 Eisbären Juniors) spielen ebenfalls Eishockey.
Wir sprachen mit dem Kapitän der Berliner über die neue Eisbären-Dominanz, warum es so schwer ist gegen München und Mannheim zu spielen und über seine Zukunftspläne.
Das Interview führte Thomas Wisniewski-Lüke (TWL).
EM/TWL: Die Eisbären sind klarer Erster in der Nord-Gruppe der DEL. 12 Punkte Vorsprung. Ihr spielt eine sehr gute Saison. Du bist dienstältester Eisbär im Team, hast viel Erfahrung. Woran machst Du den Erfolg fest?
Frank Hördler (F.H.): Wir haben ein gutes Gesamtpaket. Am Anfang der Saison haben wir Probleme gehabt. Intern haben wir dann Lösungen gefunden, womit wir in die richtige Spur gekommen sind. Wir haben angefangen gutes Eishockey zu spielen. Natürlich haben wir auch eine gute Mannschaft, einen tollen Trainerstab, guten Staff. Das funktioniert als Gesamtpaket sehr gut. Wir haben nur an kleinen Stellschrauben gedreht. Nur Kleinigkeiten.
EM/TWL: Was ist noch zu verbessern?
F.H.: Wenn wir gemeinsam auf der richtigen Wellenlänge schwimmen und dann gute Spiele haben, die wir dann auch dominieren. Dieses Gefühl müssen wir uns für jedes Spiel einprägen. Wenn wir das mental halten, haben wir gute Chancen bei jedem Spiel erfolgreich zu sein.
EM/TWL: In der Verlängerung habt ihr bei vier Spielen viermal verloren. Wenn es in die Playoffs geht, könnte das ein Problem werden.
F.H.: Die letzten Spiele gegen die Mannschaften aus dem Süden waren sehr eng. Wir haben jetzt den nächsten Schritt gemacht und auch diese engen Spiele gewonnen. Overtime sind wir etwas hinten dran. Aber wir haben insgesamt dazugelernt und gerade die engen Spiele nach 60 Minuten gewonnen (Red.: Eisbären sind die erfolgreichste DEL-Mannschaft nach 60 Minuten mit 20 Siegen).
EM/TWL: Dein Trainer Serge Aubin sagt das. Du ja auch. Ihr sprecht von einer Entwicklung, einem Prozess. Auf einer Skala von bis 100. Wo steht ihr im Prozess mit der Mannschaft?
F.H.: Ich glaube, wir haben jetzt erst angefangen uns zu entwickeln. Zwischendrin hat es nicht ganz so gut funktioniert. Jetzt sind wir wieder erfolgreich. Wenn man erfolgreich ist, kann man sich natürlich besser entwickeln. Es ist einfacher, als wenn man nicht so erfolgreich spielt. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen. Mit vielen talentierten, jungen Spielern. Mit dem richtigen Trainerstab, der die jungen Spieler unterstützt und spielen lässt. Die jungen Spieler können sich entwickeln. Das ist alles einfacher, wenn man erfolgreich ist. Deshalb glaube ich auch, dass wir jetzt wieder am Anfang einer neuen Entwicklung sind. Die Gegebenheiten ändern sich ja auch. Für die Vereine ist es ja auch eine Herausforderung, mehr Spieler unter 23 Jahren in die Mannschaft zu integrieren. Diese Entwicklung müssen wir dann auch vorantreiben.
EM/TWL: Wie wichtig war für den Verein die Verlängerung mit Serge Aubin?
F.H.: Sehr wichtig. Er ist der richtige Mann für die kommenden Herausforderungen. Es wird kein leichtes Unterfangen sein eine gute Mischung hinzubekommen. Da sind viele junge Spieler, die spielen sollen – auch nach den neuen U23-Regeln. Dann sind da auch eine große Anzahl von Ausländern in der Mannschaft und viele deutsche Spieler mit einer hohen Qualität, zum Beispiel unsere Garde-Reihe mit Noebels, Pföderl und Reichel. Das wird eine große Herausforderung. Die Verlängerung mit dem gesamten Trainerstab – auch mit Craig Streu und Gerry Fleming, das passt alles sehr gut zusammen. Das ist auch die beste Basis.
EM/TWL: Du gehörst ja noch zur „goldigen“ Eisbärengeneration. War die Struktur mit den Eisbären Juniors damals schon so zukunftsweisend und vielleicht sogar besser oder mindestens genau so gut wie das heutige Modell mit Förderlizenzen in DEL2 und Oberliga?
F.H.: Die Strukturen waren schon gut damals. Früher waren wir in der vierten Liga. Da haben wir mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga gespielt. Dass die jungen Spieler jetzt in der DEL 2 spielen können ist sehr gut. Sie können mit guten Spielern in einer Mannschaft spielen. Und auf starke Gegner treffen. Das ist wichtig für ihre Entwicklung und eine große Unterstützung für unsere Mannschaft.
EM/TWL: Viele warten auf die Spiele der Eisbären gegen München und Mannheim. Am 4.4. und 6.4. spielt ihr gegen die Münchener. Die Münchener spielen nicht so gut wie in den vergangenen Jahren. Wir schätzt Du die Münchener dieses Jahr ein?
F.H.: Dieses Jahr spielen sie bisher nicht ganz so konstant, wie man sie kennt. Trotzdem sind die Münchener immer eine gefährliche Mannschaft. Sie bauen im Spiel immer einen hohen Druck auf. Dagegen ist es immer schwierig anzukommen. Manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als zu foulen. Dann können sie im Powerplay zum Torerfolg kommen. Man muss viel Arbeit investieren, um zum gegnerischen Tor zu kommen. Das kostet wahnsinnig viel Kraft. Das machen die über Jahre gut. Sie haben sehr gute Talente, eine hohe Qualität in der Mannschaft. Sie haben auch einen guten Trainer (Red.: Don Jackson, u.a. als Head Coach fünfmal Meister mit den Eisbären), der die Jungs immer gut einstellt. Die haben eine lange Saison hinter sich, sind frühzeitig in den Spielbetrieb gegangen. Die anderen Mannschaften haben später angefangen. Das würde vielleicht erklären, warum sie zwischendurch nicht so gut waren. Wir sind aber auch gut aufgestellt diese Saison. Ich bin selber sehr gespannt. Das werden mit Sicherheit gute Spiele.
Ebenso wie gegen Mannheim. Sie haben mit Pavel Gross einen super Trainer hinter der Bande, der auch viele gute deutsche Spieler in die Mannschaft einbaut und Top-Ausländer im Team hat. München und Mannheim sind sehr, sehr gut aufgestellt – wie jedes Jahr.
EM/TWL: In den vergangenen Jahren seid ihr in den Playoffs eher gegen die Mannheimer zum Erfolg gekommen. Bei den Münchenern habt ihr – wenn auch knapp – meist verloren. Liegen euch die Mannheimer besser?
F.H.: Es war immer ein harter Kampf über mehrere Spiele. Gegen Mannheim mussten wir auch manchmal in die Overtime. Sie spielen das selbe System wie wir. Das liegt uns anscheinend besser. Ich kann gar nicht sagen, ob uns eine Mannschaft in dieser Saison besser liegen wird. Gegen beide Mannschaften wird es verdammt hart.
EM/TWL: So wie es aussieht, werden die Eisbären und Bremerhaven sich für die Playoffs qualifizieren. Dieses Jahr „best of three“. Ihr habt viele junge Spieler. Wie bereitet ihr die auf den Druck vor, der sehr groß sein wird? Vor allem, wenn man evtl. das erste Spiel verlieren könnte. Nimm uns mal mit in die Kabine. Sprecht ihr untereinander? Gibt es Ansprachen?
F.H.: Beides. Man muss sicherlich dem einen oder anderen erklären, dass es in diesem Augenblick nur ein verlorenes Spiel ist. Man hat aber immer noch die Möglichkeit weiterzukommen. Die Welt geht deswegen nicht unter. Wir sind alle gute Eishockey-Spieler und wir haben die Klasse, dass wir trotzdem weiterkommen können. Man muss fest daran glauben und das immer wieder betonen. Am besten fängt man damit schon vorher an, nicht erst in den Playoffs. Dann entwickelt man ein gutes Gefühl dafür, dass man das schaffen kann und dass man viel Selbstvertrauen bekommt. Man muss damit frühzeitig anfangen. Das ist ganz wichtig.
EM/TWL: Wie wichtig ist das Heimrecht für Euch – auch ohne die Fans?
F.H.: Sehr wichtig. Gerade weil die Reisesituation diese Saison anders ist. Es gibt viele lange Busfahrten. Das ist auch belastender für den Körper. Wenn man es eher gewohnt ist zu fliegen oder lange Strecken mit dem Zug zu fahren. Das wird eine Rolle spielen.
EM/TWL: Zu dir persönlich. Du bist 36 Jahre alt und spielst wieder eine Super-Saison. Du gehörst zu den fünf besten Verteidigern der Liga (3 Tore, 7 Assists, 10 Scorerpunkte, Plusminus +18, Toi: 19:28). Wie ist es für dich auch noch im Herbst Deiner Karriere noch so eine Qualität auf´s Eis zu bringen?
F.H.: Ich freue mich, dass wir alle gut spielen. Sonst würde es auch nicht so gut klappen. Wenn es alles gut funktioniert auf dem Eis, man erfolgreich spielt, dann funktionieren viele Sachen noch besser als vorher. Das ist der eigentliche Grund.
EM/TWL: Wie groß sind Deine Meisterschaftshoffnungen?
F.H.: Gross. Umso älter man wird, umso mehr realisiert man, dass die Chancen Meister zu werden, kleiner werden. Man hat schon immer alles dafür getan. Aber als junger Spieler merkt man nicht, wie schwer das ist, bis dahin zu kommen. Als älterer Spieler weiß man, was es kostet, so weit zu kommen.
EM/TWL: André Rankel möchte Rad-Marathon fahren und studieren nach seiner Karriere. Stefan Ustorf ist jetzt Sportdirektor in Nürnberg. Wie sind Deine Pläne nach Deiner Karriere?
F.H.: Noch gar keine konkreten Pläne. Ich werde jetzt anfangen, meine Trainerscheine zu machen, um damit Optionen zu haben. Aber etwas Konkretes habe ich noch nicht.
EM/TWL: Würdest Du denn gerne nach Deiner aktiven Karriere bei den Eisbären bleiben? Dann vielleicht in einer anderen Funktion?
F.H.: Gerne! Ich liebe den Verein. Ich habe im Prinzip meine ganze Karriere bei den Eisbären gespielt. Es gäbe keinen Grund nein zu sagen und dort nicht weiter zu arbeiten. Es wäre schön, dem Eishockey-Sport Treu zu bleiben. Es ist ein toller Beruf.
EM/TWL: Vielleicht kannst Du dann Deine Söhne Eric und Jonas trainieren?
F.H.: Vielleicht spielen wir ja auch noch zusammen.
EM/TWL: Vielen Dank für das Interview.