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Heilbronn. (PM) Es war ein Eishockey-Thriller, für den Kultregisseur Alfred Hitchcock kein besseres Drehbuch hätte vorfinden können. Die Eisbären Heilbronn sind Meister der Regionalliga Südwest...

Logo Eisbären HeilbronnHeilbronn. (PM) Es war ein Eishockey-Thriller, für den Kultregisseur Alfred Hitchcock kein besseres Drehbuch hätte vorfinden können. Die Eisbären Heilbronn sind Meister der Regionalliga Südwest 2012/13. Der Weg dorthin kostete allerdings viele Nerven, was allein schon am Endergebnis abzulesen ist. Mit 4:3 (2:0/0:0/1:3/1:0) nach Penaltyschießen behielt die Mannschaft von Trainer Kai Sellers im alles entscheidenden dritten Finalspiel gegen die Baden Rhinos aus Hügelsheim die Oberhand. Als Kapitän Heiko Vogler nach der Partie vor der Eisbären-Rekordkulisse von 2.531 Zuschauern mit beiden Händen am Pott den Meisterpokal in die Höhe recken durfte, hatte die Sehnsucht von Vorstandschaft und Anhängern ein Ende und wurde zur Gewissheit. „Ganz klar, das war ein unbeschreibliches Gefühl, der schönste Moment meiner Karriere“, kommentierte Kapitän Heiko Vogler den Moment, als er den Meisterpokal von Heilbronns Bürgermeister Harry Mergel überreicht bekam. Ein Glück jedoch, das an einem seidenen Faden hing, an einem ganz seidenen – doch der Reihe nach.

Die entscheidende Frage vor dem Spiel war, inwiefern die Eisbären die Niederlage aus Spiel 2 wegstecken würden. Immerhin waren die Polartiere in den 24 Pflichtspielen zuvor ungeschlagen geblieben. Der Zweifel der Niederlage bedeutete in dieser Spielzeit also Neuland für die Käthchenstädter. Die Antwort: Die Eisbären hatten das ganze Spiel über mit ihrer Nervosität zu kämpfen, begannen aber gut.
Gleich in der 2. Minute passte Daniel Brendle gekonnt auf Sascha Bernhardt, doch das Eisbären-Urgestein vertändelte in seinem letzten Spiel für seine Farben allein vor Gäste-Torwart Sebastian Trenholm. Aber wie gesagt, die Nervosität der Hausherren zog sich über die gesamte Partie. In Minute 4 leistete sich Axel Hackert, genau der Spieler, der später eine ganz entscheidende Rolle spielen sollte, bei eigener Überzahl einen Katastrophenfehler, und ermöglichte Mathieu Fleury auf Hügelsheimer Seite einen Alleingang. Marian Metz im Heilbronner Gehäuse wartete lange und der Puck landete dank sensationellem Reflex in dessen Fanghand. Es war eine Schlüsselszene, die Heilbronns Schlussmann die Sicherheit gab, um in der Folge seine vielleicht beste Karriereleistung zu zeigen.
Auch der gesamten Mannschaft verlieh Metz´ Wahnsinnstat Sicherheit. Nur eine Minute später hatte Dominique Hensel im gegnerischen Drittel das richtige Auge und passte quer vors Tor auf Daniel Brendle, der zur Eisbären-Führung verwandelte.
Und es sollte noch besser kommen: Als die Eisbären in Minute 7 in Unterzahl agieren mussten, ergab sich für die Käthchenstädter wieder einmal eine ihrer in dieser Saison berüchtigten Unterzahlchancen. Axel Hackert passte punktgenau auf Manuel Weibler, nachdem die Rhinos beim Aufbau des Powerplays patzten. Weibler nutzte die sich bietende Eins-gegen-eins-Situation eiskalt. Es stand 2:0 für die Hausherren.
Die Gäste aus Hügelsheim und ihre zahlreich mitgereisten Fans mussten sich von diesem Schock nun erstmal erholen. Weitere gute Eisbären-Gelegenheiten blieben jedoch ungenutzt. Vor allem bei eigener Überzahl vermochte es die Sellers-Truppe nicht, genügend Druck aufzubauen. Hügelsheim witterte Morgenluft und breakte in Unterzahl (15.). Dennis Walther schickte Christian Börcherer, doch Metz machte das kurze Eck dicht. Das Drittel endete mit zwei Heilbronner Konterchancen, die in Hinblick auf den 2. Spielabschnitt aber keinesfalls das Ende der eigenen Nervosität bedeuten sollten.
Ãœberhaupt: Das 2. Drittel sah schwache Eisbären. Vielleicht war die Bürde, nach der makellosen Hauptrunde den Titel unbedingt einfahren zu müssen, doch etwas hoch. „Klar, viele der jüngeren Spieler kannten diese Kulisse nicht, diesen Druck des Finales. Das hat sicher einige im Team verunsichert“, konstatierte Heiko Vogler, der diese Alles-oder-Nichts-Situationen als Kapitän des Deutschen Streethockeymeisters Heilbronn Hornets gewohnt ist.
Hügelsheim drückte! Erst scheiterte Cedrick Duhamel per abgefälschtem Flachschuss in Minute 22 knapp, in derselben Situation setzte Christian Börcherer den Puck hauchdünn übers Tor. Minute 28: Eine unglaubliche Fehlerkette im Heilbronner Aufbauspiel antizipiert Duhamel mit seiner ganzen Klasse. Unbegreiflich, wie Marian Metz den Schläger noch hinter den Puck brachte. Dem Hügelsheimer Anhang lag der Torschrei bereits auf den Lippen. Minute 32: Gäste-Kapitän Andy Mauderer verpasst frei vorm Tor. Minute 34: Björn Groß mit der Rückhand, Metz erneut klasse. Minute 36: Die Rhinos feuern aus allen Rohren, aber im Tor rettet Metz, immer wieder Metz.
Keine Frage: Die Eisbären hatten in diesem Mitteldrittel auch das Glück auf ihrer Seite.
Dieses sollte die Gastgeber im letzten Spielabschnitt allerdings verlassen. Und das völlig zurecht. Die aufopferungsvoll kämpfenden Badener hatten längst den Anschlusstreffer verdient, und nach endlosen Versuchen war Dennis Walther in Minute 42 dann zur Stelle und verkürzte zum 2:1. Heiko Vogler hatte während den gesamten Play-offs das Team darauf eingeschworen, dass „unsere ganzen Vorrunden-Siege nichts wert sind, wenn wir das nicht bis zum Titel durchziehen.“ Aber es nutzte zunächst nichts. Die Rhinos weiter mit Dauer-Druck – und dem Ausgleich.
Cedrick Duhamel trifft in Minute 45 bei einem Schussversuch den Puck nicht richtig. Doch genau deshalb springt dieser so unglücklich vor Marian Metz auf, dass der Eisbären-Schlussmann keine Chance hat. Es stand 2:2.
„Trotzdem, ich war mir sicher, dass die Mannschaft das Ding hält, und später noch trifft“, so Eisbären-Trainer Kai Sellers über die kritische Situation nach dem Ausgleich. Und genau das war es, was die Polartiere in dieser Phase taktisch richtig machten. Anstatt blind in ihr Verderben zu rennen, das 3. Tor unbedingt erzwingen zu wollen und dann ausgekontert zu werden, übte sich die Mannschaft in Geduld. Das irritierte die Rhinos ein wenig.
Nur eine Minute nach dem Ausgleichstreffer probierte es Axel Hackert mit einer Einzelaktion und zog aus eigentlich unmöglichem Winkel einfach mal ab. Und tatsächlich: Der Puck küsste die Torlatte. Gäste-Goalie Sebastian Trenholm machte bei diesem Versuch keinen glücklichen Eindruck, und Axel Hackert merkte sich dies: Mit Schüssen hoch ins Tordreieck ist er verwundbar. Eine ganz wichtige Erkenntnis, wie sich später herausstellen sollte.
Für den Moment aber kehrte die Nervosität bei den Hausherren zurück. Selbst 38 Sekunden doppelte Überzahl reichte den Eisbären nicht, um zum Torerfolg zu kommen. Zu langsam die Pässe, zu halbherzig die Abschlüsse. Heilbronns Angriffsversuche verpufften immer mehr und Hügelsheim begriff, dass an diesem Abend der Titel Realität werden konnte. Und so hatte Andy Mauderer in Minute 57 die Riesen-Chance für die Gäste, Metz wäre wohl nicht mehr rangekommen, doch der Rhinos-Kapitän verpasste die Scheibe um Sekundenbruchteile.
Genau für diese Sekundenbruchteile war dann aber eine Minute später das Gäste-Gehäuse unbewacht. Was war passiert? Als jeder damit rechnete, dass Patrick Mundanjohl einen Torversuch wagen würde, passte Heilbronns Verteidiger gekonnt und überlegt unter Zuhilfenahme der Bande hinter dem Tor zu Benjamin Brozicek. Dieser nutzte die kurze Verwirrung in der Defensive der Nashörner und vollendete zum 3:2. Grenzenloser Jubel in der längst zum Hexenkessel mutierten Kolbenschmidt-Arena. Und doch: Dies sollte erst der Anfang der Dramatik sein.
Rund 90 Sekunden vor der finalen Sirene leistete sich Milan Liebsch im gegnerischen Drittel einen schweren Aussetzer. Auch hier wird die Nervosität die entscheidende Rolle gespielt haben. Jedenfalls checkte Liebsch Rhino Mathieu Fleury mit Verletzungsfolge zu hart in die Bande. 5 Minuten plus Spieldauerdisziplinarstrafe waren die logische Folge. Natürlich Morgenluft pur für die Badener. Torwart raus und Feuer pur. Nur 26 Sekunden noch auf der Uhr. Bully im Eisbären-Drittel. Die Rhinos holen den Puck, Dennis Walther schießt, Metz wehrt klasse ab, doch Duhamel ist zur Stelle. 22 Sekunden vor Spielende steht es 3:3.
„Du wirst als Trainer in einer solchen Situation einfach nur verrückt. Den Titel so kurz vor Augen, und dann sowas“, so Kai Sellers. Dabei hatten die Eisbären noch Glück. „Im Endeffekt ist es doch ganz klar, dass die Rhinos, wenn es eine Verlängerung gegeben hätte, das Momentum auf ihrer Seite gehabt hätten. Ob wir weitere dreieinhalb Minuten in Unterzahl überstanden hätten? Ich denke, eher nicht“, gibt Sellers ehrlich zu. Die Ligenleitung entschied vor der Endrunde jedoch, dass es in den Play-offs, im Gegensatz zu den Play-downs, keine Verlängerung gibt. Glück für die Eisbären.
Am Ende einer harten Saison hing das Wohl und Wehe für beide Teams also von der Penalty-Lotterie ab. Eigentlich klar, dass der Krimi hier nochmals einen neuen Höhepunkt erhalten sollte.
Zunächst durften die Gäste ran, doch Mathieu Fleury scheiterte an Marian Metz.
Heiko Vogler pushte vor seinem Versuch dann das Publikum. Der Penalty-Experte gab sich keine Blöße: 1:0, Vorteil Heilbronn.
Björn Groß zeigte bei seinem Versuch dann allerdings eine abgezockte Kaltschnäuzigkeit und verlud Metz gekonnt. 1:1.
Als nächstes war auf Heilbronner Seite Manuel Weibler dran, doch ihm stand der Pfosten im Weg.
Tja, und dann traf Dennis Walther zum 1:2 für Hügelsheim, was bedeutete, dass Axel Hackert auf Eisbären-Seite treffen musste, um hinterher nicht die Scherben einer Saison einsammeln zu müssen.
„Ich wusste einfach, dass er trifft. Und so verrückt, wie es klingt, ich wusste auch, was danach kommt“, so die prophetische Aussage von Kai Sellers.
Axel Hackert erinnerte sich an die Schwäche von Sebastian Trenholm bei seiner Chance aus Minute 46 und setzte den Puck unters Torgestänge. 2:2, das Penaltyschießen ging in die Overtime.
„Ich kenne die Drucksituation bei dieser Lotterie. Ich hab gar nicht groß nachgedacht, und wusste, dass ich das Publikum im Rücken habe.“ Kapitän Heiko Vogler verwandelte auch seinen 2. Penalty stilsicher.
Die Uhr im Eisstadion zeigte dann genau 22 Uhr und 26 Minuten an, als Marian Metz den 2. Versuch von Björn Groß entschärfte. Die Eisbären hatten es geschafft. Der Krimi hatte sein Happy-End. Der Regionalliga-Meister 2012/13 heißt Eisbären Heilbronn. Der Rest ist Geschichte, beide Hände am Pott und eine wilde Meisterfeier bis in die frühen Morgenstunden.
Der Eisbären-Vorstand möchte sich abschließend bei den Verantwortlichen der Heilbronner „Gartenlaube“ bedanken, die die kurzfristig anberaumte Meisterfeier toll organisierten.
Und natürlich geht an dieser Stelle auch ein ganz besonderer Dank an die Spieler, Offiziellen und Anhänger der Baden Rhinos, die Bestandteil eines unvergesslichen Eishockey-Erlebnisses waren und mit ihrer sportlichen Fairness auf und neben dem Eis beste Werbung für den schnellsten Mannschaftssport der Welt machten.
28. März 2013. Die Eisbären Heilbronn sind Meister der Regionalliga Südwest.
Im Tor: Marian Metz und Tobias Amon
In der Verteidigung: Adrian Kolar, Alexander Weiß, Felix Kollmar, Patrick Mundanjohl, unser Kapitän Heiko Vogler, Daniel Brendle und Stefan Schrimpf.
Im Sturm: Sascha Bernhardt, Axel Hackert, Robin Platz, Maxim Schleicher, Dominique Hensel, Leontin Kreps, Manuel Weibler, Benjamin Brozicek, Patrick Luschenz, Alexander Keterling, Marc Oppenländer, Milan Liebsch und Haiko Hirsch.

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