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von Jörg Reich Die Augsburger Panther stecken in der größten sportlichen Krise seit langer Zeit und der sportliche Abstieg aus der DEL ist nur... „Die Drittelpause“: Die Augsburger Panther in der Krise – die Gründe, warum die Augsburger Panther dem sportlichen Abstieg so nahe sind

Augsburger Panther – © Sportfoto-Sale (DR)

von Jörg Reich

Die Augsburger Panther stecken in der größten sportlichen Krise seit langer Zeit und der sportliche Abstieg aus der DEL ist nur noch durch ein mittelgroßes Wunder zu verhindern.

Immer wieder gibt es blutleere Auftritte mit deutlichen Niederlagen, abwechselnd mit einigen Spielen, in denen die Mannschaft Siegen nahe ist oder zu Punkten kommt.

Einzelne Spiele wurden in der Schlussphase nach Führungen hergegeben. Der sportliche Auf- und Abstieg bringt den Club, sollte der DEL2-Meister aufsteigen, eine Liga tiefer. Betrachtet man diese Saison mit den vielen klaren Niederlagen der Panther, ist der Abstieg völlig gerechtfertigt und ein Antreten zur Saison 2023/2024 in der DEL2 die logische Konsequenz. Ein Jammern über den wiedereingeführten Auf- und Abstieg dürfte auf Grund der gezeigten Leistungen völlig unangebracht sein. Allein eines der schönsten Eisstadien der Liga und die fantastischen Fans hätten einen Start in der DEL zur Saison 2023/2024 verdient. Aber worin liegen die Gründe, für diese katastrophale Saison der Panther?

Die Mannschaft: Die Hauptlast dieser total verkorksten Saison trägt die Mannschaft. Ein Team basierend auf 12 Spielern, die in Nordamerika geboren und ausgebildet wurden. Ganz offensichtlich fehlt es dem Team, an einer Identität. Sowohl offensiv als auch defensiv zeigt das Team Schwächen, obwohl die einzelnen Spieler durchaus mit Talent und technischen Fähigkeiten ausgestattet sind. Mit Peter Russell musste der in der DEL2 sehr erfolgreiche Trainer gehen. Das auch mit dem neuen Trainer Kai Suikkanen nicht mehr Punkte geholt werden, ist sicherlich nicht überraschend. Es scheint so, dass mit dieser Mannschaft nicht mehr möglich ist.

Mannschaftsstruktur: Die aktuelle Situation der Panther ist vor allem der Struktur des Kaders anzurechnen. In den vergangenen Jahren wurde es versäumt, dem Team ein Gesicht und eine Struktur mit einem Kern entwicklungsfähiger Deutscher Spieler zu geben. Spielern wie Maximilian und Magnus Eisenmenger, Dennis Miller oder vor allem Marco Sternheimer wurden Importspielern oder eingebürgerte Nordamerikaner vor die Nase gesetzt, zu Lasten eines Team Fundaments. In der laufenden Saison laufen die Panther nur noch mit zwei in Deutschland ausgebildeten Stürmern auf, die vor der Saison neu verpflichteten Samuel Soramies und Justin Volek. Große Versäumnisse, die sich nun eklatant auswirken.

Fehlende U 23-Spieler: Wie der Deutsche Bereich generell, wurden auch die U 23-Spieler vernachlässigt. Mit Niklas Länger und Justin Volek haben die Panther zwei starke U 23-Spieler in ihren Reihen, aber eben nur zwei. Die Augsburger Panther sind ein traditionsreicher Club in Bayern, wo es viele Talente in der Umgebung gibt. Die Mehrzahl der Clubs haben fünf bis sechs U 23-Spieler in ihren Reihen und sind in diesem Bereich breiter aufgestellt, auch ein Puzzlestück, um erfolgreich sein zu können.

Fehlender Kooperationspartner in der DEL2: Eine weiteres Versäumnis der Panther ist der fehlende Partner in der DEL2. Die Panther haben einige Clubs in der Umgebung, die dafür in Frage kämen. Der ESV Kaufbeuren oder die Ravensburg Towerstars wären räumlich ideal gelegene Partner, die für einen Austausch junger Spieler in Frage kämen. Warum die Panther, sich keinen Partner in der DEL2 geleistet haben, um junge Spieler zu fördern und auszutauschen ist eine weitere kritische Frage, die sich die Verantwortlichen stellen müssen?

Zusammenarbeit mit dem AEV-Nachwuchs: Der Augsburger EV spielt mit seiner U 20 in der höchsten Spielklasse Deutschlands und hat immer wieder gute Spieler in seinen Reihen, die in die DEL-Truppe integriert werden könnten. Gerade hier wäre ein Partner in der DEL2 hilfreich, um den Übergang vom Nachwuchs- zum Profieishockey zu gewährleisten. Vor allem in der vergangenen Saison hatte die U 20 durchaus gute Spieler in ihren Reihen, eine Möglichkeit zu den Panthern zu gelangen, ist aber aktuell kaum möglich. Generell müsste es Spielern aus den U 20 -Teams erleichtert werden, in die Proficlubs der DEL zu kommen. Ein Umdenken national gesehen, ist längst überfällig.

Hauptgesellschafter Lothar Sigl und die sportliche Leitung: Lothar Sigl hat die Panther wirtschaftlich stabilisiert und seinen Anteil daran, dass der Club so lange in der DEL gespielt hat. Sicherlich haben er und seine sportliche Leistung auch gute Verbindungen nach Nordamerika, sich aber fast nur darauf zu verlassen, ist langfristig gesehen zu wenig. Sigl unterliegt in sportliche Fragen, vielen Fehleinschätzungen, sowohl bei den Panthern als auch als DEL-Aufsichtratsmitglied. Bei den Panthern hat er es unterschätzt, wie wichtig es ist, sich einen Stamm an Deutschen Spielern aufzubauen, die für Stabilität stehen und einen Bezug zum Eishockey hierzulande haben. Genauso ist er bei der DEL einer derjenigen, die seit Jahren eine Reduzierung der Importstellen blockieren und damit einer Weiterentwicklung des Deutschen Eishockeys mit mehr Deutschen Spielern im Wege stehen. Es ist der Eindruck entstanden, dass er und seine Kollegen des DEL-Aufsichtsrats beratungsresistent und nicht kritikfähig sind. Kritische Berichterstattung in den Medien ist unerwünscht. Herr Sigl und auch die Mehrheit seiner DEL-Aufsichtsratskollegen diktieren das Deutsche Eishockey. Gute Leute mit Visionen, wie es einst Stefan Schaidnagel beim DEB war, gehen dem Deutschen Eishockey dadurch verloren. Nun hat es Lothar Sigl mit seinen Panthern scheinbar erwischt, es wäre für ihn und für das Deutsche Eishockey hilfreich, wenn er daraus lernen würde.

Ausblick: Der drohende sportliche Abstieg der Augsburger Panther ist auch eine Niederlage für die DEL bzw. derer Gesellschafter und sollte diese zum Umdenken bringen. Die Augsburger Panther haben sich in den vergangen Jahren von Deutschen Spielern überwiegend distanziert und sich auf den Markt in Nordamerika konzentriert. Die gesamte DEL macht sich zu sehr abhängig von Nordamerika, ein System das dauerhaft nicht erfolgreich sein kann. Nun wird es für die Panther eine schwere Aufgabe, durch die unterschiedliche Anzahl an erlaubten Importstellen in DEL und DEL2, ein Team auf die Beine zu stellen, das sofort wieder um den Aufstieg mitspielen kann. Der Club muss sich umorientieren und deutsche Spieler scouten und unter Vertrag nehmen. Ein Sportdirektor, der sich im Deutschen Eishockey auskennt, würde den Panthern auf jeden Fall weiterhelfen. Vielleicht kann Herr Sigl die Erfahrungen und Lehren als Gesellschafter der Augsburger Panther auch auf DEL-Ebene übertragen, seine Zukunft als DEL-Aufsichtsrat dürfte als Gesellschafter eines DEL2-Club wohl aber auch fraglich sein.


Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.






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