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Mannheim (GK). Nach alles in allem schwachen Play-Offs scheiden die Adler als Punktrundenerster und Meisterschaftsfavorit bereits in der Play-Off-Viertelfinal-Serie mit 2:4 Spielen gegen die...

Mannheim (GK). Nach alles in allem schwachen Play-Offs scheiden die Adler als Punktrundenerster und Logo der Adler MannheimMeisterschaftsfavorit bereits in der Play-Off-Viertelfinal-Serie mit 2:4 Spielen gegen die Wolfsburg Grizzlys aus. Zwar kämpften die Adler in Partie 6 in Wolfsburg beherzt, doch mussten sie sich hoch motivierten und spielstärkeren Grizzlys mit 4:3 (1:2/2:0/1:1) geschlagen geben. Nun beginnt das große Rätselraten bzw. die Frage, warum die Adler schon so frühzeitig  gescheitert sind.

Die Worte aus Mannheim zu dem Desaster lauten Fassungslosigkeit, Frust, Enttäuschung und immer noch ungläubiges Staunen. Und in einer Play-Off-Runde, die nach dem Modus Best-of-seven ausgespielt wird, kann nach vier Niederlagen und nur zwei Siegen auch nicht von Pech oder Zufall gesprochen werden. Es waren auch keine Verletzten, die Mannheim schwächten, sondern sie konnten in Bestbesetzung antreten. Die Gründe für das Ausscheiden sind andere und liegen tiefer. Zunächst sei aber der Hinweis erlaubt, es war eine enge Serie, die leicht hätte auch anders ausgehen können. Doch „hätte, wäre, könnte“ gibt es im Eishockey nicht. Fakt ist, die Adler haben maßlos enttäuscht und sind verdient ausgeschieden.

Anzumerken ist, dass Wolfsburg von der Qualität ihres Kaders her viel höher einzustufen ist, als es jener 10. Tabellenplatz nach der Punktrunde aussagt. Hintergrund für die Formschwäche der Grizzlys zu Beginn der Saison 2012/13 war, dass sie bis in den  Januar hinein viele verletzte Akteure hatten, danach aber zu einer glanzvollen Aufholjagd ansetzten. Andererseits ist Wolfsburg aber auch keine Wunder- oder Ãœbermannschaft, sondern einfach ein Team, das das umgesetzt hat, was Mannheim fehlte. Die Grizzlys waren von der ersten Partie an hellwach, spielten mit Herz und Leidenschaft und waren in den „Special Teams“, also bei Ãœber- und Unterzahl, besser und effektiver. Im Nachhinein betrachtet, war dies sicher ein Hauptschlüssel zum Erfolg. Während Wolfsburg in der gesamten Serie fünf Treffer in Ãœberzahl markierte, schoss Mannheim hier nur zwei Tore. Und es war nicht so, dass die Grizzlys häufiger in Ãœberzahl hätten agieren können. Denn während gegen Wolfsburg 82 Strafminuten verhängt wurden, erhielten die Mannheimer nur 58 aufgebrummt. Wolfsburg brachte zudem sogar das seltene Kunststück fertig, einen Treffer in Unterzahl zu schießen. Und es war nicht das einzige Mal, dass Mannheim ein Ãœberzahlspiel restlos verbockte und die VW-Städter trotz numersicher Unterlegenheit gefährlich vor Adler-Torsteher Dennis Endras auftauchten.

Sinnbildlich: So wie hier Frank Mauer, sind die Adler gegen Wolfsburg ausgerutscht und am Boden - © by Eishockey-Magazin (GK)

Sinnbildlich: So wie hier Frank Mauer, sind die Adler gegen Wolfsburg ausgerutscht und am Boden – © by Eishockey-Magazin (GK)

Zu der Stärke in den Special Teams kam bei Wolfsburg, dass ihre Big Boys exakt zu den Play-Offs topfit waren. Leute wie Hospelt, Haskins, „Diesel“, Milley oder Brocklehurst drückten der Serie ihren Stempel auf.

Kommen wir zu den Adlern. Es gab wohl zwei Schlüsselszenen oder exakter -phasen, die die Serie beeinflussten. Die eine fand bereits vor den Play-offs statt. Die Adler nahmen Wolfsburg nicht ernst bzw. falls sie doch ernst nahmen, konnten sie ihre Absichten von kämpferischen Spiel nicht umsetzen. Es fiel auf, dass im Vorfeld teilweise davon geredet wurde, dass man dieses Jahr mit dem Titel dran wäre. Eine Fokussierung, die man besser auf die Grizzlys hätte richten sollen. Ein bitterböser Fehler. Denn in den ersten vier Partien schien es, als ob die Adler nicht richtig da waren. Sie zeigten zu wenig Präsenz und Leidenschaft. Erst in den Spielen 5, das sie 3:2 gewannen, und 6 stimmte der Kampf und Einsatzwille.

Wie in so vielen Spielzeiten des vergangenen Jahrezehntes passte der Anspruch in Mannheim, ein Spitzen- oder gar Meisterteam sein zu wollen, nicht mit der Wirklichkeit überein. Besonders bitter aber in dieser Saison, man war Punktrunderster, hatte also theoretsich das Potential, und stürzte nun so tief ab. Aber was nützt das ganze Potential und Talent, wenn man es nicht abrufen kann, wenn es notwendig ist, nämlich in den PlayOffs.

Die zweite Schlüsselszene der Play-Off-Serie spielte sich rund fünf Minuten vor Ende der ersten Partie ab, als Mannheim mit 2:0 Toren führte, dann Frank Mauer und Doug Janik auf die Strafbank mussten und Wolfsburg – durch diese numerische 5:3 Ãœberzahlsituation begünstigt – die Partie zunächst ausglich und in der Verlängerung dann gewann. Von diesem Augenblick an, hatte Wolfsburg Oberwasser und die Adler waren geschockt. Und Mannheim brauchte bis Spiel 5, um wieder in die Serie zurückkommen.

Doch richtig in Schwung gekommen ist die Mannheimer Tormaschine die ganzen Spiele über nicht. In zwei Matches (3 und 4) oder exakter, über acht Drittel lang erzielten die Stürmer nicht ein einzigen Treffer. Besonders schwach und enttäuschend dabei die so genannten Big Boys der Mannheimer. Zu nennen sind hier Yanick Lehoux, Mike Glumac, Ken Magowan und Christoph Ullmann. Wobei man ehrlicherweise fast alle Angreifer mit Ausnahme von Frank Mauer und Matthais Plachta als Enttäuschungen bezeichnen könnte. Erzielte Yanick Lehoux in der Punktrunde etwa 20 Tore und gab 37 Vorlagen, markierte er in den Play-Offs gerade mal ein Treffer und gab eine Vorlage. Mike Glumac agierte noch schwächer, schoss er in der Punktrunde 20 Tore, gelang ihm gegen Wolfsburg nicht ein einziger. Wobei man die Enttäuschung bei diesen Cracks nicht nur an den Zahlen festmachen kann, sondern sie versagten als Leitwölfe, Führungsspieler und Cracks, die vorangehen und den Mitspielern den Weg aufzeigen müssen.

Das Mannheimer Angriffspiel wirkte auch ideenlos. Man hatte den Eindruck, den Cracks im blau-weiß-roten Dress fällt gegen die geschickt und mit klugem Forecheking agierenden Wolfsburger kein Mittel ein. Das sture Anrennen brachte keinen Erfolg. Und ein absoluter Einzelkönner, der es mit individueller Klasse und Genialität macht, fehlte in den Mannheimer Reihen. Wie übrigens nahezu in der ganzen DEL, was aber natürlich etwas mit dem Geld zu tun hat, das solche  Cracks in anderen Ländern verdienen können.

Doch alle Schuld den Adler-Stürmer zu zuschieben, wäre falsch. Die Abwehr überzeugte mit Ausnahme von Florian Kettemer ebenfalls nicht. Im Nachhinein erweist es sich als Fehler, nur auf so genannte Allrounder und Zerstörer zu setzen. Was fehlen sind ein Blueliner mit hartem Schuss, der gerade in Überzahl Tore erzielen kann, sowie ein „Quarterback“, der ein Spiel mit klugen Pässen aufzieht. Mit diesen beiden Aufgaben sind nahezu alle Adler-Verteidiger überfordert. Wobei es sicher auch falsch ist, so etwas von Leuten zu verlangen, die dies eben nicht können. Was man aber hingen erwarten kann, ist ein kluger erster Pass. Doch auch dies funktioniert leider in den Play-Offs viel zu selten. Daher haperte es im Angriffsspiel der Adler häufig schon beim Aufbau aus dem eigenen Drittel. Was dazu kommt, sind Leichtsinnsfehler, und richtig sattelfest wirkten die Defender gegen Wolfsburg auch nicht.

Kommen wir zu Torwart Dennis Endras. Er ist einer der wenigen Adler-Cracks, die hellwach waren und der mit seinen Glanzparaden die Mannheimer in der Serie hielt. Ohne Endras wäre manche Niederlage höher ausgefallen.

Etwas Lack abgebröckelt ist nach dem Viertel-Final-Aus sicher auch am  Glanz von Coach Harold Kreis. Zwar steht er nicht auf dem Eis und kann die Tore schießen, doch es hatte den Anschein, dass er sein Team nicht richtig heiß machen und motivieren konnte. Auch fehlte vielen Beobachtern gegen Wolfsburg, als es nicht richtig lief, dass er taktische Umstellungen vornahm, etwa Reihen umstellte oder seinem Spielsystem Überraschungselemente gab. Und natürlich ist der Coach zusammen dem Manager Teal Fowler verantwortlich, welche Spieler man nach Mannheim geholt hat.

Der ganze Frust muss ich nun erst einmal setzen. Und Schnellschüsse wird es wohl keine geben. Aber sicher dürfte nach solch einer katastrophalen Serie auch sein, dass einige Leute ihre Koffer werden packen müssen. Wobei auch klar ist, wirklich gute Ausländer zieht es eher an die Fleischtöpfe nach Russland, in die Schweiz oder nach Schweden. Will man solche Leute haben, muss man tiefer in die Tasch greifen. Wobei sich die  prinzipielle Frage in Bezug auf das Mannheimer Personal stellt,  ob es nicht klüger wäre, fünf wirkliche Top-Ausländer zu engaieren, anstatt zehn „Mitläufer“. Die Kehrseite wäre dabei natürlich, dass die dadurch im Kader entstehenden Lücken nur durch billige Nachwuchsspieler aufgefüllt werden könnten, da man für die fünf Top-Leute schon viel Geld hat ausgegeben müssen. Aber was ein Pominville (den man natürlich nicht bezahlen kann) oder ein Hecht wert sind, haben diese wäherend des Lockouts im Adler-Dess gezeigt.

Die Schwächephase der Adler begann übrigens nicht erst in den Play-Offs, sondern schon weit vorher in der Punkrunde. So stimmten gerade Aufwand und Ertrag im Sturm schon lange nicht mehr. Die Effizienz beim Toreschießen entwickelte sich kontinuierlich zur Achillesferse der Blau-Weiß-Roten.

Zu erwähnen sind natürlich auch die hohen Erwartungen in Mannheim, die den Spielern von Saisonbeginn an eine Tonnelast auf die Schulter legt und Druck erzeugt. Denn „siegen“ zu müssen, wie in Mannheim, ist immer etwas anderes als „siegen“ zu können, wie an vielen anderen Standorten. Und zu dem Themenblock „Psyche“ passt auch, dass sich Beobachter fragen, ob einigen Cracks in Mannheim die entsprechende Nervenstärke und Coolness für die Play-Offs fehlt. Dies auch im Hinblick darauf, dass die Adler im letzten Jahr ein 5:2 Führung im „Endspiel“ gegen Berlin noch aus der Hand gaben.

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