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Deggendorf. (JR) Thomas Greilinger war einer der herausragenden Stürmer der DEL. Nach dem er zur Saison 2019/2020 seine DEL-Laufbahn beendet hatte, ist er zu... Deggendorfs neuer Sportchef Thomas Greilinger: „Der DSC soll kein Club für Spieler sein, die ihre Karriere „gemütlich“ ausklingen lassen wollen“

Thomas Greilinger – © L. Schirmer

Deggendorf. (JR) Thomas Greilinger war einer der herausragenden Stürmer der DEL. Nach dem er zur Saison 2019/2020 seine DEL-Laufbahn beendet hatte, ist er zu seinem Heimatverein Deggendorfer SC in die Oberliga zurückgekehrt.

Zur Saison 2021/2022 ist er nicht nur mehr als Spieler aktiv, sondern übernimmt auch die Position als sportlicher Leiter. Wir haben ihm dazu und zu allgemeinen Themen rund um das Deutsche Eishockey einige Fragen gestellt:

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Greilinger, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison 2020/2021 ist für den Deggendorfer SC beendet. Es war eine schwierige und turbulente Saison für den Club. Wie fällt ihr Fazit zur gerade zu Ende gegangenen Saison aus?
Thomas Greilinger: Es war natürlich für alle schon durch Corona eine schwierige Saison, mit vielen Hindernissen. Aus unserer Sicht war es natürlich keine gute Saison, mit dem Trainerwechsel und vielen anderen Baustellen. Aber wir werden versuchen, nächste Saison es besser zu machen und wir werden wieder angreifen. Dazu werden wir uns neu aufstellen und den Kader entsprechend umbauen.

E-M / JR: Sie werden zur Saison 2021/2022 beim Deggendorfer SC Spieler und Sportlicher Leiter sein. Werden Sie auch weiterhin im Nachwuchs arbeiten?
Thomas Greilinger: Ich werde auch weiterhin als sportlicher Leiter im Nachwuchs arbeiten, werde aber aus Zeitgründen keine Mannschaft als Trainer selbständig führen.

E-M / JR: Dem Oberliga-Team des Deggendorfer SC steht ein größerer Umbruch bevor. Auch einige gebürtige Deggendorfer Spieler werden nicht mehr im Kader stehen. Welches Konzept verfolgen Sie bei der Zusammenstellung des Kaders?
Thomas Greilinger: Wir werden versuchen eine schlagkräftige Mannschaft mit einigen erfahrenen Spielern, einigen jungen Spielern und einigen ganz jungen Spielern zu bilden. Wichtig ist, dass die Mischung stimmt und dass die erfahrenen Spieler gewillt sind, die jungen Spieler zu führen und sie an die Hand zu nehmen. Der DSC soll kein Club für Spieler sein, die ihre Karriere „gemütlich“ ausklingen lassen wollen.

E-M / JR: So wie es derzeit aussieht, werden wohl viele Spieler aus dem Raum Niederbayern auf dem Markt sein. Beim EV Landshut werden einige gebürtige Landshuter nächste Saison keinen Vertrag mehr bekommen. Wird man eventuell den einen oder anderen Spieler aus dem derzeitigen DEL 2-Kader des EVL im Kader des DSC sehen?
Thomas Greilinger: Nein, aktuell ist das nicht geplant.

E-M / JR: Sollte die Oberliga nicht generell mehr oder weniger eine „Ausbildungsliga“ sein, in der wenn möglich überwiegend mit jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs oder aus der Umgebung gespielt werden sollte. Teilen Sie diese Ansicht?
Thomas Greilinger: Nein, ich sehe die Oberliga nicht als reine Ausbildungsliga an. Auch die Oberliga wurde als Profiliga eingestuft und die Clubs arbeiten sehr professionell. Natürlich sollte die Oberliga eine Liga sein, in der viele junge Spieler spielen dürfen und in der sie die Gelegenheit bekommen, die ersten Schritte aus dem Nachwuchs- in den Profibereich zu machen. Es gibt auch in der Oberliga viele ambitionierte Vereine, die nach höherem streben.

Thomas Greilinger im Ingolstädter Trikot – © by ISPFD

E-M / JR: Sie haben eine lange Karriere in der DEL hinter sich und waren sicherlich einer der talentiertesten Deutschen Spieler überhaupt. Ihre Karriere hatte viele Höhen, aber auch Tiefen und schien schon in jungen Jahren fast beendet zu sein. Hat Sie diese schwierige Zeit aus heutiger Sicht vielleicht sogar eher stärker gemacht, nicht nur als Sportler sondern auch als Person?
Thomas Greilinger: Das kann man schon so sagen, ja. Durch meine schwere Verletzung stand meine Karriere auf der Kippe und ich musste mir Gedanken machen, wie es bei einem eventuellen Karriereende weitergehen könnte. Das hat mich für die Zukunft schon geprägt und mich vielleicht auch in meiner Persönlichkeit reifen lassen.

E-M / JR: Das Deutsche Eishockey wird seit vielen Jahren vor allem von nordamerikanischen Spielern und Sportlicher Leitern geprägt. Das Bosman-Urteil in den 90er Jahren sorgte dafür, dass kaum noch Deutsche Spieler in der DEL einen Vertrag bekamen. Die deutsche Nationalmannschaft stieg in die B-Gruppe ab. Sie gaben ihr Debüt in der Nationalmannschaft als Spieler des Drittligisten Deggendorfer EC. In den letzten Jahren hat sich das Deutsche Eishockey wieder erholt und sich ordentlich entwickelt. Aktuell gibt es vielleicht so viele gute junge Spieler wie nie zuvor. Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Deutschen Eishockey?
Thomas Greilinger: Das Deutsche Eishockey hat sich im Nachwuchsbereich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und inzwischen gibt es wirklich viele junge gut ausgebildete Spieler. Diese Spieler müssen aber weiter gefördert werden und auch in die Profiteams eingebaut werden. Leider spielen in der DEL immer noch zu viele Kontingentspieler, so dass es immer noch ein steiniger Weg ist für junge Spieler.

Thomas Greilinger – © Sportfoto-Sale (DR)

E-M / JR: In der DEL spielen derzeit immer noch sehr viele Kontingentspieler. Eine Reduzierung der Kontingentstellen und dadurch das Bereitstellen an Arbeitsplätzen für mehr Deutsche und auch junge Deutsche Spieler wäre der nächste Schritt, der nun kommen sollte. Sehen Sie das nicht so?
Thomas Greilinger: Doch, sehe ich auch so, wie bei der vorigen Frage schon erwähnt. Eine Reduzierung der Kontingentstellen sollte unbedingt angestrebt werden.

E-M / JR: Ein Vorschlag wäre: Die DEL verringert die Anzahl der Kontingentstellen auf sechs, Spieler aus der DEL 2 und dem Nachwuchs rücken in die DEL auf. Spieler aus der Oberliga und dem Nachwuchs rücken in die DEL 2 auf. Die Oberliga füllt mit Spielern aus dem Nachwuchs, auch eigenem Nachwuchs auf. Wäre das nicht der richtige Weg für das Deutsche Eishockey?
Thomas Greilinger: Werden in der DEL die Kontingentstellen reduziert, entstehen automatisch mehr Plätze für junge Spieler und das Deutsche Eishockey profitiert davon. Ob die jungen Spieler dann aus der DEL 2, Oberliga oder aus dem Nachwuchs in die DEL kommen, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass mehr junge deutsche Spieler die Möglichkeit erhalten, in der DEL zu spielen und das geht nur über eine Reduzierung der Importstellen.

E-M / JR: Aktuell sind in der DEL neun plus zwei Kontingentstellen erlaubt. Es gibt Clubs die spielen mit sieben(!) Kontingentstürmern. Aus ihrer Sicht auch viel zu viel? Können Sie es uns erklären, warum die DEL-Clubs sich bisher weigern, die Kontingentstellen zu reduzieren?
Thomas Greilinger: Klar ist das viel zu viel, egal ob die Clubs jetzt mit sieben Kontingentstürmern oder vier Kontingentverteidigern spielen. Man kann sich ja ausmalen, wie viele Plätze dann für Deutsche und junge Spieler übrig bleiben. Es gibt in der DEL viele nordamerikanische Trainer und Sportliche Leiter, die gute Kontakte nach Nordamerika pflegen und gerne möglichst viele Spieler von dort in die DEL holen möchten. Das ist sicherlich ein Hindernis, warum die Anzahl der Kontingentstellen seit Jahren stagniert und keine weitere Reduzierung mehr stattfand.

E-M / JR: Eine Liga und Sportart kann nur dann eine gesunde Liga und Sportart sein, wenn sie überwiegend ihre Spieler selbst entwickelt und dann mit einigen Spielern aus dem Ausland garniert. Eine Aussage, die man so bestätigen kann oder sind Sie anderer Meinung?
Thomas Greilinger: Sicherlich sollte es immer das Bestreben sein, möglichst viele Spieler selbst auszubilden. Das hilft den Ligen, den Clubs und dem Deutschen Eishockey allgemein.

E-M / JR: Der Nachwuchs des Deggendorfer SC liegt Ihnen sehr am Herzen, sie engagieren sich vorbildlich für den Nachwuchs ihres Heimatvereines. Wie sehen Sie die Entwicklung im Nachwuchs in Deggendorf? Kann man auch hier Fortschritte in den jüngeren Jahrgängen erkennen?
Thomas Greilinger: Ich bin jetzt im zweiten Jahr hier in Deggendorf. Das erste Jahr lief sehr gut und wir konnten schon einiges entwickeln. Leider wurden wir dieses Jahr durch Corona ausgebremst. Wir hoffen nur, dass wir die Kinder weiter bei der Stange halten können und alle Kinder nächste Saison wieder dabei sind. Insgesamt sehe ich den Nachwuchs in Deggendorf schon auf einem guten Weg.

E-M / JR: Herr Greilinger, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!

(Jörg Reich)

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