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Essen. (PM) Auf die Wohnbau Moskitos warten am Wochenende wieder einmal zwei schwere Aufgaben. Am Freitag (20 Uhr – Eissporthalle Essen-West) gastieren die Icefighters... Gentges: „Es ist normal, dass zahlungskräftige Vereine guten Spielern mit mehr Geld den Kopf verdrehen!“ – Moskitos vor schweren Aufgaben
Frank Gentges - Trainer ESC Wohnbau Moskitos Essen - © by Eishockey-Magazin (DR)

Frank Gentges – Trainer ESC Wohnbau Moskitos Essen – © by Eishockey-Magazin (DR)

Essen. (PM) Auf die Wohnbau Moskitos warten am Wochenende wieder einmal zwei schwere Aufgaben. Am Freitag (20 Uhr – Eissporthalle Essen-West) gastieren die Icefighters Leipzig am Westbahnhof. Der Tabellensechste steht nur fünf Punkte hinter dem Team von Frank Gentges und Eichelkraut, Lazorko und Co. werden auch in Essen punkten wollen.

 

Am Sonntag geht es für die Wohnbau Moskitos dann zum schweren Auswärtsspiel an die Wedau (18:30 Uhr, Scania Arena). Die Füchse sind nach dem Punktabzug in Zugzwang was ihr Ziel, den Aufstieg in die DEL 2, betrifft und es wurde seitens der Vereinsführung bereits ausgegeben, dass man sich keine Niederlagen mehr leisten könne.

Nach gut der Hälfte der Hauptrunde gibt unterdessen Wohnbau Moskitos Cheftrainer und Sportmanager einen Rückblick auf den Saisonstart. Der Coach lässt sich aber auch ein wenig in die Karten schauen was den weiteren Verlauf der Saison angeht:

Gratulation zum zweiten Tabellenplatz nach knapp der Hälfte der Hauptrunde. Einige Zeit standen sie sogar auf Platz eins. Nur eine Momentaufnahme oder mehr?

Es ist nur eine Momentaufnahme, aber eine sehr positive. Die Situation sehe ich sehr nüchtern, konzentriere mich aufs Wesentliche und weiß auch schon was in Zukunft passiert.

Träumen darf jeder, aber dafür werde ich nicht bezahlt, ich muss das realistisch sehen und kann das natürlich auch genau einschätzen. Es kommt jetzt auf Faktoren an, die wir nicht beeinflussen können, insbesondere auf die zur Verfügung Stellung von Förderlizenzspielern und auf eventuelle Verletzungen.

Sie sagen, an die Tabellenspitze kommen ist eine Sache, oben bleiben wieder eine ganz Andere, wie ist das zu verstehen?

Dass wir zurzeit da oben in der Tabelle stehen, ist natürlich klar unser Verdienst, indem wir weit über unsere Verhältnisse gespielt haben. Ganz wichtig dabei war, dass wir von Verletzungen verschont geblieben sind und die Förderlizenzspieler zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung standen. Der Gegner hat uns auch oft in die Karten gespielt, das darf man nicht vergessen.

Um da oben zu bleiben, reicht der aktuelle Stand aber nicht aus, wir werden jetzt gejagt, jeder ist gegen uns jetzt hoch konzentriert, da muss man den nächsten Schritt gehen, insbesondere mental, wozu einige die jetzt schon über ihrem eigentlich höchsten Limit spielen, nicht in der Lage sind und jede Mannschaft ist insbesondere bei der Ausgeglichenheit der Liga, im Endeffekt nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Sind Sie auf der Suche nach neuen Spielern und welche Spieler müssen gehen? Es war zu hören, dass einige von der zahlungskräftigen Konkurrenz „angegraben“ werden.

Befreien Sie sich von der Illusion, dass Anstand, Moral und Verträge, wenn Spieler gehen wollen, noch etwas zählen. Es ist normal, dass zahlungskräftige, ambitionierte Vereine, guten Spielern mit mehr Geld als sie aktuell bekommen, den Kopf verdrehen. Dass die Spieler damit schlecht umgehen können und dadurch ihr Level verlieren ist zwar unprofessionell, aber in der heutigen Zeit leider Standard. Das ist eben unser Schicksal, wir arbeiten sportlich hervorragend und die Konkurrenz ist nun mal zahlungskräftiger.

Selbstverständlich sind wir immer auf der Suche nach geeigneten Spielern, der Markt an deutschen Spielern ist aber komplett leer. Auch zahlungskräftige Vereine können ihr Geld nicht anlegen, weil der Markt nichts hergibt.

Wir müssen uns von drei bis vier Spielern trennen, die auf Grund anderer beruflichen Perspektiven alleine schon gedanklich und dadurch folglich natürlich auch leistungsmäßig nicht mehr beim Profisport sind. Diese dann freien Stellen neu zu besetzen, ist derzeit fast unmöglich, aber eben nur fast, ansonsten müssen wir einige DNL-Spieler unseres Kooperationspartners lizenzieren und uns damit nochmals weiter verjüngen.

Um uns, was dringend nötig ist, in der Spitze zu verbessern, haben wir nur die Option, dass Andrej Bires endlich den deutschen Pass bekommt und wir dadurch eine Import-Stelle frei haben.

Wie sind Sie mit der Kooperation zufrieden?

Ich bin sehr zufrieden. Die Kommunikation und der Austausch mit der Düsseldorfer EG und dem EC Bad Nauheim läuft hervorragend. Alle Förderlizenzspieler helfen uns enorm weiter und ich bin froh über jeden Spieler der uns zur Verfügung steht. Andererseits können die Kooperationspartner auch froh sein, dass ihre überzähligen Spieler bei uns viel Eiszeit bekommen und somit immer auf Temperatur sind, wenn sie sie brauchen. Jetzt versuchen wir noch den einen oder anderen Top-Spieler der DNL an den Seniorenbereich heranzuführen.

Was muss sich für die Zukunft bei den Moskitos tun?

Wir können uns nicht jedes Jahr neu erfinden, das mache ich jetzt schon drei Jahre. Wenn man in dieser ausgeglichenen und sehr starken Liga, eine gewisse Rolle spielen will, muss man die Top-Spieler wie auch anderorts üblich, mit finanziellen Mitteln halten und für die nicht mehr in Frage kommenden Spieler Verstärkungen holen. Junge talentierte Perspektivspieler bekomme ich immer, die sind ja nicht blind und sehen wie wir sie ausbilden und weiter bringen, aber ich bezweifele stark, dass uns die kommende Generation beim derzeitigen Level der Oberliga, weiterhelfen kann.

Beim Spiel gegen Herne waren über 3.000 Zuschauer, Rekord seit über 12 Jahren, was sagen Sie dazu?

Eine super Kulisse, die man sich immer wünscht und wir auch verdient hätten, aber es war wie unser Tabellenstand nur eine Momentaufnahme, die Realität haben wir beim nächsten Heimspiel gleich wieder gesehen. Der Vorstand wünschte sich aus Vermarktungs-Gesichtspunkten in der Saisonvorbereitung einen DEL- und einen DEL 2-Ligisten, am Saisonbeginn mal oben in der Tabelle zu stehen und mal über 2.500 Zuschauer zu haben. All das wurde sehr erfreulicherweise erfüllt, jetzt gilt es, dieses außerhalb des Eises umzusetzen.

Ich sehe auf Grund der optimalen Arbeit im sportlichen Bereich eine hervorragende Steilvorlage für den wirtschaftlichen Bereich, gelingt diese Umsetzung, haben wir nach langer Durststrecke mal die Möglichkeit in die Mannschaft und den sportlichen Bereich zu investieren.

Wer ist der Favorit? 

Wie ich schon gesagt habe, machen die Hamburg Crocodiles keine gravierenden Fehler, sind sie bei ihrem Potential spätestens in der neuen Saison Favorit, kaufen sie weiter so gut ein wie aktuell, ist auch diese Saison schon was möglich.

Aber eigentlich müsste es Duisburg jetzt endlich mal packen, vorausgesetzt, sie haben aus der Vergangenheit gelernt. Sämtliche Möglichkeiten dafür haben sie jedenfalls.

Wo sehen Sie die Moskitos am Ende?

Wenn Sie mir zusichern, dass wir keine Verletzten haben, uns die Förderlizenzspieler immer zur Verfügung stehen und wir die drei bis vier kommenden Abgänge entsprechend kompensieren können, dann blicke ich positiv in die Zukunft, aber das können weder Sie noch ich zusichern.

Unsere Ausrichtung bleibt die gleiche, wir wollen junge Perspektivspieler weiterentwickeln, wollen Kooperationspartner, wollen den Verein auf sichere Beine stellen, wollen Kontinuität und wenn irgendwie möglich unter die ersten acht Teams kommen, dann hätten wir eine weitere Steigerung erreicht. Nach oben sind bei mir natürlich keine Grenzen gesetzt, das muss ich nicht extra kommentieren, aber auf der Leiter nach oben sollte man auf jede Stufe treten, sonst wird es gefährlich. Gras wächst auch nicht schneller wenn man dran zieht.

Deutschlandweit wird über die geforderte Aufstockung der Ausländerzahl in der DEL und der generell höheren Anzahl an EU-Ausländern diskutiert. Sie setzen sich seit Jahren vehement für deutsche Spieler ein, wie stehen Sie zu dem Thema?

Diese Frage zu beantworten, würde hier den Rahmen sprengen. Aber lassen Sie mich es kurz so formulieren: Meine Affinität für deutsche Spieler ist ja bekannt, deshalb machen mich diese ganzen Lippenbekenntnisse, was für deutsche Spieler und damit fürs deutsche Eishockey getan werden soll, ohnmächtig. Wir bieten den deutschen Spielern weder sportlich noch finanziell eine entsprechende Perspektive. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie sich erst gar nicht entsprechend bemühen, der Sache frühzeitig den Rücken kehren oder in den Hobbybereich gehen. Andererseits sollen sie endlich aufhören zu heulen, hart arbeiten und den Ausländern Paroli bieten, denn Klasse setzt sich immer durch, insbesondere da der Großteil der Ausländer in Deutschland, aufgrund dem was hier noch gezahlt wird, kein besonderes Niveau hat. Was die EU-Ausländer betrifft, da brauchen wir uns nichts vormachen, das EU-Recht erlaubt den unbegrenzten Einsatz von Importspielern. Gerade weil es viel zu wenig deutsche Spieler gibt, wundert mich sowieso, warum der erste Verein nicht damit anfängt, aufzuhalten ist es alleine schon auf Grund fehlender deutscher Spieler, sowieso nicht mehr und wie gesagt es ist rechtens. Die Welt ändert sich rasend schnell, nicht unbedingt zum Guten, warum sollte das beim Eishockey anders sein. In absehbarer Zeit werden wir noch Eishockey in Deutschland haben aber kein Deutsches Eishockey was eigentlich darunter zu verstehen ist.

So wie zum Beispiel mit den Tilburg Trappers?

Das ist wieder was anderes, holländische Spieler sind allesamt EU-Bürger und dürften somit unbegrenzt auch in Deutschland spielen, der Verein jedoch nicht, weil wir eine Deutsche Liga sind, Tilburg aber kein Deutscher Verein ist.

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