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Krefeld / Dresden. (JR) Philipp Kuhnekath hat im Krefelder Nachwuchs seine sportliche Ausbildung erhalten. Ihm gelang es, sich über die Oberliga in Duisburg und... „Bei gleicher Leistung sollte meiner Meinung nach ein deutscher Spieler den Vorzug erhalten“ – Dresdens Neuzugang Philipp Kuhnekath im Interview

Philipp Kuhnekath – © Sportfoto-Sale (DR)

Krefeld / Dresden. (JR) Philipp Kuhnekath hat im Krefelder Nachwuchs seine sportliche Ausbildung erhalten.

Ihm gelang es, sich über die Oberliga in Duisburg und Herne für die Krefeld Pinguine zu empfehlen. Ab der Saison 2017/2018 gehörte er fest dem DEL-Kader der Seidenstädter an. Zur Saison 2021/2022 wechselt er nun in die DEL2 zu den Dresdner Eislöwen. Wir haben ihm ein paar Fragen zu ihm, seiner Zukunft und zum Deutschen Eishockey gestellt.

Eishockey-Magazin (EM) / Jörg Reich (JR): Hallo Herr Kuhnekath, vielen Dank, dass wir Ihnen ein paar Fragen stellen dürfen!
Die Saison 2020/2021 war für Sie die vorerst letzte Saison bei den Krefeld Pinguinen. Es war eine Saison in der Sie für drei Teams (Krefeld Pinguine, Ravensburg Towerstars und Krefelder EV) zum Einsatz kamen. Wie würden Sie die abgelaufene Saison für sich selbst bewerten und in wie weit konnten Sie sich in dieser Saison weiterentwickeln?

Philipp Kuhnekath: Die vergangene Saison lief ganz anders als von mir erwartet. Nach einer guten Saison 19/20 und der darauffolgenden Vertragsverlängerung um zwei Jahre war ich überrascht, als ich bereits in der ersten Trainingswoche per Förderlizenz nach Ravensburg geschickt wurde. Dies zeigte mir, dass ich in den Planungen der neuen sportlichen Leitung von Beginn an keine Rolle spielte. Die erste Zeit in Ravensburg verlief gut, da aufgrund von Verletzungen Platz im Kader war und ich so meine Eiszeit bekam. Als ich das zweite Mal nach Ravensburg kam, war der Kader voll, und das Team hatte einige Spiele in Serie gewonnen. Im Grunde wurde ich zu der Zeit dort nicht benötigt, entsprechend überschaubar war auch meine Eiszeit. Dies war der Grund, warum ich die Saison in der U23 in Krefeld beendete, wo ich deutlich mehr Verantwortung und Vertrauen bekam. Ich konnte mich in der vergangenen Saison vor allem mental weiterentwickeln und habe auch sehr viel über die „Schattenseiten“ des Profigeschäfts erfahren.

E-M /J. R.: Sie haben zunächst in Ravensburg, dann bei den Pinguinen, dann wieder bei den Tower Stars und zum Ende hin beim Krefelder EV gespielt. Was waren aus ihrer Sicht die Gründe, warum Sie diese Saison nicht kontinuierlich bei den Pinguinen eingesetzt wurden?

Philipp Kuhnekath: Über die Gründe kann ich nur spekulieren, da es mir auch bei Rückfragen nie wirklich erklärt wurde. Meine einzigen Einsätze in Krefeld bekam ich nur aufgrund des Weggangs einiger Spieler während des Magenta Cups. Nachdem neue Spieler verpflichtet wurden, ging es für mich wieder zurück nach Ravensburg.

E-M /J. R.: Unter dem aktuellen Trainer der Pinguine Clark Donatelli fanden Sie keine Berücksichtigung mehr im Kader der Krefeld Pinguine. Können Sie uns erklären warum?

Krefelds Trainer Clark Donatelli.
Foto: ISPFD

Philipp Kuhnekath: Kurz bevor der Trainer in Krefeld eintraf, wurde ich wieder nach Ravensburg geschickt. Ich hatte somit keine Möglichkeit, mit ihm zu sprechen, ihn kennenzulernen und mich zu präsentieren. Auch während der Zeit in der U23 durfte ich aufgrund der Corona-Vorschriften nicht bei den Pinguinen mittrainieren, mit den Trainern oder Mannschaft Kontakt haben. Zudem wurde der Kontakt zu mir in dieser Zeit nicht einmal aufgenommen.

E-M /J. R.: In der DEL spielen viele Spieler, die nicht in Deutschland ausgebildet wurden und selbst in den vierten Reihe werden oftmals erfahrene Importspieler eingesetzt. Es ist wohl nicht so einfach für deutsche Spieler, sich gegen diese erfahrenen Spieler durchzusetzen und mehr Vertrauen von den auch oftmals nordamerikanischen Trainern zu bekommen? Wie ist ihre Meinung dazu?

Philipp Kuhnekath: Wenn alle Importspieler einer Mannschaft besser sind als die deutschen Spieler, kann ich verstehen, wenn Vereine somit die Qualität ihrer Kader erhöhen möchten. Bei gleicher Leistung sollte meiner Meinung nach aber ein deutscher Spieler den Vorzug erhalten.

E-M /J. R.: Die Regularien in der DEL sehen vor, dass die U 23-Stellen in der Saison 2021/2022 um eine erhöht wird, die Anzahl der Kontingentstellen gleichbleiben und die Stellen für Deutsche Ü 23-Spieler dadurch gekürzt werden. Diese Regeländerung macht es für Deutsche Spieler über 23 Jahren sicherlich nicht einfacher, einen Vertrag in der DEL zu bekommen? Sehen Sie sich auch als „Opfer“ dieser Regelung?

Philipp Kuhnekath: Das ist in meinem Fall schwierig zu sagen. Unter der alten sportlichen Leitung in Krefeld wurde mein Vertrag verlängert, obwohl ich nicht mehr als U23-Spieler spielen konnte. Somit hätte ich in den Planungen auch als Ü23-Spieler eine Rolle im Kader gespielt. Nach der enttäuschenden letzten Saison und meiner Entscheidung, Krefeld verlassen zu wollen, ging ich jedoch sofort davon aus, dass es schwierig werden würde, einen Platz in einem anderen DEL-Kader zu bekommen. Nach guten Gesprächen mit den Eislöwen entschied ich daher relativ schnell, in die DEL2 zu wechseln. Dass es in meinem Fall in Krefeld allein an der U23-Regel lag, bezweifle ich, kann ich aber auch nicht wirklich beurteilen. Im Allgemeinen begrenzen die Regularien für Import- und U23-Spieler die Plätze für deutsche Ü23-Spieler jedoch deutlich. An vielen Beispielen sieht man die Entwicklung, dass einige talentierte Spieler die DEL verlassen müssen und in die DEL2 oder Oberliga wechseln, sobald sie aus der Regelung fallen. Außerdem fällt es auf, dass es auch für Ü23-Spieler, die in der DEL2 sehr erfolgreich gespielt haben, sehr schwierig wird, Verträge in der DEL zu bekommen.

E-M /J. R.: Man könnte dies ganz einfach ausgleichen, in dem man die Kontingentstellen entsprechend anpasst und reduziert. Die DEL-Clubs weigern sich aber bisher, dies zu tun. Können Sie das verstehen?

Philipp Kuhnekath: Aus sportlicher Sicht kann ich dies nicht nachvollziehen. Ich bin davon überzeugt, dass es langfristig Vorteile für das deutsche Eishockey bringen würde. Alleine die Verringerung um eine Importstelle würde schon 15 neue Plätze für deutsche Spieler in der DEL ermöglichen. Ich kenne aber auch nicht alle politischen oder wirtschaftlichen Gründe und Befürchtungen der Vereine, die gegen die Verringerung sprechen.

Philipp Kuhnekath – © Sportfoto-Sale (DR)

E-M /J. R.: Zur Saison 2021/2022 gehen Sie nun in die DEL2 nach Dresden. Damit wechseln Sie zum ersten Mal fest zu einem Club, der nicht in der näheren Umgebung von Krefeld liegt. Eine ganz neue Situation für Sie?

Philipp Kuhnekath: Natürlich ist es für mich eine neue Situation, da ich bis jetzt immer nur für kurze Zeit weiter von Krefeld weg war. Ich gehe aber davon aus, dass es mir nicht schwerfallen wird, mich in Dresden einzuleben. Die Stadt ist sehr attraktiv, und ich kenne schon jetzt mehr Spieler bei den Eislöwen, als bei den Pinguinen. Ich freue mich sehr auf die neuen Erfahrungen.

E-M /J. R.: Welche Erwartungen haben Sie an ihren neuen Club bzw. welche Rolle erhoffen Sie sich, nun bei den Dresdner Eislöwen in der DEL2 spielen zu können?

Philipp Kuhnekath: Die Dresdner Eislöwen sind ein professionell geführter, ambitionierter Verein. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Organisation und Führung des Vereins nicht großartig von der eines DEL-Vereins unterscheiden. Ich habe sehr hohe Erwartungen an mich selber und möchte mehr Verantwortung übernehmen. Ich werde alles dafür tun, das Maximale aus mir herauszuholen und auch in wichtigen Situationen auf dem Eis stehen zu dürfen.

E-M /J. R.: Wie würden Sie sich selbst als Spieler beschreiben? Wo liegen Ihre Stärken, in welchem Bereich können Sie sich noch verbessern?

Philipp Kuhnekath: Grundsätzlich muss man immer an allen Bereichen arbeiten. Meine Stärken sehe ich vor allem im läuferischen, technischen und insbesondere auch im spieltaktischen Bereich. Zudem stelle ich mich immer in den Dienst der Mannschaft und arbeite hart. Weiter verbessern muss ich mich sicherlich im Eins-gegen-eins, sowie bei der Chancenverwertung.

E-M /J. R.: Mit der Gründung der Spielervereinigung SVE gibt es inzwischen einen Zusammenschluss der Spieler in Deutschland. Sind Sie auch Mitglied der SVE? Was erhoffen Sie sich von der SVE für die Zukunft?

Philipp Kuhnekath: Ich bin von Beginn an Mitglied der SVE. Man merkt schon jetzt, wie breit die Themen sind, mit denen sich die Spielervereinigung beschäftigt. Ich erhoffe mir, dass die Interessen aller Spieler in Zukunft besser vertreten und auch eher angehört werden, als wenn einzelne Spieler ihre Stimme erheben. Zudem denke ich, dass die SVE viele Unterstützungsmöglichkeiten für Spieler bietet, die sich nicht nur auf die „berufliche“ Ebene beziehen, sondern auch auf den privaten Bereich. Man kann hoffen, dass sich viele weitere Spieler der Organisation anschließen, und sie sich so dauerhaft etablieren kann.

Philipp Kuhnekath

Philipp Kuhnekath – © Sportfoto-Sale (JB)

E-M /J. R.: Sie kommen aus dem Krefelder Nachwuchs. Wie würden Sie die Nachwuchsarbeit in Krefeld einordnen?

Philipp Kuhnekath: Der KEV81 gehört seit vielen Jahren zu den Top-Ausbildungsvereinen in Deutschland. Regelmäßig finden Spieler den Weg in den Profibereich. Die U23 ist gerade für junge Spieler ein gutes Sprungbrett für eine Profikarriere. Leider verlassen aber zunehmend Spieler schon sehr früh (ab U17) den Verein in Richtung der großen „Akademien“. Trotz dieser Abgänge schafft der Verein es aber immer wieder, sein Niveau zu halten.

E-M /J. R.: Nicht nur Sie haben im Krefelder Nachwuchs mit dem Eishockey begonnen, auch ihr Vater und Onkel waren in Krefeld aktiv. In wie weit verfolgen Vater Dirk und Onkel Ulrik noch das Krefelder Eishockey?

Philipp Kuhnekath: Mein Vater arbeitet heute noch als Jugendtrainer beim KEV81, mein Onkel war jahrelang als Torwarttrainer aktiv. Bis heute ist die Familie mit dem KEV81 sehr verbunden und besuchen regelmäßig Spiele.

E-M /J. R.: Herr Kuhnekath, vielen Dank dass Sie sich Zeit genommen und unsere Fragen beantwortet haben!

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