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In den letzten Monaten gab es vereinzelte Stimmen, die frühzeitige Gespräche über die 2026 auslaufende Vereinbarung zwischen DEL und DEL2 zum Auf- und Abstieg... „Die Drittelpause“: Alles eine Preisfrage

Kaufbeurens energie schwaben Arena wurde 2017 eröffnet und verfügt über eine Kapazität von 3.100 Zuschauer (1.944 Steh- und 1.156 Sitzplätze und einem VIP-Raum für max. 250 Besucher) – © City-Press

In den letzten Monaten gab es vereinzelte Stimmen, die frühzeitige Gespräche über die 2026 auslaufende Vereinbarung zwischen DEL und DEL2 zum Auf- und Abstieg zwischen beiden Ligen einforderten. In Wirklichkeit waren beide Ligen zu diesem Thema längst im Austausch. Etwas überraschend war dann am Donnerstag die gemeinsam veröffentlichte Pressemitteilung der beiden Ligen zur Verlängerung der Regelung bis 2030 schon.

Auf den ersten Blick scheint man da auch viel Gutes vereinbart zu haben. Vor allem die Zweitligisten scheinen von der modifizierten Vereinbarung zu profitieren. Dem auch öffentlich geäußerten Wunsch nach Wegfall der Zuschauerkapazität von bislang 4500 Zuschauern wurde Rechnung getragen. Sie ist nun Geschichte. Der sogenannte „Stadionindex“ wurde modifiziert und auf 9500 Punkte angehoben. Wer eine geringe Zuschauerkapazität hat, dafür aber viele VIP-Plätze anbietet, kann im wahrsten Sinne des Wortes punkten. Nicht ganz genau beschrieben sind die bautechnischen Vorgaben, unter denen auch VIP-Plätze anerkannt werden, die sich außerhalb einer Arena befinden. Bis hierher können auch kleinere DEL2-Standorte zumindest mittelfristig die Voraussetzungen für einen möglichen sportlichen Aufstieg in die DEL schaffen. Und genau das war ja auch das Ziel, nämlich mehr als den zuletzt nur vier Zweitligisten (Kassel, Dresden, Krefeld, Bietigheim) einen DEL-Aufstieg zu ermöglichen.

In der gemeinsamen Pressemitteilung heißt es dann weiter:
[Zitat]„Die Bedingungen für den sportlichen Aufstieg bleiben für potentielle Bewerber bestehen. So muss bis zum 24. Mai vor der jeweiligen Saison die erforderliche Grundbürgschaft in Höhe von 250.000 € sowie der Antrag und der Stadionnachweis fristgerecht bei der PENNY DEL eingereicht werden. Der knapp ein Jahr später feststehende Meister der DEL2 muss, sofern er einen entsprechenden Antrag gestellt hat, die Grundbürgschaft entsprechend auf die komplette Lizenzvergütung für den Aufstieg erhöhen und die weitere Wirtschaftlichkeit gemäß der Clublizenzprüfung in der PENNY DEL nachweisen. Mit der Anhebung der Lizenzvergütung für den Aufstieg erhöht sich gleichzeitig die Entschädigungszahlung für den Absteiger in die DEL2.“[Zitat Ende]

Eine Formulierung, so undeutlich, dass sie fast nur ein Jurist verfasst haben kann. Mit der Entschädigungszahlung an den Absteiger aus der DEL, dürfte dieser vermutlich finanziell weicher landen, als es zuletzt der Fall war. Ob das wirklich ausreicht, bleibt abzuwarten. Man fragt sich nach Studium dieses Absatzes allerdings schon, wie hoch denn nun genau die Summen und speziell das „Eintrittsgeld“ in die DEL für den Zweitligameister ist? Die DEL gibt dazu auf Nachfrage keine Auskunft und verweist darauf, dass man sich zu Vertragsinhalten nicht äußern möchte. Schade, denn so muss sich die Liga den Vorwurf der Intransparenz, ja sogar einer möglichen Verschleierung gefallen lassen.

Kaum vorstellbar, dass sich die DEL-Gesellschafter nach Jahren in der geschlossenen Gesellschaft zu diesen Zugeständnissen (Wegfall der Kapazität, neuer Stadionindex) an die DEL2 ohne Gegenleistung haben hinreißen lassen. Nach Informationen des Sport Informations Dienst (SID) wurde das Eintrittsgeld für die Zweitligisten von 800.000 Euro auf 1,6 Millionen Euro deutlich angehoben. In einem Interview während des vierten DEL2-Finalspiels zwischen Regensburg und Kassel sprach DEL2-Geschäftsführer Rene Rudorisch davon, dass der DEL2-Meister die Grundbürgschaft von 250.000 Euro auf „round about“ 1,4 Millionen Euro für die DEL-Lizenzerteilung auffüllen muss.

Wer hoch will, muss also Geld auf der hohen Kante haben. Und wer mit einer eher geringen Stadion-Kapazität den bisherigen Index von 9.000 Punkten nicht erfüllen konnte, wird auch in Zukunft trotz der nun mit acht Punkten angerechneten VIP-Plätze große Anstrengungen mit der Kommune / dem Hallenbetreiber unternehmen müssen, um die 9.500 Punkte zu erreichen. Ob sich nun wirklich mehr Zweitligisten für einen Aufstieg in die DEL bewerben werden, wird sich zeigen.

Schade, dass man darüber hinaus offenbar keine weiteren Vereinbarungen getroffen hat. So wird der Letzte aus der DEL vermutlich auch in Zukunft nicht wesentlich früher Gewissheit haben, in welcher Liga er zukünftig spielt. Auch scheint eine Verzahnung der Ligen in Form einer Relegation und eine Annäherung der Ligen in Punkto Importlizenzen in Anlehnung an die Schweiz aktuell kein Thema zu sein.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich wirklich mehr Zweitligisten zutrauen die Vorgaben zu stemmen und ob ein Absteiger aus der DEL wirklich weicher in der DEL2 landet. Das deutsche Eishockey kann es sich nicht leisten weitere Traditionsstandorte mit einer hervorragenden Nachwuchsarbeit zu schwächen oder gar zu verlieren.

Vielleicht hat man nach der „Corona-Saison“ 20/21, als die DEL in zwei regionale Gruppen aufgeteilt war, aber auch einen Zeitpunkt verpasst. Das Gedankenmodell der aufgestockten DEL als reine Profiliga in weiterhin zwei Gruppen (Nord/Süd) und einer zweiten Liga als reine Ausbildungs-Liga, die am Ende eine Abstiegsrelegation ausspielen, wurde scheinbar nie ernsthaft in Erwägung gezogen.

Neben mehreren nicht klar ausformulierten Punkten in der aktuellen Neufassung bleiben viele Fragen offen, die nicht aufgeschoben werden sollten. (MK)

Über „Die Drittelpause“: In der sogenannten „Drittelpause“ greifen verschiedene Autoren aktuelle Themen auf und beziehen hier klar persönlich Stellung. Hierbei wird Nebensächliches zur Hauptsache gemacht und umgekehrt. Es wird gerne überspitzt, frech und vielleicht auch manchmal einfach nur „anders“ argumentiert und kommentiert. Mal laut, mal leise, mal mit einem Augenzwinkern und mal mit dem Dampfhammer oder in Satireform. „Die Drittelpause“ ist nicht neutral und ausgeglichen, sie ist die oft persönliche Meinung des Autors / der Autorin und soll Anlass zur Diskussion bieten.




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