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München. (JR) Claus Gröbner ist seit Mai 2021 Generalsekretär beim Deutschen Eishockey-Bund e.V. In früheren Tätigkeiten war er unter anderem beim EHC München und... DEB Generalsekretär Claus Gröbner: „Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, dass es mehr Eisflächen gibt“

Claus Gröbner – © ISPFD

München. (JR) Claus Gröbner ist seit Mai 2021 Generalsekretär beim Deutschen Eishockey-Bund e.V.

In früheren Tätigkeiten war er unter anderem beim EHC München und dem ERC Ingolstadt beschäftigt. Wir haben ihm ein paar Fragen rund um das Deutsche Eishockey und zu der Ausrichtung der nächsten Jahre gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Gröbner, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Sie sind beim DEB seit Mai als Generalsekretär angestellt und bilden gemeinsam mit Christian Künast das Nachfolge-Duo von Stefan Schaidnagel. Wie haben Sie sich in diese neue Position eingearbeitet und welche Aufgaben stehen für Sie aktuell vorwiegend an?

Claus Gröbner: Es macht mir unheimlich viel Spaß. Ehrlich gesagt verfloge die Zeit wie im Flug, denn wir haben sehr viele Themen auf der Agenda. Zuletzt gab es ja die Präsidentschaftswahl bei der IIHF, sowie die Kandidatur von Franz Reindl, zudem stehen ja viele erstklassige Turniere an. Die Frauen spielen die ungemein wichtige Qualifikation für die Olympischen Spiele in Füssen. Die Männer freuen sich auf die Olympischen Spiele sowie die WM in Finnland. Und dann kommt noch vorher der Deutschland Cup in Krefeld. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Planung und Organisation der U-18 WM in Kaufbeuren und Landshut, die auf meinem ersten IIHF Weltkongress in Riga an uns vergeben wurde. Wir dürfen hier als Gastgeber die Superstars von morgen begrüßen und wollen für eine entsprechende Organisation und Kulisse sorgen. Es wird sicher nicht langweilig.

E-M /J. R.: In welchen Bereichen streben Sie in nächster Zeit Veränderungen an? Was haben Sie in den letzten fünf Monaten schon erreichen können?

Claus Gröbner: Es geht mir grundsätzlich um eine Weiterentwicklung der einzelnen Themenbereiche. Zu Beginn habe ich mir erstmal einen bestmöglichen Überblick verschafft, die Kolleginnen und Kollegen kennengelernt. Wenn wir auf die Oberligen blicken, dann möchte ich mit den Clubs gemeinsam erreichen, dass wir im Bereich Marketing und Kommunikation einen Schritt nach vorne machen. Überhaupt gilt es, dass wir mit unseren DEB-Partnern eng und zukunftsorientiert zusammenarbeiten. Zudem bedarf es im Bereich der Nachwuchsarbeit gerade nach Corona immense Anstrengungen unsererseits, dass die Kinder wieder regelmäßig auf dem Eis stehen. Und letztlich ist die Infrastruktur elementar wichtig. Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, dass es mehr Eisflächen gibt, auf denen die Kids und Teams Eishockey spielen können.

E-M /J. R.: Sie sind der Generalsekretär, Christian Künast ist der Sportdirektor. Wie ist die Aufgabenverteilung zwischen Ihnen beiden? Wie verläuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Christian Künast?

Claus Gröbner: Die Aufgabenverteilung ist eindeutig. Christian kümmert sich um den sportlichen Bereich. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.

E-M /J. R.: Der DEB hat in den letzten Jahren unter Stefan Schaidnagel die Strukturen verändert und vor allem die Nachwuchsarbeit sowie die Trainerausbildung verbessert. Das Deutsche Eishockey ist im Aufwind, die Anzahl junger talentierter Spieler wurde deutlich erhöht. Wie wollen Sie dafür sorgen, dass dieser Trend anhält? Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Nachwuchsausbildung weiter zu verbessern?

Claus Gröbner: Ich habe die Themen eben bereits angesprochen. Oberste Priorität hat, dass die Kids regelmäßig aufs Eis kommen. Parallel dazu werden wir weiterhin in die Trainerausbildung investieren, Karl Schwarzenbrunner macht da sehr gute Arbeit. Dass wir gerade jüngst immer wieder gute junge deutsche Spieler herausgebracht haben, hilft natürlich zusätzlich. Ein Tim Stützle, aber auch Lukas Reichel oder John Jason Peterka sind positive Beispiele und Vorbilder. Aber klar ist auch, dass wir nicht jedes Jahr solche Ausnahmetalente hervorbringen werden. Die Corona Pandemie wird mit Sicherheit auch hier mittelfristige Auswirkungen haben. Weiterhin werden wir auch die Stärkung des Fraueneishockeys im Fokus haben und damit insbesondere auch die intensivere Förderung der Mädchen im Nachwuchs.

E-M /J. R.: Die U20-Nationalmannschaft ist bei der letzten U20-WM trotz schwierigen Umständen ins Viertelfinale eingezogen. Die A-Nationalmannschaft hat bei der letzten Weltmeisterschaft das Halbfinale erreicht und hat auch in den Jahren zuvor sehr erfolgreich gespielt. Können solche Erfolge in den nächsten Jahren in einer gewissen Regelmäßigkeit erzielt werden oder werden das eher Ausnahmen bleiben?

Claus Gröbner: Das ist das Ziel. Wir sind auf dem richtigen Weg. Aber klar ist auch, dass uns nichts geschenkt wird. Die anderen Länder schlafen nicht.

Franz Reindl (links) und Claus Gröbner – © DEB Media/PR

E-M /J. R.: Um mit der Nationalmannschaft dauerhaft erfolgreich zu sein, benötigt man gute Spieler in der Spitze, aber auch eine gewisse Breite an guten Deutschen Spielern. Die Breite an Spielern kann es aber nur geben, wenn die Spieler auch die Möglichkeit bekommen in der PENNY DEL zu spielen und in wichtigen Rollen zu spielen. Ist dies aus ihrer Sicht in der Liga aktuell gegeben?

Claus Gröbner: Ich weiß, dass dieses Thema immer wieder diskutiert wird. Und das ist in Ordnung. Aber wenn wir auf die Entwicklung schauen und man sich vor allem mal die Einsatzzeiten der jungen deutschen Spieler z.B. in der PENNY DEL ansieht, dann sind wir da weitaus besser unterwegs als vor einigen Jahren. Diesen Weg sollten wir weiterverfolgen.

E-M /J. R.: Die Clubs der PENNY DEL haben neun plus zwei Kontingentstellen zur Verfügung, die auch von den meisten Clubs ausgeschöpft werden. Das ist schon fast die Hälfte der Spieler auf dem Spielberichtsbogen. Hinzu kommen erfahrene Deutsche und aus dem Ausland eingebürgerte Spieler. Kann man mit einer Nationalmannschaft unter diesen Voraussetzungen langfristig erfolgreich sein?

Claus Gröbner: Aktuell ist die Regel so, alle Beteiligten haben sich darauf verständigt. Ich persönlich halte nicht viel davon, dass man öffentlich allzu viel darüber diskutiert. Wir haben zwischen dem DEB und den Ligen eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir tauschen uns regelmäßig zu allen relevanten Themenbereichen aus. Von daher bin ich sehr positiv gestimmt, dass wir auch in der Zukunft erfolgreich sind.

E-M /J. R.: Zur Saison 2021/2022 wurden in der PENNY DEL die Stellen für U 23-Spieler auf dem Spielbericht von zwei auf drei erhöht. Für junge Spieler sicherlich eine gute Möglichkeit, in die PENNY DEL reinzukommen. Für deutsche Spieler über 23 Jahren wurde diese Regelung aber zum Nachteil, weil die Anzahl der Kontingentstellen gleich blieb. Viele deutsche Spieler im Alter von 24, 25 oder 26 Jahren mussten daraufhin in die DEL2 wechseln, eine Rückkehr in die DEL ist unter den aktuellen Gegebenheiten sicherlich schwierig. Diese Spieler werden der Nationalmannschaft eventuell in den nächsten Jahren fehlen. Sehen Sie das nicht so?

Claus Gröbner: Ich kann mich da nur wiederholen. Die aktuellen Regeln sind so. Ich denke, dass gerade die jüngste Vergangenheit gezeigt hat, dass sich sehr wohl junge deutsche Spieler durchsetzen können. Und ich gehe davon aus, dass das auch weiterhin so ist. Denn Qualität setzt sich am Ende immer durch.

E-M /J. R.: Die Erfolge des Deutschen Eishockeys in den letzten Jahren werden hauptsächlich in Verbindung mit dem Konzept Powerplay 2026 gebracht. Die Nachwuchs- und Trainerausbildung wurde entsprechend forciert und verbessert. In diesem Konzept war aber auch vorgesehen, den Deutschen Spielern mehr Spielmöglichkeiten in der PENNY DEL zu geben und die Stellen für Importspieler bis zum Jahr 2026 auf sechs je Club zu begrenzen. In den letzten Jahren wurde keine einzige Stelle reduziert. Gibt es einen Stufenplan, wie man dieses Ziel bis zum Jahr 2026 erreichen möchte?

Claus Gröbner: Es ist Fakt, dass Powerplay 26 sowie die gute Arbeit im Bereich des Nachwuchses sowie im Trainerbereich maßgeblich dazu beigetragen haben, dass wir erfolgreich waren. Alles Weitere werden wir intern besprechen. Ich sehe uns auf dem richtigen Weg.

E-M /J. R.: In der Schweiz gab es Pläne, die Lizenzen für ausländische Spieler von vier auf sieben zu erhöhen. Der Widerstand von Spielern, Fans und Verband war gewaltig und hat die Liga dazu gebracht, diese Erhöhung weitestgehend auszusetzen. Auch DEB-Präsident Franz Reindl hat die Eidgenossen davor gewarnt. Wäre es nicht angebracht von Seiten des DEB auch hierzulande die PENNY DEL mit mehr Druck aufzufordern, die Lizenzen für ausländische Spieler in der PENNY DEL zu reduzieren? Aus welchen Gründen wird das nicht getan?

Claus Gröbner: Ich sehe aktuell überhaupt keinen Grund, dass man sich gegenseitig mit Druck bei derartigen Themen begegnet. Das hat noch nie nachhaltig geholfen. Wir sind mit der PENNY DEL in einem sehr guten und konstruktiven Austausch zu allen relevanten Themen.

E-M /J. R.: Die PENNY DEL ist eine eigenständige Liga. In wie fern ist die Liga bzw. sind die Clubs bereit, sich auf Ideen und Vorschläge des DEB einzulassen bzw. darauf einzugehen? Es macht von außerhalb betrachtet den Eindruck, die PENNY DEL-Clubs sind diejenigen, die im Deutschen Profieishockey die Richtung vorgeben. Jegliche Kritik an der höchsten deutschen Spielklasse scheint unerwünscht. Können Sie diesen Eindruck entkräften?

Claus Gröbner: Ja, kann ich. Das Innenverhältnis ist vollkommen intakt. Und natürlich ist es so, dass auch Ideen vom DEB positiv aufgenommen werden. Wissen Sie, hätten wir in den letzten Jahren nicht so gut zwischen Verband und Liga gearbeitet, dann wären wir auch nicht so erfolgreich gewesen. Jetzt gilt es, gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen.

E-M /J. R.: Herr Gröbner, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

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