Saisonfazit Vorrunde In der Deutschen-Eishockey-Liga ist die Vorrunde der Saison 2022/2023 beendet und die Playoffs sind in der Endphase. Eine weitere Saison, von Corona... „Die Drittelpause“: Die DEL – eine Liga von Importspielern dominiert

Taro Jentzsch und C. J. Stretch beim Bully – © Sportfoto-Sale (JB)

Saisonfazit Vorrunde

In der Deutschen-Eishockey-Liga ist die Vorrunde der Saison 2022/2023 beendet und die Playoffs sind in der Endphase.

Eine weitere Saison, von Corona geprägt, neigt sich dem Ende entgegen. Über den Endstand der Hauptrundentabelle musste der Punktequotient entscheiden. Mit den Krefeld Pinguinen gab es einen Absteiger, bei dem die Entwicklung seit einigen Jahren rückläufig war. Der Abstieg des Clubs vom Niederrhein kam von daher nicht überraschend, auch wenn vor der Saison wohl eher Aufsteiger Bietigheim Steelers oder die Düsseldorfer EG als Abstiegskandidaten galten. Positive Überraschungen dieser Saison sind sicherlich die Nürnberg Ice Tigers, die Düsseldorfer EG und eben Aufsteiger Bietigheim Steelers. Nicht allzu viele hätten wohl den Steelers vor dieser Saison den Klassenerhalt zugetraut, hat der Club doch einen großen Teil der Spieler aus der DEL2-Meistermannschaft in die DEL mitgenommen. Ein Blick auf den Kader der Schwaben zeigt, dass etliche Spieler den Sprung von der DEL2 in die DEL nahezu problemlos geschafft haben. Angeführt von einem überragenden Riley Sheen, aber auch die langjährigen vermeintlichen DEL2-Spieler wie Max Renner, Tim Schüle, Max Prommersberger, Alex Preibisch, Benjamin Zientek, Norman Hauner oder Rene Schoofs gelang dies.

Positive Überraschungen sind Nürnberg und Düsseldorf mit vielen Deutschen Spielern

Die Nürnberg Ice Tigers und die Düsseldorfer EG überzeugten mit einem starken Deutschen Kern an Spielern, auch vielen jungen Spielern. Im Zusammenspiel mit einigen guten Importspielern hatten beide Teams eine gesunde Mischung, die den Clubs eine erfolgreiche Saison bescherte. Dies ist vor allem den Sportlichen Leitern Stefan Ustorf und Niki Mondt zuzuschreiben, die eine kluge Personalpolitik fuhren. Bei anderen Clubs dominierten fast ausschließlich Importspieler und Spieler, die einen deutschen Pass bekommen haben, um nicht als Kontingentspieler zu gelten. Sicherlich kann man sich mit dieser Personalpolitik die Fischtown Pinguins Bremerhaven als Vorbild nehmen, die damit sportlich erfolgreich sind. Aber es muss nicht unbedingt zum Erfolg führen, die Augsburger Panther und die Iserlohn Roosters verpassten die Playoffs und waren über lange Zeit der Saison in den Abstiegskampf verwickelt.

Importspieler dominieren die Kader

Einige Clubs haben von zwölf Stürmern auf dem Spielbericht, neun oder zehn Positionen mit Spielern besetzt, die nicht im Deutschen Nachwuchs ausgebildet wurden. Deutsche Spieler im Alter zwischen 24 und 27 Jahren haben es schwierig, selbst bei kleineren Clubs in der Liga ihren Platz zu finden. Ein Wechsel in die DEL2 ist die Folge, eine Rückkehr in die DEL fast ausgeschlossen. Spieler wie Julian Lautenschlager, Mick Köhler oder Fabian Dietz sind diesen Weg gegangen und haben in der DEL2 überzeugt, eine Chance auf eine Rückkehr in die DEL haben sie trotzdem nicht. Die derzeitigen Strukturen mit der U23-Regelung geben jungen Spielern unter 23 Jahren die Möglichkeit in die DEL zu gelangen, ein Verbleib in der DEL ist aber damit umso schwieriger.

U23-Regelung aktuell nicht sinnvoll

Es stellt sich die Frage, macht die U23-Regelung dann überhaupt Sinn? Die Clubs der DEL binden junge Spieler in die Liga ein, geben Ihnen teilweise aber nur geringe Einsatzzeiten und erwarten dann, dass Sie mit 24 Jahren bereit sind, sich gegen erfahrene Spieler aus Nordamerika zu behaupten oder geben Ihnen dann keinen Anschlussvertrag mehr, weil sie der Meinung sind, diese Spieler sind nicht gut genug für die DEL. Die U23-Regelung kann nur dann wirklich Sinn machen, wenn diese Spieler dann auch eine realistische Chance haben, nach Beendigung der U23-Zeit in der DEL zu spielen. Dies kann nur in Verbindung mit einer sukzessiven Reduzierung der Kontingentstellen erfolgen. Aktuell sind neun Kontingentstellen erlaubt, dazu drei U23-Spieler. Für Deutsche Spieler über 23 Jahren bleiben somit neun Plätze auf dem Spielbericht, die meisten vergeben an erfahrene Nationalspieler oder an ausländische Spieler mit deutschem Pass. Es stellt sich die Frage, ist das von der DEL so gewollt, was bezweckt die Liga damit und hat die Liga überhaupt Interesse daran mehr Deutsche Spieler in die Liga zu bekommen? Ist letzteres nicht der Fall, macht aber auch die U23-Regelung keinen Sinn. Ist die U23-Regel nur eine Alibi-Regelung der Liga?

Franz Reindl bestätigt vorhandenes Potential zu einer Reduzierung der Kontingentstellen

DEB-Präsident Franz Reindl hat während den Olympischen Spielen in einem Interview bestätigt, dass die Ausbildung bei den Clubs soweit fortgeschritten ist, dass eine Reduzierung der Kontingentstellen ohne Frage möglich und auch sinnvoll wäre. Der ehemalige Sportdirektor des DEB Stefan Schaidnagel hat dies schon vor einigen Jahren als notwendig und sinnvoll erklärt. Inzwischen ist auch die Spielervereinigung SVE mit dem Handeln der DEL-Verantwortlichen unzufrieden und bezieht nun öffentlich Stellung, ein längst überfälliger Schritt und aufgrund der Blockadehaltung der DEL-Funktionäre alternativlos.

Sind die handelnden Personen der DEL noch die richtigen? Wie geht’s weiter?

DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, sowie der DEL-Aufsichtsrat um Jürgen Arnold, Lothar Sigl und Wolfgang Brück bestimmen die Richtlinien der DEL und damit auch den Weg, den das Deutsche Eishockey geht. In den Jahren des Erfolgs der Nationalmannschaft, haben es die Verantwortlichen der Liga versäumt, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen, um eine breitere Basis an Deutschen Spielern in der DEL zu bekommen. Es wäre notwendig und sinnvoll, einen Stufenplan über die Reduzierung der Kontingentstellen aufzustellen und damit einen langfristigen Plan zu haben. Nun ist völlig zu Recht die SVE verärgert darüber und möchte im Dialog mit der Liga dies und einige andere Punkte, in eine vernünftige Bahn lenken. Themen totzuschweigen oder auszusitzen und die Spieler nicht ernst zu nehmen, sollte die Liga vermeiden. Die Spieler auf dem Eis entscheiden die Spiele und sorgen für Begeisterung auf dem Eis. Die Herren Tripcke, Arnold, Sigl und Brück sollten sich mit den Spielern zusammenzusetzen und Konzepte für die Zukunft des Deutschen Eishockey entwickeln oder ihre Plätze für neue frische offene Kräfte räumen, die ein Interesse an der Weiterentwicklung des Deutschen Eishockeys haben. Ein weiter so wie bisher darf es nicht geben.

(Jörg Reich)

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.

Eishockey-Magazin

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert