Class of 2015 – Hockey Hall of Fame – Nicklas Lidström – Der perfekte Mensch
NHL 13. November 2015 Eishockey-Magazin 0
New York. (LM) Am 9. November 2015 fand die Aufnahmezeremonie für den diesjährigen Jahrgang der Hockey Hall of Fame statt. Wie im Vorjahr wollen wir die neuen Mitglieder vorstellen und ihre Karrierestationen beleuchten. Warum werden Nicklas Lidstrom , Sergei Fedorov, Chris Pronger und Phil Housley in die Ruhmeshalle des Eishockeys aufgenommen?
Nicklas Lidström – Der perfekte Mensch
Seine Mitspieler nannten ihn einen der besten Mannschaftskameraden mit dem sie zusammenspielen durften und verliehen ihm den Spitznamen „der perfekte Mensch“. Gegenspieler sahen in ihm ein Vorbild und einen fairen Kontrahenten. Medienvertreter bezeichnen ihn als Gentleman. Wohl selten in der Geschichte des Eishockeys waren sich Gegner, Mannschaftskollegen und Journalisten so einig bei der Beurteilung eines Akteurs, wie im Fall von Nicklas Lidström. Der Schwede hat sich in 20 Jahren NHL den Ruf als einer der besten Verteidiger auf dem Eis, und eine der sympathischsten Persönlichkeiten neben dem Eis redlich verdient.
Gut gehütetes Geheimnis vorm Draft
Als Lidström 1989 in der dritten Runde des NHL-Drafts von Detroit verpflichtet wurde, war er allerdings noch ein gut gehütetes Geheimnis. Spieleragent Don Meehan hatte Lidström im Herbst des Vorjahres in dessen Heimatstadt Västerås als 18-jährigen entdeckt. Meehan machte die Scouts der Red Wings auf Lidström aufmerksam, und fädelte die Verpflichtung an Draftposition 53. ein. Die Red Wings parkten Lidström noch für zwei weitere Jahre in Schweden, und holten ihn erst im Sommer 1991 nach Nordamerika. In seinen ersten Jahren in der NHL war Lidström oftmals Zimmerkollege von einem weiteren Spieler des Hall of Fame
Jahrgangs 2015, Sergej Fedorov.
Bereits in seinem Rookiejahr zeigte Lidström was die Fans der Red Wings in den folgenden 20 Jahren Abend für Abend in der Joe Louis Arena erwarten durften. Elf Tore und 49 Vorlagen sammelte Lidström in seinem ersten NHL-Jahr und landete hinter Pavel Bure auf Platz zwei bei der Wahl zum Nachwuchsspieler des Jahres. Im Prinzip veränderte sich in den zwei Jahrzehnten danach kaum etwas.
Die Zuverlässigkeit in Person
Lidström war regelmäßig in der Top Ten der Spieler mit der meisten Eiszeit zu finden und brachte die gegnerischen Angreifer in Spielen gegen Detroit zur Verzweiflung. Der Schwede war schlittschuhläuferisch hervorragend ausgebildet worden und verfügte außerdem über ein unglaublich gutes Stellungsspiel und Spielverständnis. Auch mit dem Eishockeyschläger konnte Lidström hervorragend umgehen. Wenn die Gegner der Red Wings bei einem Angriff den Puck tief spielten und zum Forechecking hinterher liefen, da schlug Lidström den Puck oftmals aus der Luft, stoppte damit den Angriffsversuch, und leitete mit einem schnellen und genauen Pass seinerseits den Konter Detroits ein.
Obwohl er trotzdem häufig in den Zweikampf mit großen, bulligen und technisch versierten Stürmern gehen musste, gelang es Lidström in den allermeisten Fällen die Situation ohne Gegentor und ohne Strafzeit zu lösen. Nie sammelte Nicklas Lidström mehr als 50 Strafminuten in einer kompletten Saison. In den meisten Jahren musste der Wings-Verteidiger sogar weniger als 30 Minuten auf den Strafbänken der NHL-Arenen Platz nehmen.
Durch seine äußerst faire und vorrausschauende Spielweise vermied Lidström auch unnötigen Körperkontakt und verletzungsfördernde Spielsituationen. Erst in seiner 20. und letzten Saison fehlte Lidström mehr als sechs Saisonspiele. Von schweren Verletzungen verschont stand er in 1564 von 1612 möglichen Spielen der regulären Saison auf dem Eis.
Erster Stanley Cup im siebten Jahr
Auf den ersten Erfolg in den Playoffs wartete Lidström allerdings ein paar Jahre. Wie seine Teamkollegen Fedorov und Yzerman, musste er erst bittere Niederlagen in den Playoffs 1995 und 1996 erleiden, um dann 1997 erstmals die Meisterschaft zu gewinnen. Den Erfolg wiederholte Detroit ein Jahr später, und Lidström trug mit 19 Punkten in 22 Playoffspielen entscheidend dazu bei.
Dennoch stand der Schwede erst gegen Ende der neunziger Jahre vermehrt im Fokus der Öffentlichkeit. Dafür hatten die Red Wings zu viele Superstars in der Offensive, aber auch die Verteidiger waren keine Unbekannten. Paul Coffey, Vladimir Konstantinov, Larry Murphy und später Chris Chelios nahmen dem eigenen Mannschaftskollegen in manchem Jahr Punkte bei der Abstimmung zum besten Verteidiger der NHL ab. Nach der schweren Verletzung von Konstantinov im Anschluss an den ersten Titel, übernahm Lidström noch mehr Verantwortung und wurde jetzt auch ligaweit verstärkt wahrgenommen. Beim Voting für die Norris Trophy landete Lidström allerdings in den Jahren 1998-2000 noch auf dem undankbaren zweiten Platz.
Das neue Jahrtausend ist Lidströms Jahrtausend
Kurz nach dem Jahrtausendwechsel erhielt Nick Lidström dann aber endlich die ihm gebührende Anerkennung. Von der Saison 2000/01 bis zur Spielzeit 2010/11 gewann er in sieben von zehn Jahren die Norris Trophy. Zweimal gelang ihm sogar der „Titelhattrick“ bei dieser Auszeichnung . Auch die Leistungen von Lidström in den Playoffs wurden entsprechend gewürdigt.
In der Meistersaison 2001/02 waren es nicht die Stürmer Brett Hull, Luc Robitaille, die langjährigen Teamkollegen Fedorov, Yzerman oder der charismatische Torwart Dominik Hasek, die als wertvollster Spieler der Playoffs ausgezeichnet wurden. Lidström hatte mehr als 31 Minuten pro Spiel auf dem Eis gestanden und dazu offensiv noch fünf Tore und 16 Punkte zum Gewinn des Stanley Cup 2002 beigesteuert. Gary Bettman überreichte Lidström im Anschluss an die letzte Finalpartie die Conn Smythe Trophy für den MVP der NHL-Playoffs.
2003/04 sah es dann so aus, als würde der damals 33-jährige Lidström langsam seinem Arbeitspensum der Vorjahre Tribut zollen müssen. Die Eiszeit lag bei „nur“ 27:39 Minuten, und erstmals blieb der Schwede in einer vollständigen Saison unter 40 Scorerpunkten .
Besser als je zuvor nach dem Lockout
Doch die ausgefallene Saison 2004/05 war offensichtlich genau die richtige Pause für Lidström. 16 Tore, 64 Vorlagen und insgesamt 80 Punkte entsprachen der erfolgreichsten Ausbeute in der gesamten Karriere von Niklas Lidström. Auch der Erfolg mit dem Team hielt an. 2007/2008 gewannen die Red Wings zum vierten Mal in elf Jahren den Stanley Cup. Lidström durfte nach dem Sieg in Spiel sechs gegen die Pittsburgh Penguins als erster europäischer Mannschaftskapitän den Stanley Cup in Empfang nehmen und in die Höhe strecken. In der folgenden Spielzeit stand Detroit sogar einen Sieg vor einer erfolgreichen Titelverteidigung, verlor dann aber die Neuauflage gegen Pittsburgh in sieben Spielen.
Die mittlerweile fast 20 Jahre in der nordamerikanischen Profiliga schienen Lidström auch weiterhin nichts auszumachen. Zwar reduzierte sich seine Spielzeit auf weniger als 24 Minuten pro Spiel, dennoch war der mittlerweile vierzigjährige weiterhin die Zuverlässigkeit in Person.
„Was Nick Lidström so großartig macht, ist das er so gut bis sehr gut in allem ist, was er macht. Er hat allerdings keinen „Wow-Faktor“, beschrieb Detroits Manager Ken Holland 2010 die Spielweise von Lidström gegenüber espn.com. „Lidström macht keine Fehler. Der „Wow-Faktor“ ist, dass er jeden Tag so spielt. In wichtigen Spielen und unwichtigen Spielen. Das Bemerkenswerte ist seine Konstanz, sein gesamtes Arbeitspensum.“
Karriereende mit 42
Erst mit 42 Jahren, nach mehr als 1500 Saisonspielen und mehr als 250 Playoffpartien stellte sich 2011/12 die erste hartnäckige Verletzung ein. Geplagt durch Probleme mit dem Knöchel erklärte Lidström daraufhin im Mai 2012 seinen Rücktritt aus der NHL.
Neben Bobby Orr wird es schwer einen weiteren Verteidiger zu finden, der die Erfolge und Auszeichnungen eines Nicklas Lidström vorweisen kann. In 20 Jahren mit den Detroit Red Wings verpasste Lidström in keiner Saison die Playoffs. Seine 1564 Saisonspiele sind ein Rekord in Hockeytown, und zudem die Bestmarke in der NHL-Geschichte für einen Spieler, der nur für einen einzigen NHL-Club gespielt hat. Leidglich sein ehemaliger Kollege in der Verteidigung der Wings, Chris Chelios, hat mehr Playoffspiele gespielt, und nur Orr hat häufiger die Norris Trophy gewonnen . Neben den Erfolgen in der National Hockey League konnte Lidström mit der schwedischen Nationalmannschaft auch eine Goldmedaille bei Olympia 2006 und die Weltmeisterschaft 1991 gewinnen.
Was Lidström bei all seinen Erfolgen besonders auszeichnete war auch sein Verhalten neben dem Eis. Er begegnete anderen stets mit großen Respekt, behandelte Neulinge und Berühmtheiten gleich, und war ein dankbarer Interviewpartner für bekannte und unbekannte Journalisten. Ob Niklas Lidström der perfekte Mensch ist wird sich nicht abschließend klären, dem Idealbild eines perfekten Eishockeyspielers kam er jedenfalls sehr nah.
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