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Neuss. (MK/EM) DEL Geschäftsführer Gernot Tripcke hatte es bereits in der letzten Woche angekündigt: Für die kommende Saison wurde das Eishockey-Regelwerk angepasst. Bis auf... DEL Schiedsrichter-Boss Brüggemann zu den Regelanpassungen: „Die meisten Zehn-Minuten Strafen entfallen“ – DEL nimmt fünf Referees aus Nordamerika unter Vertrag

Profischiedsrichter Lasse Kopitz (Mitte) ist auch in der neuen Saison in der DEL aktiv – © Sportfoto-Sale (DR)

Neuss. (MK/EM) DEL Geschäftsführer Gernot Tripcke hatte es bereits in der letzten Woche angekündigt: Für die kommende Saison wurde das Eishockey-Regelwerk angepasst. Bis auf wenige kleine Unterschiede sind die nun in der DEL gültigen Regeln mit denen aus der NHL konform.

Und auch Lars Brüggemann, langjähriger DEL Spieler, ehemaliger Top-Schiedsrichter und mittlerweile Leiter des Schiedsrichterwesens in der DEL, bestätigte am Montag in einem Pressegespräch die mehr als 150 Regelanpassungen.

Ziel ist es einerseits sich den internationalen Regeln weiter anzupassen. Hierbei dient die weltbeste Liga, die NHL, als Vorbild für die IIHF und DEL gleichermaßen. Minimale regionale Unterschiede gibt es nun nur noch dort, wo beispielsweise das Regelwerk mit dem Zivilrecht kollidieren könnte.

Für das in der DEL ab Saisonbeginn angewandte modifizierte Regelwerk ergeben sich laut Lars Brüggemann vor allem für die Torhüter die gravierendsten Änderungen. „Man sagt ja immer Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften, aber das defensive Spiel macht unseren Sport für die Zuschauer unattraktiv“, bringt Brüggemann das Ansinnen der Regelhüter auf den Punkt. Und genau dort setzt man nun an. Das Spiel soll offensiver und schneller werden. Über allem steht aber selbstverständlich die Sicherheit der Spieler.

Bemerkenswert ist auch, dass die meisten Zehn-Minuten Strafen entfallen sind.

Nachfolgend greifen wir einige der wichtigsten Regelanpassungen auf.

– – – Neu ist die sogenannte Trapez-Regel. In einem trapezförmig hinter dem Tor markierten Raum darf der Torhüter den Puck noch spielen. Außerhalb nicht mehr, es sei denn ein Schlittschuh des Goalies befindet sich noch im Torraum. Wird die Scheibe außerhalb des Trapezes´ gespielt, dann erhält der Goalie zwei Strafminuten wegen Spielverzögerung.

Lars Brüggemann zur Trapez-Regel: „Man hat das jetzt in den Vorbereitungsspielen und in der CHL sehr gut gesehen, dass die Torhüter das sehr gut annehmen. Es ist für europäische Torhüter auch kein Problem, weil sie eher „Stay at Home Torhüter“ sind, die im Gegensatz zu nordamerikanischen Torhütern in ihrem Tor bleiben. Aber die Torhüter nehmen das an und es fiel in den Vorbereitungsspielen kaum auf. Es war so, als wäre es schon immer so gewesen.“

– – – Eine weitere Anpassung betrifft ebenfalls die Torhüter ganz besonders. Zukünftig dürfen sie den Puck nur noch nach einem Schuss festhalten oder wenn sich der Puck direkt in der „Gefahrenzone“ befindet. Außerhalb soll die Scheibe nur noch weitergespielt werden. Ansonsten drohen auch hier zwei Strafminuten wegen Spielverzögerung für den Torwart.

– – – Bei einer großen Strafe wird das Spiel unterbrochen und die Strafe wird überprüft. Im besten Fall wird die Strafe „in Realgeschwindigkeit“ direkt geahndet und ausgesprochen. Sollte die Referees z.B. aufgrund der Position meinen das Vergehen ist keine große Strafe wert, dann kann die Strafe auf zwei Strafminuten reduziert werden.

– – – Ein Treffer kann nun auch anerkannt werden, wenn der Pfiff des Schiedsrichters bereits ertönt ist, der Puck aber noch nicht die Linie überschritten hat. Beispiel: Wenn ein abgefälschter Puck hinter dem Torhüter doch noch über die Linie trudelt.

– – – Wird ein Spieler z.B. bei einem Schussversuch von einem Schläger getroffen oder gar verletzt, dann zieht das nicht zwingend eine Strafe wegen hohen Stock nach sich. Der Schiedsrichter kann mittels Videobeweis überprüfen, ob gegebenenfalls der Spieler vom eigenen Mitspieler oder vom Puck getroffen wurde.

– – – Bei Beleidigungen von Spieloffiziellen wird nach NHL-Philosophie keine Matchstrafe mehr ausgesprochen. Strafen sollen demnach bei Vergehen unter Spielern ausgesprochen werden. Bei Beleidigungen gegen Offizielle/Schiedsrichter gibt es noch maximal eine Spieldauerdisziplinarstrafe. Die Stufen der Strafen sind 2 Minuten, 10 Minuten und maximal die Disziplinarstrafe.

– – – Bei Bandenchecks fällt das 2 + 10 Strafminutenmaß ebenfalls weg. Es gibt die Abstufungen zwei, fünf, fünf Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe und Matchstrafe. Bei Checks von hinten stehen die beiden Optionen fünf Strafminuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe oder Matchstrafe zur Auswahl.

– – – Bei Faustkämpfen kann der Schiedsrichter auch einen 5-minütige Strafe aussprechen, wenn beide Kontrahenten mit dem Faustkampf einverstanden waren und es ein „fairer Kampf“ war. Die alte 2 + 2 + 10 Strafe soll hierdurch ersetzt werden. Die Schiedsrichter haben aber weiterhin alle Werkzeuge, um z.B. den „Aggressor“ mit zwei Minuten plus Spieldauerstrafe zu belegen.

– – – Die „Corona-Hygieneregel“ die eine automatische Strafe nach sich zog, wenn die Handschuhe fallen gelassen wurden, entfällt zumindest bis auf Weiteres.

– – – Versucht en Spieler nach einem Bully den Puck mit der Hand zu spielen, dann zieht das automatisch eine zweiminütige Strafe nach sich. Verwarnungen werden hierfür nicht mehr ausgesprochen.

– – – Böse Checks zum Kopf (Career-Ending-Hits) wurden verschärft. Alles was zum Kopf (Haupttrefferfläche) geht, zieht eine Matchstrafe nach sich. Schläger oder Ellenbogen zum Kopf sind ebenfalls nicht erlaubt und ziehen 5 + Spieldauer nach sich. Lediglich ganz leichte Vergehen (Streifschuss) in Richtung Kopf können mit zwei Strafminuten noch geahndet werden.

– – – Folgende Beispiel-Situation wurde bei Strafen in den letzten fünf Spielminuten oder in der Overtime ebenfalls angepasst: Erhält Team A eine fünfminütige Strafe und Team B zwei Strafminuten, dann beginnt das dreiminütige Powerplay nicht mehr erst nachdem die zwei Strafminuten verbüßt sind, sondern direkt. Ebenso z.B., wenn fünf Strafminuten gegen zwei + zwei Strafminuten ausgesprochen sind. Dann startet ein einminütiges Powerplay dementsprechend direkt.

DEL nimmt fünf Referees aus Nordamerika unter Vertrag

Durch den Aufstieg der Bietigheim Steelers hat sich die Anzahl der Klubs in der DEL auf 15 erhöht. Das bedeutet auch, dass mehr Spiele als in den Vorjahren zu leiten sind. Lars Brüggemann bestätigte am Montag, dass die Liga mit vier Profischiedsrichtern und einem „Halbprofi“ (Marian Rohatsch) an den Start gehen wird. Außerdem hat die Liga fünf Referees aus Nordamerika unter Vertrag genommen, die in der DEL tatkräftig unterstützen sollen. Um welche Referees es sich dabei handelt und ab wann diese zum Einsatz kommen, ließ Brüggemann noch offen. „Sie haben das Regelbuch schon in Fleisch und Blut und sind quasi als Mentoren hier“, so der ehemalige Verteidiger.
Das Werben, ehemalige Spieler für den Schiedsrichterjob zu begeistern, hat indes keineswegs aufgehört. Es wurde allerdings coronabedingt etwas ausgebremst. Unterstützt wird Brüggemann zukünftig von Willi Schimmm, der für die Hauptschiedsrichter zuständig ist und Thomas Gemeinhardt, der sich um die Linienrichter kümmert.

Es gibt also eine Vielzahl von Änderungen, an die sich Spieler, Schiedsrichter und Fans erst noch gewöhnen müssen. Geduld und Rücksicht wird gerade zum Saisonstart noch auf allen Seiten gefragt sein, da sicherlich trotz aller akribischen Vorbereitungen nicht gleich alles perfekt sein kann.

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