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Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Perspektiven (Chronos Verlag 2021) Kaum ein schweizerischer Sportverein hat national und international eine derartige Ausstrahlung wie der HC Davos (HCD)... Buchbesprechung: HCD 1921 – 2021 Die Geschichte des Hockey Clubs Davos

Gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Perspektiven (Chronos Verlag 2021)

Kaum ein schweizerischer Sportverein hat national und international eine derartige Ausstrahlung wie der HC Davos (HCD) aus einem Kur- und Fremdenverkehrsort im gebirgige Kanton Graubünden.

Im Jahre 1921 gegründet, feiert der HCD dieses Jahr bereits sein hundertjähriges Bestehen, Anlass zu einer interessanten sporhistorischen Dissertation von Daniel Derungs, die indessen über das Niveau einer klassischen Vereinsgeschichte herausreicht. Die bei Professor Dr. Christian Koller in Zürich geschriebene Doktorarbeit verbindet rein sportgeschichtliche Ansätze mit Politik- und Wirtschaftsgeschichte, manchmal jedoch nur lose, wie zu kritisieren ist. Den Kapiteln sind jeweils welt- und schweizergschichtliche Blöcke vorangesetellt, die nicht immer genügend mit den Ausführungen zum Eishocky im Landwassertal verklammert werden. Dennnoch gelingt es dem Autor, wichtige Aspekte wie die Kommerzialisierung und die Medialisierung des Eishockeys herauszuarbeiten. Derungs hat dazu verschiedene Archive aufgesucht – das Hauptarchiv des HCD fiel leider einem Brand zum Opfer – und auch Eintrittspreise oder Spielerlöhne recherchiert. Dies macht die Lektüre zu einem spannenden wirtschaftshistorischen Genuss, denn der Autor schreibt mit leichter Hand, verständlich, klar, präzise.

Nun ist es auf den ersten Blick verwunderlich, dass ausgerechnet der HCD aus peripherer Lage trotz verschiedener Abstiege in niedrige sportliche Gefilde den Anschluass an das schweizerische SpitzeneishoCKey immer wieder geschafft hat. Dies ganz im Gegensatz zu den frühen Internatsvereinen, zum EHC St. Moritz oder zu Arosa.

Ein wesentlicher Grund dafür war der bereits 1923 eingeführte Spengler Cup, ein internationales Turnier, das auch als wichtige Finanzspritze fungerte. Während des Kalten Krieges (1949-1989) waren auch Teams aus dem Ostblock zugegen, wobei die Einheimischen dann gerne die tschechoslowakischen Mannschaften gegen die Auswahl aus der Sowjetunion unterstützten. Besonders beliebt war das Team von Dukla Jihlava, das auch als Publikumsmagnet wirkte. Schon früh zog das Schweizer Fernsehen (SRG) mit Liveübertragungen mit und sorgte somit für zusätzliche Resonanz und Einnahmen.

Neben dem Spengler Cup waren es oft auch einzelne Persönlichkeiten, die für mehr Einnahmen und eine Professionalisierung des Sports in den Bündner Alpen sorgten, beispielswise „Gery“ Diethelm. Und manchmal hatte man auch schlicht eine gute Hand, etwa in der Verpflichtung des temperamentvollen Engadiner Trainers Arno del Curto, der die Junioren förderte, die dann gewinnbringend verkauft werden konnten.

Da und dort hätte man sich bei der Lektüre gewiss den Einbezug von mehr Fachliteratur gewünscht, das wäre kein Luxus gewesen. Vielleicht wären auch systematische Vergleiche mit dem Fussballsport angebracht gewesen. Insgesamt aber ist eine Pionierarbeit zu würdigen, die hoffentlich neue Forschungen inspirieren wird.

(F. Brändle)

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