Class of 2014 – Hockey Hall of Fame 2/5: Dominik Hasek
NHL 10. Dezember 2014 Eishockey-Magazin 1
Am 19.11. fand die diesjährige Aufnahme der neuen Mitglieder der Hockey Hall of Fame statt. In einer kleinen Serie wollen wir einen Rückblick auf die Karrieren von Rob Blake, Peter Forsberg, Dominik Hasek, Mike Modano und Pat Burns werfen. Warum wurden gerade diese Spieler und Trainer in die Ruhmeshalle des Eishockeys aufgenommen?
Dominik Hasek – Der tschechische Puckfänger
Oftmals endeten die Bewegungen im scheinbaren Chaos. Der Körper glitt auf dem Eis hin und her, der Fanghandschuh zuckte durch die Luft. Wenn es ganz eng wurde, dann lag der Torhüter plötzlich verkehrt herum. Der Torwartschläger lag längst irgendwo am Tor, fallen gelassen wie ein lästiges Anhängsel. Auf dem Rücken liegend wurden die Schoner nach oben gerissen. Zusammen mit dem Blocker oder dem Fanghandschuh verhinderte diese Bewegung fast immer den Einschlag des Pucks im Tor. Nein, der Spielstil von Dominik Hasek war nicht elegant oder aus dem Lehrbuch.
Torwarttrainer auf der ganzen Welt verzweifelten vermutlich reihenweise, wenn eines der Kinder plötzlich den Stil von Hasek erlernen wollte. Die Bewegungsabläufe des Tschechen unterlagen aber keinen Regeln, sondern erfolgten nur instinktiv und reflexartig. Das Ziel war nicht Eleganz, sondern einzig und allein das Verhindern eines Gegentores.
Neuling in Chicago, Superstar in Buffalo
Als Hasek 1983 von den Chicago Blackhaws an 199. Stelle im NHL-Draft ausgewählt wurde, war der kalte Krieg noch in seiner heißen Phase. So dauerte es sieben Jahre, ehe der Tscheche 1990 sein erstes NHL-Spiel absolvierte. In Europa hatte Hasek dabei schon seine Klasse gezeigt, war mehrfach Torwart und Spieler des Jahres geworden. Bei den Blackhawks war der Tscheche jedoch nur zweite Wahl hinter Ed Belfour. Zwar zeigte er durchaus gute Leistungen, aber an „Eddie the Eagle[1]“ kam er nicht vorbei.
Im Sommer 1992 wurde Hasek dann im Tausch gegen Stéphane Beauregard nach Buffalo zu den Sabres geschickt. Der Schritt ins Rampenlicht der NHL-Bühne. Ab der Saison 1993/94 begann Dominik Hasek dann, die Rekordbücher der NHL neu zu schreiben. Von 1994-1999 gewann Hasek fünf Vezina Trophys als bester Torhüter der Liga. Dazu erhielt er in den Jahren 1997 und 1998 sogar die Hart Memorial Torphy als wertvollster Spieler der Liga. Der letzte Torwart vor Hasek, der diese Auszeichnung erhalten hatte, war 1962 Jacques Plante gewesen.
Triumph bei Olympia
Nicht nur in der NHL war Hasek erfolgreich. Mit dem tschechischen Olympiateam gewann er 1998 in Nagano die Goldmedaille. Vor allem die Leistungen des gebürtigen Pardubicers im Halbfinale und Finale waren herausragend. Gegen die Auswahl Kanadas gewann Tschechien mit 2:1 nach Penaltyschießen. Im Finale gegen Russland, das zuvor die Finnen mit 7:4 besiegt hatte, blieb Hasek sogar ganz ohne Gegentor. Der Treffer von Petr Svoboda zum 1:0 reichte im Endspiel aus.
Das Besondere an dieser Goldmedaille war, dass die NHL erstmals ihren Spielbetrieb für das Olympiaturnier unterbrochen hatte. Die USA und vor allem Kanada, u.a. mit Wayne Gretzky, waren die großen Favoriten auf den Olympiasieg. Nun galt es für Hasek die internationalen Leistungen auch in der NHL erfolgreich zu untermauern.
Bittere Niederlage durch umstrittenes Gegentor.
Nachdem die Sabres in den Vorjahren oft in der ersten Runde der Playoffs gescheitert waren,
führte ein überragender Hasek sein Team 1999 bis ins Finale um den Stanley Cup[2]. Im sechsten Spiel in Dallas lief die dritte Verlängerung, als Brett Hull ins Tor der Sabres traf.
Hasek fuhr vom Eis, schaute in der Kabine auf den Monitor und wollte direkt wieder zurück auf die Spielfläche. Brett Hull, der Torschütze für die Stars hatte mit seinem Schlittschuh im Torraum gestanden. Nach den damals geltenden Regeln hätte der Treffer nicht zählen dürfen. Für Hasek war dieses Gegentor ein Tiefpunkt in seiner Karriere. „“Es war hart…schwierig für alle in unserer Kabine,“ sagte Hull später zu nhl.com. „Speziell das Tor von Brett Hull.. es war ein irregulärer Treffer.“
Näher kam Hasek dem Titelgewinn in Buffalo nicht mehr. Die Sabres hatten ihr Zenit überschritten. Dominik Hasek wollte aber noch einmal die Chance auf den Titel haben.
Erster Titel mit den Red Wings
Der Tscheche hatte deutlich gemacht, dass er nur noch für ein Team auflaufen würde, dass zu den Favoriten auf den Stanley Cup zählt. Deshalb tauschen die Sabres am 1. Juli 2001 Hasek mit Detroit gegen Wjatscheslaw Koslow und zwei Erstrundenpicks.
Das Team in Detroit glich eher einer All Star-Mannschaft, als einem regulären NHL-Team. U.a. liefen Steve Yzerman, Sergei Fedorov, Brendan Shanahan, Brett Hull, Niklas Lidström und Luc Robitaille für die Red Wings auf. Das Finale der Western Conference entschied Detroit mit 4:3 Siegen für sich. In einem epischen Finale gegen den Erzrivalen aus Colorado kassierte Hasek in Spiel sechs und sieben kein Gegentor. Anschließend gewannen die Red Wings das Stanley Cup-Finale deutlich mit 4:1 Spielen gegen die Carolina Hurricanes.
Hasek war auch im Starensemble unter Coach Scotty Bowman einer der besten Spieler. In den Playoffs stellte er mit sechs Spielen ohne Gegentor einen neuen Rekord auf.[3] Kurz nach dem Titelgewinn erklärte Hasek 2002 seinen Rücktritt vom Eishockey. Erstmals.
Comeback & Rücktritt – Comeback zum Zweiten & Karriereende
Die Abstinenz vom Kufensport hielt nicht lange. 2003 kehrte Hasek nach Detroit zurück. Bis zum Sommer 2008 hatte er noch einige gute Jahre in der NHL.[4] In der Saison 2007/08 konnte er sogar seinen zweiten Stanley Cup gewinnen. Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr der Stammtorhüter der Red Wings. Nach vier eher durchwachsenen Spielen in der ersten Playoffrunde 2008 wurde Hasek durch Chris Osgood ersetzt. In der Sommerpause verkündete der Tscheche dann erneut seinen Rücktritt vom Eishockey.
Irgendwie schaffte der 1,80m große Torwart aber nicht den Absprung vom Profisport. 2009 stand Hasek wieder für seinen Heimatverein HC Eaton Pardubice zwischen den Pfosten. Noch einmal konnte er den Gewinn der Meisterschaft in Tschechien feiern. Mit 45 Jahren wechselte Hasek anschließend sogar zu HK Spartak Moskau. Ein weiteres Jahr spielte er in der russischen KHL, dann war Schluss. Oder doch nicht? Im Sommer 2012, mit mittlerweile fast 47 Jahren bot sich Hasek noch einmal bei seinem alten Verein in Buffalo als Torwart an. Doch die Sabres sagten dankend ab, und schließlich trat Dominik Hasek den verdienten Ruhestand an.
[1] Spitzname von Ed Belfour
[2] Die Saison 1998/99 war statistisch die beste in der Karriere von Hasek. In der regulären Saison konnte er 93,7 % der Schüsse abwehren. Das verhalf ihm zu einem Gegentorschnitt von nur 1,87. In den Playoffs verbesserte er diese Werte sogar auf 93,9% und 1,77 GAA (Goals Against Average – Gegentore pro Spiel).
[3] Wurde in der Saison 2002-2003 von Martin Brodeur gebrochen. Der Kanadier blieb beim Stanley Cup-Gewinn der New Jersey Devils in sieben Partien ohne Gegentor.
[4] 2004-2005 spielte Hasek wegen des Lockouts nicht. 2005-2006 stand er eine Saison für die Ottawa Senators zwischen den Pfosten,