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Passau. (PM) Samstagvormittag, 09:00 Uhr: Bei strömendem Regen setzt sich der Mannschaftsbus der Passau Black Hawks in Bewegung Richtung Memmingen, auch einige Fans nahmen...

Logo der EHF Passau Black HawksPassau. (PM) Samstagvormittag, 09:00 Uhr: Bei strömendem Regen setzt sich der Mannschaftsbus der Passau Black Hawks in Bewegung Richtung Memmingen, auch einige Fans nahmen die 5-stündige Anfahrt mit dem Zug auf sich, um ihre Farben im Memminger Eisstadion zu unterstützen. In Schwaben traf man bei strahlendem Sonnenschein ein, auch unserRadio war vor Ort, um die Partie in Ausschnitten für alle Daheimgebliebenen nach Passau zu übertragen – eigentlich beste Voraussetzungen. Stattdessen sollten die Zuschauer eine denkwürdige Partie erleben, deren Verlauf und Leitung noch länger im Gedächtnis bleiben dürfte.

Schon der Start in die Partie hätte aus Passauer Sicht kaum schlechter ausfallen können: Nur 19 Sekunden waren gespielt, da nutzte Memmingens Routinier Martin Löhle eine Unachtsamkeit der Passauer Hintermannschaft aus und netzte zum frühen 1:0 ein. Nach einer Strafe gegen Passaus Tim Hirtreiter in der zweiten Spielminute bot sich den Hausherren auch schon das erste Powerplay der Begegnung, kurze Zeit später kassierten sie aber ebenfalls eine Strafe – Chance vertan. Dennoch spielten die Schwaben extrem druckvoll und schnürten Passau förmlich im eigenen Drittel ein. Fast folgerichtig kam es in der vierten Spielminute zu einer weiteten Passauer Strafe, doch außer eines verdecken Schusses von Paul Höckberg, den Christoph Zawatsky im Passauer Tor souverän mit dem Schoner partierte, hielten sich die Dreiflüssestädter schadlos. Einziges Problem: Memmingen spielte auch nach Ablauf der Passauer Strafzeit weiter, als ob sie mit einem Mann mehr am Eis stehen würden, und so landete in der siebten Spielminute ein abgefälschter Schuss von Markus Schmid hinter Zawatsky im Passauer Tor – 2:0 für Memmingen. In derselben Spielminute wanderte Passaus Vladimir Gomov hinter das Plexiglas, und ebenfalls in der siebten Spielminute erzielte Armin Ullmann per Nachschuss den dritten Treffer der Hausherren. Völlig geschockt von diesen ersten Minuten nahmen die Black Hawks nach diesem Gegentreffer eine Auszeit – den Start der Partie verschlafen zu haben war zu diesem Zeitpunkt noch milde ausgedrückt. So dauerte es bis zur achten Spielminute, ehe auch Passau zu seiner ersten echten Torchance kam, Martin Lamich aber scheiterte an Steffen Chronz, Memmingens Schlussmann. Eine Minute später schienen die Black Hawks nun besser in der Partie zu sein, gleich zweimal konnte man Chronz trotz aussichtsreicher Position nicht überwinden. Im direkten Gegenzug fast das böse Erwachen, doch Zawatsky verhinderte einen weiteren Gegentreffer. In der 10. Spielminute wanderte mit Andreas Toth erneut ein Black Hawks-Spieler auf die Strafbank, und erneut schlug Memmingen eiskalt zu: Nach einem leichtfertigen und völlig unnötigen Scheibenverlust im eigenen Drittel schob Fabian Nieder zum 4:0 ein. Kurz darauf konnte Passau einen eigenen guten Angriff auf das Tor von Chronz starten, Memmingens Schlussmann spielte aber nicht mit und hielt seinen Kasten sauber. In der 12. Spielminute durften auch die Black Hawks das erste Mal in numerischer Überlegenheit agieren, bis auf einen harmlosen Schuss krankte das Passauer Spiel aber bereit im Aufbau. In der 16. Spielminute kam es dann knüppeldick: US-Amerikaner James Nagle narrte nahezu die komplette Passauer Hintermannschaft, spielte einen Pass vor das Tor zu Armin Ullmann – und es stand 5:0. In derselben Spielminute bot sich den Gästen eine weitere Überzahlgelegenheit, ein Treffer wollte aber nach wie vor nicht fallen. Immerhin wurden sich in diesem Powerplay nun Chancen erarbeitet, ein Schuss von Hirtreiter landete aber bei Memmingens Goalie Chronz, eine Schuss von Popp strich knapp am Torwinkel vorbei. Kaum war Passau wieder komplett, da klingelte es doch noch: Erich Fries erzielte in der 18. Spielminute das Passauer 1:5 – ein Treffer, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als reine Ergebniskosmetik zu sein schien. Zu überlegen waren die Memminger in diesem ersten Spielabschnitt, zu zerfahren die Black Hawks.

Waren einige Strafzeiten gegen Passau im ersten Drittel zumindest diskussionswürdig, so konnte man den Spielstand zu diesem Zeitpunkt keineswegs auf die Unparteiischen schieben. Ab dem Mitteldrittel allerdings neigte sich die Spielführung der beiden Schiedsrichter zusehends in eine Richtung, die ein Eishockeyspiel zweiter toller Mannschaften auf Augenhöhe nahezu unmöglich machte. 41 Sekunden waren gespielt, da kassierte Passaus Martin Lamich die nächsten zwei Strafminuten, das folgende Powerplay der Hausherren brachte allerdings nichts ein. In der 25. Spielminute kam Passau in der ersten echten kleinen Druckphase zu zwei bis drei guten Aktionen vor dem Tor von Chronz, der Abschluss wollte jedoch nicht gelingen. Eine weitere fragwürdige Strafe gegen Passau in der 26. Spielminute (Thomas Kremhelmer kassierte 2+10 Strafminuten wegen Stockschlags und anschließendem Meckerns) brachte ein weiteres Überzahlspiel für Memmingen, in diesem Fall aber erneut ohne Folgen, da sie gut eine Minute später selbst auf der Strafbank Platz nehmen mussten. In der 31. Spielminute folgte zur Abwechslung ein Passauer Powerplay, Andreas Popp scheiterte in der einzig nennenswerten Szene aber mit einem Schlenzer an Memmingens Keeper. Ärgerlich aus Passauer Sicht war das Geschehen in der 33. und 34. Spielminute: Mit Ruben Kapzan und Sebastian Hesslinger wanderten zwei Black Hawks hinter das Plexiglas, bei Memmingen erwischte es nur Markus Schmid. Auch dieses Überzahlspiel sollte nicht ohne Folgen bleiben: Zunächst konnte Zawatsky mit einem tollen Fanghandsave ein Memminger Tor verhindern, Sekunden später aber war er machtlos, als Martin Löhle auf Zuspiel von James Nagle in der 35. Spielminute das 6:1 markierte. Wer nun dachte, dieser Gegentreffer hätte den Willen der Gäste möglicherweise endgültig gebrochen, der sah sich getäuscht. Die letzten fünf Spielminuten im zweiten Drittel gehörten voll und ganz den Passauern: Los ging es in der 37. Spielminute, als ein perfekt getroffener Schlagschuss von Tim Hirtreiter Chronz erstmals alt aussehen ließ – nur noch 2:6 aus Passauer Sicht. Eine Minute später hatten auch die Black Hawks das Glück auf ihrer Seite: Erich Fries mit seinem zweiten Treffer des Abends bugsierte den Puck irgendwie durch die Schoner von Chronz – 3:6. In der 39. Spielminute dann aber die nächste Strafzeit gegen Passau: Manuel Jägernitz erwischte es wegen eines Ellbogenchecks; ein Ellbogencheck, den außer dem Schiedsrichter wohl niemand in der Halle erkannt haben dürfte. Doch was passierte? Die Gerechtigkeit siegte in diesem Moment: Martin Lamich konnte noch in derselben Spielminute einen Alleingang auf das Memminger Gehäuse fahren und per Shorthander das Passauer 4:6 erzielen – gleichzeitig Spielstand nach dem zweiten Spielabschnitt. In diesem war Passau weit besser im Spiel vertreten als noch im Eröffnungsdrittel. Einzig die seltsam anmutenden Pfiffe der Unparteiischen führten zu erheblichen Irritationen auf Passauer Seite – und sollten es vor allem im Schlussdrittel noch weiter tun.

Das Memminger Rest-Powerplay aus dem zweiten Drittel überstanden die Black Hawks schadlos, doch nach nur 40 gespielten Sekunden bekamen die Hausherren auch schon das nächste geschenkt – dieses Mal soll Mathias Pilz einen Unkorrekten Körperangriff gefahren haben. Erstaunlicherweise bestand die größte Torgelegenheit in diesem Memminger Powerplay in einem Passauer Unterzahlkonter, den sie jedoch leichtfertig verspielen. So langsam konnte man auch als neutraler Zuschauer den Eindruck bekommen, dass die Schiedsrichter nur auf einer Seite genauer hinschauten und somit Dinge erkannten, die es eigentlich gar nicht zu erkennen gab. So wurden in der 44. Spielminute zwei Strafminuten gegen Passau wegen sechs Feldspielern auf dem Eis ausgesprochen, auf die Beschwerde der Passauer Bank hin folgten weitere zwei. Aufgrund einer soliden Defensivarbeit schaffte man es aber, diese vierminütige Unterzahl ohne Gegentreffer zu überstehen. Doch vorbei war es an diesem Abend noch lange nicht, bereits in der 49. Spielminute ging das fröhliche Strafenroulette der Unparteiischen gegen Passau weiter – dieses Mal wurde Moritz Riebel eines Beinstellens beschuldigt. Gut eine Minute später wurde ein weiteres Mal ein klares Vergehen der Hausherren übersehen, Passaus Spielertrainer Andreas Popp merkte dies an – und bekam als Belohnung eine zehnminütige Disziplinarstrafe aufgebrummt. Überhaupt muss man sagen, dass zu diesem Zeitpunkt der Partie einzig die vielen Strafzeiten gegen Passau als „Höhepunkte“ notiert werden konnten, ein ernsthaftes Eishockeyspiel war aufgrund der nicht ganz neutralen Spielleitung kaum mehr möglich. Nicht zuletzt aufgrund dessen spielten die Black Hawks inzwischen fast ohne jeden Körpereinsatz, da ansonsten weitere Strafzeiten logische Folge gewesen wären. Was an dieser Stelle aber ganz klar angemerkt werden soll: Dies lag keineswegs an der Memminger Mannschaft. Diese ließ sich rein gar nichts zu Schulden kommen und spielte einfach ihren Rhythmus weiter. Das Ärgerliche war nur, dass Passau einen eben solchen durchaus dagegen hätte setzen können – aufgrund der Spielführung durch das Schiedsrichtergespann war dies aber leider nicht machbar. Erst in der 55. Spielminute bekamen die Fans wieder ein spielerisches Highlight zu sehen, doch die Hausherren verfehlten mit einem Rückhandschuss freistehend vor Zawatsky nur knapp das Tor – Glück für die Black Hawks. Das Ende der Partie stand dann aber wieder ganz im Zeichen der Unparteiischen: In der 58. Spielminute trafen die Black Hawks nur den Pfosten, in derselben Spielminute wurden Strafen gegen beide Teams ausgesprochen – weiter ging es mit 4-gegen-4 aus dem Eis. Bis hierhin war alles in Ordnung, doch 38 Sekunden vor dem Ende der Partie wanderte Passauer Ruben Kapzan wegen eines Bandenchecks auf die Strafbank. Auch diese Strafe sahen wohl einzig die Schiedsrichter, aber so langsam hatte man sich daran gewöhnt. Ärgerlich wurde es aber, als 19 Sekunden vor dem Ende zuerst Mathias Pilz wegen desselben Vergehens vom Eis geschickt wurde. Auch der ruhigste Spieler konnte so langsam nicht mehr an sich halten, so auch Andreas Toth, der dem Unparteiischen einige Worte mit auf den Weg gab – und sich dafür natürlich eine zehnminütige Disziplinarstrafe einhandelte. Ganz nebenbei spielten die Hausherren die letzten Sekunden nun in doppelter Überzahl, und als ob nicht alles schon schlimm genug gewesen wäre – eine Sekunde vor Ablauf der Spielzeit war es Fabian Lämmle, der den Treffer zum Endstand von 7:4 besorgte. Auf der Passauer Bank herrschte nun mehr und mehr das blanke Entsetzen über die Art und Weise, wie ein an sich völlig faires Eishockeyspiel ohne jede Härte oder Nickeligkeit durch die Handhabung der Schiedsrichter einseitig zerpfiffen wurde. Nach dem Tor zum 7:4 kassierte Passaus Dominik Persch noch eine zweiminütige Bankstrafe, auch Teambetreuer Markus Schwarz platzte nun der Kragen: Aufgrund der Spielführung wollte er dem Schiedsrichter etwas zum Trinken anbieten, die Wasserflasche verfehlte diesen aber. Ergebnis: Eine Spieldauer-Disziplinarstrafe.

Was soll man zu dieser Partie nun sagen? Das erste Drittel wurde von Passauer Seite aus klar verschlafen – letztendlich wohl Hauptgrund für die Niederlage. Fakt ist aber, dass die Passauer Mannschaft ab Mitte des zweiten Drittels drauf und dran war, die Partie zu drehen. Durch die irgendwann rational nicht mehr nachvollziehbare Strafenflut war es aber nicht möglich, sich eine weitaus bessere Ausgangsposition für das Rückspiel zu verschaffen. Vor allem der siebte Memminger Treffer war letztendlich ein Geschenk der Unparteiischen. Auch Passaus Spielertrainer Andreas Popp war nach Abpfiff der Begegnung restlos bedient und fassungslos ob der Schiedsrichterleistung: „Natürlich haben wir das erste Drittel selbst verpennt, was aber danach passiert ist, das war kaum zu glauben. So eine schlechte und lächerliche Schiedsrichterleistung habe ich in meiner knapp 20-jährigen Karriere noch nicht erlebt.“

Schade ist vor allem, dass man fast über die gesamte Spieldauer des Final-Hinspiels der beiden besten Teams der Bezirksliga keinen echten Vergleich anstellen konnte – durch die ewigen Strafzeiten war dies letztendlich nicht möglich. Bleibt zu hoffen, dass es im Rückspiel am Sonntagabend um 18:30 Uhr in der Passauer Eis-Arena ein sportlich neutraleres Spiel für die Zuschauer zu sehen gibt. Zündstoff ist nach diesem Hinspiel genug in der Partie, an Motivation wird es den Passauer Spielern ebenfalls nicht mangeln. Zudem ist trotz des 3-Tore-Rückstands noch alles möglich, um doch noch den Titel des Bayerischen Bezirksligameisters in eigener Halle zu holen.

 

Statistik:

 

SG Maustadt/Memmingen – EHF Passau Black Hawks 7:4 (5:1, 1:3, 1:0)

 

Tore:

 

1:0 Martin Löhle (Ingo Nieder) 00:19

2:0 Markus Schmid (Helge Pyka) 06:04

3:0 Armin Ullmann (Martin Löhle, James Nagle) 06:59

4:0 Fabian Nieder (Ingo Nieder, Florian Jahrmann) 10:29

5:0 Armin Ullmann (James Nagle) 15:05

5:1 Erich Fries (Mathias Pilz, Vladimir Gomov) 17:54

6:1 Martin Löhle (James Nagle) 34:22

6:2 Tim Hirtreiter (Moritz Riebel, Ruben Kapzan) 36:51

6:3 Erich Fries (Sebastian Hesslinger, Dominik Persch) 37:15

6:4 Martin Lamich (Ruben Kapzan) 38:26

7:4 Fabian Lämmle (James Nagle, Martin Löhle) 59:59

 

Strafen: SG Maustadt/Memmingen 14, EHF Passau Black Hawks 34 + 10 Thomas Kremhelmer + 10 Andreas Popp + 10 Andreas Toth + 20 Teamoffizieller

 

Zuschauer: 240

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