Neuwied. (PM EHC) Es gibt nicht viele Termine, zu denen die Neuwieder Eishockey-Familie im T-Shirt in Richtung Icehouse pilgert.
Am Montagabend stand ein solcher im Vip-Raum der Halle auf der Agenda. Dort spiegelte sich das wider, was schon die Saison 2022/23 gezeigt hatte: Das Interesse am EHC „Die Bären“ 2016 ist groß. Bei den Spielen auf dem Weg zur Regionalliga-Meisterschaft genauso wie jetzt bei der Jahreshauptversammlung. „Mit einem so großen Zuspruch haben wir nicht gerechnet“, sagte Burkhard Weller zu Beginn der Sitzung, als er sich 78 Vereinsmitgliedern gegenüber sah. Als Weller die Veranstaltung mit diesen Worten eröffnete, war er noch „nur“ 2. Vorsitzender des Neuwieder Eishockey-Klubs und führte gemeinsam mit Kassierer und Geschäftsführer Michael Fergen die Geschicke in Folge des Rücktritts des ehemaligen Vereinschefs Uli Günster kommissarisch. Knapp zwei Stunden später hatte die Versammlung den Neuwieder Geschäftsmann einstimmig als ihren Vorsitzenden gewählt. Weller ist mit dem Neuwieder Eishockey bereits seit dem Jahr 1997 intensiv verbunden und kennt das Innere sowie das Umfeld des Vereins aus dem Effeff. Auch Christoph Runkel, der 35-jährige neue 2. Vorsitzende, und Michael Fergen, der auch weiterhin als Herr über die Finanzen des Vereins im Amt bleibt, wurden ohne Gegenstimme das Vertrauen ausgesprochen.
Im EHC-Spektrum blickten Weller, Manager Carsten Billigmann und Jugendleiter Holger Pöritzsch auf eine erfolgreiche Saison mit steigenden Mitgliederzahlen, einer tollen Entwicklung im Nachwuchs und nicht zuletzt dem Gewinn der Regionalliga-Meisterschaft zurück. Rundherum verbreitete der Eishockeyverband Nordrhein-Westfalen mit der Ausgrenzung der Bären aus ihrem Ligenbetrieb zur kommenden Runde für Unruhe und einen handfesten Skandal. „Am Ende ist alles gut ausgegangen, weil wir uns auf die Teilnahme an der BeNe-League freuen können. Vielleicht hat der nordrhein-westfälische Verband uns mit dieser Entscheidung sogar einen Gefallen getan“, ist Burkhard Weller von einer sportlich attraktiven Liga überzeugt, in der sich die 1. Mannschaft ab Ende September mit starken niederländischen und belgischen Klubs messen kann. „Auf die Fans warten spannende und umkämpfte Partien. Dafür konnten wir unser Team breiter aufstellen und so manchen Hochkaräter verpflichten“, ist auch Carsten Billigmann guter Dinge, was die bevorstehende Spielzeit angeht. In dieser würden die Bären am liebsten an die jüngsten Erfolge anknüpfen, aber die Gegenwehr der Konkurrenz wird deutlich größer sein. Drei Final-Einzüge in Folge und der erste Regionalliga-Titelgewinn seit zehn Jahren hat die traditionell schon beeindruckende Fanschar weiter vereint. Billigmann erinnerte sich nicht nur an die grandiose Kulisse in den Play-offs und Finalspielen, sondern auch an den Empfang des Teams in der Nacht nach dem Meister-Coup in Ratingen: „Das war großes Kino.“
Billigmanns selbst dargestelltes Ziel ist es, in Zukunft auch möglichst viele Spieler aus der eigenen Jugend bei den Großen einzubauen. An der Stärkung der Basis arbeitet Holger Pöritzsch in seinem sechsten Jahr beim EHC. „Damals hatten wir weniger als 40 Eishockey spielende Kinder in unserem Verein, aktuell stehen wir bei 98“, erklärte der Jugendleiter, der sich für die große Unterstützung durch Spielereltern, Vorstand und Trainer bedankte. Die Kooperation mit der Hasenfänger-Grundschule aus Andernach und die in Kooperation mit den Neuwieder Eiskunstlauf-Vereinen angebotene Laufschule sind zwei treibende Kräfte. „An 22 Samstagen standen bei unserem Laufschulangebot in der vergangenen Saison rund 900 Kinder auf dem Eis“, blickte Pöritzsch zurück. In der Saison 2023/24 wird der EHC von der U11 bis zur U20 in allen Altersklassen eine Mannschaft in den Ligabetrieb schicken.
Die Finanzkrise ist auch an den Neuwiedern nicht spurlos vorbeigegangen. Unter anderem bekam der Verein die Auswirkungen von gestiegenen Energie- und Eiskosten, Nachforderungen der Berufsgenossenschaft, aber auch die in die Höhe geschossenen Preise für Ausrüstungsgegenstände zu spüren. „Der UVP-Preis eines hochwertigen Eishockeyschlägers liegt inzwischen bei 420 Euro, für ein paar Schlittschuhe können schon einmal 1400 Euro fällig werden“, führte Billigmann den staunenden Mitgliedern vor Augen. Als Konsequenz daraus resultierte eine Diskussion über Anpassungen der Mitgliedsbeiträge. Der Neu-Vorsitzende Weller beruhigte aber: „Wir müssen uns keine Sorgen um den Verein machen. Es wird keine Bruchlandung geben. Das entstandene Minus konnte der Verein durch Rücklagen abfangen.“