„Die Drittelpause“: Möser, Hungerecker und Busch von den Grizzlys – als überzählige Spieler auf der Tribüne und in ihrer Entwicklung ausgebremst
Aktuell Ticker 1AllgemeinDELDie DrittelpauseGrizzlys Wolfsburg 19. November 2021 Eishockey-Magazin 1

von Jörg Reich
Ohne Frage, die Grizzly Wolfsburg spielen eine starke Saison und haben einen hervorragenden Kader zusammengestellt. Der Kader ist mit acht Verteidigern und 16 Stürmern breit aufgestellt. Zu Beginn der Saison war das Team von Verletzungen geplagt, vor allem in der Verteidigung. In vielen Spielen musste die Mannschaft mit nur drei Reihen antreten. Nach dem aber nun der Kader annähernd vollzählig ist, es fehlen nur noch Tyler Gaudet und Luis Schinko, müssen aktuell drei Spieler auf der Tribüne Platz nehmen. Trainer Mike Stewart hält dabei größtenteils an seinem erfolgreichen Lineup fest und wechselt kaum durch. Leidtragende davon sind aktuell Verteidiger Janis Möser und die Angreifer Phil Hungerecker und Valentin Busch. Für die drei deutschen Ü 23-Spieler ist das besonders bitter, da es für sie eine wichtige Saison ist und sie eigentlich den nächsten Karriereschritt machen müssten.
Janik Möser hatte eine sehr starke Saison 2020/2021. Mit konstanten Leistungen hatte er sich in die Notizzettel des Bundestrainers gespielt und ist im Mai 2021 nur knapp an seiner ersten WM-Teilnahme gescheitert. Trainer Pat Cortina gab ihm das Vertrauen, so dass er an immer größerer Sicherheit gewann. Bei Mike Stewart kommt er wenig zum Zug und ist aktuell nur Verteidiger Nr. 7 und auf Grund der U 23-Regelung meist nur auf der Tribüne. Eine unbefriedigende Situation für ihn, aber auch für Bundestrainer Toni Söderholm und die Nationalmannschaft.
Phil Hungerecker ist von den Adler Mannheim nach Wolfsburg gewechselt, um mehr Eiszeit und Verantwortung zu bekommen. Die Situation in Wolfsburg ist aber ähnlich wie die in Mannheim. Der Kader ist qualitativ genauso breit aufgestellt, wie der der Adler Mannheim. Die Grizzlys verfügen über sieben(!) Kontingentstürmer und über vier erfahrene Deutsche Stürmer mit Gerrit Fauser, Fabio Pfohl, Sebastian Furchner und Garreth Festerling. Hinzu kommen zwei Plätze für U 23-Spieler, so dass für Hungerecker bei voller Gesundheit aller Spieler nur ein Platz auf der Tribüne bleibt. Für ihn sicherlich wie für Janis Möser ein unbefriedigender Zustand.
Valentin Busch hat sich durch gute Leistungen in der vergangenen Saison einen Vertrag für die Saioson 2021/2022 erspielt. Auch in seinem ersten Ü 23-Jahr hatte er gehofft, entsprechende Einsatzzeiten zu bekommen und sich damit weiterentwickeln zu können. Zunächst von Verletzungen und Krankheiten gebremst, kam er diese Saison nur schwer in Tritt. Als er wieder genesen war, konnte er auf Grund mangelnder Eiszeit kein Selbstvertrauen tanken und sich dadurch auch nicht entsprechend weiterentwickeln. Da der Kader nun fast vollzählig ist, sind seine Aussichten für weitere Einsätze in dieser Saison nicht gerade hoch.
Für Hungerecker und Busch nicht gerade förderlich war die Nachverpflichtung von Jonas Enlund. Gerade als der Kader sich zu komplettieren schien, gaben die Grizzlys die Verpflichtung des Schweden bekannt, als Angreifer Nummer 16 und Kontingentstürmer Nummer sieben. Damit haben auch die Grizzly Wolfsburg neun Kontingentspieler unter Vertrag. Über die Notwendigkeit dieses Transfers kann man sicherlich diskutieren. Eine reduzierte Anzahl an Kontingentspielern hätte diesen Transfer sicherlich verhindert und die Einsatzchancen für Hungerecker und Busch deutlich erhöht, somit auch deren Entwicklungsperspektive verbessert. Wie so oft, wird es am Ende der Saison eine Pressemitteilung geben, in der zu lesen ist, dass Janis Möser, Phil Hungerecker und Valentin Busch sich nicht weiterentwickeln konnten… aber wie auch?
Die Liga und die Clubs bremsen oftmals selbst die Entwicklung junger Spieler aus, indem sie die Spieler ihrer Einsatzzeiten berauben. Eine langfristige Entwicklung ist gerade für solche Spieler kaum möglich. Mit einer Reduzierung der Kontingentstellen würde man dem entgegenwirken und würde dadurch mehr gute Deutsche Spieler ausbilden und langfristig bekommen. Warum es hier unbedingt Kontingentspieler Nummer acht oder neun benötigt, ist oftmals schleierhaft. Die Zeit für Veränderungen ist reif und gerade auch in diesen Zeiten, sollte man offen sein für neues und Deutschen Spielern bessere Perspektiven bieten.
(Jörg Reich)
Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.