Franz Reindls Plan Präsident der IIHF zu werden ist gescheitert. Bis zu den Neuwahlen des DEB im Sommer 2022 wird er Stand heute sein... „Die Drittelpause“: Franz Reindl, Präsident des DEB – es gibt einige offene Fragen zu ihm und zur Situation rund um das Deutsche Eishockey
Franz Reindl

DEB Präsident Franz Reindl – © by Sportfoto-Sale (MK)

Franz Reindls Plan Präsident der IIHF zu werden ist gescheitert. Bis zu den Neuwahlen des DEB im Sommer 2022 wird er Stand heute sein Amt als Präsident des DEB weiter ausüben. Dabei stellt sich auf Grund der aktuellen Berichterstattung sicherlich die Frage, wie werden die nächsten und wohl auch letzten Monate seiner Amtszeit verlaufen? Bekanntlich hat er angekündigt, für die anstehenden Neuwahlen nicht mehr zu kandidieren.

Über die letzten Jahre und Monate hinweg, gibt es doch einige offene Fragen rund um den langjährigen DEB-Funktionär und aktuellen DEB-Präsidenten. Ohne die aktuellen Entwicklungen über die finanzielle Entlohnung und Verwicklungen Reindls bewerten zu wollen, gibt es doch Themenpunkte, die es durchaus Wert sind, näher betrachtet zu werden.

Franz Reindl pflegt eine enge Beziehung zur DEL. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen der Liga und dem Verband. Als Reindl zum DEB-Präsidenten gewählt wurde, ist es ihm gelungen, Verband und Liga zu vereinen. Nach Aussagen der Verantwortlichen ziehen Verband und Liga an einem Strang. Ist das aber auch wirklich so? Man könnte es auch anders interpretieren. Verband und Liga haben vordergründig nicht immer die gleichen Interessen. Eine Sportart benötigt aber einen starken unabhängigen Verband, der in der Lage ist, Entscheidungen zum Wohle der Sportart zu treffen. Bei Franz Reindl hat man den Eindruck, dass er der DEL sehr nahe steht. Aufkommende kritische Äußerungen an der Liga werden sowohl von den Ligaverantwortlichen um Gernot Tripcke als auch von DEB-Präsident Franz Reindl im Keim erstickt. Kritik ist unerwünscht, eine konstruktive Streitkultur scheint es nicht mehr zu geben. Auch die Spielervereinigung wurde ruhig gestellt.

Woran liegt das? Vor allem beim Thema Reduzierung der Kontingentspieler ist der DEB in der Pflicht Druck auf die Liga auszuüben. Die Liga und Clubs sehen unverständlicherweise keine Notwendigkeit, an der hohen Anzahl an Kontingentspielern etwas zu verändern. Der DEB mit Präsident Reindl hat sicherlich erkannt, dass für eine Weiterentwicklung der Sportart Eishockey in Deutschland eine Reduzierung der Kontingentstellen dringend erforderlich ist. Wird Herr Reindl zu diesem Thema interviewt, erhält man aber nur unzureichende schwammige Aussagen. Die aktuellen Erfolge der Nationalmannschaft, die dem Deutschen Eishockey in den letzten Jahren einen Aufschwung beschert haben, sind unter den aktuellen Regularien langfristig ganz sicher nicht haltbar.

Als Außenstehender stellt man sich da schon die Frage, warum sich Franz Reindl gegenüber der DEL nicht für die Weiterentwicklung des Deutschen Eishockeys einsetzt? Gibt es eine Abhängigkeit von Franz Reindl zur DEL? Es ist nicht nachvollziehbar, aus welchen Gründen der derzeitige Präsident des Deutschen Eishockeybundes so handelt, wie er es aktuell tut. Geht es ihm mehr um seine eigene Karriere, als um die Weiterentwicklung der Sportart Eishockey in Deutschland?

In dem so viel gelobten Konzept Powerplay 2026 war unter anderem vorgesehen die Nachwuchsarbeit langfristig zu verbessern, um mehr junge Deutsche Spieler zu bekommen. Ebenso sollte die Ausbildung der Trainer verbessert werden. Beide Ziele wurden in den letzten Jahren erreicht. Das dritte große Ziel war, die Kontingentstellen in der DEL bis zum Jahr 2026 schrittweise auf sechs je Club zu reduzieren. Da in den vergangenen Jahren keine einzige Stelle reduziert wurde, sollte nun endgültig ein langfristiger Plan entwickelt werden, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Oder ist man davon abgerückt? Wo liegen die Gründe dafür?

Mit der Erweiterung der U 23-Spieler-Regelung wurden Deutschen Spielern über 23 Jahren sogar weitere Möglichkeiten in der DEL zu spielen genommen, da die Anzahl der Importspieler selbstverständlich unberührt blieb.

Als die Schweizer Nationalliga A über eine Erhöhung der Anzahl der Kontingentstellen diskutierte, äußerte sich Reindl in der Schweizer Presse deutlich dagegen. So deutlich, wie er sich gegenüber der DEL niemals geäußert hat. Der Schweizer Verband bezog ebenso deutlich Stellung gegenüber der Liga, mit Erfolg. Die Anzahl der Importstellen blieb nahezu unverändert, eben durch den Einsatz des Verbandes, Spieler und Fans.

Franz Reindl, dem DEB und der DEL sollte es um die Weiterentwicklung des Deutschen Eishockeys gehen. Dies ist aktuell leider trotz der sportlichen Erfolge der Nationalmannschaft in den letzten Jahren in Gefahr. Wer den Erfolg auskostet, aber Maßnahmen zur Weiterentwicklung versäumt, wird in ein paar Jahren dafür bestraft. Genug Beispiele gibt es dafür, der Fußball lässt grüßen. Im Fußball ist der Weg an die Weltspitze auf Grund der professionellen Strukturen schnell wieder möglich, verliert man im Eishockey wieder den Anschluss wird es viel Zeit und Anstrengung benötigen, ihn wieder zu erlangen.
(Jörg Reich)

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

Eishockey-Magazin

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