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Neuss. (JR) Seit einem Monat befindet sich die DEL2 im Meisterschafts-Spielbetrieb der Saison 21/22. Für unseren freien Mitarbeiter Jörg Reich Anlass mit dem DEL2... DEL2 Geschäftsführer Rene Rudorisch: „Es geht um Visionen und Entwicklungsmöglichkeiten von Standorten und Clubs“

Rene Rudorisch – © DEL2 Media/PR

Neuss. (JR) Seit einem Monat befindet sich die DEL2 im Meisterschafts-Spielbetrieb der Saison 21/22.

Für unseren freien Mitarbeiter Jörg Reich Anlass mit dem DEL2 Geschäftsführer Rene Rudorisch ein Interview zum Start der Eishockeysaison 2021/2022 und speziell zur DEL2 zu führen.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Rudorisch, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!

Die Saison 2021/2022 läuft. Die DEL2 ist diese Saison etwas später in die Saison gestartet. War das aus ihrer Sicht die richtige Entscheidung?

Rene Rudorisch: Ja, das war es. Zum einen ging die letzte Saison sehr lang und auch die Lizenzprüfung wurde um drei Wochen nach hinten verschoben. Zum anderen war uns bewusst, dass es vor allem zu Beginn der Saison Unsicherheiten bzgl. der Hygienekonzepte im Sport und an den Standorten geben kann. Hier haben wir uns bewusst hinter den Start der Top-Ligen im Eishockey, Handball und Basketball platziert, um von deren Umsetzungen und Erkenntnissen zu profitieren.

E-M /J. R.: Auch zu Beginn der Saison 2021/2022 zeigt sich, dass die DEL2 sehr ausgeglichen ist und alle Teams auf einem ähnlichen Niveau spielen. Für Sie als Geschäftsführer der Liga ist das sicherlich schön zu sehen?

Rene Rudorisch: Für mich als Geschäftsführer und auch als Eishockey-Fan ist dies sehr gut anzuschauen. In den letzten Jahren haben wir von der sportlichen Dramatik und dem ausgeglichenen Wettbewerb profitiert und uns weiterentwickelt.

E-M /J. R.: Die Bietigheim Steelers sind in der Saison 2020/2021 in die DEL aufgestiegen. Wie sehen Sie die Steelers in den ersten Wochen in der DEL? Sind die Steelers angekommen in der höchsten Deutschen Profiliga?

Rene Rudorisch: Sicherlich bedarf es noch ein wenig Zeit um das final sagen zu können. Allerdings freut uns jeder Sieg der Steelers im Oberhaus. Sie haben im Sommer viel dafür getan, um als sportlicher Aufsteiger nach oben zu gehen und leisten jetzt eine tolle Arbeit im Kampf um die Punkte. Zumindest haben sie dabei schon eines bewiesen: Ein Aufsteiger aus der DEL2 ist keine Schießbude für gestandene DEL-Clubs.

E-M /J. R.: In der DEL sind neun Kontingentspieler, in der DEL2 vier erlaubt. Steigt ein Club also aus der DEL2 in die DEL auf, wird er fünf Kontingentspieler mehr verpflichten müssen, um mithalten zu können. Macht es dies für einen Aufsteiger aus der DEL2 nicht noch viel schwieriger in der DEL Fuß zu fassen? Geben Sie mir Recht, wenn ich behaupte, dass dies eine nicht ganz glückliche Konstellation ist?

Rene Rudorisch: Den Zusammenhang erkenne ich nicht. Grundlegend ist klar, dass sich ein Aufsteiger aus der DEL2 verstärken muss, um in der DEL mithalten zu können. Dass man dabei auf zusätzliche ausländische Spieler zurückgreifen kann, sehe ich zunächst nicht als Nachteil. Schwieriger könnte sich da durchaus die Verstärkung nur auf deutschen Positionen, wirtschaftlich wie sportlich, darstellen.

E-M /J. R.: Wenn ein Team aus der Oberliga in die DEL2 aufsteigt, wird das Team nur mit zwei weiteren Kontingentspielern ergänzt. Erleichtert dies den Übergang von der Oberliga in die DEL2 nicht um ein vielfaches, als wie wenn man von der DEL2 in die DEL fünf weitere Kontingentspieler verpflichten „muss“?

Rene Rudorisch: Man darf die Schwierigkeit eines Aufstieges in eine nächsthöhere Liga nicht allein von den Positionen abhängig machen, die man zusätzlich besetzen kann oder muss. Es kommt auf die Gesamtqualität des Teams und der jeweiligen Liga an. In der DEL2 spielen mittlerweile richtig gute junge aber auch erfahren deutsche Spieler. Sich auf diesen Positionen für einen Aufstieg in die DEL zusätzlich zu verstärken, kann durchaus schwierig sein. Anders sieht es da bei den zusätzlichen Importstellen aus und einem viel größeren Spielermarkt.

Aus der Oberliga kommend gibt es Teams, die alle vier Importstellen neu besetzen wollen, da oftmals die Imports bei den DEL2-Clubs einen Müh besser sein können, als die in der Oberliga. Gleiches gilt für die deutschen Positionen. Auch hier ist es doch für einen Oberligisten wichtig, dass er verstärkt auf junge deutsche Spieler setzen muss und das im Einklang mit zwei zusätzlichen Kontingentstellen.

Bietigheim hat den DEL2 Meister-Pokal 2021 gewonnen – © Sportfoto-Sale (SD)

E-M /J. R.: Die Selber Wölfe sind aus der Oberliga in die DEL2 aufgestiegen. Es scheint so, dass Selb den Sprung von der Oberliga in die DEL2 gut gemeistert hat?

Rene Rudorisch: Auch hier ist es aus meiner Sicht noch zu früh von bereits gemeistert zu sprechen. Aber sie haben bereits sehr gute Leistungen geboten und sich Punkte erkämpft. Die Folge von Wochenenden mit Punktausbeute und ohne zeigt jedoch, dass es Zeit braucht, sich in der Qualität der DEL2 vollends wiederzufinden. Ich bin allerdings überzeugt, dass sie diesen Schritt schaffen können, auch wenn die Liga insgesamt eine unglaublich hohe Leistungsdichte hat.

E-M /J. R.: In der DEL sechs, in der DEL2 vier und in der Oberliga zwei Kontingentstellen, würde dies nicht auch der Auf- und Abstiegsregelung der Ligen untereinander erleichtern?

Rene Rudorisch: Aus den bereits gegebenen Antworten meine ich, dass dies keinen direkten Einfluss auf die bestehende Auf- und Abstiegsregelung hat. Vor allem, weil es keine Relegation oder direkte Verzahnung gibt, um einen Aufstieg zu erreichen.

E-M /J. R.: Die Anforderungen an die DEL2 Clubs sind hoch, um überhaupt aufsteigen zu können. Für diese Saison konnten nur die Löwen Frankfurt diese Ansprüche erfüllen. Dazu die großen Unterschiede in der Kontingentspielerregelung. Macht eine Auf- und Abstiegsregelung zwischen der DEL und DEL2 aktuell unter diesen Umständen überhaupt Sinn? Muss man Auf- und  Abstiegsregelung und Regelung der Anzahl der Kontingentstellen nicht im Zusammenhang betrachten?

Rene Rudorisch: Ich finde jede einigermaßen erfüllbare Auf- und Abstiegsregelung macht Sinn im Sport. Es geht um Visionen und Entwicklungsmöglichkeiten von Standorten und Clubs. Hierzu braucht man Perspektiven und Möglichkeiten. Insofern bin ich überzeugt, dass langfristig eine gelebte Auf- und Abstiegsregelung, wie wir sie getroffen haben, uns als Sportart weiter voran bringt und die Qualitäten in den Ligen weiter steigern wird. Die Entwicklungen in der DEL2 in den letzten Jahren sind dafür beispielhaft.

Eine Verbindung der verschiedenen Anzahlen von Kontingentspielern in den einzelnen Ligen sehe ich wie bereits beschrieben nicht. Sinn macht es in Bezug auf die Anzahl an deutschen Spielern und deren Entwicklungsmöglichkeiten immer wieder zu prüfen, ob die derzeitigen Regularien richtig sind oder in der Zukunft nach unten angepasst werden sollten. Dies bedarf aber immer einer gesamtheitlichen Betrachtung.

E-M /J. R.: In der DEL hat Corona dafür gesorgt, dass bereits einige Spiele abgesagt werden mussten und verlegt wurden. Man muss damit rechnen, dass dies in den restlichen Monaten dieser Saison noch öfters der Fall sein wird. Der Wettbewerb in der DEL wird verzerrt sein und es wird sicherlich wieder Überlegungen geben, den Abstieg auch diese Saison auszusetzen. Wie stehen Sie dazu?

Rene Rudorisch: Für uns gelten die gemeinsam getroffenen Abmachungen. In der letzten Saison haben wir im Interesse unseres Sports einer Sonderregelung zugestimmt. Nun sind wir ein Jahr um Erfahrungen reicher und konnten uns in gewisser Weise auf die Bedingungen in Pandemie-Zeiten einstellen. Es war zu befürchten, dass wir auch diese Saison in gewisser Weise von der Pandemie beeinflusst werden. Deswegen erneut alle sportlichen Gesetzmäßigkeiten, zu der wir uns gemeinsam bekannt haben, auszusetzen, halte ich für falsch. Wir haben Regularien sowohl für Spielausfälle als auch für ein vorzeitiges Ende der Hauptrunde entwickelt, um die sportlichen Leistungen der Clubs zu messen. Diese sind in den Ligen seit Saisonbeginn bekannt und danach sollte sich auch die Zusammensetzung der Ligen in der kommenden Saison orientieren.

E-M /J. R.: Auch wenn Auf- und Abstieg beschlossen wurde, hat man den Eindruck die DEL möchte dies nicht. Gibt es eventuell Überlegungen die DEL auf 16 Teams aufzustocken und die Auf- und Abstiegsregelung dann doch wieder abzusetzen?

Rene Rudorisch: Das ist eine Frage, die Sie der DEL oder einzelnen Clubs stellen müssen. Gemäß unseren gemeinsamen Vereinbarungen und den Rechtsgrundlagen der DEL zur Folge wird die DEL nach der laufenden Saison die Anzahl an Teams wieder auf 14 reduzieren, gemäß den Vereinbarungen für Auf- und Abstieg mit der DEL2.

E-M /J. R.: In der DEL wurden die Stellen von U 23-Spielern auf dem Spielbericht von zwei auf drei erhöht. Leider bekommen aber die wenigsten U 23-Spieler genügend Einsatzzeiten, um sich entsprechend weiter entwickeln zu können. Dies kann man jetzt schon deutlich erkennen. Auf Grund dieser Regelung mussten viele Deutsche Ü 23-Spieler in die DEL2 wechseln und es spielen in der Saison 2021/2022 weniger Deutsche Ü 23-Spieler in der DEL als zuvor. Haben die DEL und das Deutsche Eishockey generell mit dieser Regeländerung nicht einen Rückschritt erzielt? Wie sehen Sie das?

Rene Rudorisch: Das sehe ich nicht so. Neben den auf dem Spielbericht maximal zulässigen 9 Imports und den beispielsweise 3 U23 Spielern, können immer noch 9 Ü23 deutsche Spieler in der DEL auf dem Eis stehen. Insofern wird nach der U23 Regelung natürlich auch das Leistungsprinzip greifen, durch das der Ü23-Bereich in der DEL durch talentierte junge Spieler verjüngt werden kann, was für die Ausrichtung der Top-Athleten und auch der heimisch spielenden Nationalspieler gut ist. Zudem stärken die Ü23 Spieler, die sich leistungsmäßig gegebenenfalls nicht in der DEL durchsetzen den Spielbetrieb der DEL2 und nehmen hier in ihren Teams führende Rollen ein. Hieraus wiederum ergibt sich aus meiner Sicht die Chance, sich auch wieder für einen Platz in der DEL zu bewerben.

E-M /J. R.: U-Regelungen abschaffen, dafür Anzahl der Kontingentspieler deutlich verringern. Wäre das nicht vielleicht die bessere Alternative?

Rene Rudorisch: Definitiv ist es wünschenswert darüber nachzudenken, an welchen Stellen wir die Kontingentstellen weiter verringern können, um noch mehr deutschen Spielern die Chance zu geben, sich im Profisport zu entwickeln. Allerdings bedarf es dazu auch einer breiten Basis an U17- und U20-Nachwuchsspielern mit ausreichend Qualität für die jeweiligen Ligen. Hier bin ich mir nicht sicher, ob wir diese breite Basis im deutschen Eishockey bereits haben. Die Auswirkungen des aus meiner Sicht erfolgreichen Powerplay 26 Konzeptes des DEB sind aktuell im Bereich der U13 und anfänglichen U15 zu spüren.

Die U-Regelungen in der DEL2 abzuschaffen, halte ich dagegen derzeit definitiv für das falsche Signal an unseren Nachwuchs.

E-M /J. R.: Ein Ausblick und ein Szenario für die Saison 2022/2023: DEL 16 Clubs, DEL2 12 Clubs, Oberliga Süd und Nord jeweils 12 Clubs, jeweils nur noch 44 Spieltage, anschließend Playoffs, keine Wochenspieltage mehr. Halten Sie dies für möglich?

Rene Rudorisch: Nein. Nach wie vor sehe ich in den Profiligen mit 14 Clubs und 52 Spieltagen einen optimalen Spielmodus der sowohl den Sport aber auch wirtschaftliche Notwendigkeiten abdeckt. Insofern gibt es derzeit in der DEL2 auch keine Überlegungen für Änderungen.

E-M /J. R.: Im Konzept Powerplay 2026 war der Plan, dass die Kontingentstellen in der DEL bis zum Jahr 2026 auf sechs je Club reduziert werden. Gibt es inzwischen einen konkreten Stufenplan, wie man dieses Ziel erreichen möchte? Eine stufenweise Reduzierung der Kontingentstellen könnte wie folgt aussehen: Saison 2022/2023 acht, Saison 2023/2024 sieben, Saison 2025/2026 sechs. Würden Sie das unterstützen?

Rene Rudorisch: Zum einen muss diese Frage ebenfalls vordergründig die DEL beantworten. Zum anderen sehe ich eine Reduzierung im genannten Zeitraum von Powerplay 26 noch immer realistisch und auch als das richtige Zeichen Richtung Nachwuchs an. Ob die Zahl sechs dabei eine realistische Größe ist, wird man nur bei Betrachtung des Nachwuchses beantworten können. Wie entwickeln sich die Aktivenzahlen in den Nachwuchsligen und wie schaffen wir es die Leistungsdichte und Qualität auch dort weiter zu steigern? Insofern bedarf es auch hier einer gesamtheitlichen Betrachtung.

E-M /J. R.: Herr Rudorisch, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

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