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New York. (LM) Während der Olympiapause wollen wir einen Blick auf die aktuelle Situation in der NHL werfen. Welche Teams können mit der bisherigen...

Logo National Hockey League (NHL)New York. (LM) Während der Olympiapause wollen wir einen Blick auf die aktuelle Situation in der NHL werfen. Welche Teams können mit der bisherigen Situation zufrieden sein? Bei wem lief es noch nicht so gut? Und wie könnten der Rest der Saison und die Playoffs verlaufen?

 

Wir beginnen unseren Rundumblick mit der Eastern Conference und der Metropolitan Division.

 

Pinguine fliegen voran

Das beste Heimteam der gesamten Liga, die beste Offensive und die zweitbeste Defensive im Osten[1], die meisten Punkte im Osten und sage und schreibe 16(!) Punkte Vorsprung auf das zweitbeste Team in der Metropolitan Division. Dazu mit Sidney Crosby den klaren Favoriten auf den Most Valuable Player Award und die Art Ross Trophy[2]. Die Eishockeywelt in und um Pittsburgh könnte perfekt sein. Doch zwei Themen hängen wie dunkle Wolken über der Stadt am Zusammenfluss des Ohio River.

 

Da wäre zum einen das unglaubliche Verletzungspech der Pinguine. Bereits in der Sommerpause wurde bei Torwart Thomas Vokoun ein Blutgerinnsel entdeckt. Seitdem hat die 1B im Tor der Penguins kein Spiel mehr absolviert. Im weiteren Verlauf der Saison fielen dann gleich reihenweise Spieler aus. Paul Martin, Brooks Orpik, Evgeni Malkin, James Neal und einige andere mussten mehr oder weniger häufig aussetzen[3]. Vor allem die Defensive war betroffen. Teilweise spielten 4 Spieler in der Verteidigung, die im Normalfall nicht zum regulären Kader gehören würden. Der Schock dann aber kurz vor Olympia. Verteidiger Kris Letang erlitt einen Schlaganfall. Ob der 26-jährige Kanadier jemals wieder in der NHL auflaufen kann, steht aktuell noch nicht fest.

 

Denker und Lenker der Penguins: Sid Crosby - © by Media

Denker und Lenker der Penguins: Sid Crosby – © by Media

Zum anderen wäre da das schlechte Abschneiden der Penguins in den Playoffs seit dem Gewinn des Stanleycup 2009. Immer wieder gehörten die Penguins zu den Titelfavoriten, immer wieder wurde das Team diesen Erwartungen nicht gerecht. Vor zwei Jahren scheiterte Pittsburgh in einer denkwürdigen Serie bereits in der ersten Runde am Erzrivalen aus Philadelphia[4]. Im letzten Jahr unterlagen die Penguins dann vollkommen enttäuschend mit 0:4 den Bruins. Dabei versagte vor allem die hochgelobte Offensive völlig. Insgesamt wurden nur 2 Tore in den 4 Spielen erzielt und Crosby und Malkin blieben ohne Punkt.

 

Trotzdem wird Pittsburgh die Metropolitan Division gewinnen und die Eastern Conference als bestes Team der Regular Season abschließen. Wenn sich das Lazarett lichtet und wieder mehr Spieler zur Verfügung stehen, dann sind die Penguins ein ganz klarer Titelfavorit. Fällt aber einer der Leistungsträger wie z.B. Letang für einen längeren Zeitpunkt aus, oder zeigt Marc-André Fleury wieder Nerven, dann ist spätestens gegen die Bruins die Saison zu Ende.

 

Der Großraum New York

Den größten Umbruch der drei Teams aus dem Großraum New York hatten die Rangers zu verzeichnen. Quasi per Trainertausch mit Vancouver wurde der langjährige Coach John Tortorella durch Alain Vigneault ersetzt. Doch der gewünschte Effekt blieb erst einmal aus.

Nach einem schlechten Saisonstart, auch bedingt durch x Auswärtsspiele zu Saisonbeginn[5], haben sich die New York Rangers aber mittlerweile wieder langsam nach oben gearbeitet. Henrik Lundqvist spielt seit seiner Vertragsverlängerung[6] besser, Rick Nash trifft auch wieder regelmäßig, und vor allem der von Tortorella verschmähte Brad Richards erlebt seinen zweiten Frühling. Dennoch spielen die Rangers eine eher durchwachsene Saison. Speziell offensiv blieben die Blueshirts bisher vieles schuldig.

 

Thomas Vanek .- © by Meduia

Thomas Vanek .- © by Meduia

Beim Stadtnachbarn aus Long Island wäre man vermutlich froh, wenn die Saison noch als durchwachsen bezeichnet werden könnte. Spätestens eine Serie von 10 Niederlagen[7] von Mitte November bis Anfang Dezember, beendete die Playoff-Hoffnungen für diese Spielzeit. Doch nicht nur auf dem Eis liefern die Islanders ein trauriges Bild ab. So wurden Matt Moulsen und zwei Draftpicks im Tausch für Thomas Vanek an die Buffalo Sabres abgegeben. Ziel war es, das Vanek in der Topreihe langfristig ein Duo mit John Tavares bilden sollte. Doch der Österreicher verkündete bereits, dass er im Sommer den Free-Agent-Markt testen möchte. Die Islanders sind deshalb unter Zugzwang. Sollte es nicht gelingen Thomas Vanek  noch einmal im Tausch an ein anderes Team abzugeben, so hätten die Islanders einen hohen Preis für 60 Spiele von Thomas Vanek in einer verkorksten Saison bekommen haben.

 

Das Team von der anderen Seite des Hudson, die New Jersey Devils, sorgen zumindest durch einen Spieler während der gesamten Saison für positive Schlagzeilen. Oldie Jaromir Jagr ist nicht nur der Top-Scorer des Teams. Es vergeht kaum eine Woche, in der der mittlerweile 41-jährige nicht einen Platz in einer der Rekordlisten der NHL hochrückt. Dabei ist der Tscheche im Angriff auch ziemlich auf sich alleine gestellt. Mit 135 geschossenen Toren haben die Devils den zweitschlechtesten Angriff der Liga[8].

Konkurrenzfähig ist zumindest die Defensive. Mit 146 Gegentoren liegen die Teufel zumindest im oberen Drittel der Liga. Im Tor hat der ewige Devil Martin Brodeur zum ersten Mal in seiner Karriere einen gleichwertigen Partner. Corey Schneider, der vor der Saison aus Vancouver kam, hat Brodeur vielleicht sogar den Rang als Nummer Eins abgelaufen.

Doch auch Schneider und Brodeur konnten nicht verhindern, dass die Devils bisher alle acht Penaltyschießen in dieser Saison verloren haben. Vielleicht fehlen am Ende genau diese Punkte zum Erreichen der Playoffs.

 

Für den Rest der Saison stellt sich die Frage, ob die Devils die Playoffs noch mit aller Macht in die Endrunde kommen wollen, oder ob stattdessen evtl. Jagr oder sogar das Denkmal Martin Brodeur gegen Nachwuchsspieler und Draftpicks an einen Titelkandidaten abgegeben werden.

 

Panik oder Playoffs in Philly

Die Flyers aus Philadelphia sorgten für den ersten Paukenschlag der neuen Saison. Nach drei Niederlagen in den ersten drei Spielen trennte sich die Franchise von Headcoach Peter Laviolette. Der neue Mann hinter der Bande ist Craig Berube, der bereits als Spieler für die Flyers auf dem Eis stand. Anscheinend war dies die richtige Maßnahme. Topscorer Claude Giroux hat mittlerweile seine Formkrise vom Saisonbeginn überwunden, und die Flyers kletterten langsam in die oberen Tabellenregionen. Erstaunlich dabei: Bisher gab es in Philadelphia keine Diskussionen um die Torwartposition. Eine Seltenheit, stehen doch die Männer zwischen den Pfosten in Liberty City traditionell in der Kritik.

 

Für Unruhe sorgte dafür Besitzer Ed Snyder vor der Olympiapause. Snyder, dem u.a. der Fernsehsender NBC gehört, beschwerte sich darüber, dass die olympischen Spiele den Rhythmus seines Teams unterbrechen würden. Tatsächlich hatte Philadelphia zuletzt vier Spiele in Folge gewonnen. Bei der letzten Olympiade 2010, als die Flyers das Stanley-Cup-Finale erreichten, hatte sich Snyder allerdings noch nicht beschwert. Die Playoffs sollten die Flyers erreichen können. Viel mehr ist aber in dieser Saison nicht möglich.

 

One-Alex-Show

Unumstrittener Superstar in Washington: Alex Ovechkin.  - © by Media

Unumstrittener Superstar in Washington: Alex Ovechkin. – © by Media

Ein Torjäger macht noch keinen Titelkandidaten. Diese Erkenntnis haben die Washington Capitals spätestens in diesem Jahr gewonnen. Alex Ovechkin ist zum wiederholten Mal der beste Torschütze der NHL. Aktuell hat der russische Flügelspieler bereits wieder 40 Tore erzielt. Evtl. kann er am Ende der Saison sogar zum zweiten Mal in seiner Karriere mehr als 60 Treffer auf seinem Konto verbuchen. Trotzdem könnten die Capitals erstmals seit 2007 die Playoffs verpassen.

 

In den letzten Jahren gelang es den Hauptstädtern in der chronisch schwachen Southeast Division[9] zumindest noch immer die Playoffs zu erreichen. In diesem Jahr ist vor allem die Defensive der Capitals einfach zu schlecht. Stellvertretend dafür steht der +/- -Wert[10] von Ovechkin. Trotz 40 Toren und davon 16 Treffern im Powerplay hat Alex einen Wert von -17.

 

Ein Lichtblick aus deutscher Sicht ist Torwart Philipp Grubauer. Mittlerweile wurde der gebürtige Rosenheimer zwar wieder in das Farmteam der Capitals nach Hershey geschickt, in seinen insgesamt 16 Einsätzen hinterließ er aber einen hervorragenden Eindruck. Sollten sich die Capitals dazu entschließen z.B. Michal Neuvirth vor der Trade-Deadline zu tauschen, könnte Grubauer wieder zurück in die NHL berufen werden.

 

Small Market Teams

Beim Stichwort Metropole kommt man nicht unbedingt auf die Städte Columbus und Raleigh. Trotzdem komplettieren die Teams aus diesen beiden Städten die Metropolitan Division.

 

Die größte Veränderung vor der Saison gab es dabei in Columbus. Nach der Neueinteilung der NHL fanden sich die Blue Jackets erstmals im Osten der Liga wieder. Doch statt direkt durchzustarten, begann die Saison denkbar schlecht. Direkt zu Saisonbeginn verletzte sich mit Nathan Horton die Neuverpflichtung des Sommers, und auch der Rest des Teams war von der Bestform weit entfernt. Nach einem schlechten Saisonstart mit 6 Siegen aus den ersten 19 Spielen sah alles nach einer erneut sehr schlechten Saison für die Blaujacken aus.

 

Doch ab Mitte November fing sich das Team, um dann kurz vor Weihnachten richtig aufzudrehen. Columbus war zwischenzeitlich das heißeste Team der Liga mit acht Siegen in Folge[11]. Die überragende Form konnte zwar nicht ganz konserviert werden, aber mit jetzt schon 29 Siegen und 63 Punkten befindet sich Columbus mitten im Rennen um einen Wildcardplatz. Wenn nach dem Olympic Break mit Marion Gaborik auch noch der vermeintlich beste Torjäger des Teams zurückkehrt, dann könnte das Team aus Ohio sogar noch gefährlicher werden. Da es keinen wirklichen Topscorer gibt, sondern die Last auf viele Schultern verteilt wird, gehören die Blue Jackets zu einem der am schwersten ausrechenbaren Teams der NHL.

 

Anton Khudobin - © by Media

Anton Khudobin – © by Media

In Carolina waren die Veränderungen zwar nicht so groß wie in Columbus, der Saisonverlauf war aber fast identisch. Auch die Hurricanes starteten schlecht und hatten nach 39 Spielen nur 14 Siege auf ihrem Konto. Um den Jahreswechsel startete dann aber auch das Team aus North Carolina durch. Fünf Siege in Serie und insgesamt 12 gewonnene Spiele in 18 Begegnungen brachten die Hurricanes wieder nah an die begehrten Playoffplätze.

Kurios: Nicht Stammtorhüter Cam Ward war der große Rückhalt der Hurricanes, sondern Anton Khudobin trug mit seinen Leistungen im Tor entscheidend zur Kehrtwende bei,

 

Ansonsten entwickelt sich Jeff Skinner zu einem der absoluten Toptorjäger der Liga. Der Flügelstürmer traf im Schnitt in jedem zweiten Spiel und könnte in Zukunft zu den heißen Kandidaten auf die Torjägerkrone zählen.

 

Fazit: Viel Pittsburgh, aber wenig Klasse.

Außer den Pittsburgh Penguins kann keines der Teams aus der Metropolitan Division zu den Titelkandidaten gezählt werden. Zu inkonstant sind dafür bisher die Leistungen in den anderen „Metropolen“.

(Lars Mahrendorf)

 

 

 


[1] Die Boston Bruins liegen mit 125 Gegentoren auf Platz 1, Pittsburgh hat 138 Gegentore.

[2] Die Art Ross Trophy wird an den Spieler verliehen, der nach Abschluss der regulären Saison die meisten Punkte erzielt hat.

[3] Ausgerechnet Sidney Crosby konnte in allen Spielen auflaufen, obwohl er, wegen diverser Probleme in den letzten drei Jahren nur 99 von 212 Spielen absolvieren konnte.

[4] Die ersten vier Spiele gingen aus Sicht von Pittsburgh 3:4 n.V., 5:8, 4:8 und 10:3 aus. Insgesamt kassierte Pittsburgh in der Serie 30 Gegentore und unterlag nach Spielen 2:4.

[5] Durch den Umbau des legendären Madison Square Garden mussten die Rangers ihre ersten 9 Spiele auswärts absolvieren.

[6] 8,5 Millionen Dollar pro Jahr für 7 Jahre

[7] 0-8-2 Siege – Niederlagen – Niederlage in der Verlängerung oder Penaltyschießen

[8] Buffalo ist mit 110 geschossenen Toren das mit Abstand schlechteste Team der NHL.

[9] Oft auch als „Southleast“-Division bezeichnet.

[10] Ein Spieler erhält ein +1, wenn er bei 5 gegen 5 auf dem Eis steht und seine Mannschaft ein Tor erzielt, oder wenn er selber ein Tor erzielt.

Ein Spieler erhält ein -1, wenn er bei 5 gegen 5 auf dem Eis steht und seine Mannschaft ein Gegentor kassiert.

[11] Insgesamt gewann Columbus zwischenzeitlich 12 von 15 Partien.

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