Köln. (EM) Schon als kleines Kind träumen fast alle Nachwuchscracks von der ganz großen Karriere in der NHL (National Hockey League), der nach wie... Deutschland oder die ICEHL als Sprungbrett in die europäischen Topligen? Bei diesen Spielern hat es funktioniert

Reid Gardiner – © Sportfoto-Sale (DR)

Köln. (EM) Schon als kleines Kind träumen fast alle Nachwuchscracks von der ganz großen Karriere in der NHL (National Hockey League), der nach wie vor weltbesten Eishockeyliga.

Leon Draisaitl, Nico Sturm, Moritz Seider, Lukas Reichel und Tim Stützle sind die großen Vorbilder für die jungen Spieler in Deutschland. Die Helden der Nordamerikaner sind natürlich Connor McDavid, Nathan MacKinnon der Sidney Crosby.

Doch den allermeisten bleibt die Realisierung dieses Traums verwehrt. Oft fehlt selbst bei relativ hoch gedrafteten Spielern der letzte Schritt, um es wirklich zu schaffen. Um eine NHL-Karriere zu schaffen, muss man schon aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sein. Die hundertprozentige Mentalität dafür ist nicht immer gegeben, aber auch Verletzungen, Trainer, die einen anderen Spielertyp bevorzugen oder auch eine schlechte Beratung durch die Agentur lassen den großen Traum oft zerplatzen.

Nicht zwangsläufig muss der Weg eines Spielers aus Nordamerika dann nach Europa führen. In der AHL (American Hockey League) kann man je nach Bundesstaat auch lukrative Verträge erhalten, die sogar mehr bieten können als zum Beispiel ein Engagement in der Penny DEL.

Die finanziellen Fleischtöpfe Europas sind die russische KHL, Skandinavien und die Schweiz. Es ist mittlerweile nicht mehr gleichbedeutend, dass ein Wechsel aus Nordamerika in die DEL den Weg in eine dieser lukrativen Ligen grundsätzlich verbaut. Es gibt durchaus Beispiele, die belegen, dass man auch mit dem „Zwischenschritt“ DEL den Wechsel schaffen kann.

Hier sind fünf Beispiele, die zeigen, dass man durchaus aus der DEL oder der ICEHL Liga den Sprung schaffen kann:

Reid Gardiner

Es war 2019, als die Düsseldorfer EG die Verpflichtung von Reid Gardiner veröffentlichte. Der damalige DEG-Sportchef Niki Mondt urteilte damals: „Reid Gardiner ist ein sehr interessanter Spieler mit guter Perspektive. Wir haben uns intensiv mit ihm beschäftigt und ihn mehrfach beobachtet. Anschließend stand unser Entschluss schnell fest. Er verfügt als Rechtsschütze über einen sehr guten Schuss, ist torgefährlich und darüber hinaus ein echter Allrounder sowie ein hervorragender Schlittschuhläufer. Reid ist bereit für eine Karriere in Europa. Wir versprechen uns viel von ihm!“

Die Rechnung ging für die DEG mit 35 Scorerpunkten in 52 Hauptrundenpartien voll auf. Dann aber folgte die Corona-Pandemie mit den bekannten Problemen einen Spielbetrieb wieder aufzunehmen. Reid Gardiner entschloss sich im Oktober 2020 zu einem Wechsel in die DEL 2 zu den Tölzer Löwen. Dort sollte er Shawn Weller ersetzen, der aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung stand. Seine guten Leistungen weckten zwar schnell wieder das Interesse anderer Klubs, aber Gardiner zog die Saison in Bad Tölz mit 79 Scorerpunkten in insgesamt 49 Spielen durch. Ein brutal starker Wert für das DEL-Unterhaus. Dann wagte er den Schritt nach Finnland, spielte drei Spielzeiten für JYP. Jyväskylä liegt etwa 150 Kilometer nordöstlich von Tampere. Nach drei Jahren zog es ihn im letzten Sommer weiter zu Karpat Oulo, dem nördlichsten Klub der finnischen Liiga. Seine 55 Punkte in 60 Spielen reichten dem Team aber letztendlich auch nicht, um die Playoffs zu erreichen. Nun folgt der nächste Step ins Nachbarland Schweden. Beim schwedischen Ex-Meister Vaxjö Lakers hat er zunächst einen Jahresvertrag unterzeichnet. Gut möglich, dass er dort nach drei Jahren ohne Playoffs auch wieder mal um einen Titel mitspielen darf. Aufgrund seiner Leistungen dürfte eine Rückkehr in die DEL wohl erst einmal kein Thema sein.

Jesse Blacker

Jesse Blacker

Jesse Blacker – © by Sportfoto-Sale (JB)


Bei seinem Namen werden einige „Experten“ schon genauer überlegen müssen, wann er in der DEL gespielt hat. Es war im April 2016, als die Nürnberg Ice Tigers die Verpflichtung Blackers bekanntgaben. „Jesse Blacker macht unsere Abwehr deutlich beweglicher. Er ist ein junger Verteidiger mit großem Potenzial, der durch seine Geschwindigkeit und seine Offensivqualitäten in vielen Situationen eingesetzt werden kann und dadurch ein wertvoller Zwei-Wege-Verteidiger für uns sein wird“, sagte der damalige Ice Tigers-Sportdirektor Martin Jiranek über die Verpflichtung.
Blacker verteidigte nur eine Saison für die Ice Tigers. Dann folgte der Wechsel in die russische KHL. Kunlun Red Star, Barys Astana, Yekaterinburg und ab diesem Sommer Omsk lauten die KHL-Stationen des mittlerweile 34- jährigen Abwehrstabilisators, der über die kanadische und kasachische Staatsbürgerschaft verfügt.

Giovanni Fiore

Die Eisbären Berlin verpflichteten Anfang Dezember 2020 inmitten der Pandemie den damals 24- jährigen Außenstürmer für die verkürzte Spielzeit. „Giovanni Fiore ist ein Goalgetter und eine sehr gute Verstärkung für uns. In seinem letzten Juniorenjahr hat er über 50 Tore geschossen, in seiner ersten AHL-Saison fast 20 Treffer erzielt. Über unsere Kooperation mit den LA Kings hatten wir so die Möglichkeit, einen Spieler zu verpflichten, der in dieser Spielzeit normalerweise für Ontario in der AHL gespielt hätte“, erklärt damals Eisbären-Sportdirektor Stéphane Richer.
Fiore blieb drei Spielzeiten lang ein Eisbär und verabschiedete sich 2023 mit zwei Meistertiteln aus der Hauptstadt in Richtung KHL zu Vladivostok. Seit der letzten Saison spielt er für Omsk. Eine Vertragsverlängerung steht im Raum.

Keegan Lowe

Rudolfs Balcers of ZSC Lions and Keegan Lowe of Vaxjo Lakers – © Gintare Karpaviciute – EC Red Bull Salzburg


Der 32- jährige US-Kanadier hat es geschafft sich direkt nach einem Jahr in der ICEHL bei Bozen in die schwedische SHL zu katapultieren. Von den San Diego Gulls (AHL) wechselte er 2021 zu den Foxes. Der bullige Defensivspezialist wechselte nach einem Jahr zu den Vaxjö Lakers in die SHL, wo er schon eine Meisterschaft (2023) feiern konnte und in den letzten beiden Jahren sogar Assistenzkapitän war.

Shawn Lalonde

Der mittlerweile 35- jährige Kanadier wechselte 2013 aus der AHL (Rockford) zu den Eisbären Berlin. Der Scharfschütze von der blauen Linie zog ein Jahr später in die SHL weiter zu Färjestad. Auch hier gelang der Sprung nach einem Jahr in der DEL. Allerdings kehrte Lalonde 2015 schon wieder in die DEL zurück. Drei Jahre Köln und eine Saison in Nürnberg folgten, um dann die internationale Karriere in der KHL (Admiral Vladivostok, Severstal Cherepovets, Dinamo Minsk), der finnischen Liiga (Ässät) und in der Slowakei (Bratislava, Kosice, Zamky) fortzusetzen. Seit Februar ist er – quasi im Herbst seiner Karriere – in der ICEHL für Olimpija Ljubljana aktiv.


Die DEL oder ICEHL als Sprungbrett zu nutzen kann also gelingen. Es ist allerdings deutlich zu erkennen, dass der umgekehrte Weg aus der KHL, Liiga, SHL oder der National League in die Penny DEL deutlich häufiger vollzogen wird.

Im vergangenen Sommer 24/25 wechselten allein zehn Nordamerikaner aus diesen Ligen in die Penny DEL, ohne zuvor in Deutschland gespielt zu haben. Es zeigt sich damit, wo die DEL in Europa sportlich, aber auch finanziell einzuordnen ist.

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